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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1926
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- 1926-03-09
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- 09.03.1926
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X- 57, 9. März 1926. Redaktioneller Teil. Auf Churchills Vorschlag des Preisabbaus antwortet dann noch Charles Phelps Cushing in »Ido luäexsuäsnt--: »Um mög lichst schnell zum Kern der Frage Vordringen zu können, setzte ich mich mit einem der größten Buchverleger in Verbindung. Ich traf einen sachlich-ruhigen Geschäftsmann, der seine Bemer kungen mit der Erklärung einleitete, daß für ihn Bücher nichts anderes seien als ebensoviel Klafter Holz; er verkaufe sie ebenso leidenschaftslos wie z. B. Eisenwaren. Er bekannte ferner, daß er niemals Buchbesprechungen lese. Er sei sein halbes Leben schon in seinem Beruf tätig; aber die einzige ernste Krise, die er mitgemacht habe, liege nun schon achtzehn oder zwanzig Jahre zurück. Damals war eine mörderische Preisschleuderei die Ge fahr des Buchhandels. Nach deren Beendigung gedieh er immer besser, und mit nur leichten Schwankungen hat sich die Kurve stetig aufwärts bewegt. Soweit er ermitteln konnte, ist die Zu nahme des Buchverkaufs in keiner Weise durch Radio und anderes behindert worden. Tatsache sei, daß, obwohl jetzt weniger Titel herausgebracht würden als vor zwanzig Jahren, dennoch viel mehr Bücher verkauft würden. In bezug auf bestimmte Gebiete schien es, als ob der Absatz von volkstümlichen Romanen sich gerade recht gut behauptete, unterstützt durch die starke Nachfrage nach ,six-dit'-Auflagcn, wie inan sie in den Apotheken kauft. Was jedoch die sogenannten ernsten Bücher anlange, so sei da eine sehr starke Regsamkeit im Gange, vor allem seit dem Kriege. Bon großer Wichtigkeit sei die wachsende Zunahme in der Anzahl der Buchverkäufer. ,Wo früher in einer kleinen Stadt ein Laden >var', sagte er, ,seien jetzt zwei; der Wettstreit sei gesund. New Vork City hat drei- oder viermal so viele Buchhandlungen, als es sie früher hatte. . . . Wir schätzen die Zahl der augenblick lichen Buchgeschäfte aus 1V 900. llnd diese Zahl beweise, daß der Buchhandel blühe, trotz der Radio- und Kino-Konkurrenz. Wenn diese zahlreichen neuen Niederlassungen — zweimal so viele, als wir sie früher zu haben pflegten — nicht wären, dann ständen wir vielleicht einer Krise gegenüber. Jedoch Tatsache ist, daß wir es nicht tun'-. Don der Leipziger Frühjahrsmesse. Wollte man an kosmische Zusammenhänge glauben, so hätte mau in dem triiben Himmel, der sich über die große Warenschau der dies jährigen Leipziger Frühjahrsmesse spannte, ein nicht gerade günstiges Zeichen erblicken können. Sicherlich war die Stimmung ernster als sonst, keineswegs aber verzweifelt. Daß sich die Menschenmassen nicht wie weiland während der Inflationszeit in den Straßen drängten, daß die Gaststätten nicht unter jener unangenehmen überfülle zu leiden hatten und daß das Aufgebot an Reklame geringer war, konnte dem tiefer Blickenden kein Zeichen für die Gefährdung der Zukunft dieser Wareuschau sein, sondern eher ein Beweis für eine zwangsläufig cin- tretende Entlastung und Erleichterung durch das Verschwinden von Elementen, die unter anormalen Verhältnissen in das Messegetricbe hcrcingeraten waren und deren Karteuhaus-Nnternehnumgen in dem Augenblicke Zusammenstürzen mußten, in dem die neue Währung dem soliden Kaufmann wieder eine feste Grundlage für seine Tätigkeit gab. Dies zeigte sich in einem gewissen Rückgang der Ausstellerzahl. Frei lich muß auch zugestanden werden, daß mancher geschätzte Einkäufer ausgeblieben war, für den keine Notwendigkeit oder Möglichkeit des Messebcsuches vorlag. Bei alledem aber ergab sich der Vorteil, daß diese vielen Tausende von Menschen, die sich in Leipzig zusammen fanden, sich in der Mehrzahl aus ernsten Interessentenkreisen zu- sammensetztcn. Dadurch ist es auch «gekommen, daß das Ergebnis im allgemeinen zwar der ungünstigen Wirtschaftslage entsprach, in den seltensten Fällen aber jenen recht gab, die das Schlimmste befürchteten. In diesem Zeichen stand auch die Bugra-Messe. Auch hier ist eine gewisse Reduktion der Ausstcllerzahl zu verzeichnen, sicher aber nicht zum Schaden des Ganzen, denn keine der wesentlichen Verlags firmen hat ihren Stand aufgegebcn. Wie in diesem Blatte bereits berichtet wurde, fanden wertvolle Neuigkeiten die erhoffte Nachfrage, was ganz gut durch die vom Verlag in letzter Zeit geübte Zurückhaltung in der Erzeugung erklärt werden kann. Ebenso erklärlich ist der Er folg billiger Gebrauchsliteratur an Bilderbüchern, Jugendschriften usw. Weniger befriedigend dürsten die Aussteller graphischer Kunst, ins besondere die etwas ungünstig in einem der höchsten Stockwerke von Stentzlers Hof untergebrachtc große Gruppe »Süddeutsche graphische Kunst« abgcschnitten haben. Das Erscheinen von Einkäufern vornehm lich aus der Tschechoslowakei und Schweiz bejahte den Bugramessc- Gedankcn, der eben darin besteht, insbesondere dem Auslande einen sicheren Überblick über Stand und Leistung des deutschen Buchgewerbes zu geben. Wenn man bedenkt, daß für den berufserfahrcnen Sorti- mcntsbuchhändler in Deutschland im allgemeinen keine Notwendigkeit für den Messebesuch besteht, so ergibt sich daraus der eigentliche Zu kunftszweck einer zweimal im Jahre sich wiederholenden Wareuschau des deutschen Buchgewerbes. Das Augenmerk der im Buchhandel maß gebenden Faktoren wird sich also künftig in einer Linie mit den starken Anstrengungen des Meßamtes bewegen müssen, das Ausland in zu nehmendem Maße für die Leipziger Messen zu interessieren. Wenn schon die Hoffnung ausgesprochen wird, daß man mit dem Vertrage von Locarno europäisch sprechen lernen werde, so weist dieser Gedanke von selbst in erster Linie auf eine geistige Annäherung der Nationen und auf einen Anslausch geistiger Werte hin. Man wird in diesem Zusammenhänge begreifen können, daß die zähen Kräfte, die schon lange auf die Errichtung eines neuen großen Mcßhauses für das ge samte deutsche Buchgewerbe einschließlich des Buchhandels hinstreben, neue Nahrung erhalten und eines Tages doch den erhofften Erfolg davontragen werden, wenn das friedliche Zusammenarbeiten der euro päischen Nationen, wie es heute von maßgebender Seite angestrebt und propagiert wird, sich nicht als Truggebilde erweist. Durchaus ermutigend für diesen Baugedanken war der Verlauf der Bugra-Maschinen- und -Bedarfsartikel-Messe für das graphische Gewerbe im Deutschen Buchgewerbehause, die sich vou Anfang bis zu Ende eines sehr lebhaften Besuches erfreute und unzweifelhaft eine beträchtliche Zahl ernsthafter Interessenten herbeigelockt hatte. Hier war von einer Abnahme des Angebotes nichts zu bemerken. Die ver fügbaren Räume waren nach wie vor voll besetzt, und man empfand ihre Unzulänglichkeit mehr als sonst, wobei man den Wunsch nicht unterdrücken konnte, daß dieser schöne Museumsbau in nicht allzu ferner Zeit seinem eigentlichen Zwecke wieder zugeführt werden möchte. Diese Veranstaltung bot ein getreues Bild für die durch eine lang anhaltende günstige Konjunktur gestärkte wirtschaftliche Lage der Buchdruck-, Stein druck- und anderer verwandter Gewerbe. Wenn man allerdings die nicht gerade beneidenswerte Lage der meisten ihrer Abnehmer bedenkt, so kann man sich der Befürchtung nicht verschließen, daß auch hier gewisse Rückschläge nicht ausbleiben werden. Immerhin wird der Buchhändler, besonders der Verleger, dem technischen Fortschritt des Buchgewerbes seine Aufmerksamkeit schenken müssen, weil hier ein Teil jener auf rationellere Betriebsweise und Ersparnisse abzielender Mög lichkeiten im Herstellungswesen zu suchen ist. Die Einwirkungen, die der starke Fremdenverkehr auf die nicht im eigentlichen Messegetriebe befindlichen Ausstellungen gehabt hat, be wegen sich in der allgemeinen Linie der Zurückhaltung beim Einkauf. Dies gilt insbesondere von der ständigen Buchausstellung der Firma K o e h l e r L V o l ck m a r im Volckmar-Hause und derWallmann - Ausstellung für den Buchhandel christlich evangelischer Richtung, die beide ihren Schwerpunkt mehr in der rein buchhändlerischen Kan- tatcveranstaltung als in den Mustermessen suchen. Von der eigent lichen Messe bis auf einen kleinen Nest zurückgezogen hat sich derLeh r- m i t t c l h a n d e l, der dafür in den großen ständigen Ausstel lungen bei Koehler L Volckmar und Gustav A. Nietzsche! wahrscheinlich das zukunftsbeständige Werbe- und Vertriebsmittel ge funden hat. Wo es sich wie hier um den Einkauf meist einer größeren Anzahl grundverschiedener Artikel handelt, der nicht allein von Ge schäftsleuten, sondern auch von Schulmännern bewirkt werden muß, die den Zeitpunkt ihrer Anschaffungen nicht von den Mustermessen abhängig machen können, erscheint die Beständigkeit der Anschauungs- Möglichkeit das Gegebene. In der Tat war die Belebung dieser Aus stellungen durch den Meßverkehr keine erhebliche. Fassen wir den Gesamteindruck dieser Frühjahrsmesse in kurzen Worten zusammen, so können wir wohl sagen, daß es nicht an An zeichen für die wiedereintrctcnde Besserung der Lage fehlt. Daß andererseits aber diese Besserung nur allmählich und unter Inan spruchnahme eines starken Ausharrungsvermögens erreicht werden kann, unterliegt, wenn man die tieferen und entscheidenden Ursachen der gegenwärtigen Krise richtig einschätzt, keinem Zweifel. Nach den Beweisen der Widerstandsfähigkeit, die der deutsche Buchhandel wäh rend der dauernden Erschütterungen der letzten Jahre abgelegt hat, darf gehofft werden, daß er sich in seinem wesentlichen Bestände bis zu dem Zeitpunkte erhalten wird, an dem sich der jetzt am Horizont sichtbare schmale Silberftreifen zu neuer Morgenröte entfalten wird. Kurt L o e l e. 313
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