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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1926
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- 1926-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1926
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Xr 49, 27, Februar 1926, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Die erste Druckerei in Dessau und ihr Geschick. Von vr. H o y e r - Dessau. I. Die Gründung der Wulffschen Presse in Dessau. Zu Ehren des 50jährigen Bestehens des »Vereins sür Anhaltische Geschichte und Altertumskunde« veranstaltete die Landesbüchcrei eine Ausstellung der ältesten Druckwerke Anhalts, wobei den Erzeugnissen der ersten in Dessau und späterhin in anderen Orten Anhalts auf- tretcnden, und zwar hebräischen Druckereien besondere Beachtung zuteil wurde. » Diese Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts nachein ander in Dessau, Cöthen, Jeßnitz und wieder in Dessau auftrctenden Druckereien sind nicht verschiedene, unter sich zusammenhanglose Druckereien, wie man vielfach anzunehmen scheint, sondern direkte Fortsetzungen der ersten 1696 von dem »Hofjuden und Faktor Moses Benjamin Wulff« errichteten und an Schicksalsschlägen so überaus reichen Druckerei in Dessau, der ersten hier überhaupt. Diese erste Druckerei in Dessau ist nicht, wie Robert Hobst in der 1896 erschienenen Schettlerschen Festschrift behauptet, nach kurzer Zeit wieder verschwun den, sondern hat. wie der auch für die folgenden Zeilen maßgebende Freudenthal feststcllt, mit kurzen Unterbrechlmgen nahezu ein halbes Jahrhundert hindurch in> den oben genannten Orten bestanden. Die Gründung dieser Druckerei erfolgte, um dem sich damals unter dem Judentum bemerkbar machenden Mangel au Gebetbüchern und religiösen Schriften abzuhelsen, und beschränkte sich demgemäß auf den Druck jiidischer, meistens jüdisch-religiöser Schriften. Infolge der hohen .Herstelllmgskosten und des ziemlich beschränkten Absatzgebietes rechnete Wulff von vornherein nicht mit Gewinner zielung, besaß aber die Vorsicht, sich mit der Konzession zur Er richtung einer Druckerei das alleinige Ausiibuugsprivilcg Anerkennen zu lassen. In dem Privileg, das die Fürstin-Negentin Henriette Catharina am 14. Dezember 1694 dem »Hofjuden und Faktor Moses Benjamin Wulff« erteilt, wird ihm dieses erbetene Sonderrecht auch zirgesprochen und ihm sicher -um Leidwesen aller heutigen Steuer zahler völlige Zoll- und Steuerfreiheit zugebilligt. Mit diesem weitgehenden Privileg ausgerüstet errichtete Wulff in seinem am Ende der Hospitalgasse in der Sandvorstadt gelegenen neuerbauten Hause die erste Druckerei in Dessau. Vom ersten bis zum letzten Tage ihres Bestehens arbeitete die Wulffsche Presse mit Untcrbilanz, das Unkostenkonto war infolge der durch die andauernden kriegerischen Beunruhigungen aufgeblähten Papierpreise sowie der hohen Transportkosten der zu den Messe plätzen beförderten Bücher übermäßig belastet, das von weither heran geholte sachverständige Personal mußte auch in Zeiten völliger Arbeits losigkeit unterhalten werden, sodaß selbst bei stärkstem Absatz der Er zeugnisse die Summe der Ausgaben bedeutend höher als die der Ein nahmen war. Dazu kam vor allem, daß Wulff seiner ihm anfangs in reich lichem Maße zur Verfügung stehenden Geldmittel infolge großer an den Herzog von Gotha gewährten Kredite und daraus entstandener böswilliger Prozesse mehr mid mehr verlustig ging, was ihn schließ lich dazu zwang, sich schon im Jahre 1704 von dem von ihm mit so großen Hoffnungen gegründeten Unternehmen zurückzuziehen. Der Betrieb der Druckerei sollte mit dem Druck einer vollstän digen Talmudausgabe eröffnet werden, die finanzielle Belastung er wies sich jedoch als untragbar, und Wulff brachte anstatt dessen als ersten Druck ein in der Judenschaft außerordentlich beliebtes Gebet buch in vierfacher Gestalt und teilweiser jüdisch-deutscher Übersetzung heraus. Vom Jahre 1606. dem Erscheinungsjahr des ersten Werkes, bis zum Jahre 1701 erschienen in der Dessaucr Druckerei insgesamt 33 Werke spezifisch hebräischen Jnteressen-Jnhaltes. Alle bei Wulff gedruckten Schriften sind mit besonderen Zeichen geschmückt, die in ihrer ständigen Wiederholung als Gegenstücke der heute üblichen Verlegerzeichen angesehen werden können. Da auch die übrigen aus den Halleschen, Cöthener und Jeßnitzer Druckperiodcn stammenden Drucke diese besonderen entiveder aus Blumen. Portalen oder Wappen bestehenden und stets wiederkehrenden Merkzeichen auf zuweisen haben, so gewährt diese äußere Ausstattung für die Rubri zierung der öfters ohne Jahres- und Ortsangabe erschienenen Schrif ten die beste Handhabe. Der bei allen Drucken erscheinende Vermerk »bcothijoth Amsterdam« weist darauf hin, daß Wulff seine Typen aus Amsterdam bezog, wo damals der hebräische Buchdruck in hoher Blüte stand. Nachdem das Jahr 1701 die Neuauflage eines bereits 1698 bei Wulff erschienenen Werkes notwendig gemacht und dasselbe Jahr noch zwei neue Drucke gebracht hatte, läßt Wulff nunmehr den Betrieb seiner Druckerei-Offizin gänzlich stillegen, nachdem er durch die Finanz streitigkeiten mit den: Herzog von Gotha nahezu um sein gesamtes Vermögen gekommen war. Das bedeutet jedoch nicht das Ende der Wulffschen Presse, wie man beinahe annehmen möchte. Wulff überläßt vielmehr seine Druckerei seinem Schwager Rüben Fürst zu Berlin, von dem sie wiederum kurz darauf — nach dem bald erfolgten Ableben Fürsts — Moses ben Abraham Albin übernimmt. Dieser, ein zum Judentum übergetretcner Amsterdamer Drucker, hatte bereits in Dessau bei Wulff gearbeitet und stellt die Presse nunmehr in Halle an der Saale auf. Infolge dauernder Differenzen mit den höllischen Universitäts behörden und der preußischen Regierung läßt Wulff die Druckerei nach FertigstelUrng von 16 Werken 1717 in Halle schließen und wieder nach den anhaltischen Landen zurückbringen, und zwar nach Cöthen. wo sie von dem gleichfalls aus Amsterdam stammenden Israel ben Abraham übernommen wird. II. Die Wulffsche Presse in Cöthen. Sobald Israel ben Abraham die erforderliche Genehmigung des wissenschaftlich hoch interessierten Fürsten Leopold von Anhalt-Cöthen zur Gründung einer Druckerei erhalten hatte, setzte er dortselbst die Presse in Tätigkeit und brachte in der Zeit des vom Jahre 1717 bis zum Jahre 1718 währenden Bestehens der Druckerei in Cöthen insgesamt 4 Werke heraus, darunter auch eine hebräische Grammatik aus der Feder eines aus Metz stammenden Sprachforschers Alexander Süßkind. Aus wirtschaftlichen Gründen legte Israel ben Abraham jedoch schon im Jahre 1718 seine Presse ins Dessauische zurück, irnd zwar nach dem Städtchen Jeßnitz an der Mulde, wo bereits eine Anzahl christlicher Drucker ihr Gewerbe ausübte. III. Die Wulffsche Presse in Jeßnitz. Hier in Jeßnitz, wo er in möglichster Nähe Leipzigs lvar, das gerade damals steigende Bedeutung gegenüber der ersten und ältesten Buchhandelsstadt Frankfurt am Main gewann, was für den Vertrieb der Drucke von nicht zu unterschätzender Bedeutung war, stellte Israel ben Abraham sein Unternehmen auf völlig neue Grundlagen. Er vergrößert seine Druckerei, gewinnt kapitalkräftige Gesell schafter. sorgt als Verleger durch großzügige Reklame für vermehrten Absatz seiner Schriften, läßt in Leipziger Blättern, namentlich in den bei Große und Gleditsch in Leipzig erschienenen »^eta Lruckitorum« von Gelehrten Besprechungen seiner Verlagswerke aus nehmen und gibt besonders dem 1743 erschienenen »Lehrbuch der Astronomie und mathematischen Geographie« des Historikers David Gans eine von dem Leipziger Professor Hcbenstreit verfaßte wohl wollende Kritik mit auf den Weg. Die Gesamttätigkeit der Jeßnitzer Druckerei zerfällt in zivei Perio den, aus der ersten, die vom Jahre 1719 bis 1726 dauert, sind 38 Werke, aus der zweiten, von 1739 bis 1744 mährenden dagegen nur 6 hervorgegangen: in der Zwischenzeit von 1726 bis 1739 hatte Israel wegen Absatzstockungen den Betrieb in Jeßnitz eingestellt und die Presse nach Wandsbek verlegt, wo sich ihm durch die Nähe der großen Hamburger jüdischen Gemeinde die besten Aussichten auf ge nügende Beschäftigung eröffneten. Eine Großtat auf dem Gebiet des wissenschaftlichen Druckes war die im Jahre 1721 erschienene Enzyklopädie der modernen Wissen schaften des Arztes Tobias Moschides, der infolge der Schwierigkeit der Herstellung die größten Anforderungen an die finanzielle und technische Leistungsfähigkeit der Presse stellte. Da abgesehen von den alljährlich erscheinenden Kalendern die Herstellung jedes einzelnen Werkes mit den größten Kosten verknüpft war. so ist wohl in diesem Umstande der Grund zu suchen, der Israel ben Abraham nach seiner 1739 erfolgten und von David Fränkel, dem Lehrer Moses Mendelssohns, veranlaßten Rückkehr von Wandsbek nach Jeßnitz bestimmt, infolge der sich immer schwieriger gestaltenden finanziellen Verhältnisse im Jahre 1744 seinen Betrieb einzustellen, nachdem er bereits vorher einen großen Teil seines Personals und Materials an die 1742 in Dessau von dem Sohne des Hoffaktors Wulff neugegründete Druckerei abgegeben hatte. IV. Die Presse des Elias Wulff in Dessau. Wie im Jahre 1694 sein Vater Moses Benjamin Wulff ließ sich Elias Wulff, der einzige Sohn des Hosfaktors, bei der im Jahre 1742 von ihm vorgenommenen Gründung einer abermaligen hebräi schen Druckerei in Dessau gleichfalls nur von ganz uneigennützigen Erwägungen leiten, so wie auch er wiederum ganz nach dem Vorbilde seines Vaters die gesamte Finanzierung des Unternehmens auf sich nahm. 265
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