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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1926
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- 1926-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1926
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- Deutsch
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legierte Nachdrucke aus dieser Nachdruckermesse zulassen, sich hingegen besonders schars gegen ungerechte Nachdrucke wenden wolle. Doch zeigt der Katalog deutlich, daß viele der angeführten Bücher un gerechte Nachdrucke waren. Da der Reichshojrat gegen das Unter nehmen einschritt und die Messe überhaupt nicht sehr zahlreich besucht war, unterblieb ihre Wiederholung. Wie schon berichtet, hatte Varrentrapp viele Widerwärtigkeiten und Prozesse mit aller Welt, manche seiner Vcrlagswerke wurden beanstandet, zum Teil beschlagnahmt, auch in seinem Laden kamen, infolge seines hitzigen Temperaments, ärgerliche Zwischenfälle mit französischen Offizieren vor, die sür ihn unliebsame Folgen hatten. Auch mit seinen Kindern und seinem Schwiegersohn entzweite er sich, sodaß diese sich von ihm trennten und um 1776 eine eigene Buchhandlung unter der Firma »Varrentrapp Sohn und Wenner gründeten. Selbst seine jüngste Tochter, die ihm seit dem Tode der Mutter 1752 den Haushalt führte, kam in Zwistigkeiten mit ihm und verließ 1783 sein Haus und zog zu ihren Geschwistern. Kurz vor dem Hiuscheidcn des Vaters 1785 kam jedoch eine all gemeine Versöhnung zustande. Auch mit Voltaire kam Varren trapp in Berührung. Als der Dichter, welcher 1753 Potsdam verlassen hatte, nach Frankfurt kam, wo er auf Veranlassung von Friedrich II. gefangen genommen und seines Reisegeldes und Gepäcks beraubt wurde, nahm sich Barrentrapp seiner an, unter stützte ihn und stellte ihm seine Hilfe bei Unterbringung seiner Flugschriften gegen den König zur Verfügung. Bei seiner zweiten Anwesenheit in Frankfurt wohnte Voltaire sogar im Varrentrapp- schcn Haus« und erfreute sich des Schutzes des angesehenen Buch händlers. Franz Varrentrapp brachte sein Geschäft zu großer Blüte; er gliederte demselben ein Antiquariat und eine Kunsthandlung an und starb 1786 am 18. September. Seine Buchhandlung zählte entschieden zu den ersten und bedeutendsten in Deutschland und ihr Besitzer zu den charakteristischsten und originellsten Buch händlern des 18. Jahrhunderts. Im Journal von und für Deutschland wurde im 2. Band des Jahres 1786 von ihm bemerkt: »Die Menge in seinem Verlag erschienene Werke, deren ver schiedene, mit einer in Deutschland seltenen typographischen Schön heit gelungen, und seine gründlichen Kenntnisse in verschiedenen Fächern -der Gelehrsamkeit, worin er den ersten Stiftern des Buch handels wenig nachstand, nebst der Weltkenntnis und Lebensart, die ihn in jüngeren Jahren auch bei Personen aus den Klassen aller Stände beliebt und angesehen machten, verdienen seinem Namen einen Platz unter den merkwürdigen Verstorbenen-, Franz Varrentrapp hatte von seiner Ehefrau Johanna Maria Moors acht Kinder, von denen aber nur zwei Töchter und ein Sohn -ihn überlebten. Die älteste Tochter, a-m 30. November 1734 in Frankfurt geboren, wurde am 16. No vember 1767 die Gattin des bei Varrentrapp als Gehilfe tätigen Johann Conrad Wenner, der, in Crumstadt im Darmstädtischen geboren, ursprünglich Theologie studiert und sich dann dem Buch handel zugewandt -hatte. Wie schon mitgeteilt, ergriff er bei den schon erwähnten Differenzen zwischen Varrentrapp Vater und Sohn die Partei -seines Schwagers, sie verließen gemeinsam das Geschäft und gründeten das Haus Varrentrapp Sohn und Wenner. Die jüngste Tochter des alten Varrentrapp, Johanna Maria, geboren 1741, zog nach der Aussöhnung der Familie wieder in das väterliche Haus und pflegte den Vater in den letzten Monaten seines Lebens. Die älteste Tochter, Frau Wenner, folgte dem Vater am 8. Mai 1787 im Tode nach, und Johanna Maria heiratete nunmehr am 20. November 1787 ihren Schwager Wenner, der sie am 13. Mai 1803 als Witwe zurückließ. Am 23. März 1818 ist sie gestorben. Der Sohn des alten Varrentrapp, Johann Friedrich Varrentrapp, war am 3. September 1742 geboren. Er besuchte in Frankfurt die Schule und trat dann als Lehrling bei seinem Vater ein, dem er in späteren Jahren als Teilhaber zur Seite trat. 1772 heiratete er, nachdem er vorher Frankfurter Bürger geworden war, Maria Eva Mergenbaum. Nach dem Tode des Vaters übernahmen die beiden Schwäger das väterliche Ge schäft und führten es im Hause zum Falken, an der Ecke der Buch- und Falkengasse, das sür 39 000 Gulden gekauft wurde, mit be deutendem Erfolge weiter. Das Antiquariat wurde besonders ge pflegt, unter den Verlagswerken ist zu erwähnen die von 1778 bis 1804 in 23 Bänden herausgegebene Deutsche Enzyklopädie oder Allgemeines Realwörterbuch. Auch eine Buchdruckerei wurde jetzt der Buchhandlung ungegliedert, auf deren Pressen die meisten der zahlreichen Verlagswerke gedruckt wurden. Die bereits erwähnte Enzyklopädie ist trotz der 23 Bände unvollendet geblieben und geht nur bis zum Buchstaben K, von anderen Verlagswerken sind die bedeutendsten die wissenschaftlichen Werke von Soemmering. Im Jahre I8ll löste sich die alte Handlung auf; Johann Friedrich Wenner übernahm Verlag und Druckerei, während Jo hann Friedrich und sein Sohn Franz Varrentrapp auch Verlags werke sowie Antiquariat und das ganze Sortiment behielten. Johann Friedrich Varrentrapp starb am 24. Mai 1814, seine Witwe erst am 4. Januar 1834. Franz Varrentrapp, der älteste Sohn von Johann Friedrich, wurde am 29. März 1776 geboren, er erlernte im väterlichen Geschäft die Buchhandlung und übernahm diese nach dem Tode des Vaters auf eigene Rechnung. Vor allem Pflegte er Verlag und Antiquariat und gab auch wertvolle Kataloge heraus, in denen er Mitteilungen über das Antiquariat machte. 1815 ver heiratete er sich mit Susanne Margarethe Welcker. Doch wurde der Bund schon bald durch -den Tod der Frau 1818 geschieden; 1821 schloß er eine zweite Ehe mit Johanna Philippine Fellner, in der ihm 1824 ein Sohn Friedrich Franz geboren wurde. Bis zu seinem am 7. November 1831 erfolgten Tode stand Franz Varrentrapp dem Geschäft vor. Der Verlag war noch immer bedeutend und zählte eine Anzahl wertvoller Berlagswerke. Im Gegensatz zu seinem Großvater gehörte Franz Varrentrapp zu den Bekämpfern des Nachdruckes und war einer der eifrigsten Mit kämpfer von F. A. Perthes. In seinem Briefwechsel mit Besser erwähnt Perthes einen Aufenthalt bei Varrentrapp 1816: »Varren trapp, ein sehr wackerer, wohlgesinnter Mann, der nach ernsten Grundsätzen seine Handlung sührt ohne Nachdrucke, welches also doch möglich ist; er har bedeutende Unternehmungen vor, unter anderem ein deutsches Sprachwörterbuch von Radloff, welchen ich auch da kennen lernte«. Nach einem Mittagessen bei Varrentrapp am 7. August 1816 schrieb Perthes seiner Frau: »Eine alte reichsstädtische Haushaltung und die Gesellschaft alt und jung echt Alt-Frank furter, dadurch sehr interessant. Es gab unter ihnen lebhafte De batten über innere städtische Angelegenheiten, doch sehr verschieden an Ton und Farbe von den Hamburgischen«. Varrentrapp stimmte der Denkschrift zu, -die Perthes über den deutschen Buchhandel verfaßt hatte, fand sie nur noch zu gelinde gegen die Nachdrucker. Varrentrapp starb zu früh, und es war ihm leider nicht ver gönnt, für das Ansehen des Buchhandels seine ganze Kraft ein zusetzen. Seine Witwe lebte noch bis zum 26. Oktober 1834 und führte das Geschäft unter dem Beistände ihres Schwagers, des Professors Conrad Varrentrapp, weiter. Nach ihrem Tode wurde, da der unmündige Sohn kein Interesse für das Geschäft zeigte und sich die Familie des Bruders ihres Mannes den wissenschaft lichen Berufen zugewandt hatte, die alte Firma nach mehr als hundertjährigem Bestehen verkauft, und bald war auch der ange sehene Verlag allerorten hin verstreut, und der Name Varrentrapp hörte auf im Buchhandel zu bestehen. Der Sohn Fritz Varren trapp war anfangs Jurist, erbte dann das Gut Nilkheim bei Aschaffenburg und bildete -sich zu einem bedeutenden Landwirt aus. Der Bruder seines Vaters, Johann Conrad, war einer der angesehensten Ärzte und Professoren Frankfurts, ebenso sein Sohn Johann Georg, während sein zweiter Sohn Franz Varrentrapp Chemiker und Professor in Braunschweig war. In den Nach kommen dieses Franz Varrentrapp blüht die Familie fort, die in der Geschichte des Buchhandels in Frankfurt einst eine so bedeu tungsvolle Rolle gespielt hat. Ein eigenartiger Zufall wollte es, daß auch das Geschäft von Wenner säst zur gleichen Zeit einging. Der letzte Nachkomme war Johann Friedrich, der Buchdruckerei und Verlag Münzgasse 5 weitergesührt hatte. Johann Friedrich- Wenner ist dadurch be sonders bekannt geworden, daß er ein eifriger Förderer der Kunst in Frankfurt wurde. »Sein angeborener, von einem gebildeten 819
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