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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1927
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- 1927-01-15
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- 15.01.1927
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X- 12, 15. Januar 1927. Redaktioneller Teil. druckt, wie sie eben Eigentum des Verlags ist. Auch die zum Schlüsse der einsache» Melodie »och beigesügte Wiederholung von »Herr, mach uns frei« in dem Satz sür vier Männerstimmen wird wohl von Kremser stammen. sStammt sie auch. Der Vers.) Aber das kommt gar nicht in Betracht, zur Feststellung des unerlaubten Nachdrucks genügt das Vorangehende. Auch der in der Sache gepslogene Bries- wcchsel zwischen dem Herrn Oberbürgermeister von Bonn und der Leipziger Firma liegt mir nun vor. Er wurde, jcbensalls durch die letztere, veröffentlicht im »Mnsikalienhandel» Nr. 7 vom IS. Fe bruar 1SL8. In völlig einwandfreier Form machte der Verlag schon am 1. Februar daraus aufmerksam, daß in dem Bonner Ab druck ein Eingriff in seine Verlegerrechte vorlrrgc, und bittet um Rückäußerung in der Angelegenheit, da die abgedruckte Bearbeitung Kremsers ihr Eigentum sei. Die Antwort von Bonn erfolgte am 4. Februar. Sie ist geschrieben noch ganz unter dem Eindruck des Jubels über die Befreiung von siebenjähriger Knechtschaft; aber gerade deshalb wohl kann man der Bemerkung im »Musitalien- handcl« nicht unrecht geben, baß sie »einen starken Mangel an Rechts kenntnis und an Sachlichkeit« zeige. Und wenn gegen den Verlag der Borwurf erhoben wird, daß er »die erhebende vaterländische Kundgebung zu Geschäften auszunutzen versuche-, und wenn dann weiter das Verhalten als eines Deutschen unwürdig bezeichnet wird, so mußte der Verlag sich mit Recht entrüsten. Und Lies um so mehr, weil man es in Bonn mit der juristischen Begründung sehr leicht genommen hatte. Denn die Berufung daraus, daß das Dank- gcbet schon längst zum Volkslied geworden sei, war belanglos, der Verlag beanstandete ja nur den Abdruck der Kremserschen Bearbei tung. Und wenn man sich damit entschuldigen wollte, daß man den Abdruck nach dem Werke eines anderen Verlags, dem bei L. Leopold in Bonn erschienenen Bonner Liederbuch von I. M. Günther, vor- genommcn habe, so war damit höchstens erreicht, daß der Leipziger Verlag nun auch gegen den zweiten Bonner Attentäter Vorgehen mußte. Wenn endlich zum Schluß noch von der Bonner Seite mit der Verösscntltchung des Briefwechsels gedroht war, »damit auch die Bevölkerung sich ein Urteil darüber bilden könne«, wie der Verleger »als deutscher Geschäftsmann die Besreinngsfeier ausfasse», so darf man sich noch wundern, wenn diesen verschiedenen An- rempclungen gegenüber der Verlag in seiner Erwiderung vom s. Februar ohne jede Erregung und in aller Ruhe bemerkt, daß er das im Ton gänzlich vcrgrissene Schreiben vom 4. Februar nicht unwidersprochen lassen könne, da ln demselben sachliche und per sönliche Momente vermengt seien. Auch jetzt bernst er sich wieder nur aus sein Eigentumsrecht sür die Kremsersche Bearbeitung und erklärt, daß er dem Ansuchen, bas Lied sür die Besreinngsfeier in dieser Form abdrucken zu diirsen, gerne nachgekommen wäre. Und ich sür meine Person setze in diese Versicherung nicht den geringsten Zweisel. Ich habe in meinem Verkehr den Verlag stets als maßvoll und entgegenkommend kenncngelernt. Und nun das Ende des Streites? — Das Klügste ist auch hier ein Kompromiß. Der schuldige Teil — und der ist wohl sonder Zweifel der Bonner — wird sich leicht zu dem bedauernden Ge ständnis bereit erklären, daß er, ganz erfüllt von der ideellen Seite, die materielle außer acht gelassen habe und deshalb entsprechende Genugtuung leisten wolle. Dann aber wird auch der obsiegende Teil aus seinem Herzen keine Mördergrube machen und nicht allzu hartnäckig und allzu nachdrucksvoll aus seinem Schein bestehen. Ge schieht aber beides, dann wird wenigstens in diesem Punkte zur frohen Wahrheit, was wir als Studenten immer »so schön« ge sungen haben: »Europa hat Friedcnl- » Auf den von Herrn vr. Reifert empfohlenen Standpunkt hat sich, wie wir ergänzend bemerken möchten, Herr Sander von An fang an gestellt. Er hat von vornherein erklärt, dah ihm an einer Bestrafung des Herrn Oberbürgermeisters und des Herrn ersten Beigeordneten nichts gelegen sei, daß die Anrempelung durch die Stimmung der Befreiungstage vielleicht in gewissem Grade zu erklären sei, und daß er nichts fordere als die Rücknahme der unwahren Behauptungen und Ehrkränkungen. Die Aufrcchterhaltung dieses versöhnlichen Standpunktes wurde Herrn Sander durch das Verhalten der Gegenseite aller dings reichlich schwer gemacht. Bereits am 8. Februar 1926 — also bevor die von der Stadt Bonn lancierten schwer beleidigen den Mitteilungen in etwa 30 deutschen Tageszeitungen erschienen, hatten die Anwälte des Herrn Sander dem Herrn Oberbürger meister in einem ganz ausführlichen Schreiben den Sachverhalt dargelegt und auf das Unhaltbare seines Vorgehens hingcwiesen. Auf dieses Schreiben erfolgte — trotz mehrfacher dringlicher Mah- S8 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel nungen — eine Antwort erst am 16. März, also nach fünf Wochen, und zwar nach Angabe der Stadt Bonn wegen Krankheit des zuständigen Dezernenten. In der Zwischenzeit hatte Herr Sander Beleidigungsklage erhoben, erklärte sich aber auf das Schreiben zu weiteren Vergleichsverhandlungen bereit. Diese Verhand lungen führten zu keinem Erfolg, weil die Gegenseite sich durch das energische, aber unseres Erachtens ganz sachliche Vorgehen der Anwälte des Herrn Sander und den von ihnen »angeschlagenen Ton- ihrerseits persönlich gekränkt fühlte, keine für Herrn Sander annehmbare Erklärung abgeben wollte und die Übernahme der entstandenen Gerichts- und Anwaltskosten ablehnte. Es kam in folgedessen am 18. November zur Verhandlung vor dem Amts gericht Leipzig, zu der der erste städtische Beigeordnete der Stadt Bonn, Herr vr. Lühl, und ein Bonner Anwalt und Stadtver ordneter persönlich erschienen. Nach kurzer Verhandlung wurde eine den Forderungen von Herrn Sander entsprechende Erklärung von der Gegenseite abgegeben. Die gesamten Kosten wurden von der Stadt Bonn übernommen, die bei früherem Einlenken hätte wesentlich billiger wegkommen können. vr. M. Sch. „Wiffenschaftsprovinzen". Ein Kapitel Kulturpolitik. Ein jüngerer Biologe, vr. Erich Wasmund, Leiter des Bio logischen Instituts in Wasserburg am Bodensee, veröffentlichte im Seplemberheft der »Deutschen Rundschau« unter dem obigen Titel einen Aufsatz, aus dem wir mit Genehmigung des Verlags einiges sür den Buchhansel Wichtige wiedergeben. Wasmund kommt nach einleitenden Ausführungen über Kultur politik und Wissenschaftspolitik auf die Frage der W i s s e n schafts typen der einzelnen Länder zu sprechen, deren Herausarbeitung von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig ist. Begreiflich ist z. B. des weiträumigen Rußland Vorliebe für Bodenkunde — und Geo graphie, darf man hinzusetzen —, und Schwedens Neigung zur Moor spezialforschung ist ohne weiteres erklärlich. Doch wird z. B. die Kunst geschichte in Skandinavien nie zu besonderer Blüte gelangen können. Deutschland ist unleugbar die Heimat der Philosophie und Kultur wissenschaft; Englands Charakter prädestinierte das Land zum Aus gangspunkte des Empirismus (Bacon, Hobbes, Hume, Darwin). Eigene Stärke und Talent sind jedoch Voraussetzung sür die Fähigkeit der Ausbildung eines eigenen Wissenschaftsstils, denn nur so ist es zu erklären, daß nicht jeder Stamm und nicht jede Sprache einen eigenen Wissenschaftsstil hat Hervorbringen können. Geistige Aktivität wech selt von Volk zn Volk hinüber und herüber, und es zeigt sich, »daß das politisch vorderste Land auch die Führung in der Wissenschaft an sich zu reißen sucht«. Gebunden an das Vorhandensein von Weltspra chen ist die Tatsache der W i s s e n s ch a f t s p r o v i n z e n. »Die Nation mit der größten politischen und kulturellen Macht spricht selbst bewußt in ihrer Sprache, und die vielen kleinen Staaten und Stämme werden Hörige. Ein Territorium, das seine wissenschaftlichen Ver öffentlichungen einhellig in einer Sprache betreibt, mit einem Staat als Sprachkern und seinem (nicht nur wissenschaftlich, meist überhaupt kulturell) Hörigen«, nennt Wasmund eine Wissen- s ch a f t s p r o v i n z. Es gibt deren zurzeit vier: die deutsche, die englische, die franzö sische und die spanische. Die deutsche umfaßt »das Deutsche Reich, Holland, Österreich, die Deutsch-Schweiz, Italien ist Interessensphäre, dann Ungarn; Bulgarien ist wieder fraglich. Bedingt hinzuzuzählen, aber keineswegs zu einer anderen Provinz zählend sind Dänemark, Schweden, Finnland und Rußland. Die baltischen Staaten werden bald wieder ganz dazu gehören. Die englische Provinz umfaßt England, Norwegen, die Vereinigten Staaten, sämtliche britische Dominions und Kolonien, die z. T. (Südafrika, Neuseeland) recht gute selbständige wissenschaftliche Organisationen besitzen. Vorläufig gehören auch Japan und China dazu. Die französische Provinz umfaßt außer Frankreich, Belgien und Polen die Tschecho-Slowakei, Jugoflawien, Rumänien, Griechenland und die Levante. Was in Nord afrika an bodenständiger Wissenschaft existiert, gehört zum guten Toil auch dahin, ebenso Italien mit Vorbehalt*). Die spanische Wis senschaftsprovinz erstreckt sich über die iberische Halbinsel und das Amerika der spanischen Besiedelung . . .« *) Den ich unterstreichen möchte, denn Italien scheint im Zu sammenhang mit seinem wachsenden machtpolitischen Einfluß in kräf tigem Ausschreiten auf dem Wege zu einer eigenen Wissenschafts provinz begriffen zu sein.
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