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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1926
- Strukturtyp
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- 1926-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1926
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- Deutsch
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47. 25. Februar 1926. Redaktioneller Teil. so gefaßt, daß sie den Inhalt unzweideutig erkennen lassen; wie werden volle Titel im Jnncnbetrieb gesprochen und gebucht, wo Abkürzungen oder Nummern genügten, sobald eine entsprechende Erklärung im Auslieferungsbuch dem Handelsgesetzbuch Genüge leistet. Welche benachbarten oder befreundeten Berufsgenossen be ziehen Bücher, Papier, Packmaterial miteinander? Wie wenig wird der bargeldlose Giroverkehr gepflegt, der so billig alle Zahlungen, alle Bankgeschäfte besorgt und den allerdings noch billigeren und rascheren Postschcckvcrkehr durch Zinsgewährung iibcrtrifft. Wer den auf allen Drucksachen Postscheck- und Gironummcrn angegeben, werden nur genormte Papierformate benutzt, das Einweisungs- Verfahren der Zeitschriften und der Sammelübcrweisungsverkchr auSgcnutzt, Massen-Dructsachcn ohne Briefmarken aufgeliefcrt, liegt jeder Rechnung eine Zahlkarte bei? Zahlen wir alle Rech nungen sofort mit Skontoabzug, nötigenfalls sogar mit aus- genomnicnem und doch noch billigerem Geldc; beachte ich, daß die billigsten Hilfskräfte oft die teuersten sind? Stimmt das reiche Schaufenster zu dem mageren Warenlager oder das reiche Lager zu dem ärmlichen Schaufenster? Achte ich darauf, daß meine Schaufenster immer sehr sein und doch ganz unpraktisch und un ökonomisch sein können, daß die Ladenmicte in der ersten Geschäfts lage allen Nutzen vornweg auffressen wird, daß Zeitungsanzeigen hinausgcworsenes Geld oder den Grundstein des Geschästserfolges bedeuten können? illicht jeder hat die Gabe des großzügigen Organisicrens und Disponierend, aber auch der mittelmäßig Begabte wird dadurch, daß er sich mit ganzem Herzen seiner Aufgabe hingibt, bald merken, daß eine Menge Vereinfachungen leicht angebracht werden können; daß es von Bedeutung ist, ob das Werkzeug, der Kleistertopf, das Tintenfaß genau in der rechten Grcifweite liegen, der Klcistcrpinsel nicht jedesmal neu abgcstrichen werden muß; mehrere Streif bänder miteinander anzustreichcn, Vorräte für eine bestimmte Zeit aus einmal zu beziehen, das Lager praktisch aufzustellcn usw. Man kann eine zu schwere Last einem Mann aufladen oder sie von zwei in einem Drittel der Zeit erledigen lassen, man kann ein Sklave des Löschblattes fein oder cs fast missen können, mit halblcerem oder übervollem Tintenfaß Zeit und Aufmerksamkeit verschwenden, mit wortreichen Briefen die Leser ärgern, mit Terminkalender und Notizzetteln, die stets griffbereit auch ans Gängen und in der Straßenbahn sind, das Gedächtnis entlasten und Ein-Fälle fcst- halten. Man kann zur Post schicken, wenn die Schalterhalle men schenleer ist, nichteilige Ausgänge zusammenkommen lassen, vor jedem Gang in die Stadt einen Gangzcttel anlegen, oder immer und immer wieder Minuten und Stunden verlieren. Was haben mir doch meine 20 übcrschriebencn Schachteln neben meinem Schreibtisch, in denen ich Pläne, Entwürfe, statistische Arbeiten, An gebote, Proben und dergleichen sammle, schon an Sucherei gespart, wie viele Gänge die Schachteln auf meinem Schreibtisch, in die alles hincinkommt, was in den nächsten Tagen in der Stadt, ja sogar beim nächsten Gang in die Geschäftsräume im Erdgeschoß oder im Stock über mir besorgt werden soll. Natürlich erfaßt die Statistik nur praktisch Wichtiges, keine Spielereien, und erstrebt neben der Klarheit, wo künftig der Hebel anzusctzen ist, auch wieder die Entlastung des Gedächtnisses. Auf eine Vereinfachung möchte ich noch Hinweisen, die bei mir unter anderem schon gute Dienste getan hat: ich lasse meine mancherlei Vordrucke aus einem Bogen durch die Omnitypie in Stuttgart Herstellen, in dem ich je einen oder bei großem Bedarf mehrere gute Abzüge zu einer Druckform zusammenstelle, die photographisch auf eine Zinkplattc übertragen und in einer Offsetmaschine gedruckt wer den; die einzelnen Vordrucke werden auseinandergeschnitten und stellen sich durch den Wegfall des Neusatzes und den Zusammen druck sehr billig. Vielleicht erscheinen manchem Bcrufsgcnosscn diese Winke und diese Ersparnisse kleinlich, aber besteht nicht fast alles in unserem Geschäftslebcn aus einer Kette von Kleinigkeiten? Und gerade diese Unmasse Won Kleinigkeiten, die den Buchhandel mehr als jeden anderen Handelszweig belasten, erzeugen die in Sortimenter- kreisen allgemein herrschende Überarbeitung: sie aber macht uns nicht nur aufgeregt, nervös, launisch, unfroh, sondern auch un produktiv und unfähig, am rechten Platz großzügig zu sein. Die Mnßezeit, die zeitigen Feierabende, arbeitsfreie Sonntage und Freizeiten sind die Brunnenstube schöpferischer Gedanke», Pläne und genialer Einfälle. Wie kann ein stets überlasteter eine rechte Per sönlichkeit mit eigener Note werden; wie ein guter Sortimenter, der in ehrlicher, selbstloser Weise seine nur zu oft hilflosen Kun den be - dient, ihnen Bücher, die er selbst liebgewonnen hat, empfiehlt und ihnen nicht den zuletzt erschienenen Modeschmöker, den er nur aus der Börsenblattempschlung des Verlegers kennt, aushängt. Aufgefallen ist mir schon manchmal, wieviel seltener allgemein Belehrendes und Vertiefendes zu Geschenken empfohlen wird; der Grund dafür ist doch vielleicht der, daß dazu mehr Bücherkenntnis gehört. — Wie kann ein stets überlasteter Sorti menter mit anspruchstzollcren Kunden Neuerscheinungen besprechen und damit sein Geschäft zum Mittelpunkt geistig reger Menschen machen, wie das in alten Zeiten wahrscheinlich mehr der Fall war als heutzutage. Das ist ja das Arbeitsfeld, wo wir Buch händler in einzigartiger Weise dienen können, tz. Ford wird schon recht behalten: aus diesem Dienen wird ein Verdienen; bald wird ein großer treuer Kundenkreis sich solchen Sortimenten zu wenden, in denen vom belesenen Chef und ebensolchen Gehilfen bedient wird und nicht von schnippischen Ladenjungfern und Lehr lingen, denen in ihrer Handelsschule allerlei Materialienkunde eingetrichtert wurde, denen aber das große Gebiet der guten und klassischen Literatur noch ein unentdecktes Land ist. Die Scheu vor den Buchhandlungen, von deren Schätzen die meisten weniger verstehen als von allen anderen Gcschenkartikeln, wird verschwin den und Bücher werden so leicht gekauft werden wie seither wert lose Kinkerlitzchen.. Ja das Zeithaben lohnt sich! Wahrscheinlich werden diese Gedanken manchem als Binsenwahrheiten Vorkommen, und doch wie wenige üben das Gesetz des kleinsten Kraftaufwan des aus. Manche fürchten auch die Mühe jeder Bctriebsände- rung; sie machen lieber eine Arbeit selbst, als daß sie die Mühe des Anlernens einer Hilfskraft auf sich nehmen wollen. Das machen sie dann ihr Leben lang so. Wieder andere scheuen die nötigen Anschaffungen, auch dann, wenn sie viel Zeit ersparen und sich in wenigen Monaten bezahlt machen würden. Zum Glück ist aber bei unseren kleineren Betrieben keine einmalige und plötzliche vollständige Geschäftsumstellung nötig, sondern die Ände rung vollzieht sich ganz allmählich. Jede Vereinfachung schafft schon ein wenig Luft, Ersparnisse für Neuanschaffungen, Blick für weitere Unstimmigkeiten. Und bald wird sich eine merkliche Ent lastung zeigen. Der Hauptfehler aber im Buchhandel scheint mir der zu sein, daß inan sich kaum einmal entschließen kann, unlohncnde Ge schäfts- und Literaturzweige fallen zu lassen, um ja keinen Kun den zu verlieren. Und doch ist eine dem Umfang nach beschränkte Sortiments- oder Verlagsbuchhandlung, die auf einigen Spezial gebieten Vortreffliches leistet, nach meiner Erfahrung nicht nur das Befriedigendste, sondern auch das Einträglichste. Aber wie wenige bringen es über das Herz, das zu sagen, was im sonstigen Warenhandel ganz üblich ist: in diesem Zweig der Literatur finden Sie beim Kollegen T eine reiche Auswahl, ich könnte Ihnen nur eine bestimmte Bestellung ausführen. Bon allen Litcraturzweigen ein kleines Lager, ein kleines Verständnis und damit viel Ballast und Arbeit und wenig Gewinn, das ist der Fluch des Buchhandels. Immer noch träume ich meinen Jugendtraum von einem Ge- nofsenschaftssortiment in einigen benachbart liegenden getrenn ten Geschäftsräumen mit ausgewählt tüchtigen Kollegen, die je einen großen Zweig der Literatur pflegen, einander in die Hände arbeiten und sich gegenseitig aushelfen würden. Was könnte da mit verhältnismäßig kleinem Kapital und Personal Vortreffliches gelei stet werden! Als ich als angehender Geschäftsherr in einem größeren Kreis von Berufsgenossen diesen Gedanken entwickelte, lächelten die erfahrenen älteren Herren. Ich wußte damals schon ein bißchen und heute noch mehr als vor 35 Jahren, warum sic den Plan als Luftschloß behandelten. Trotzdem glaube ich auch jetzt noch, daß fleißige, tüchtige, ehrliche Männer, die die nötige Ellbogen- freihcit haben und wenigstens keine ausgesprochenen Egoisten sind, gemeinsam in dieser Form wirken können. Aber auch unsere Berufsverbände könnten uns noch mehr als jetzt helfen, Zeit und Geld zu sparen. Kreisvcreine können verschiedene Rabatte für Voraus-, Bar-, und 14-Tagc-Zahlungen und Aufschläge für Zahlungen in I, 3 und 6 Monaten beschließen
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