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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1926
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- Deutsch
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Mit dieser nun etnsetzendcn Typisierung der Mittel klasse im Sinne einer aus Massenabsatz bedachten Industrie ent wickelt sich in Deutschland ein zwar gegenüber Amerika gedämpftes, aber doch gegenüber srllher unvergleichlich gesteigertes und an die selben slachen Instinkte wie drüben appellierendes Reklamewcsen, entwickelt sich das System der .Wettbewerbe' und Preisausschreiben, verdrängt das .Magazin' mit seinen kurzen und sensationellen Ge schichten, seinen oberflächlichen, aber das Interesse des Ungelernten reizenden Darstellungen technischer Fortschritte, exotischer .Wunder' und yalbwissenschastlicher Methoden und Tricks sDenk-Gymnastik, ,«eienes krow an ess^ eüair'I) das gute Buch, tritt <>vas In Amerika und England längst der Fall war> das Serien-Theatcrstück an die Stelle des Repertoires, weil es kommerzieller ist, Stücke zu geben, die in Massen besucht werden, weil man sie .gesehen haben muß' als bas .Repertoire' sllr den disserenzierten Geschmack der wirklich verständigen, aber zahlenmäßig schwächeren Theatcrkreisc, verschwin det das Ensemble, die Stütze des alten Theaters, zugunsten der .Stars', die man als sehenswerte Sensation betrachtet, zwängt sich das lange verlästerte Revolverblatt, das in erster Linie sensationell, kurz zugeschnittenc Nachrichten in sctter Überschrift, snobistische .Gesellschaftsnachrichten', Bilder vom Tage mit wenn auch noch so dürftig ausgeführten Illustrationen bringt, in die Reihe der aus eindringliche Lektüre abzielenden Blätter von ehedem. Die Verbildlichung alles Lebens tritt an die Stelle der Durchgelstigung desselben. Auch der Film ist keine Zufälligkeit. Denn die photo graphische Erfindung der Ktnematographtk kommt dem Bedürfnis entgegen, das Illustrative an die Stelle des Sprachlich-Gedanklichen zu setzen, geradeso wie die illustrierte Zeitung an die Seite der redenden Zeitung tritt.» Erfreulicherweise scheint nun die Erkenntnis dieser Lage und ihrer weiteren Folgen allmählich bereits eine Reaktion auszulösen. So konnte hier schon in dem Bericht vor vier Wochen auf die sehr treffenden und beachtlichen Äußerungen des Reichsaußennnnisters Streseinann auf dem Kölner Parteitag hingewiesen werden, die freilich bisher nicht einmal in der zu seiner Partei zählenden Presse, geschweige denn darüber hinaus ausgenommen, noch fort gesponnen worden sind, obwohl die Mahnung, den Biceps nicht zu überschätzen, im Volke der Dichter und Denker doch eigentlich sollt« auf selbstverständliches Verständnis rechnen können. In dessen liegen jetzt ein paar andere Stimmen vor, die vom Stand punkt des Buchhandels aus nicht minder erfreulich und nicht minder beachtlich sind. Der vom Rektor der Friedrich Wilhelms-Univer sität in Berlin, Professor Korncmann, anläßlich der Immatriku lation gehaltenen Ansprache an die Studenten entnehmen wir folgende Stelle: »Gehen Sie wieder dazu über, wenn auch im bescheidensten Um fang, ab und zu ei» Buch sich zu kaufen, sei es ein Buch Ihrer Fachwissenschaft, sei es ein anderes wertvolles Werk. Unter den Folgen der unseligen Inflation der vergangenen Jahre ist vielleicht vom Standpunkt der Universität die unheilvollste, daß der Student kein Buch mehr sein eigen nennt. Es ist sehr schlimm, wenn dey Student infolge der hinter uns liegenden bösen Zeit mit dieser buch- feindlichen Einstellung ins Leben hinausgeht. Und doch gehört zum kultivierten Menschen der Besitz eigner Bücher, nicht nur von Büchern, mit denen man gleichsam wie mit Ackergäulen täglich arbeitet, sondern auch solcher Bücher, die man die Sonntagspsorte nennen könnte, in deren Zusammenstellung und Ausnützung sich eines jeden einzelnen Eigenart ausprägt. Eine Studentenbude darf nicht nur Bierhumpen, Pfeifen, Zigarcttenschachteln, Vurschenbänder und Mützen beherbergen, sondern auch ein kleines Bücherbrett muß an der Wand sein oder aus dem Tisch stehen. Vergessen Sie bas bitte nicht, bas ist entscheidend für Ihr ganzes Leben.» Das sind goldene Worte, wie man sie lange nicht mehr hörte. Sie verdienen ebensosehr den Dank des Buchhandels wie die seinerzeit auch im Börsenblatt mitgeteilten Darlegungen Pro fessor Hedemanns aus Jena. Eine andere erfreuliche Tatsache ist ein Vortrag kürzlich in der Ortsgruppe Leipzig des Gewerk schaftsbundes der Angestellten. Das Mitglied des Bundesvor standes und Mitglied des Reichswirtschaftsrates Max Rößiger- Berlin sprach dort über das Thema: »Nationale und internatio nale Gewerkschaftsprobleme». Der Redner ging nach dem Bericht der Leipziger Neuesten Nachrichten von der Kennzeichnung der wirtschaftspolitischen Folgen des Krieges in Gestalt der Umstellung ganzer Wirtschaftszweige auf Kriegsindustrie, der Erstehung neuer Staaten und damit neuer nationaler Industrien und neuer Zoll schranken usw. aus. Er beleuchtete dann die Wirtschaftskrise als Folge der Währungsfestigung. Deutschland müsse durch die Vor belastung durch den Friedensvertrag und das Dawes-Abkommen schwer um seine wirtschaftliche Weltgeltung kämpfen. Aber Deutschlands Stärke seien seine Menschen. Als rohstoffarmes Land käme es daraus an, in planvollster Zusammenfassung und Aus nutzung der Volkskräfte einen kulturellen Hoch st and der Masse zu schaffen, derDeutsch- land im Weltwirtschastskampf den führenden Anteilsichere. Die von uns gesperrten Sätze erscheinen uns besonders wichtig. Wir möchten darin den Beweis dafür sehen, daß man in den Kreisen der Angestelltenschaft im weitesten Um fang die Notwendigkeit 'der geistigen Fortbildung wieder stärker zu betonen beginnt. Das ist an sich leine neue Entdeckung; die Erkenntnis an sich ist alt. Aber daß man sie anscheinend wieder lauter zu verkünden und entschiedener zu vertreten unternimmt, das ist das Wertvolle und Erfreuliche. Ein Wiederaufbau ist in der Tat im Ernst ohne diese Parole Wohl nicht möglich. Körper liche Ertüchtigung, Sport müssen sein. Sie. brauchen und dürfen aber nicht allein gelten. Wenn das alte Wort »mens saus tu corpore sauo» seine Richtigkeit hat, so ist doch unbedingt ebenso richtig, daß eben im gesunden, gestählten Körper Geist und Ge müt nicht fehlen und nicht zu kurz kommen dürfen. Erkennt man das an, so wird der Buchhandel daran jedenfalls Freude haben. Zur Frage der Konsumsinanzierung im Wege des Abzahlungskredits, die jetzt die deutsche Öffentlich keit beträchtlich interessiert und die wir schon im letzten Bericht kurz streiften, sei heute ein Bericht über einen ersten Versuch der praktischen Durchführung nachgetragen. Es handelt sich uni einen Plan des Warenhauses Hermann Tietz. Diese Firma hat, wie die Industrie- und Handelszeitung berichtet, mit der kürzlich in Zürich gegründeten Kaufkrcdit A.-G., die in Berlin, Markgrafen straße 28, ihre Niederlassung errichtet hat, einen Vertrag abge schlossen, auf Grund dessen der Käufer für alle von den Häusern der Firma bezogene Waren, mit Ausnahme von Lebens- und Ge- nußmittcln, 75 Prozent des Rechnungsbetrages bei gleichzeitiger Anzahlung von 25 Prozent mit einem Kreditschein der Kaufkredit- A.-G. bezahlen kann. Diese wiederum honoriert der Firma Tietz die Krcditscheine 3 Tage nach Einreichung ohne joden Abzug. Der Eimkaufskreis ist für den aus solchen Ktcditschein Einkaufenden voll kommen der gleiche wie für den Kassakunden. Er erfährt auch selbstverständlich die gleiche Behandlung wie dieser. Die Ver teuerung dieser Einkaufsart besteht für den Käufer darin, daß er der Kaufkredit A.-G. für den ihm eingeräumten Kredit 5 Prozent der Kreditsumme als Vergütung zu entrichten hat. Mit diesen! Ausschlag sollen die Zinsen und die Berwaltungsspesen der Ge sellschaft gedeckt werden. Das Verfahren gestaltet sich so, daß der Käufer, der den Kredit in Anspruch nehmen will, bei der Gesell schaft um die Kreditgenehmiguug nachsucht und zu diesem Behuf die von ihr geforderten Erklärungen in den ihm zur Ausfüllung vovgelegten Formularen abgibt. Seine Kreditwürdigkeit wird sodann durch besonders angestellte Rechercheure bzw. durch die Firma Schimmclpfeng nachgeprüft, und zwar ist vorgesehen, daß-diese-Prüfung ebenso schonend wie schnell erfolgt. Wird der Antrag genehmigt, so erhält der Käufer ein Heft mit 10 Doppel- kreditscheinen, di« er dann beliebig für seine Einkäufe verwenden kann, jedoch mit der Maßgabe, daß lder Einkauf auf Kredit inner halb eines Zeitraumes von 4 Wochen seit Aushändigung des Heftes erfolgt sein muß. Für die Kreditgewährung sind vorläufig vier verschiedene Gruppen von Käufern vorgesehen, für die eine verschiedene Maximalhöhe des Kredits in Aussicht genommen ist: Festangestellte und Beamte bis zur Höhe eines Monatsgehaltes, freie Berufe bis 500 Mark, Gewerbetreibende nach freiem Er messen. Die Rückzahlung des Kredits erfolgt in fünf Monats raten, deren erste einen Monat nach Aushändigung des Kredit heftes zu entrichten ist. Bei Verzug, d. h. bei Nichtzahlung einer Rate innerhalb 10 Tagen nach Fälligkeit kann die Gesellschaft den ganzen Restbetrag verlangen. »Es wird interessant sein, zu beobachten», bemerkt die Industrie- und Handelszeitung dazu, »wie I33S
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