Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800823
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188008233
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18800823
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-23
- Monat1880-08
- Jahr1880
-
3393
-
3394
-
3395
-
3396
-
3397
-
3398
-
3399
-
3400
-
3401
-
3402
-
3403
-
3404
-
3405
-
3406
-
3407
-
3408
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3396 Nichtamtlicher Theil. ^ 195, 23. August. kataloge gewöhnen. Jeder Sortimenter wird mit Interesse dem weiteren Fortschreiten des Unternehmens solgen. Die Lehrerbuchhandlung in Cassel. Im Jahre 1875 constitnirten sich die Elementarlehrer des Reg.-Bez. Cassel zu einer Aktiengesellschaft behuss Ankauf der dor tigen Luckhardt'schen Musikalienhandlung; Antheilscheine ä 10 M. wurden ausgegeben, Direktorium und Verwaltungsrath gewählt und jährlich, in der Versammlung des Hessischen Lehrervereins, Bericht erstattet. Ein alter, emeritirter Lehrer mußte seinen Namen hergeben und so wurde, ohne Einholung der gesetzlichen Erlaubniß znm Geschäftsbetriebe für die Directionsmitglieder, die Firma auch in das Handelsregister eingeschmuggelt. Alles so still, heimlich und sein angelegt, daß die tief schädigenden Folgen dieser Gründung für den Buchhandel Hessens nicht gleich erkannt werden konnten und erst nach und nach drückend fühlbar wurden. Mit der vorhandenen Musikalienhandlung und Musikalien- Leihanstalt wurde nun ein Sortiments-, Schreibmaterialien-, Pia- nino- und Lehrmittel-Geschäft verbunden und die Mitglieder des Hessischen Lehrervereins angehalten, ihren und ihrer Schule Bedarf von dieser Handlung zu entnehmen. In der richtigen Anschauung, daß eine den Lehrern gehörende Buchhandlung den festesten Schutz und die größte Ausdehnung und somit Einnahme erlangen müßte, wenn ein Schulbücher-Verlag da mit verknüpft würde, wurde auch hierfür ein Plan entworfen und ausgesührt. Lehrer-Sektionen wurden gebildet zur Bearbeitung der verschiedensten Elementarschulbücher, diese der Regierung vor gelegt und von derselben, da sie keine Ahnung von dem Sachverhalte hatte, zur Einführung genehmigt. Die Schulen des ganzen Landes gebrauchen schließlich nur diesen Verlag, beziehen ihren Bedarf nur von ihrer Handlung; die Lehrer in den kleinen Orten benutzen ihren Einfluß, um auch andere Kreise ihrer Handlung zuzuführen und — das Monopol ist fertig, welches die Einnahmen der Lehrer stetig steigert, die der hessischen Buchhändler und Buchbinder in kleineren Orten (bisher Käufer bei den Buchhändlern) aber zum Erschrecken vermindert. Angesichts dieses zur Landplage werdenden gesetzlosen Treibens der Lehrer hat nun der Verein der Casseler Buchhändler den Kampf gegen die Faiseurs der Lehrerbuchhandlung ausgenom men. Ende Mai d. I. ließ er in dem gelesensten Blatte Cassels einen geharnischten Artikel erscheinen, der sofort die allgemeine Aufmerksamkeit ans sich zog und zu lebhaften Nachforschungen die Anregung gab Die Lehrer, in ihrer ersten Angst über die Enthüllungen, griffen zu dem verzweifelten Mittel, ihren ersten Gehilfen (sie haben bereits zwei, die mit 3600 Mark salarirt werden; gewiß ein gutes Zeichen für das Geschäft) zu der öffentlichen Erklärung zu veranlassen, daß das Geschäft schon seit dem 1. April d. I. sein Eigenthum sei Herr Hugo Schmidt, so heißt der betreffende Herr, erkühnte sich denn auch dieser — Aussage. Sie wurde aber so energisch zurückgewiesen, daß er nicht zum zweiten Male sich hcrauswagte. Dieses Bersteckspiel empörte allgemein, und Artikel aus Artikel erschienen nun von den verschiedensten Seiten gegen die Lehrer und ihr Geschäftsgebahren. Der Firmagebende emeritirte Lehrer, eben falls über diese Lügen empört, lieferte jetzt dem Casseler Buch händlerverein das diesem noch fehlende Beweismaterial für die ge heime Organisation der Lehrer: Gründungsstatuten, Antheil scheine tk. rc. Damit hatte genannter Verein die Mittel, um weiter vorzu gehen. Eine Eingabe an den Kultusminister bedeckte sich schnell mit weit über 100 Unterschriften von Buchhändlern und Buchbindern aus allen Theilen des Landes; auch die Collegen in Frankfurt a/M. und Wiesbaden betheiligten sich. Erfrischende Zurufe begrüßten diese That, untermischt mit herzzerreißenden Klagen über den Ruin, dem kleine Geschäftsleute durch das Treiben der Lehrer entgegen gehen Noch einmal versuchten es die Lehrer, an die Oesfentlichkeit zu treten mit einem Artikel, der mehr einem Pamphlet ähnlich sah als einer Vertheidigung, und in dem neben anderen Schimpfreden auch die „jammernden und hungernden Buchhändler, Buchbinder und Lederwaarenhändler" vorkamen, bis man sich schließlich zu der horrenden und wissentlichen Unwahrheit verflieg, daß die dem Publicum vorgelegten Acten gefälscht seien. Energische Antwor ten von Seiten der Buchhändler, mit Angabe der Quelle, wo her die Acten stammen, machten die Lehrer verstummen. Der Buchhändlerverein hatte aber ein gewaltiges Material zur Einsen dung nach Berlin. Ein erster Erfolg blieb nicht aus. Sofort wurde der Casse ler Regierung eine strenge Untersuchung anbefohlen, die städtischen Lehrer vor das Forum der Schuldeputation gefordert, und sind die Behörden noch heute mit gründlicher Nachforschung beschäftigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird den Lehrern jedes Geschäft, namentlich auch das Verkaufen von Büchern in der Schule, ver boten werden. Aber, was wird's helfen? Bereits hat sich der Hauptfaiseur dieser Handlung pensioniren lassen, um ungestört seinen Geschäften leben zu können. Hand in Hand mit ihm geht vorhin erwähnter Gehilfe; eine neue Firma wird gewählt, zu der letzterer das Aus hängeschild hergibt; es bleibt alles beim alten, und die tiefe Schä digung des hessischen Buchhandels zeitigt ihre Früchte. Dieses Stück buchhändlerischer Zeitgeschichte dürste vielen neu und überraschend sein und gewiß volles Interesse erregen. Soll es dabei bleiben? Sollte es nicht vielmehr am Platze sein, daß auch der Berlagshandel sein Veto einlegt und der Lehrerbuchhandlung die Bezugsquellen schließt? Zuni Vortheil, namentlich der pädagogischen Verleger, ist die Existenz dieser Handlung nicht. Je mehr sie erstarkt, desto weit gehender werden auch ihre Verlagsunternehmungen, und schließlich verdrängt sie jeden auswärtigen Schulbücher-Verlag. Die orga- nisirte Macht der Lehrer ist nicht zu unterschätzen, selbst wenn sie sich, infolge des Verbotes der Regierung, einer neuen Firma be dienen und größerer Heimlichkeit befleißigen muß. Dem Verlagshandel sind vorstehende Thatsachen bisher un bekannt geblieben, und die hessischen Sortimentsbuchhändler haben ihn noch nicht um seinen Schutz angerufen. Wenn es hiermit ge schieht, und ihm gezeigt wird, welche drohende Gefahr für ,Sorti ment und auch Verlag entsteht durch derartige Vereinigungen von Lehrern, denen andere Beamten - Kategorien ja leicht folgen können, so haben die hessischen Buchhändler auch die feste Ueber- zeugung, daß ihr Wort Gehör findet. Einsichtige Verleger werden der verheerenden Fluthwelle, die hier in neuer Gestalt den Buch handel überschwemmen will, entgegen treten, und durch Nicht lieferung ihr die Kraft entziehen. Pcrsonalnachrichten. Herr Hyacinthe Didot, Mitinhaber des Hauses Firmin Didot L Co. in Paris ist im Alter von 81 Jahren kürzlich verstorben. In Berlin verstarb am 16. d. Mts. der Verlagsbuchhändler Herr vr. M. Poppelauer, und am 19. d. M. Herr Albert Hofmann, Chef der Firma A. Hofmann L Comp. Herr Otto Krüger in Sondershausen ist zum Fürstl. Hof buchhändler ernannt worden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht