X- 34,1«. Februar 1927. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 1359 Abenteuerliche Schicksale eines Deutschen in Brasilien unter Hinterwäldlern, Oiamantsuchern, Indianern, Einsiedlern und Verbrechern von Kranz Oonat A Kartoniert, mit dreifarbigem Umschlag M. S.—, seiner Leinenband M. 6.S0 HI llLcr / Vsi'IaZs / Stllt/Zrsi't Oie erste Leseprobe: ch stand an der Reling und träumte hinüber in die waldigen Bergs, die sich von Santos nach dem Süden erstrecken, und die romantische Wildnis zog mich wie mit unsichtbaren Riesen- armen zu sich hinüber. Endlich war ich dort, wohin ich mich gesehnt hatte und weshalb ich Seemann geworden war. Mich hatte die sremde, weite Welt gelockt, wo nach meiner Überzeugung der Mensch noch Aussichten hatte, wo man noch mit Wilden kämpsen, Goldsucher oder Tiger jäger werden konnte, kurz wo es Abenteuer zu erleben gab. Vor der Pforte dieses Paradieses aber hielt der Bootsmann unbarmherzig Wacht, so daß ich keinen Schritt vom Dampfer tun konnte. Wie dumm hatte ich es auch angcfangen! Hätte ich es doch wie andere gemacht, hätte die Hände in die Tasche ge steckt und wäre an Land gegangen, um nicht mehr zurückzukehren. Da ich meine Habseligkeiten nicht im Stiche lassen wollte, man aber nur das, was man auf dem Leibe trug, mit aus Urlaub nehmen durfte, so vertraute ich sie einem Hasenbummler an, damit er sie heimlich an Land schmuggle. Er hatte das auch ganz gewissenhaft getan, zugleich aber auch die Schiffswache von meinen Absichten unterrichtet^ und nun war der Schurke mit meinen Sachen aus und davon, und ich hatte das Nachsehen. So stand ich am Schiffsrand und sah wie Moses in das gelobte Land, das er nicht betreten sollte. Ich junger Dickkopf begnügte mich aber nicht mit dem bloßen Anblick, vielmehr war mein Plan bald fertig. Als es dunkel wurde, ging ich in die Schlachterei und steckte ein großes Messer zu mir, da ich nicht waffenlos landen wollte. Ge wissensbisse habe ich mir wegen des Diebstahls nie gemacht, denn ich ließ ja eine vierzigtägige Heuer zurück. Nun besorgte ich mir noch ein langes Tau, befestigte es bei der Schraube an der Reling und ließ es ins Wasser gleiten. Dann überzeugte ich mich, ob die Lust rein sei, und stieg ins Wasser. An den steilen Kaimauern hinaufzuklettern war unmöglich. Ich mußte also das linke slache Stromuser wählen. Wohl war ich ein guter Schwimmer, doch ich mußte die Breite des Stromes unterschätzt haben, oder waren es die Kleider, die mich so müde machten? Meine Kräfte drohten schon zu versagen, und noch immer fand ich keinen Grund; ich bekam es mit der Todesangst zu tun und wollte schreien, aber die Kehle war mir wie zugeschnürt. Schon dachte ich versinken zu müssen; da packte mich in meiner höchsten Not eine Woge und warf mich ans Land. Aber was für Land! Ich saß bis beinah an den Hüften im Morast. Zehn Meter entfernt war sestes User und rauschten Bananenblätter, aber ich kam nicht von der Stelle und merkte, wie das Wasser immer höher stieg; schon ging es mir fast bis an den Hals. Ich schrie, aber niemand hörte mich. Verzweifelt arbeitete ich mit Händen und Füßen, doch der zähe Morast hielt mich erbarmungslos fest, und meine Kräfte wurden immer schwächer. So nahe dem Lande und — sterben! Das wollte ich nicht. Wie eine Raserei kam es über mich, ich machte einen letzten verzweifelten Versuch und war frei. Von einer neuen Woge er faßt, wurde ich aufs feste Land getragen. Ich kniete nieder und dankte Gott für meine Rettung. — Das war meine Landung auf brasilianischem Boden, das erste Glied einer Kette von Abenteuern. Furchtbar waren die Moskitoschwärme in diesem Sumpf. Doch ich war dermaßen erschöpft, daß ich trotz Moskitos und Nässe in einen tiefen Schlaf verfiel und erst erwachte, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Jetzt sah ich auch, daß ich bei der Dunkel heit fast fünfhundert Meter stromab getrieben war, und fast gleich zeitig erblickte ich unser Schiff, das stolz den Strom hinunterfuhr. Ich schrie aus Leibeskräften ein Lebewohl, schwenkte ein abge brochenes Bananenblatt und schlug mich schleunigst seitwärts in die Büsche. Erst als das Schiff vorübergesahren war, kam ich wieder hervor und sah ihm wehmütig nach. Da fuhren sie zurück nach dem lieben Vaterland, dem ich mutwillig den Rücken gekehrt hatte. Ob ich sic jemals Wiedersehen würde, mein Deutschland, meinen geliebten Thüringer Wald? ...imM«btn!oi,dassp0lmuMeBinh.."