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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1926
- Strukturtyp
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- 1926-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1926
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- Deutsch
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fdL 263, 11. November 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. findet je eine Vortragsreihe über »Buchhändlerische Betriebslehre- und über »Herstellungswcsen- statt. Diese Kurse sind geplant für je 8 Abende, Teilnehmergebühr Mk. 1!.—. Anmeldungen sind umgehend zu richten an den Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilsen-Ver- band (Fachgruppe Buchhandel im D.H.V.) inLeipzig, Hospitalftr. 28. Das Fest des Buches. — So betitelte sich das am vergangenen Sonnabend, 8. November, in allen Sälen des Deutschen Buchhändler hauses t» Leipzig stattgcsundene diesjährige Wohltätigkeits- fcst des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsge- hilsen-Verbandes (Fachgruppe Buchhandel im D. H. B.j, Kreis Leipzig. EL handelte sich bei dieser Veranstaltung erstens darum, für das Buch durch künstlerische Darbietungen zu werben, und zweitens ip-Not geratenen bedürftigen Berussangehörigen deS graphi schen Gewerbes eine Unterstützung zu Weihnachten zu verschossen. Dank der rührigen Tätigkeit des Festausschusses und der umfassenden Werbung (Ankündigungen im Börsenblatt und den Tageszeitungen, Plakatanschlag usw.j war diesem Feste wiederum ein voller Ersolg be schielten wie vor zwei Jahren. Etwa 880 Personen hatten dem Rufe der Einladung Folge geleistet. Unter ihnen sah man Vertreter des Börsenvcreins, die Herren Generaldirektor vr. Heb und Professor vr. Menz, der Buchhändler-Lehranstalt (Studiendirektor Pros, vr. Frenzcl), des Buchdruck- und Buchbindereigewerbes, des Stadt- verordneten-Kollegiums, der Tagespresse usw. Eine hohe Ehre wurde dein Verband seiner zuteil durch das persönliche Erscheinen des Ober bürgermeisters der Stadt Leipzig, Oberjustizrat vr. Rothe, der erst vor einigen Tagen aus Amerika zurückgekehrt war, wo er eine Anleihe unterzeichnet und sich des weiteren besonders auch über bas dortige Bibliothekswesen unterrichtet hat. Nach einleitenden Musikvorträgen des Leipziger Tonkünstler-Orchesters begrüßte der Geschäftsführer des Verbandes, Herr Otto Krüger, die zahlreich erschienenen Gäste und verbreitete sich dann über den Zweck des Abends. Hierauf kam ein Vor- und Mahnspruch von Gustav Herrmann zum Vortrag, der eindringlich daran ermahnte, das deutsche Buch zu fördern, wo es auch immer sei, und der vom Schauspieler Jochen Poelzig vom Alten Thea ter ausdrucksvoll gesprochen wurde. Das nun folgende Glanzstllck des Abends stellte eine eigenartige Neuerung dar und darf als aktuell bezeichnet werden: »Buch und Tanz-, eine getanzte Kulturgeschichte in 1V Bildern von Sabine Lipp, ausgefllhrt von letzterer und ihrer Tanz schule sowie von Nonna Fairy, Agnes Del Sarto und Deti Tolnay. Diese Tanzschöpfungen, umrahmt von Leitworten und Lichtbildern, zeigten die Entwicklung des Buches und des Tanzes und ihre Wechsel beziehungen vom Uransang bis zum heutigen Tage. Nicht endenwollen- dcr Beifall belohnte diese hervorragenden Leistungen. Einen weiteren Glanzpunkt im Programm stellte Frau Agnes Del Sarto mit ihren Liedern zur Laute dar. Die bekannte und beliebte Künstlerin erntete ebenfalls rauschenden Beifall, der sie zu einigen Zugaben zwang. Da zwischen hatte auch der Vorsitzende des Ehrenausschusfes für dieses Fest, Herr Geh. Hosrat vr. L. Volkmann, Gelegenheit genommen, das Oberhaupt der Stadt Leipzig zu begrüßen. Unter jubelnder Zu stimmung der Festversammlung dankte er ihm für das große Interesse, bas er durch sein persönliches Erscheinen dem Buch und im besonderen dem Leipziger Buchhandel entgegenbringe. Der Ausklang des Abends: Festball und Tombola. Bis in die frühen Morgenstunden schwang Terpsichore bei den Tönen einer Jazz-Kapelle über jung und alt ihr Zepter. Eine reichhaltige Gabenverlosung fand guten Zuspruch. Man sah viele Teilnehmer mit einem Paket Bücher unter dem Arme nach Hause wandern. Erwähnt sei noch das Festprogramm, bas in Form einer Sondernummer des Börsenblattes zur Verteilung kam. Neben fachlichen Aussätzen, wie: Fest des Buches, Das Buch auf alle» Lebenswegen von Gerhard Menz, Die Mission des Buchhändlers, Bugra-Erinnerungen, Der Bücherfreund aus Reisen, Momentbilder von L. E. Achim, beweist der übrige Inhalt der Festnummer, daß der Humor im Buchhandel noch nicht erloschen ist. — Das so schön verlau fene Fest, das hofsentlich seinen guten Zweck erfüllt hat, wird bei allen Teilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. C. Str. Kundgebung gegen den Entwurf eines Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriste». — Am 4. Nov. fand im ehemaligen Herrenhause in Berlin unter Mitwirkung des Börsenvereins, des Deutschen Verleger-Vereins und der Deutschen Buchhändlergitde die große Kundgebung für die Freiheit des Schrift tums und der Kunst gegen das Schmutz- und Schundgcsctz statt. Den Vorsitz führte Staatssekretär a. D. C u r t B a a k e. Als Redner traten aus: Professor HansBaluschek, vr. Partei, Pastor I-ic. Moe - ring, Professor Paul Hildcbrandt, Chefredakteur Georg Bernhard, Rechtsanwalt Wenzel Goldbaum, vr. Korsen und vr. Eloesfer. Ludwig Fulda hatte in letzter Stunde ab gesagt: für ihn trat als Vertreter der Schriftsteller vr. Döblin ein. Alle vorgenannten Redner sprachen sich entschieden gegen das Gesetz aus. Professor Hans Balufchek führte aus, daß in der Freiheit gerade die größte Schöpferkraft liege. Das Gesetz in seiner jetzigen Fassung sei unmöglich, man könne nicht ein Gesetz schaffen, das aus unklaren Paragraphen stehe. Die erste Vorbedingung für ein solches Gesetz sei eine Präzise Definition, was überhaupt unter Schmutz und Schund zu verstehen wäre. Ehe das Gesetz überhaupt zustandegekommen wäre, hätten die Schriftsteller und Künstler Stellung nehmen und sich viel leicht vom Fach aus an der Definition des Gesetzes beteiligen müssen. Es müsse auf alle Fälle verhindert werden, daß die Künstler bei diesem Gesetz völlig ausgeschaltet werden. Seines Erachtens müßten die Künstler, falls das Gesetz durchkommt, in den Prüsungsstellen eine Majorität bilden. Höchste Gewissenhaftigkeit sei bei der Auslegung des Gesetzes am Platze; die Kunst dürfe nicht auf den Schmutz- und Schunibhaufen geworsen werden, vr. Döblin wandte sich besonders dagegen, daß durch das Verbot irgendeiner Landesprüsstelle ein Kunst werk im ganzen Reiche verboten werben könnte. Dies sei ein ganz unhaltbarer Zustand. Er bemerkt zum Schluß, daß, falls das Gesetz durchkommen sollt« und durch irgendeine Landesprüsstelle ein Verbot für das ganze Reich zustande käme, sich die Schriftsteller Mann für Mann gegen eine solche Knebelung des Schrifttums einsehen würden; sie würden als Protest solche Schriften lesen und sich verurteilen lassen. Vom Standpunkt des Geistlichen verfocht Pastor vio. Moering die Freiheit gegen das erzieherische Muckertum der »Gouvernante-. Chefredakteur Bernhard beanstandete besonders, daß das Gesetz keine Sicherung des Verfahrens kenn«. Es kann jemandem passieren, daß er sich auf der Schmutzliste befindet, ohne eine Ahnung von dem Verfahren zu haben, das nach dieser Richtung hin eingeleitet ist. Das Gesetz läßt zu, daß das Verfahren eingeleitel wird, ahne daß der An- geschuldigte gehört wird. Darauf wandte er sich wie seine Vorredner ganz entschieden gegen die Landesprüsstellen und die Bestimmung, daß durch irgendeine Landesprüsstelle ein Kunstwerk für das gaWe Reich verboten werden kann. vr. Wenzel Goldbaum sührte einige Beispiele aus seiner Praxis an, unter anderem den Fall Brunner in Frank furt a. M., und betonte, daß das, was wir mit diesem Gesetz bekommen, di« literarische Feme sei. Daraus sprachen noch Pros. Paul Hilde brandt und vr. Kursen als Vertreter der Lehrerschaft sowie vr. Eloesser als Vertreter der Schriftsteller. Auch sie wiesen aus die große Gefahr hin, die das Gesetz mit sich bringt. Prof. Hnoebrandt und vr. Karsen verwiesen den Kampf in dl« Schule und das Eltern haus. Hervorheben möchten wir noch besonders die Ausführungen des Herrn vr. Paetel, der als Vertreter des Buchhandels sich etwa wie folgt äußerte: Wenn ich jetzt nach dem Künstler und Schriftsteller als Vertreter des Buchhandels, Insbesondere des Deutschen Verleger- Vereins hier spreche, so habe ich den Worten meiner Vorredner, was das Gesetz als solches und seinen Inhalt betrifft, sehr wenig hinzu zufügen. Ich möchte mein Bebauern aussprechen, daß bei einem Gesetz, das so hohe Kulturgüter und so hohe Belange des deutschen Volkes betrifft, der Parteistandpunkt zutage tritt. Die Buchhändler sind sich darüber einig, daß man dieses Gesetz nicht von einem Parteistandpunkt betrachten soll; ein solches Gesetz muß von allen Parteien abgelehnt werden. Der deutsche Buchhandel, soweit er organisiert ist, hat sich stets fern von Schmutz und Schund gehalten, und deshalb ist di« Empörung im Buchhandel um so größer, daß ihm ein Gesetz auserlegt werden soll, das die stärkste Zensur bedeutet und das den Geschäfts gang des deutschen Buchhandels auf das empfindlichste schädigt, bald schlimmer als die Lex Heinz« seinerzeit. Man darf zum Schutz der Jugend die Erwachsenen nicht bevormunden wollen und damit die Entwicklung der Kunst und Wissenschaft behindern. Der Buchhandel muß frei sein, der Kunst und Wissenschaft zu dienen, ohne daß das Damoklesschwert der Prüfungskommission ihn behindert. Der Buch handel, Verlag wie Sortiment, lehnt das Gesetz in dieser Fassung ab; es würde die größte Gefahr sllr Kunst und Wissenschaft und für den Buchhandel bedeuten. In der Diskussion sprach der frühere Zensor des Berliner Polizei präsidiums, Herr Professor Brunner. Er wandte sich mit allem Nach druck gegen dieses Gesetz in etwa folgenden Ausführungen: Ich bin ge kommen, um Stellung zum Gesetz zu nehmen. Ich darf es Ahnen gleich sagen, ohne jede politische Beziehung, ohne einen Standpunkt der Welt anschauung hervorzukchrcn, ich spreche mich entschieden gegen dieses Gesetz aus. Es ist für mich nichts anderes maßgebend als mein Gewissen und meine große Erfahrung auf diesem Gebiete, und ich glaube offen sagen zu dürfen, gerade weil ich der Jugend und der Reinheit im Volke mit Aufopferung meiner ganzen Persönlichkeit gedient habe, gerade darum bin ich noch mutig genug, in den Kamps 1345
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