Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19261111
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192611119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19261111
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-11
- Tag1926-11-11
- Monat1926-11
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lause 'der Zeit allmählich gelungen, in engere Verbindung zu kommen, sodaß die Anlage und Verwertung der flüssigen Post gelder im Einvernehmen mit der Reichsbank erfolge. Anders sei es bei den Eisenbahngcldern, die durch die Deutsche Verkehrskredit bank verwaltet werden, und zwar ohne daß das Zentralinstitut die Möglichkeit der Kontrolle über die Einflußnahme dieser Gelder auf dom Geldmarkt besitze. Als dritter Punkt sind die Verwal tungen der großen öffentlichen Fonds zu erwähnen, die sich aus der sozialpolitischen Gesetzgebung heraus bei einer Reihe öffent licher Institute, wie Ministerien, Reichsversicherung usw., befinden, und über deren Umfang und Verwendung die Roichsbank bis heute trotz dauernder Bemühungen keinen Überblick hat. Es sei er forderlich, alle öffentlichen Gelder einheitlich durch die Reichsbank verwalten und verwerten zu lassen, nicht nur im Interesse einer konzentrierten Beobachtung des Geldmarktes, sondern auch im In teresse der Wlgcmeinheit, die beanspruchen dürfe, daß solche öffent lichen Gelder nicht wieder privatwirtschastlich ausgenutzt werden. Damit ist in der Tat ein wunder Punkt unserer öffentlichen Finanzwirtschast berührt, der im Hinblick auf das Ausmaß der .Steuerbelastung und der sozialen Lasten ganz besondere Beachtung verdient. Die Lage im Buchgewerbe ist nicht ganz einheitlich. Die preußischen Handelskammerberichte sagen dazu: »Der Ge schäftsgang in den Buchdruckreien war im allgemeinen schleppend, Der Jnlandsabfatz an Erzeugnissen des Buch- und Sieindruck- gewerbes ist mit dem Näherkommen von Weihnachten und Neu jahr wohl ein wenig besser geworden, vermochte aber noch nicht zu befriedigen und bot den verminderten Belegschaften kaum ge nügende Beschäftigung. Das Zeitungsgewerbe erlebte insofern eine Enttäuschung, als die in der ersten Hälfte des Oktober sonst wiederlehrenden verhältnismäßig großen Anzeigen der Konfek tionsgeschäfte stark eingeschränkt wurden.« Auch nach dem Bericht der Handelskammer Leipzig hat der Auftragseingang im Buch- druckereigewerb« weiter nachgelassen, doch wird allgemein ange nommen, daß der Tiefstand nunmehr erreicht ist. »Trotz des be vorstehenden Weihnachtsgeschäftes, das die Verlags-Häuser eigent lich zu Neuerscheinungen zwingen sollte«, heißt es dort weiter, »ist allenthalben nur starke Zurückhaltung zu beobachten. Industrie und Handel verhalten sich noch wie vor zögernd und abwartend. Das Zahlungstempo ist gleich schleppend wie im Vormonat. Die Arbeitslosigkeit hat etwas zngenommen. — Wenn auch einzeln« Firmen 'des Buchbindereigewerbes von einer leichten Besserung in der Auftragserteilung berichten können, so muß doch im allge meinen festgestcllt werden, daß, in Anbetracht der Tatsache, daß in den vergangenen Jahren im September die Konjunktur ein zusetzen Pflegte, der Beschäftigungsgrad nicht zufriedenstellend ist. Mit einer Entlastung des Arbeitsmarktes im Laufe der nächsten Monate ist kaum zu rechnen. — Auch im Buchhandel brachte der Monat September nicht — wie in den Vorjahren — die gewünschte Steigerung des Umsatzes. 7 Firmen sind in Konkurs geraten, 2 unter Geschäftsaufsicht gestellt worden und 10 erloschen. — Im lithographischen Gewerbe brachte der September eine geringe Be lebung der Geschäftslage, die sich auch im Verlag fühlbar machte. Di« Preise sind jedoch noch außerordentlich gedrückt, eine Folge des beschränkten Exportabschlusses und der Konzentrierung sänit- lichcr Jnlandsfirmen auf den deutschen Markt.« Nur auf dem Papiermarkt sehen die Dinge etwas besser aus. Josef Sonntag schreibt darüber in seinen bekannten »Grünen Briefen«: »Das Jnlandgeschäft zeigt eine teilweise Besserung, jedoch beruht die gute Beschäftigung der Industrie hauptsächlich auf ausländischen Käufen. Bevorzugt sind sowohl vom Julande als auch vom Aus lande die billigen Papiersortcn. Da diese aber nicht den Anforde rungen entsprechend geliefert werden können, zumindest aber Lieferfrist von sechs bis acht Wochen gefordert wird, so beginnt auch der Absatz in besseren Papieren zu steigen. Für Packpapier besteht seitens Hollands die.größte Nachfrage. Seiden- und soge nanntes Bluinenpapier wird in der Hauptsache von England ver langt. Schätzungsweise gehen 50 Prozent der westdeutschen Seidenpapierproduktion nach England. Auf Druckpapiere hat die Belebung noch nicht übergegrisfen. Holzhaltiges Zsitungspapier unrd im Jnlmtdsgeschäft eher schwächer als stärker abgesetzt, wäh- 1SS8 rend die Nachfrage des Auslandes befriedigend geblieben ist. Di« holzfreien Druckpapiere für den Buchverlag finden nur in den billigsten Preislagen Abnehmer.« Die Belebung der Papiernach- srage ist in erster Linie aus die beginnende Weihnachtssaison zurück zuführen. Stellenweise wird, wie die Industrie- und Handels zeitung seststellt, über Kohlcnknappheit geklagt; im übrigen ging die Rohstoff- und Betrirbsstosfversorgung glatt vonstatten. Der vom l. November an geltende italienische Zoll für Zeitungsdruck- papicr dürfte die Ausfuhr nach Italien vollkommen unterbinden. Die Lage im Buchhandel selbst ist ebenfalls noch immer sehr unbefriedigend. Di« Produktion zeigt naturgemäß unter dem Einfluß des Weihnachtsgeschäftes einig« Belebung. An erstmalig im Börsenblatt angezeigten Neuigkeiten wurden im Ok tober gezählt 1707 gegen 1408 im September. Me Gesamtzahl für die ersten zehn Monate dieses Jahres ist damit aus 11 127 gestiegen. Im Jahr« 1914 wurden insgesamt 11 584 gezählt. Diese Jahresproduktion wird also Heuer sicher überschritten. Da gegen wird voraussichtlich die von 1913 —15 229 — wohl nicht erreicht werden, müßten dazu in den letzten beiden Monaten des Jahres doch noch durchschnittlich mindestens 1400 Neuigkeiten herauskommen. Der Monatsdurchschnitt war aber bisher^ nur rund 1000. Außerdem ist natürlich der Dezember schon ein sehr stiller Monat mit kaum noch sehr starker Neuproduktion. Von Überproduktion kann also wohl in diesem Jahr nicht mehr so sehr geredet werden. Das wahre Problem ist die Unterkonsumtion. Hier spielt die Wandlung im Zeitgeist und in der Mentalität wie der Kaufkraft weitester Kreise die ausschlaggebende Rolle. Sehr treffend hat sie neuerdings wieder Hermann Levy in dem über aus lesenswerten, eben erschienenen Werk: »Volkscharakter und Wirtschaft« (B. G. Teubner, Leipzig 1926) gekenn zeichnet. Aus Seite 100—102 gibt er folgende Charakteristik unserer Lage: »Die Zeit der Revolution hat in Deutschland die Struktur der bisherigen, aus aristokratisch-hierarchischer Grundlage aufgebauten .Gesellschaft' zerstört. Gleichzeitig ist durch die Inflationszeit der Bestand der ,Alt-Reiche»', der deutschen Rentner- und leasure- Klasse zugrunde gegangen. An Stelle der gesellschaftlichen Position, welche durch Zugehörigkeit zu bestimmten Familien, össentlichen Ämtern und staatlichen Auszeichnungen gegeben war, welche wie Titel und Orden der Ausdruck einer Leistung sein sollten, wenn auch nicht immer waren, basiert heute der gesellschaftliche Splendor aus dem Besitz von Vermögen und dem Einkommen. Der reine Er- werbsinstinkt wird durch die größeren Schwierigkeiten des Fort kommens in akademischen und künstlerischen Bernsen vergröbert. Das Parvenütum — an anderer Stelle dieser Arbeit charakteri siert — tritt an die Stelle der alten Gesellschastsschichten. Aus dem alten spießbürgerlichen Mittelstand, der an Bedeutung abnimmt, tritt ein neuer, von kapitalistischen Instinkten stärker als von tradi tionellen Gewohnheiten beherrschter Typus. Lag das Gleichmache rische, Schablonenhafte und daher Spießbürgerliche der alten Mittel klasse in dem Festhalten an alten überkommenen Gewohnheiten, die mechanisch beibehalten wurden, weil sie dem Lebenshabitus der Ge wohnheit entsprechen (Fliegender Blätter-Mitteistand), so ist die Mechanik des neuen Mittelstandes in anderem begründet, eben näm lich in jener Typisierung amerikanischer Art, von der soeben die Rede war. Das Ladenfräulein, das seine Lebenssreude darin gipfeln sieht szumal die Heiratschancen ebenfalls insolge stärkeren Erwerbs instinktes der Männer schwächer werden), die neuesten Schuhe und Kleider zu besitzen, die oberen Klassen wenigstens in Konturen nach zuahmen, das Modernste zu haben, gewisse Bücher zu lesen, .die man gelesen habe» muß', mit Film- und Biihnenleben eine Ver trautheit zu suchen, die sich in erster Linie aus dem Studium der Film zeitschriften, dem Sammeln aukographterter Ansichtspostkarten und dem Besuch der Operetten-Schlager ergibt, Ist einer dieser Typen des modernen .Spießbürgers'. Der ebenso mechanisierte Typus ist der junge Kaufmann, der gleichfalls jede Mode mttmacht, den .smarte» Gent' herauskehrt, alles zu tragen sucht, was als neuer Schnitt, neue Mode, als die Eleganz in Anzeigen und Fachblättern gepriesen wird, der sich mit Sport beschäftigt — freilich ebensalls mehr als Zuschauer, Begaffer, Kenner der persönlichen Eigenheiten von Boxern und Läufern, denn als sich stählender Ausiiber — der Typus des englischen 6it? Oisrli. Lag das Schablonenhafte des alten .Spießers' im Traditionellen, so liegt das Schablonenhafte beim neuen .Spießer' in dem wähl- und sinnlosen Habenwollen alles modisch-modern Etikettierten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder