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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1927
- Strukturtyp
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- 1927-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1927
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- Deutsch
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X- 2, 4. Januar 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. der Verlag — imstande ist, ihre Lieferbedingungen bis zu einem gewissen Grade zu diktieren. Für diese ihre Macht ist ein kleiner Zwischenfall bezeichnend, der sich vor einigen Jahren in Malland zutrug und von dem ich zufällig hörte. Im Einvernehmen mit dem betreffenden Verleger sollte der als zu hoch empfundene Rabattsatz einer der meistgekauften französischen Modejournale herabgesetzt werden. Die Besitzer der Mailänder Kioske drohten dagegen mit einem gemeinsamen Boykott dieser Zeitschrift. In Deutschland hätte der Verlag schon deshalb nachgeben müssen, weil sonst seine Konkurrenz das Geschäft gemacht haben würde. Die Aktiengesellschaft aber konnte den Händlern in Aussicht stellen, daß sie ihnen auch die Lieferung einer Anzahl anderer Zeitschriften sperren und diese -durch eigene Straßenverkänfer vertreiben lassen würde, falls die neuen Bedingungen nicht bis zu einem bestimmten Termin akzeptiert seien. Eine solche Schmälerung ihres Geschäftes hätten die Händler nicht lange ohne -beträchtlichen Schaden aus- halten können und mußten sich -also fügen. Diese Organisation ermöglicht es bereits, auch den in der entferntesten Provinz wohnenden italienischen -Sortimenter des öfteren zwanglos über die ihn interessierenden französischen Neuigkeiten, nach seinen besonderen Bedürfnissen zusammengestellt, in italienischer Sprache zu unterrichten und ihm von Zeit zu Zeit besonders gangbare Werke durch die Reisenden der A-ktiengesell- schast vorlegen zu lassen. Man erstrebte indessen noch eine größere Unabhängigkeit und einen festeren Unterbau für das Unternehmen. Zu diesem Zwecke erwarb man nach und nach, teils durch Ankauf, teils durch Mugründung, eine Reihe von Sortimenten und faßte sie in einem besonderen Unternehmen mit eigener Firmierung zu sammen, um für die übrigen Sortimente nicht allzu offensichtlich als Konkurrenz -erkennbar zu sein. Man breitete Planmäßig ein ganzes Netz von Buchhandlungen in Italien aus, und heute darf die französische Verlagsgruppe -damit rechnen, daß diese sich für ihre Publikationen in Rom, Neapel, Palermo, Genua, -Triest, Bo logna und einigen anderen Städten in besonderem Maße ver wenden, ohne -daß ihr dadurch unmittelbare Auslagen entstehen. Die Selbständigkeit in der Geschäftsführung der einzelnen Verleger sowohl wie der anderen Unternehmungen wurde bereits erwähnt. Die Verbindung -der französischen -Aktiengesellschaft mit der Firma in Italien beruht darauf, daß sich deren Aktienmehr heit im -Besitz des französischen Stammhauses befindet, welches gleichzeitig im Aufsichtsrat vertreten ist und zeitweilig einen Ver trauensmann nach Italien schickt. Lediglich der Direktor der ver einigten italienischen Sortimente ist dem des italienischen Haupt geschäftes unmittelbar unterstellt. Angeblich -soll -der französische Konzern an entsprechenden Unternehmungen -auch in England, in -den Vereinigten -Staaten, Südamerika, der Levante, den südslawischen Staaten und einigen anderen Ländern auf ähnliche Weise beteiligt sein oder dort eigene Vertretungen haben. Die Tatsache, daß die italienische Firma sin ausgedehntes Kommi-ssionslager englischer Werke unterhielt und diese über Paris bezog, läßt in -der Tat aus eine solche Verbindung nach England schließen. Dagegen erschien die ebenfalls vor handene deutsche Abteilung als ein unorganisches Anhängsel, das sich mangels ähnlicher Einrichtungen in Deutschland nicht recht in den Gesamtaufbau einstigen ließ. Die komplizierte Organisation- soll der Vereinfachung des Ge schäftsverkehrs dienen: sie soll den Verleger entlasten und seinen Vertrieb unterstützen. Die -Abwicklung der einzelnen Geschäftsvor gänge zeigt, daß -dieser Zweck auch tatsächlich in einem hervorragen den Maße -erreicht wird. Der Verleger übergibt die Werke nach ihrer Fertigstellung der gemeinsamen Auslicscrungsstelle; bezüglich der Kosten der 'Buchbinderarböiten -spielt dabei die -Anzahl der Exemplare keine erhebliche Rolle, weil -die Bücher in Frankreich bekanntcrweise zunächst meist nur geheftet werden. Unabhängig von der Propaganda des betreffenden Verlegers nimmt die Aktien gesellschaft das Werk in ihre Prospekte und Kataloge auf und bietet es gleichermaßen dem französischen Sortiment 'wie auch den zum Konzern gehörigen Ausl-andsunternehm-ungen an. Diese be stellen sehr sorgfältig -aus Grund ihrer Erfahrungen und Kenntnis der besonderen Aan-desvcrhältnisse, um unnütze Fracht- und Zoll spesen zu vermeiden; in zweifelhaften Fällen werden sic mit den angeschlossenen Sortimenten darüber Rücksprache nehmen. So ist auch der umgekehrte Fall möglich, daß ein Verleger, bevor er die Auflage eines Werkes festleg-t, auf dessen Verkauf im Ausland er besondere Hoffnung -setzt, vorher durch die französische Aus lieferung den mutmaßlichen Absatz von den Sortimenten im Aus lande selbst schätzen läßt. Die italienische Aktiengesellschaft gibt ihrerseits ebenfalls einen Neuigkeiten-anzeiger heraus, der in hoher Auflage an das gesamte italienische Sortiment verteilt und von diesem schon deshalb be achtet wird, weil es durch ihn vor allem von wichtigen italienischen Novitäten erfährt, und weil von -der französischen, Literatur nur die das italienische Publikum «auch wirklich interessierenden Bücher in landeskundiger, fachmännischer Auswahl aufgeführt werden. Außerdem sind dauernd Reisende tätig. Sofern ein französisches Werk aus ein allgemeines Interesse rechnen kann, sorgt die Aktien gesellschaft für Presscbesprechungcn und andere geeignete Propa- gandamaßniahmen. Zudem verwenden sich die Konzern-Buch handlungen für die Produktion -der -angeschlossenen Berlage in besonderem Maße. Auf diese Weise kann der französische Verlag damit rechnen, daß sein Buch tatsächlich -den Interessenten in mehreren Ländern bekannt und vor -allem den in Frage kommen den Behörden, Bibliotheken und -Gesellschaften vorgclsgt wird. Ohne Zweifel ein Vertrieb von erstaunlicher Reichweite und Ein dringlichkeit, dessen -Wirkung man nicht leicht zu hoch sinschätzen wird. Wie oben erwähnt, unterhalten die angeschlossenen Ver leger im Prinzip kein Auslieferungslager, sondern -übergeben die fertigen Vorräte der Aktiengesellschaft. Diese übernimmt nach eigenem Ermessen gegen einen Sonderrabatt von den gängigen Werken einen Teil in fester Rechnung, das übrige erhält sie unbefristet in Kommission, über alles Bezogene rechnet sie vierteljährlich ab und leistet -den Verlegern außerdem monatliche ä conto-Zahlungen, deren Höhe sich meist nach den -früher erzielten durchschnittlichen Umsätzen richtet. Infolge der -finanziellen Interessengemeinschaft kommen Unregelmäßigkeiten, wie etwa das in -anderen Ländern bekannte Blinddisponieren, selten oder -gar nicht vor. Lediglich wenn eine Auflage zu Ende geht, wird man die betreffenden Firmen zur Remission der Vor räte dorthin veranlassen, wo sie jeweils benötigt werden. In entsprechender Weise vollzieht sich der Verkehr zwischen der Pariser Aktiengesellschaft und ihren Tochterfirmen im Auslande und wiederum zwischen diesen und den ihnen angeschlossenen Sor timenten. So remittierte z. B. im Jahre t921 die italienische Firma die Reste ihrer -von l9I4 bis 1918 bezogenen Kriegsliteva- tur, -die inzwischen natürlich wertlos geworden war, und erhielt den recht -erheblichen Gegenwert -von Parks ungekürzt gutge- schrie-ben: ein rationelles Verfahren, das indessen nur dort geübt werden kann, -wo ähnliche enge finanzielle -Bindungen die Ge fahr -des Mißbrauchs weitgehend ausschließen. Die französische Verlagsgruppc kann also mit sicheren monat lichen Eingängen rechnen. Sic -hat nur noch mit einem Schuldner zu tun, dessen Geschäftsgebaren sie kontrollieren und beeinflussen kann und an dessen -Gewinnen sie unmittelbar teil hat. — Ver gleicht man damit das -deutsche Verfahren mit seinen Hunderten oder gar Tausenden von Einzelabrechnungcn, mit seinem Mangel einer Gewähr für die Zahlungswilligkcit des ausländischen Schuld ners, mit seinen für -den Besteller -so lästigen und langwierigen Vorfakturen, mit dem Rechnen in fremden Valuten, dem Um wechseln kleinster Beträge und vielen anderen Umständlichkeiten, so erkennt man leicht, um wievicles rationeller, billiger, rascher und kaufmännischer -die französische Organisation arbeitet. Sie ist eine Schöpfung des Verlags. Und sie hat nicht nur für ihn Vorteil«, vielmehr -wird gerade die Rücksicht auf ihre Annehmlichkeiten für das ausländische Sortiment bei ihrem Zu standekommen eine -ausschlaggebende Rolle gespielt haben, denn in erster Linie sollte der -Geschäftsverkehr für den Händler und In teressenten im Auslande erleichtert -werden. Die Schwierigkeiten der Fremdsprache, die Belastung durch Auslandsporti, die zeit raubende Arbeit, mit vielen Verlegern verkehren zu müssen, und die bei -den ungenauen Angaben der Besteller so häufige Unmög lichkeit, den Verlag und seine Anschrift sestzustellen, die erhebliche II
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