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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1927
- Strukturtyp
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- 1927-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1927
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- Deutsch
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34,10. Februar 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Sticht,. Buchhandel. als von Organen des Börsenvereins sprach, indem man Delega tionsbefugnisse, wenn sie auch nicht in der Satzung festgelegt waren, sondern nur gewohnheitsmäßig bestanden, als die Aus wirkung rechtlicher Einflußnahme auf die Entschließungen der Vereinsinstanzcn ansah. Ich glaube aber, daß diese Schlußfolge rung zu weit geht und daß daher der Organbegriff für Kreis- und Fachvereine trotz ihrer Anerkennung und trotz korrespon dierender Satzungsbestimmungen fallen muß. Auch über die Stimmvertretung ist eingehender ge sprochen, bestimmte Richtlinien sind aber noch nicht festgelegt wor den. Die bisherigen Erfahrungen lehren, daß von der Möglich keit der Stimmvertretung nur in beschränktem Maße Gebrauch gemacht wird. Während nach der Satzung jeder Teilnehmer an der Hauptversammlung zehn Abwesende vertreten kann, sind — nur um die beiden letzten Jahre anzusühren — 1925 von rund 700 Abstimmenden 2000 Stimmen. 1926 von rund 300 Abstim menden nur 1500 Stimmen abgegeben worden; 1925 betrug dem nach die Stimmvertretung durchschnittlich je 3 auf den Teilnehmer, 1926 durchschnittlich je 5. Grund für diese ungenügende Aus nutzung der Stimmübertragung wird in der Hauptsache die Tat sache sein, daß es den Krcisvereinsvorsitzendcn bei geringem Be such der Kantatehauptversammlungen nicht gelingt, die angebotenen Stimmen auf teilnehmende Mitglieder des Kreisvercins zu über tragen, sodaß sie verloren gehen. Daher wird zu erwägen sein, ob man nicht die Möglichkeit der Stimmvertretung auch auf Mit glieder der anerkannten Fachvereine vorsieht, wobei sich dann sogar an eine Erhöhung der jetzigen Stimmcnzahl denken ließe. Erwogen wurde ferner eine Übernahme der Bremer Stcrbekasse auf den Börsenverein nach dem Vor bild des Deutschen Buchdruckervereins, der sich ebenfalls eine Sterbekasse angegliedert hat. Hierauf gerichtete Anträge lagen ja in früherer Zeit vor. Es bleibt zunächst zu prüfen, wie sich diese Übernahme finanztechnisch durchführen läßt. Damit dürften die wesentlichen Gesichtspunkte, die dem Ar beitsprogramm des Reorganisationsausschusses zugrunde liegen, kurz Umrissen sein. Daneben ist noch eine Reihe mehr neben sächlicher Fragen erörtert worden, von deren Besprechung aber zunächst abgesehen werden soll, über sie kann später berichtet werden, wenn erst der Vorstand nachgeprüft hat, welche Vor schläge er von sich aus noch einzubringen gedenkt. Aufgabe der heutigen Ausführungen soll, wie bereits hervor gehoben worden ist, nur sein, die Diskussion über die hauptsäch lichsten Punkte der geplanten Neuorganisation zu eröffnen. Möge das in umfassender und fördernder Weise geschehen! Laienhaftes zur Rechtschreibung. Zunächst bitte ich, mir zu verzeihen, rvonn ich einmal ortho graphisch komme. Dies ist durch kerne besondere Fachkonittnis, sondern lediglich durch.dauernde Beschäftigung nvit Satz und Druck veranlaßt. Ich beabsichtige auch keineswegs einen grundsätzlichen Kampf mit dem geschätzten Duden aufzunehmen, der die orthographische Bibel des Setzers ist. Aber Einiges gibt es doch, was bei dem jahrelangen Lesen und häufigen Korrigieren eine Äußerung erfordert, seilbst wenn Derartiges auch schon früher geäußert worden ist. Das erste, was dem Leser oftmals unangenehm auf-fällt, ist die -unehinende Unkenntnis des deutschen Konjunktivs. Ich will nur auf die Unsicherheit Hinweisen, die bezüglich des Präsens und Imper fektums besteht, "sodaß vielfach »wäre« statt »sei«, »bestände« statt »bestehe« gesagt wird usw. Besonders unangenehm fällt dies aber bei »gebe« und »gäbe« auf. Nur zwei Beispiele aus derselben Nummer einer Tageszeitung (sie lassen sich bei einer einigermaßen ausgedehnten Vektiire an einem Tage unendlich vermehren): 1. »Im übrigen gäbe es ln Rußland keine Geheimnisse. Was in Rlch- land geschieht, das wisse man nicht nur in Moskau oder Leningrad, sondern auch m Warschau, in Paris und London«; 2. »Dostojewski gäbe der vergleichenden Literaburforschung viele interessantere Pro- 172 bleme auf«. Das erste »gäbe« ist falsch, weil es der Konjunktiv Präsens der indirekt wiedergegebenen Rede ist — ein Fehler, der fast durchweg gemacht wird, wenn der Korrektor nicht sehr gut sein Deutsch beherrscht. In dem zweiten Beispiel ist »gäbe« natürlich richtig, well es die Konditionalform ist. Daß man Zeitschriften und Werke »gründet« und nicht »be gründet«, ist schon ein Satz gewesen, den der in bester Erinnerung stehende frühere Redakteur des Börsenblattes Emil Thomas immer betont hat, aber sein wie anderer Leute Kampf in dieser Hinsicht hat nach wenig Früchte getragen. Man liest auf den Titeln von Zeit schriften immer noch dieses »begründet«, und Redner gefallen sich darin, von allen möglichen »Begründungen« zu sprechen, deren Be rechtigung sie niemals begründen können. Begründen ist Motivieren. Es ist wohl immer, wie ich mir von Sprachforschern habe sagen lassen, am Zeichen der Kraft einer Sprache gewesen, wenn sie in Zwei'felsifällen mit dem einfachen Verbum ohne Kompositum auszu kommen sucht. Dahin gehört auch die Stärke oder Schwäche eines Kompositums, sodaß man, solange das Kompositum noch nicht ver wässert und abgeschllffen ist, es bei der Inversion vom Verbum trennt, also sagt man »die Zeitschrift liegt auf«, und niemand sagt »die Zeitschrift aufliegt«; aber leider hört und liest man neben »es liegt ihm die Pflicht ob« vielfach auch: »es obliegt ihm«. Aber ich will Zweifelsfragen verlassen und noch einiges Ortho graphische erwähnen. Duden lehrt, daß »«einzelne, der andere, jeder, mehrere« usw. klein geschrieben wird, ganz gleichgültig, ob es sich hier um wirkliche Substantiva handelt oder nicht. Ich halte das für einen Fehler, nicht nur weil es wiederum einen Schritt zur Farblosigkeit der Schriftsprache bedeutet, sondern weil es auch in manchen Fällen eine Undeutlichkeit des Sinnes und mithin mühe volleres Lesen herbeiführt. Ein paar Beispiele: »Ein Domänenpächter darf an einen anderen (Anderen) das Recht abtreten-«. Schreibt man einen anderen hier durchweg klein, so ergibt sich aus dem Satze nicht, ob der Domänenpächter sein Recht an jeden beliebigen Dritten oder nur einem anderen Domänenpächter abtreten darf. Unter scheidet man aber die große und die kleine Schreibweise, so bedeutet »ein Anderer« hier groß geschrieben ganz deutlich jeden Dritten, klein geschrieben nur einen anderen Domänenpächter. »Das Eigen tum des "damaligen Genossen steht heute mehreren (Mehreren) zu«. Schreiben wir mehreren hier klein, so kann es sich nur auf Genossen beziehen, also das Eigentum mehreren Genossen zustehen. Schreiben wlir es groß, so würde damit ausgedrllckt werden, daß die Mehreren unabhängig von ihrer Eigenschaft als Genossen sind. »Gemeinbrauch am Wasser steht jedem (Jedem) l»zw. jedem Deutschen zu«. Hier ist natürlich kein Mißverständnis zu befürchten, aber es zeigt sich ganz deutlich der logische Fehler, in einem und demselben Satz das Wort »jedem« einmal substantivisch und einmal adjektivisch zu gebrauchen, und zwar im Gegensatz zueinander und sie beide Male klein zu schrei ben. Ich weiß, daß ich hier gegen geltende Regeln mich äußere, und ich habe auch gar nichts gegen die Schreibweise »im einzelnen^, aber »der Einzelne« ist eben meines Erachtens ein deutliches Substantivuin! Wenn man schon einen Unterschied zwischen groß geschriebenem Sub stantivischen und klein geschriebenem Adjektivischen macht, dann sott man es auch folgerichtig durchführen, aber die Sache nicht halb tun. Die an sich verständige Vereinfachung, die man durch die K lein- schreidmethode hat herbeiführeu wollen, geschah hie und da zum Scha den der Deutlichkeit und -der logisch-grammatischen Richtigkeit. S o - weit dies der Fall ist, sollte man eine Grenze ziehen. Früher war man hierin konsequenter. Ähnliche Erwägungen sind auch an- zustelleu für die häufig gebrauchte Wendung »das Gleiche (gleiche) gilt«. Klein geschrieben dürste es sich richtigerwcise nur aus ein Substantiv des vorangegangencn Satzes beziehen, groß geschrieben hingegen bedeutet es den Juhalt der ganzen vorherigen Satzaussage! Zumeist ist Letzteres gemeint, und mithin ist die übliche kleine Schreib weise verkehrt. Ich komme zu einem Weiteren. Das ist das von allen Setzern verpönte »iee« (Kolonieen usw.). Ich führe durchweg in den Werken, auf die ich Einfluß habe, die Schriftmeise mit doppeltem e durch, und zwar aus der schon frliher in einem Börsenblattaufsatz betonten Überzeugung, daß es sich dabei nicht nur um ein verdeutlichendes Hilfsmittel der Aussprache für den Leser handelt, nämlich bei solchen Wörtern oder Fremdwörtern, die etwas unbekannter sind, sondern daß es auch phonetisch der wirklichen und sorgfältigen Aussprache entspricht. Wir sagen tatsächlich, wenn wir nicht salopp sprechen, »Kolonie—en« und nicht »Kolonie—n«. Ich begnüge mich damit, im
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