Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1925
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19250102
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192501024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19250102
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1925
- Monat1925-01
- Tag1925-01-02
- Monat1925-01
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Llrteile der Presse über „Prometheus der Dulder": Neue Zürcher Zeitung: So stehen nun nebeneinander wie die Zedern Prometheus, der Jüngere von 1889 und Prometheus, der Ältere von 1924. Das Vorkommnis mutet selber mythisch an, daß ein Dichter nach vierzigjähriger Intervalle den Leiden seiner Jugend noch einmal wie der alte Goethe vornimmt. And sieht sich nicht auch der Leser vor einem außerordentlichen Fall, wenn er in den Briefwechseln der Toten gewisser maßen aus dem Jenseits kritische Depeschen über den Pro- metheus empfängt? Es ist als ob die Ähren still ständen seit 1889, wenn man die denkwürdigen Briefe Kellers an I. D. Widmann liest; denn Kellers Bedenken sind ja auch die vieler Zeitgenossen. Ist es denn noch eine Zeit für solche fibyllinische Bücher? fragt Keller. Lier aber werden die Kellcrschen Einwändc aus einem anderen Grunde wieder laut. Wo man in der Neudichtung Spittelers ansctzt, fleht sie souverän über dis Aussetzungen. Wenn nun der neue Prometheus keine fibyllinische Schrift, sondern firnklar ist, sprachlich nicht nach verjährter Salbung duftet, sondern von einer großartigen Sprachbewälligung erscheint, selbst in der imposanten Willkür; wenn hier die dunklen Alle gorien lichterer Epik weichen, darf man dann nicht wähnen, die neue Dichtung sei eine schöpferische Korrektur der erste»? Gewiß ist der erste Prometheus nicht im zweiten nur auf- gegangen, ebensowenig ist der zweite Prometheus nur eine Neufassung des ersten, wie etwa der zweite Grüne Lein- rich, der Wilhelm Meister es ist, eben weil ja auch der Gehalt des zweiten Prometheus sich geändert hat, weil Spittel« der zweiten Dichtung nicht alle Schönheiten der ersten abborgen mußte. In einem tieferen, als dem nur philologischen Sinne ist der zweite Prometheus doch die Vollendung eines Werkes, neben demdieArformihrenIugend- glanz bewahren mag. Der Bund, Bern: Klar und feierlich ertönt auch durch die herrliche Dichtung das Seclenmotiv, die stolze und doch so demütige Weis heit, die das frühe und späte Werk erfüllt, stärker durch- dringt und höher trägt als den Olympischen Frühling. Weil des Prometheus hochgemute Seele über die Größe des Menschen und die Kleinheit der Welt jubelt, zieht der Engel Gottes feine Land von ihm ab, und nach vollbrachtem Leben und Werk jauchzt sie wieder, wie sehr ihr auch Pro metheus den frivolen Ton verwehre, und will ihn zwingen, mitzujauchzen, hat er doch das Eotteskind gerettet mit der Stärke, die sie ihm verliehen t „Durch seine Leitung hast du Teil an ihm erworben. Vergebens deine Stille, wenn dein Leid gestorben: Zm Eottesknäblein bist du ewig eingebunden. In seinem Auge wird das deine ausgefunden. And welchen Segenskreis sei» Wirken ja beschreibt. Du bist's, der im Verborgenen in ihm schafft und treibt. Darum, Mund auf. Ansterblicher! Bekenne dich! Ruf deinen Namen! Juble stolz und glücklich: „Ich!" Er kämpfte. Endlich sprang im Lerzensüberschwalle Die lrunkne 'Antwort lallend ihm vom Mund: „Ich Alle!" Mi! diesem Wort ha! Spittel« die Idee seiner Dichtung klar und unmißverständlich herausgestellt: sein Bekenntnis zur Kraft der Seele, und er hat beglaubigt, was er als Jüngling ahnte, als ihm dis Gestalt des Prometheus zum ersten Mal groß und fordernd vor die Schau der eigenen Seele trat: seinen Idealismus. Wäre es wirklich nötig, die Existenz berechtigung des neuen gegenüber dem alten Prometheus zu verteidigen, so geschähe es damit am kürzesten: hier hat dieWeltanschauung desDichters ihren endgültigen Ausdruck gefunden. Sein letztes Werk ist das Be- kenntnis seines Lebens. Frankfurter Zeitung: Aus einem Essay über die neuen Roinane Gerhart Lauptmanns u. Thomas Manns in Verbindung mit Spittelers Pro metheus der Dulder: Spittel« der Alte, bald Ächtzigjährige, nach zwanzig Jahren sprengt er den stummen, von Weis heit verschönten, von Mennschenkennerschaft verbitterten Mund und spricht als „Prometheus der Dulder". Das ist der Mann mit Tat und Erkenntnis. Der tragische Mann. Nicht der kluge Lans, ohne Einsatz des Lebens, ohne Willen zur eigenen Seels. Nicht ein heilerer Spiel«, der aus der Güte seines vollen Lerzens selige Inseln träumt und sie mit freundlich« Ironie zum Märchen macht, das uns erfreuen und sanft erhellen soll, wenn unsere llberklugheit uns bereits verdummen wollte. (G. Lauptmann.) O wie gütig und weise ist der alte Märchenerzähler, der uns vor dem Teufel und dem Tod hinwegführt und immer tröste im Angesicht der bösen Lebenshärle. O wie deutlich klug zeigt uns Lans Castorp die Schüsseln und Gerichte des Daseins, und vom hohen Berg die Reiche der Welt und ihre Genuß geheimnisse, die schließlich aber nur an den Tälern der Tat erschlossen werden. (Th. Mann.) Anders Prometheus. Zauberberg und Märchenreiche verfallen, Prometheus friert — der Wärt« des Feuers, Prome theus lockt nicht — der Schürer der Flamme. Prometheus steht allein — der Erlöser All«. Prometheus duldet — ein heilig« Leid.. . . Pcometheus versöhnt sich mit dem Tode. Er sieht Elysium. Nicht Ich heißt seine jetzige Sendung — wie einst vor vierzig Jahren — sondern sie heißt — erschütternd, Lerzen aufrührend und in Bewunderung vor größter Größe bebend: Ich-Alle. Das ist der heroische Mensch als Lciland. Fern von der Insel der Träume, fern von der Leilstätte der überwachen Krankenlörp«, — zwischen mütterlicher Liebe und väterlicher Tal wächst der gigantische Erlöser: der Mann als Geist. Der Täler durch Geist. Di- Weisheit der drei Meister (Lauptmann, Mann, Spittel«) steht auf verschiedene» Stufen. Sie ist nicht doktrinär; sie ist ahnend; unergründlich; sie ist deutsch. Die letzte Klarheit derAnlerweisung ist dem Lerzen der Anterwiesenen aufgegeben. Die ernsten, strengen Könige lächeln. Ironisch sind sie alle in ihren neuen Büchern. Der Jüngste als Teufel des Verstandes; der Mittlere als Vater der verzeihenden Güte; der greise Patriarch aus dem Siegergefühl des Geistes. Er ist der weiteste. Sein Kampf war der größte. Denn er ist ein Leld: sein Spielplatz war die Einsamkeit, sein Kampf war die Geisterschlacht. Eugen Diederichs Verlag in Jena
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder