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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1926
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- Deutsch
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Geist getragener Kunstsinn-, heißt es bei Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt, 1862, S. k>40, »erkaltete nicht in Deutsch lands trübster Zeit, spornte ihn vielmehr zu seine Kräfte weit übersteigenden Opsern-, Ihm gebührt die Ehre, viele junge Talente, welche später der deutschen Kunst eine neue Bahn zu brechen berufen waren, früh erkannt und ihre Bestrebungen tat- trästig gefördert zu haben. In den Jahren 1810 und 1811 hatte sich ein kleiner Kreis junger Künstler in Frankfurt zusammenge- junden, deren Namen: Joseph Karl Stieler, Johann Teller, Karl Mosler, Karl Barth und Peter Cornelius seitdem als Koryphäen der deutschen Kunst genannt werden, Wenners Haus Lot ihnen gastliche Aufnahme und uneigennützige Unterstützung, Damals malte Cornelius unter Beihilfe Moslers und Tellers im ehemaligen Schmidtschen, später Mummschen Hause Darstellungen aus der Mythologie, auch verschiedene Porträts in Öl, so den Kunsthändler I, I, Wilmann und seine Frau, dann die Darstellung der Heiligen Familie und der Heiligen Anna, die sich jetzt im Museum befindet. Vor allem aber entstanden damals in Frankfurt die zwölf Zeich nungen zu Goethes Faust, die zu einer engen Verbindung zwischen Cornelius und Wenner führten, Sulpice Boisserse legte die bis 1811 fertig vorliegenden Blätter, es waren sechs an der Zahl, Goethe zur Kenntnis und Beurteilung vor, und dieser sprach seine Zustimmung zu den Blättern aus, wenn er auch aus seiner Stel lungnahme zur Romantik allerlei Aussetzungen und Be denken zum Ausdruck brachte. In liebenswürdiger Weise dankt er dem jungen Künstler, fragt an, ob Cornelius die Blätter verkaufe, wenn er keinen Verleger fände, und deutet an, daß er sie eventuell erwerben würde. Boisserse wies Cornelius an Wenner, und unterm 29, Juni 1811 wandte sich der junge Künstler an den Buchhändler mit folgenden Zeilen: Wohlgeboruer, lnsonderS hochzuehrender Herr! Herr Boisseröe vo» Cöln benachrichtigte mich am 8, Juni, daß er Ihnen meine Zeichnungen zu Goethes Faust gezeigt, und daß Sie dabei den Wunsch geäußert hätten, die Bedingungen zu kennen, unter welchen ich sie einem Verleger abtreten würde. Bevor ich Ahrem Wunsche Genüge leiste, habe ich das Vergnügen, Ihnen die sehr gute Ausnahme meiner Zoichnungen von Goethe mttzuteilen, dessen Stimme für oder gegen einen Gegenstand der Art einem Verleger keineswegs gleichgültig sein kann. Nach beiliegender Kopie seines Schreibens an mich habe ich Ihnen auch noch feine gegen Herrn Boisseröe getane Erklärung, meiner Unternehmung öffentlich ein gutes Wort zu reden, mitzuteilen. Hier folgen nun die Bedingungen, unter welchen ich Ihnen mit Vergnügen meine Zeichnungen abtreten werde. Erstens wünsche ich, daß das Werk Herrn vo» Goethe iediziert werde. Zweitens, daß mit dem Kupferstecher desselben eine solche Übereinkunft getroffen würde, die mich in den Stand fetzte, über die Behandlung der zu stechenden Blätter frei mit ihm zu reden. Drittens verlange ich für diesen Cyklus, der aus 12 Blättern bestehen wird, ein Honorar von IM Louisd'or, den Louisd'or zu 11 fl, rheinisch. Auch erbiete ich mich (wenn Sie darauf bestehen), einen Text zu meinen Blättern zu liefern; wovon ich aber im ganzen «brate, weil das Gedicht die Zeichnungen am besten kommentiert. Viertens wünsche ich bis Ende August, wo ich zum wenigsten 9 Blätter fertig haben werbe, das Honorar fürs Ganze zu er halten, indem ich gesonnen bin, den drei letzten, wozu ich die be deutendsten Situationen wählen werde, in Rom die höchst mögliche Vollendung zu geben, weil die dortigen Umgebungen am besten ge eignet sind, einen Künstler zu begeistern. Finden Sie diese Bedingungen annehmlich, so wird es mir großes Vergnügen gewähren, mit Ihnen zu einem Unternehmen in Verbindung zu treten, das uns durch unfern beiderseitigen Anteil auf die angenehmste Art näherbringen könnte. übrigens habe ich noch zu bemerken, daß die Ehre und der gute Fortgang dieses Werkes mir näher am Herzen liegen, als jeder äußere Vorteil, Und jeder Kenner wird finden, daß meine Bedingungen mich nur dürftig schadlos halten, nicht aber meine große Mühe und meine Studien bei diesem Werke belohnen. Die 820 befriedigendste Belohnung werde ich nur in dem Beifall meines Vaterlandes und der guten Wirkung meines Strebend finden. In der sicheren Erwartung, aufs Baldigste eine bestimmte Ant wort zu erhalten, empfiehlt sich Ew, ergebenster Diener Cornelius dem Ramhofe gegenüber*), » Wenner erwarb die Blätter und ließ sie von Ruscheweyh stechen, 1816 erschienen die Blätter im Buchhandel, Zwischen Cornelius und Wenner und Frau entspann sich bald ein srcundjchasttichcs Verhältnis, das seineKrönung fand in der Dar stellung der -Taunusreise- "), die, von Cornelius und Teller zu- jammengestellt und mit Abbildungen versehen, uns einen Blick in den Freundschajtsbund tun läßt. Der Text ist unvollendet ge blieben, die acht Zeichnungen rühren von Cornelius her. Das Manuskript war zur Veröffentlichung geplant und sollte an Wenner gesandt werden, der dann schließlich auch die Bruchstücke erhielt. Von Rom aus sandte Cornelius manchen Brief, und wir lernen seine ganze Freude an der Arbeit, die ihm zum Genuß wurde, in den Briefen an Wenner und seine Frau kennen. Lange trug er sich mit der Hoffnung, in die Heimat zurückzukehren, doch Kriegsunruhen verhinderten es, und schließlich gründete er sich durch Vermählung mit Caroline Gross! ein Hcimwesen, Im Mai 1814 schreibt er an Wenner, »daß ihn die wichtigsten und ernst haftesten Gründe, die ein Mensch haben kann, bewegten, sich in Rom zu vermälcn. In diesem Verhältnis kann ich nicht eher in mein Vaterland zurückkehren, als bis ein günstiges Geschick mir dort ausgeht. Hier im Süden lebt sich's leichter, besonders für einen Künstler aus dem Studentenfuß-, Es kamen auch bessere Tage, zuerst die Ausmalung der Casa Bartholdi und dann nach der An kunft von Niebuhr als preußischer Gesandter dir Förderung, welche die deutschen Künstler durch diesen empfingen, und stolz konnte Cornelius an Wenner schreiben: »Ich bin bei der Freskomalerei, der glücklichste Mensch, Ein höheres prophetisches Gefühl lebt in meiner Brust, daß die Kunst von dieser Seite zu einem neuen schönen Leben durchbrechen wird-. Man sieht, wie nahe Wenner Cornelius stand, das zeigen auch die Worte, mit denen Cornelius 1812 die Übersendung der »Tau nusreise- begleitet: »Wenn Sie diesen Brief erhalten, so werden Sie bald darauf oder vielleicht schon gleich den Beschluß unserer merkwürdigen Reise beschreibung erhalten. Ich habe sie einem guten Bekannten, dem Herrn v, Oertzsen, mitgegebcn. Da ich so lange geschwiegen, so wird dieses mich insofern rechtfertigen, als es ein treuer guter Wille und das lebhafte Andenken an Ihr Haus und Alles, was damit in Verbindung steht, vermag. Was diesen kleinen und ge ringen Spatz selbst anbetrifst, so bitte ich ihn mit derartiger Güte, wodurch man sich in der Welt gegenseitig durch weit geringere Dinge oft das Leben angenehm und werth macht, aufzunehmen. Wenn Sie bei dem Durchlefen dieser Kleinigkeit nur den tausendsten Theil desjenigen Vergnügens haben, das mir das Auszcichnen machte, und wenn man sich meiner nur wenige Augenblicke mit Wohlwollen er innert, so bin ich mehr als belohnt. Ich muß nur noch erinnern, daß ich am Rand vergessen habe, fortzusahren, diejenigen Orte an zudeuten, wo ich daran gearbeitet; war nämlich in Heidelberg, Stutt gart, Zürich, aus dem Gotthard, wo wir etwas früh ankamen, und wo ich beinah die ganze Erzählung der nächtlichen Begebenheit machte. In Como wurde noch etwas gearbeitet, und das andere wurde alles ln Rom gemacht, weil ich durch ganz Italien sehr trüb gestimmt war und eine Art von Heimweh hatte,- Vori Frau Wenner, die von den Künstlern sehr verehrt wurde, sind drei Bilder vorhanden, zwei von Cornelius, eins von Teller; ihrer wird im Text häufig gedacht, und auch die Briefe aus Rom sprechen viel von ihr: »Heute, da ich in St, Peter den herrlichsten Gesang hörte, habe ich an Euch alle gedacht und Sie hierher ge wünscht, Überhaupt erinnert mich jedes Gute an Euch alle, vor züglich aber die Musik-, wo speziell aus die große musikalische Be gabung der Frau Wenner hingewiesen wird. Von 1811 bis 1819 *> Kuhn, Goethe und die Faust-Illustration des Peter Cornelius. (Einleitung zu Goethes Faust mit Zeichnungen von P, Cornelius.) Berlin 1920, S. XIII, **> Die Taunusreise, beschrieben und gezeichnet von Peter Cor nelius und Christian Teller 1923. Hansstaengl, München,
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