Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19260716
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192607165
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19260716
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-07
- Tag1926-07-16
- Monat1926-07
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wird sich -dabei der gewiegte Antiquar auch mit Angebot und Nachfrage Immer zurechtfinden. Neulinge jedoch, die sich in das Antiquariat als einen angenehmen Broterwerb hineinflüchten, werden für ihren Leichtsinn und ihren Mangel an Kenntnissen eben büßen müssen. Das älteste.Handbuch der Inkunabelkunde. Bon Ernst Schulz. Es ist bekannt, daß -die Gelehrten des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Jnkunabelforfchung eine rege und erfolgreiche Tätigkeit entfalteten. Die Arbeiten von Panzer und Zapf sind ja heute noch unentbehrlich, und auch die zahlreichen sonstigen Jnkunabelverzeichnisse jener Zeit haben durchaus noch eine teils praktische, teils historisch-dokumentarische Bedeutung, wie allein schon die -zahlreichen Hinweise daraus im Gesanrtkatalog der Wiegendrucke zeigen. Weniger bekannt ist die Tatsache, daß da mals auch schon -Versuche gemacht wurden, über -die Untersuchung des Einzeldruckes hinaus zu einer -allgemeinen und umfassenden Charakteristik der Frühdrucke zu kommen. So ist es dankenswert, daß Konra-d Haebler (Handbuch -der Jnkunabelkunde, Leipzig 192b, S. 7 s.) darauf hinwies, daß schon Maittaire (1719) und Laire (1791) ihren großen bibliographischen Werken Erörterungen all gemeinerer -Art beigegeben haben. Freilich irrt Haebler, wenn er von L-aires Incksx lidroruin sagt: »Hier werden zum ersten Male die charakteristischen Merkmale der Frühdrucke . . . -verzeichnet . . . Es ist der Vorläufer eines Handbuchs der Jnkunabelkunde, das trotzdem in den folgenden mehr als hundert Jahren nicht ge schrieben worden ist». Ein solches Handbuch nämlich, bzw. ein Versuch dazu, ist bereits 40 Jahre vor Laire erschienen; von ihm soll hier kurz -berichtet -werden. Es handelt sich UNI Ksbost. lao. lungenckres: visqulsitio in Dieses Quartbüchl-cin -von 48 Seiten -erschien -als selbständige Schrift zur dritten Jahrhundertfeier der -Erfindung des Buch druckes. Der Verfasser war -Konrektor der Sebaldus-Schulc zu Nürnberg; über sein Leben und seine Werke findet man einiges bei G. A. Will, Nürnbergisches -Ge-lehrten-Lexikon I (Nürnberg 17SS), 256 ff. Die Schrift ist recht selten, nur in verhältnismäßig wenigen deutschen Bibliotheken vorhanden und im Handel kaum j-e zu -treffen. Jungend«- -beabsichtigt, die charakteristischen Merkmale der Frühdrucke heraus-zuarbeiten, mit deren Hilfe man echte von falschen, ältere von jüngeren Inkunabeln unterscheiden könne, um damit Jnkun-abelben-utzern von -geringer Erfahrung prak tisch nützliche Kriterien -an die Hand zu geben. Er geht davon aus, -daß erHejen-igen charakteristischen Kennzeichen zusammen stellt, die gemeinhin in der Literatur -als solche bezeichnet würden, um daran seine -eigenen Beobachtungen. und Untersuchungen an zuknüpfen. -Als charakteristisch für Frühdrucke gelten nach ihm im allgemeinen folgende Umstände: Ein selbständiges Titelblatt kommt nicht vor; gedruckte Initialen fehlen stets, Worttrennungs striche meist. An Interpunktionszeichen kommt nur der Punkt vor. Je älter der Druck, desto unreiner und ungleichmäßiger ist die Type. Seitenzahlen, Signaturen und Kustoden sowie -eine Subskription -fehlen in der -ersten Zeit ganz, -das Papier -ist stark und fest. Bis zum Beginn der siebziger Jahre wird nur in Folio- form-at gedruckt; hinsichtlich -Schrift und -Schuruck weisen die Drucke große Ähnlichkeit mit -den gleichzeitigen handgeschriebenen Büchern -auf. -Die Absicht des Verfassers -geht nun dahin, diese gemeinhin als charakteristisch angesehenen Kennzeichen -an einer Reihe alter Drucke genau-estens nachzuprüf-en, wob«! er solche Inkunabeln wählt, die wenig bekannt oder nach seiner Meinung bisher un zureichend oder falsch -beschrieben sind; -er stützt sich hauptsächlich auf eigene -Beobachtungen -an den Originalen selbst und zieht literarische Quellen nur -hier und da zur Unterstützung heran. So beschreibt er mehr oder weniger ausführlich zwei xylographisch-e Drucke, 14 typographische -Inkunabeln -in lateinischer und sieben in -deutscher Sprache, -indem er jeweils untersucht, -ob und wieweit der Druck die oben -genannten Merkmale aufweist, und auch sonst ausfällige Erscheinungen -anmerkt. In diesen Einzelbeschre-ibungcn berücksichtigt Jungendres nicht nur das Typographische, sondern den -ganzen Umkreis buchgc- schichtlicher Fragen. So spricht -er, um nur einiges hervorzuhebcn, über Anschlußbuchstaben und Ligaturen, über Doppelformen ein zelner Buchstaben, über -Art und Einrichtung der lakalas, über Wasserzeichen, über Rubrizierung und handgcmalte Initialen. Er vergleicht Lesarten verschiedener Ansgaben desselben Werkes zwecks Feststellung der Priorität, warnt vor der Verwechslung von Druckjahr und Abfassungsjahr -in den Subskriptionen, spricht über den textlichen Wert der LckiUouos xrincipss, -die den Handschriften gleichzuachtcn seien, und schließt von -der Zahl und raschen Folge der Ausgaben auf -die -Beliebtheit des Werkes. Er -beobachtet, daß der früheste -Buchdruck -hauptsächlich gelehrte lateinische Werke vervielfältigt, und weist auf die Folgen hin, die sich daraus er gaben, daß -damals die Herstellung gelehrter Bücher fast ganz -in die Hände zumeist ungebildeter Handwerker überging. Häufig nimmt Jungendres auf -die -Verhältnisse des gleichzeitigen Han'd- schriftentvesens Bezug: er zieht aus der Beschaffenheit eines Früh druckes Schlüsse -auf die Eigentümlichkeiten seiner handschriftlichen Vorlage, -vergleicht Interpunktion, ladulao, Rubrizierung und Initialen -in Drucken und Handschriften, berührt paläographische Probleme und -sucht zu zeigen, wie die ersten Drucker sich be mühten, ihre Erzeugnisse den -Manuskripten möglichst ähnlich zu gestalten. Schließlich kommt er gelegentlich auch auf literar historische Fragen zu sprechen, obwohl er sich -dessen bewußt ist, daß er damit von seinem eigentlichen Thema abgeht (»non lidro- I-NM oonton-ta, sock antäq-Mtatts inoninmenta roeonsore proposntmns«). Heftig -bestreitet er z. B. die Meinung, -daß Reuchlin der Ver fasser -des »barbarischen» Vvorlbulsrius brsv-iloquns sei, und wider legt die Ansicht, dieses Werk sei das erste seiner Art, mit dem Hinweis auf ältere lexikalische Arbeiten. Das Resultat dieser Untersuchungen ist eine gewisse Modi fizierung der landläufigen Ansichten über die charakteristischen Merkmale der Frühdrucke. Auf Grund seiner eigenen Beobach tungen schränkt Jungendres die eingangs aufgezä-hltcn Kennzeichen in ihrer Gültigkeit ein; er betont -vor allem, -daß kaum eine dieser Regeln ohne Ausnahmen gelten könne, daß manche Eigentüm lichkeiten -der ältesten Drucke bald -verschwinden -und -daß man mit jenen charakteristischen Merkmalen nicht unvorsichtig arbeiten -dürfe. -Er macht weiterhin darauf -aufmerksam, daß bei deutschen Büchern manches anders s-e-i als in lateinischen Werken. Es versteht sich von selbst, daß, an heutigen Maßstäben gemessen, der Versuch von Jungendres -in Beweisführung und Zielsetzung mehr als bedenklich und in den Ergebnissen vielfach verfehlt ist. Trotz dem war er für seine Zeit eine sehr beachtliche Leistung, zumal wenn man bedenkt, daß -die großen Jnkuna-belarboiten des 18. Jahr hunderts erst in -erheblich späterer Zeit (etwa von 1785 -an) ge schaffen wurden. Jungendres hat das Verdienst, erstmals in einer selbständigen Schrift -allgemeinere Fragen der Jnk-unab-el- forschnng aufgeworfen und mit gutem historisch-philologischen Blick nach besten Kräften beantwortet zu haben. -Er hat buch- geschichtliche Probleme und Aufgaben berührt, die für seine Zeit neu und erstaunlich waren und die t-eilw-eise erst sehr viel später wieder -gestellt und -gesehen -worden sind. Dafür nur ein Beispiel: Wilhelm Meyer empfahl -(Zentralbl. f. -Bibl.-Wesen II, 1885, 443) -die Anwendung der textkritischen Methode auf die Fehler der Frühdrucke zur zeitlichen Festlegung undatierter Ausgaben desselben Werkes; -diese Methode hat schon Jungendres 145 Jahre früher zu genau -demselben Zwecke praktisch -angewendet. Ähn lich steht -es mit anderen von ihm gestreiften Fragen. Wenn auch Jungendres mit seinen Mitteln exakte Resultate nicht er reichen konnte, so hat -er doch -vielfache Anregungen gegeben und als erster eine Art »Handbuch der Jnkunabelkunde-- wenigstens versucht und erstrebt. Er verdient -daher einen ehrenvollen Platz in der noch zu schreibenden Geschichte -der Jnk-unabelforschung. ZS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder