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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1926
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- 1926-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1926
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X- 163, 16. Juli 1926. Mitteilungen aus dem Antiquariat. im Antiquariat tätig ist, wird die Wahrnehmung gemacht haben, daß nur -ein sehr geringer Teil inländischer, früher kaufkräftiger Kunden jetzt noch in der Lage ist, Bücher zu erwerben; sie find, durch die Ungunst der Verhältnisse, im Laiche der letzten Jahre gezwungen worden, mehr oder Minder als Bücherkäufer auszu scheiden. Jetzt ist sogar auch aus diesen Kreisen das Angebot Mützer als die Nachfrage, ein Zeichen, daß die Leute nicht nur leine Bücher lausen, sondern daß sie sogar ihre kleine Bibliothek oben aus Mangel -an Geld abstoßen Müssen. Beim Angebot des Publikums -haben sich nun 'besondere Ver hältnisse hcrausgcbildet. Das verkaufende Publikum 'gibt sich in der Regel über den Wert seiner abzugoben-den Bücher starken Illu sionen >hin. Es zieht gerne Schlüsse aus den in den Tageszeitungen vermerkten, bei Auktionen erzielten hohen Preisen, wobei es ihm gar nicht darauf 'ankommt, den dort angegebenen Preis für eine Erstausgabe eines deutschen Klassikers mit dem in seinem Besitze befindlichen minderwertigen Nachdruck und dergleichen aus eine Stufe zu stellen. Dem Antiquar tut es oft bitter weh, Leuten, die -mit vermeintlichen Schätzen kommen, die -sie -als letzte Rettung aufgehoben haben, einen Ankauf ablohnen und sie enttäuschen zu müssen. Was bleibt ihm aber anders übrig? Sohr unangenehm wird es aber vor allem, wenn die Enttäuschten den Antiquar zum Prügelknaben machen wollen. Vor allem haben die Zeitungs berichte über die letzten Verkäufe von Gutvnbergbibeln viele Be sitzer von alten Büchern zu dem Glauben veranlaßt, daß jedes ältere Buch, auch wenn es aus dem Anfänge des 19. Jahr hunderts oder gar aus dem 18. Jahrhundert stammt und damit in ihren Augen ein sehr altes Stück ist, von ungeheurem finan ziellen Werte sei. Besondere Bedeutung haben noch die Berichte über diejenigen Büchcrauktionen, von denen man sagen -kann, daß sie nur durch Zufälligkeiten wirklich gute Preise erzielt haben. Vollends verwirrend aber -sind vor allem die -fabelhaften Preise, welche in Amerika und Englarid für -gewisse ganz große Stücke in letzter Zeit gezahlt worden sind und worüber die Presse ausführlich berichtet hat. -Boi dieser Art Literatur -ist so in der Tat ein krasses Mißverhältnis zwischen den Preisen entstanden, die von -dem Anti quar beim Ankauf gefordert werden, und denjenigen, die anderer seits das Publikum dem Antiquar zu zahlen gewillt und zumeist wohl auch nur imstande ist. Zum Teil wirken auch wohl immer noch manche Jn-flatiouserinnerungen mit. Namentlich Hai -damals das lauge Festhalten der Verleger an überholten Markpreisen einige Verwirrung gestiftet; denn die Preise -der neuen Bücher be einflussen natürlich bis zu einem gewissen Grade immer auch die für antiquarische. Im allgemeinen liegen wohl die Verhältnisse -be-i'in wissenschaftlichen Antiquariat etwas günstiger. In den Krei sen der Wisscn-schaftler -besteht -im Durchschnitt wohl eine etwas nüchternere Betrachtung der Verhältnisse. Einerseits ist man sich bewußt, daß man beim Verkauf von wissenschaftlichen Büchern keine Phantasiepreise erzielen kann, und andererseits hat man auch Verständnis für gewisse Preissteigerungen ssibens der Antiquare, soweit sich diese -in angem-essen-en und dem Wert -der betreffenden Bücher wirklich entsprechenden -Grenzen halten. Erschwerend für das -wissenschaftliche Antiquariat ist -aber der Umstand, daß von den Besitzern besonders nachgelassener Bibliotheken in -vielen Fäl len der -Versuch gemacht wird, einen geschlossenen Verkauf an ein ' in- oder ausländisches Institut unter Ausscheidung des Anliqua- riiatsbuchhandels -herbeizusü-hren, -wodurch -dem Handel viel Ma terial entzogen wird. Der Umstand nun, daß das Antiquariat einerseits auf die un gefähr bvprozentigc Weltteu-erung bei -seiner eigenen Preisstellung nur in geringem Maße Rücksicht nehmen kann und andererseits -die Unkosten außerordentlich -gestiegen, die Absatzmöglichkeiten in- jolge wirtschaftlicher und politischer -Veränderungen sehr erschwert -sind, hak zur Folge, daß die Gewinnquote -beim Antiquariat wesent lich -geringer geworden ist -als vor dem Kriege. Infolgedessen muß -der rationell arbeitende Antiquariats-leiter -bedacht -sein, di« Un kosten möglichst zu -beschränken. Besonders wird -man davon ab- is-ehcn -müssen, wie das -in der Inflationszeit üblich war, -luxuriös ausgestaltete Kataloge mit verhältnismäßig geringwertigen! In halt -herauszubringen. Ganz -ohne Propaganda kommt jedoch auch das Antiquariat nicht aus, am allerwenigsten -in diesen Zeiten 38 mit ohnehin -schwerem Geschäftsgang. Diese Propaganda kostet immer -viel Geld. Der vernünftige, vorteilhafte Einkauf spielt unter diesen Umständen eine doppelt große Rolle, und die Anti quare -sollten sich gegebenenfalls hier -vor allem selbst ihre Renta- bilitätsbedingungen nicht unnötig erschweren. Der -vernünftige Antiquar wird und muß diesen Umständen Rechnung tragen. Wer jetzt noch namentlich für Durchschnittsbücher, für deren Absatz lediglich deutsche Kreise in Betracht kommen, hohe Preise zahlt, -handelt unklug. Nach den Erfahrungen von Kennern ist -eine er folgreiche Tätigkeit im Antiquariat nur möglich, wenn durch schnittlich die Preise nicht -höher -angvsetzt werden, -als -dies vor dem Kriege der Fall war. Ausnahmen sind nur in den seltenen Fällen zweckmäßig, bei -denen «die Nachfrage -in den letzten Jahren in sehr starkem Maße gestiegen ist. Nun -ist ja z-uzugsben, daß die Meinungen über Preise oft sehr stark auscinandergehen. Man möchte sagen »glücklicherweise«, denn -sonst könnte, wie es vielfach der Fall -ist, der eine Antiquar nicht von dem anderen kaufen. Der Preis für ein altes Buch läßt sich nicht -aus Grund -mathe matischer Regeln sests-etzen; verschiedene Faktoren -spielen dabei eine -Rolle: Auktionsergebnis'se, die Summe von Erfahrungen über das häufigere -und seltenere Vorkommen und die dabei erzielten Ver kaufspreise, der -dem Käufer zur Verfügung stehende Kundenkreis und nicht zuletzt das dem Antiquar innewohnende Gefühl, -das hauptsächlich -dann in Erscheinung tritt, wenn es -sich um ein nach seiner Erfahrung noch nicht, bzw. seit langen! nicht in den Handel gekommenes Buch handelt. Die Preisbildung wird -auch stark 'be einflußt durch die voraussichtliche Möglichkeit des Verkaufs nur im Inland oder auch im Ausland. Immer aber wird eben -eine ent sprechende Vorbildung und eine lange Erfahrung in großen Ge schäften und auf Auktionen dazu -gehören, um Preise richtig -be urteilen zu können. Ohne diese Voraussetzungen liegen Fehlgriffe nur zu nahe. Begünstigt wurde eine -gewisse Preistreiberei bis her durch jüngere Wettbewerber, -die meist erst in der Inflations zeit gelernt haben, nicht die genügende Erfahrung besitzen und des halb zum Teil übermäßige Preise bezahlt -haben. -Man H»rs jedoch annehmen, -daß sich mit der Zeit auch diese Verhältnisse wieder regulieren. Dabei werden sich auch manche -Bräuche — nicht nur beim Einkauf — -zu wandeln hüben, die stören -können. So wird von ina-nche-n Fachleuten die Beigabe -von Schätzungspre-islisten zu Aukt-ionskatalogsn -als ein ü-belstand betrachtet, zumal wenn außerordentlich hohe Preise eingesetzt werden, die nachher zu Rück käufen nötigen, das Publikum aber in seiner Meinung, daß -hohe Preise am Platze wären, bestärken. Ferner wird auf die Gewohn heit -hingswissen, -bei -Geboten -für Bibliotheken diese nicht -in «ine bestimmte -Form zu kleiden, sondern zu schreiben, man -würde, sagen wir, 105? über von -Seiten anderer Kollegen gebotene Preise bezahlen. Auch das stört natürlich die klare Preisbildung, über haupt wird gerade -beim Ankauf von wissenschaftlichen Bibliotheken peinl-ichst nicht nur alles vermieden »verden müssen, -was die Preis gestaltung ungünstig beeinflussen könnte, sondern auch alles, was das wissenschaftliche Antiquariat in den Augen des Publikums mehr oder weniger zu diskreditieren vermöchte. Wenn nun aber -auch manche Neugrüudungen während -der Inflation -und nachher den E-inkaussmarkt stark -beeinflußt -haben, so ist -doch zu bedenken, daß eine nicht -kleine Anzahl davon ihr Geschäft schon wieder hat ausgebsn -müssen, da eben zur lukra tiven Führung eines verläßlichen Ankiquari-atsgeschästcs nicht allein gute allgemeine Kenntnisse und Kapital, -sondern -auch tiefere Fachkenntnis-se gehören. Außerdem ist das Antiquariat ein Ge schäft auf lauge Sicht. -Auch die -besten und gesuchtesten Selten heiten kann man nicht -wie Tabak und Kaffee heute kaufen und mit Sicherheit in den nächsten 6 Monaten mit einem endsprcchen- -den Nutzen -an den Mann -bringen. Diese -feststehenden Tatsachen werden leider -besonders von jüngeren Geschäften nicht -genügend -berücksichtigt. Die Rentabilität der Antiquariate ist stets über schätzt worden. An kostbaren Stücken war der Gewinn, von einigen-Zufälligkeiten abgesehen, auch schon vor dem Kriege, in Prozenten -ausgedrückt, klein. Wissensreiche, kapitalkräftige, ihr Geschäft mit systematischer Ausdauer betreibende Antiquare, die nicht realisieren -müssen, werden aber -immer noch einen notwen- -digen, wenn auch -bescheidenen Nutzen erzielen. Im -allgemeinen
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