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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1926
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- 1926-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1926
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jdL 280, 6, November 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. geben sich deutliche Fingerzeige für die künftige Lohnpolitik, die im allgemeinen darauf Bedacht nehmen muß, Lohnerhöhungen nur dann eintreten zu lassen, wenn sie durch eine Hebung der Wirtschaftlichkeit gerechtfertigt find und tatsächlich auch zugunsten des Binnenmarktes eine Erhöhung des Realeinkommens darstellen. Andererseits aber -ist ungenügenden Spannnngsverhältnissen zwischen gelernter und ungelernter Arbeit und der Arbeit von Angestellten und gewerblichen Arbeitern dadurch Rechnung zu tragen, daß wieder ein gesunder Abstand geschaffen wird, durch den sich die Arbeitsfreude gerade der qualifizierten Arbeitskräfte erhöht. Somit können die Bemühungen um den innerdeutschen Markt nicht von der Lohnseite ausgehen, sondern müssen in der Herbeiführung günstiger Wirtschaftsbedingungcn ihr vornehmstes Ziel sinken, wobei die Befriedigung eines gesunden Kreditbedürf nisses im Vordergrund steht. Ebenso bildet die Kreditbesriedigung ein wichtiges Moment zur Förderung desExports, wobei nur an das Rußlandgeschäst und die Exportkreditversicherung erinnert sei. Daß sich aber in derartigen Maßnahmen die Unterstützung des Ausfuhrhandels nicht erschöpfen kann, lehrt am besten das Bei spiel der Buchausfuhr. Gerade hier hängen Kultur- und Wirt schaftspolitik aufs engste zusammen. Für die Weltgeltung Deutsch lands ist es zweifellos von größter Bedeutung, daß das Problem einer Exportförderung sür Bücher und Zeitschriften ungefaßt wird, wie dies bereits seitens des Verlags durch umfangreiche Konditionslieferungen und Gewährung entgegenkommender Ab- rechnungsmöglich-keiten an Buchhandlungen im Auslande, die deutsche Literatur -vertreiben, geschehen ist. Was noch fehlt, ist die ständige Kontrolle dieser Stützpunkte, damit sie nicht durch ihre Preispolitik das auf erhöhten Absatz berechnete Entgegen kommen des Verlags in seinen Auswirkungen gegenüber den aus ländischen Konsumenten illusorisch machen. Vor allem aber be darf die Buchausfuhr auch einer kräftigen Förderung seitens der -behördlichen Stellen, denn gerade in diesem Zusammenhang kommt es nicht allein auf -den materiellen Ausfuhrwert an, der beim Buchexport naturgemäß hinter anderen Branchen zurücksteht, son dern vorwiegend -auf das politische Moment der Weltgeltung -des Deutschtums, sodaß aus dieser Perspektive die Förderung der Buch ausfuhr weit größere Beachtung verdient als der Export dieses oder jenes Fertigfabrikats. Von dem Umstcllungsprozeß der Wirtschaft kann naturgemäß auch das V erba n d s we se n nicht unbeeinflußt bleiben. Die Gewerkschaften erfahren durch die Arbeitslosigkeit eine Schwächung ihrer Machtposition, während andererseits auch die Unternehmer- organi-sationcn, die zum Teil in der Inflationszeit ebenso wie die Gewerkschaften eine übermäßige Ausdehnung erfahren haben, sich eine -Reduzierung gefallen lassen müssen. Immerhin zeigen die Zahlen bezüglich des Mitgliederbestandes und des Etats der Ge- Iverksch-asten, welche Blacht sich in diesen Organisationen ver körpert, hatte doch zum Beispiel der Allgemeine Deutsche Gewerk schaftsbund 1925 über 4 Millionen Mitglieder, während die Ein nahmen 147 Millionen Mark und die Ausgaben l25 Millionen Mark -betrugen, das Vermögen aber sich auf 30 Millionen Mark belief. In den -ihm angeschlossencn Angestelltenverbänden -waren über V- Million -Angestellte vereinigt, fast ebensoviele Angestellte -sind -in den christlichen Gewerkschaften organisiert, von denen der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verban-d mit 300 000 Mit gliedern -der wichtigste ist. Hinzu kommt endlich noch der Hirsch- Dunckersche Gewerkschaftsbund der Angestellten mit etwas mehr als -Million Mitgliedern. -Faßt man die Gesamtorg-aui-satlon des Unternehmertums und der Arbeitnehmerschaft ins Auge, so zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied darin, daß das Ber- ban-dswesen auf der Unternehmerseite in wirtschaftspolitische und sozialpolitische Verbände, letztere Arbeitgeberverbände genannt, zerfällt, denen die Gewerkschaften als einheitlicher Komplex gegen- überstehcn, in welchem sich Wirtschafts- und sozialpolitische Funk tionen vereinen. Dies bedeutet ein nicht zu unterschätzendes Plus zugunsten der -Arbeitnshm-erseite, da auf diese Weise ein Ancin- andervorbeiarbeiten, wie es -zwischen Wirtschafts- und Arbeit geberverbänden immerhin möglich ist, von vornherein ausgeschlos sen erscheint. Wirtschafts- und Sozialpolitik lassen sich nun ein mal nicht voneinander trennen, zumindest muß -eine rein sozial politisch eingestellte Betrachtungsweise zu bedenklicher Einseitigkeit führen. Andererseits ist es verfehlt, wenn Betriebsinhaber sich glauben ein-bilden zu können, keine Arbeitgeber zu -sein, indem sie noch in irgendwelchen unklaren patriarchalischen Vorstellungen schweben. Gerade der Buchhandel neigt hierzu infolge des Vor- herrschens des Einzelbetriebs und befürchtet, durch die Betonung seiner Eigenschaft als Arbeitgeber das erfreulicherweise vielfach bestehende Vertrauensverhältnis gegenüber der Gehilfenschaft zu trüben. Dies braucht aber keineswegs der Fall zu sein, sondern es soll nur Klarheit über die Stellung des einzelnen im Wirt- schastsprozeß herrschen und jeder Betriebsinhaber sich mit der Ge samtheit der sür die Wirtschaftsführung Verantwortlichen -bewußt sein, daß es eine Gemeinsamkeit der Interessen gibt. Dieses Ziel läßt sich aber nur erreichen, wenn man etwaigen organisierten Widerständen ebenfalls als organisierte Einheit gegenübersteht, und aus diesem Grunde möchte ich mir wenigstens den Hinweis gestatten, daß der Buchhandel auch über einen eigenen Arbeitgeberverband verfügt, der, aus ein geringstmögliches Maß von Organisation beschränkt, die Ge währ dafür bietet, daß die vom Börsenverein verfolgte Wirt schaftspolitik ln ihm ihr entsprechendes sozialpolitisches Korrelat findet. Jeder, der sich über die engen Zusammen hänge zwischen Wirtschaft und Sozialpolitik klar geworden und s el b st >A r b e -i t ge ber i st, sollte deshalb Anschluß an den Verband und seine Ortsgruppen suchen. Ein besonders -wichtiges Problem im Rahmen der Umstel- lungsmaßnahmcn der Wirtschaft bildet die Nachwuchsfrage, die jetzt auch von den Verbänden sowohl auf Unternehmer- wie Arbeitnehmerseite energisch in Angrifs genommen wird und namentlich auch im österreichischen Buchhandel akut ist. Es han delt sich hier um eines der schwierigsten und dabei sür -die Zuknnjt unserer Wirtschaft entscheidenden Probleme. Der Mangel an ge eignetem Nachwuchs ist heute schon außerordentlich fühlbar, wobei allerdings der Nachdruck auf --geeignet-- zu legen ist. Es gilt jedoch nicht nur sür eine sorgfältige Berufsausbildung Sorge zu tragen, sondern auch -darauf bedacht zu sein, diesem wohlaus- gvbildeten Nachwuchs B-etätigungsmöglichkeit zur Verwertung des Gelernten für die Zukunft zu verschaffen. An und für sich verfügt der Buchhandel bereits über ausreichende Gelegenheiten zur För derung der Ausbildung von der einfachen Lehrstelle bis hinauf zum Lehrstuhl für Buchhandelsbetriebslehre. Propagandistcnkurse und Freizeiten -brauchen nur genannt zu -werden, um auch die freieren Möglichkeiten der Berufsaus- und -fortbildung aufzu zeigen. Augenblicklich ist ferner die Frage der Lehrlings prüfung wieder akui, doch glaube ich -kaum, daß man zu einer derart einheitlichen Regelung kommen wird, wie es zum Beispiel im Deutschen Buchdruckervercin -der Fall ist, der es allerdings mit gewerblichen Lehrlingen zu tun hat, während die Verschiedenheit der Betriebe und Aufgaben im Buchhandel auch eine differenzierte Ausbildung mit sich bringen muß; aber doch wäre es ganz nützlich, gewisse Mindesterfordernisse auf Grund methodischer Lehrpläne -für die Ausbildung des jungen Buchhändlers aufzn- stellen, die in einer fakultativen Abschlußprüfung nachgewicsen werden könnten *). Stehen wir nach alledem mitten in dem linistellungsprozeß der gesamten deutschen Wirtschaft zur Anpassung an die neu ge gebenen Wirtschastsbsdingungen und -damit zur indirekten Be kämpfung der chronischen Arbeitslosigkeit, so kann es doch damit nicht genug sein, denn die Wirtschaft allein ist nicht der Staat. Dieser muß vielmehr auch -seinerseits in seiner Organisation sich den veränderten Bedürfnissen anpaffen. Dies bedeutet, daß wir uns nicht mit einer Rationalisierung der Wirtschaft begnügen können, sondern auch eine Rationalisierung des -gesamten Ausbaus unseres Staatsgefüges und seiner Verwaltung, fordern müssen. Allerdings ist schon außerordentlich viel über Vcrwaltungsrcsorin geredet und geschrieben worden, aber praktisch sind wir noch herz- *) Inzwischen ist der Entwnrs eines B e r u s s a u s l> i l- dungsgcscycs bekannt geworden, der eine intensive Beschäf tigung des Buchhandels mit diesen Fragen angezeigt erscheinen läßt. 1327
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