Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-02-05
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270205
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192702057
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270205
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-02
- Tag1927-02-05
- Monat1927-02
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sd§ 30, 5. Februar 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. wird aber nicht nur durch schöne Type, klaren Druck und gutes Papier anziehend gemacht. Aber er wirkt nicht nur durch vor nehme Sachlichkeit allein, sondern häufig auch noch durch Unter brechungen in Form von cingeschobcncn (das allgemeine Inter esse fesselnden) Seiten aus einem Werk — auch Bild — Silhouette und anderes. Die Idee ist alt, aber die geschmackvolle Art, in der die mehrseitigen Prospekte und Kataloge aus diese Weise anziehend gemacht werden, ist sehr anzuerkennen. Der Schutzumschlag (sackst) nimmt in England einen weit größeren Raum als in Deutschland ein. Ich bin erschrocken, als ich das erste Mal Schutzumschläge anerkannt guter Romane sah. Die Teilnehmer der Propagandakursc, denen ich einen Teil dieser Schutzumschläge im Lichtbild zeigte, waren belustigt. Ich glaube, man kann ohne Übertreibung sagen, daß wir 7S"/» dieser Schutzumschläge selbst für die allercinfachstc Untcrhaltungslektüre als zu süßlich ablehncu würden. Gerechtigkeit fordert allerdings die Feststellung, daß namentlich die besseren englischen Verleger neuerdings zusammen mit der Künstlerschaft auf eine Veredelung des Schutzumschlages hinarbcitcu. Die Schutzumschläge spielen in England eine solche Rolle, daß sich z. B. die Firma W. H. Smith L Son, die fast in allen englischen Städten und auf allen Bahn höfen Läden bzw. Kioske unterhält, das Recht vorbehält, Vor bestellungen zu reduzieren, wenn der Roman ohne Schutzumschlag geliefert wird. Warum wird jeder Roman in diesen Bildumschlag eingchüllt, der bei kleiner Buchaüslage oft über 30 Pfennig das Stück kostet? Die Frage beantwortet sich aus der Erkenntnis der englischen Psyche. Der Engländer ist, um im Tonfall der Werbe theoretiker zu reden, kein imaginativer Mensch, und selbst die besten Schutzumschläge nach deutschem Muster könnten ihn nicht so zum Kauf anreizen wie diese farbigen, oft romantischen Bilder der Schutzumschläge. Inwieweit diese »jaokots« kauffördernd wirken, ist eine umstrittene Frage. Es gibt Verleger, die der Ansicht sind, daß ihre Wirksamkeit nicht im Verhältnis zu den Kosten steht, und andererseits würden manche Buchhändler sich weigern, Romane ohne diese Schutzumschläge auf Lager zu nehmen. Soviel ist sicher, daß eine ganze Reihe von Buchkäufen, .wie unbefangene Beobach tungen in englischen Buchlädcn zeigen, auf die Wirksamkeit des Schutzumschlags zurückzuführen ist. Als ich einmal ein Ge schenkbuch auswichlen mußte und keinen Berater hatte, bin ich bei der Suche nach einem humoristischen Roman auch dieser Sugge stion erlegen. Rundfunk. Schon beim Hören dieses Wortes sträuben sich manchem bei uns die Haare, und ein bekannter englischer Mu siker verließ vor Monaten mit einer sehr heftigen Protestkund gebung England, dieses Land, das nach seinen Worten durch den Rundfunk aller musikalischen Kultur beraubt wird. Es sei dahin gestellt, ob dieser Musiker recht hat. Tatsache ist, daß in den englischen Großstädten fast in jedem Haus ein Radioapparat vor handen ist und daß auch die ländliche Bevölkerung dieser Er findung mehr und mehr Interesse cntgcgenbringt. Das litera rische Programm ist ein selbstverständlicher Faktor in dem engli schen Radioprogramm. Sehr häufig werden bekannte Schrift steller cingeladen, kleinere Novellen zu lesen. Die größeren Sender haben regelmäßige Buchbesprechungen, über deren Verkaufserfolge, soweit mir bekannt wurde, auch hier nichts besonders Günstiges zu vermelden ist. Immerhin werden hier selbst Bücher wie das bei Allen L llnwin Ltd. erschienene Spenglersche Buch »Der Untergang des Abendlandes« besprochen. Mehr und mehr ge wöhnen sich in England auch ländliche Kreise (namentlich die In tellektuellen) an den Gebrauch des Radio, und so gewinnen diese Buchbesprechungen und literarischen Stunden natürlich an Be deutung, nicht nur im kulturellen, sondern auch im verkaufs technischen Sinn. Das Buchinserat ist in der englischen Presse weit häufiger als in der deutschen Zeitung zu finden. Ganz besonders großen Raum nimmt das Buchinscrat namentlich in den literarischen Bei lagen der Zeitungen und in den Sonntagszeitungsn ein. Die meisten Zeitungen und Zeitschriften räumen dem Buchverleger hohe Sonderrabatte ein. Die Inserate sind meist gut gesetzt (sehr oft werden den Zeitungen Matrizen bzw. Platten geliefert). ISO Trotz des Rabatts sind die Inserate außerordentlich teuer und machen sich selbst bei direktem Verkauf des Verlegers an das Publikum (der hier übrigens nicht so stark wie bei uns von den Buchhändlern angegriffen wird) sehr selten bezahlt. Sie sind aber sür den Verleger und Autor nicht nur als eine direkte Verkaufsreklanic von Nutzen, sondern zum Teil auch mit dazu bestimmt, das an die Leihbibliothek gewöhnte Publikum zur Nach frage zu veranlassen. Alle führenden Zeitungen bringen meist ziemlich umfang reiche Buchbesprechungen, die — soweit ich mich aus In formationen stützen kann — auch hier nur in seltenen Fällen direkte Verkausscrsolge zeitigen, aber sie geben ähnlich wie das Inserat häufig zur Nachfrage in den Leihbibliotheken Veranlassung, machen wie das Inserat Autoren aus den Verlag aufmerksam und sind deshalb, von den anderen Gründen abgesehen, für den Verleger von größter Bedeutung. Sehr viele xnglische Verleger führen neuerdings darüber Klage, daß die Rezensenten häufig ein Buch so ausschlachtcn, daß das Publikum nach dem Lesen einer solchen Kritik das Buch so weit kennt, daß es kaum noch Wert aus den Besitz legt. Das Verfahren wird ganz offen Piratentum ge nannt und — soweit wie möglich — bekämpft. Buchausstellungen sind in England verhältnismäßig selten. Eine Kindcrbuchwoche ist in Vorbereitung, und es wird interessant sein, zu beobachten, inwieweit diese Einrichtung in Eng land Boden gewinnen kann. Häufiger sind Buchausstellungen in Universitäten und gelegentlich von Kongressen, namentlich die Ausstellungen pädagogischer Werke gelegentlich der Kongresse von Schulmännern sind allgemein üblich. Der Versuch von Wander ausstellungen ist hier bereits vor einigen Jahren unternommen worden, brachte aber, soweit ich informiert bin, keine ermuntern den Resultate. Die englische Hauszeitschrift weist mancherlei Schat tierungen auf. Wenn ich recht unterrichtet bin, machen sich die wenigsten dieser Zeitschriften bezahlt. Ihre Ausstattung ist zu teuer, ihr Umsatz zu gering und ihr Niveau mitunter für die breite Masse zu hoch. Ob die Hauszeitschristcn mehr repräsentativ oder werbend oder im verkaufstechnischen Sinne sind, ist eine offene Frage. Wirkliche Verkaufserfolge bringen einige Zeitschriften, die sich mehr an das breitere Publikum wenden. Das englische Sortiment unterscheidet sich in Aufbau und Organisation weit mehr als der englische Verlag von unseren deutschen Einrichtungen. Man betritt die großen Buchläden und wandert, wenn man sich einen überblick verschaffen will, von Regal zu Regal, ohne angesprochen zu werden. Ist man einiger maßen mit der Organisation der betreffenden Buchhandlungen ver traut, so weiß man, wo die einzelnen Literaturgattungen zu finden sind. Neuigkeiten sind sehr häufig auf einem besonderen Tisch ausgestellt. Da alle Bücher Schutzumschläge haben, kann durch die Benutzung meist nur der Schutzumschlag beschädigt werden. Diebstähle kommen auch in England vor, aber im allgemeinen ist die Vertrauensseligkeit viel größer und berechtigter als in den kontinentalen Ländern. (In den meisten der hiesigen Restaurants wird nicht beim Kellner bezahlt, sondern an einer Kasse, oft in einem anderen Stockwerk. Daß die Einrichtung sich erhält, mag mehr als alles andere die Richtigkeit der Behauptung beweisen.) Die Möglichkeit, den großen Buchladen völlig zwanglos zu be sehen, übt natürlich auf viele Menschen eine große Anziehungs kraft aus. Viele der großen Sortimente haben eine eigene Anti quariatsabteilung (soconck kauck book cksxaitnisnt), und nament lich in den größeren Buchhandlungen finden sich in dieser Ab teilung oft Bücher in gutem Zustand vor, die beim Verleger ver griffen oder nicht auf Lager sind. Das englische B u ch s ch a u f e n st c r ist fast immer grund verschieden von dem deutschen. Ein typisches Fenster enthält etwa 7—8, manchmal 10 Reihen Bücher, die auf Regalen ganz nah am Fenster aufgestellt sind und dem Beschauer nur die Buchrücken zeigen. Aus dem Buchrücken sind Autor und Titel, manchmal auch der Verleger angegeben, und bei Romanen ist sogar die schmale Rückseite sehr häufig mit einem Bild geschmückt. Diese uns ein tönig anmutende Reihe wird oft durch ein ausgeschlagenes Buch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder