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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1926
- Sprache
- Deutsch
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.V 168, 22. Juli 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtsckin. VuLbandel. Buch, Rundfunk und wandernde Sommerakademie. Von Walter Möller i. Fa. Wilhelm Möller, Oranienburg. Wenn der Buchhändler die ersten Reiseführer, Landschastsmono- graphien und Ferienliteratur ins Fenster stellt, dann regt sich auch bei ihm die Wanderlust. Zwar die Kasse ist meist nicht allzu prall gefüllt, doch sollte jeder Kollege, wenn es sich irgendwie machen läßt, ein, zwei bis drei Wochen im Jahre den herzhaften Ausspruch Scheffels befolgen: Wenn Du an Pult und Tische Geschafft Dich lahm und krumm, Zum Teufel ging die Frische Samt dem Ingenium, Dein Hirn wie zähes Leder, Wie Schwarzblech hart Dein Kopf, Zerstampfe dann die Feder, Reih aus, Du armer Tropf, Raus aus der Stadt, Raus aus dem Haus, Nix als raus! Gewiß, es mag manchem schwer fallen, denn Reisen kostet nun einmal, selbst bei bescheidenen Ansprüchen, Geld, und zu Hause wird während der Abwesenheit des Inhabers auch das eine oder das andere liegen bleiben oder nicht so erledigt werden wie sonst. Doch demgegen über steht als weit höherer Aktivposten: neue Eindrücke, körper liche und geistige Erholung, kurz neuer Lebensmut und erhöhte Schaf fensfreude. In unserm Börsenblatt fand ich im vorigen Jahre just um diese Zeit eine kleine Anzeige: Buchhändler sucht Reisegefährten für Gebirgswanderung, jedoch keine Hochtouren. Das Gesuch stammte vom Kollegen Borkowski sSchaplers Buchhand lung) in Deutsch Krone. Es ist zwar immer so eine Sache mit Reisegefährten, denn selbst Leute, mit denen man zu Hause seit Jahren recht nett verkehrt, entpuppen sich auf der Reise als wenig verträgliche Wandergenossen, doch kamen wir nach kurzem Brief wechsel überein, es miteinander zu versuchen und — evtl, schon in München, am Ausgangspunkt unserer Wanderfahrt, getrennt zu mar schieren, bevor wir uns gegenseitig zur Last fielen. Auf dem An halter Bahnhof in Berlin trafen wir uns nach unfern Paßbildern, und wir sind in München nicht auseinandergegangen, sondern bildeten schon am dritten Tage ganz hinten am Walchensee auf dem Heuboden einer weltabgelegencn Försterei, oberhalb der wiederkäuenden und muhenden Kühe aus dem einzigen vorhandenen Strohsack ckos L cko8 den österreichischen Doppeladler, während in der andern Ecke des Bodens — außer dem Förster und ein paar Holzern trafen wir sonst keinen Menschen den ganzen Tag vorher — ausgerechnet auch ein junger Buchhändler mit seiner Frau auf dem Strohsack nächtigte. Das Paar war mit dem Rade von Bremen nach München gefahren und hatte in neuen Haferlschuhen die Zugspitze bestiegen. Resultat: durchgelaufene Füße und eine achttägige Ruhepause bei dem Förster, während der »sie« die Wirtschaft führte, mährend »er« uns am Abend »küheheimtreibenderweise« begegnete, um sich schließlich als Kollege zu entpuppen. Doch es würde zu weit führen, all die vielen schönen und meist sehr heiteren Erlebnisse zu erzählen, die uns als Wanderern immer weit ab von Automobilbcrgstraßen begegneten. Der Weg führte über Mittenmald ins Tiroler Land hinein, dann zum Achensee, Tegernsee mit Ruhepause im Berchtesgadener Land nach Salzburg. Und schon gehen wieder die Briefe zwischen der Grenzmark im Osten und dem Berliner Vorort hin und her mit Plänen und Entwürfen: »Frisch auf, Kamerad, zu neuer fröhlicher Bergfahrt«, wobei übrigens noch ein geschoben werden muß, daß der Passus der Börsenblatt-Anzeige »jedoch keine Hochtouren» sehr bald vergessen war. Ja, wenn das Bergfieber nicht wäre! »Was hat diese Wanderfahrt mit dem Buch und allem, was drum und dran ist, zu tun?«, wird der Leser fragen. Sehr viel! Denn wenn wir es auch vermieden, dauernd zu fachsimpeln, so wurde doch im Laufe der drei Wochen so manche Berufsfrage erörtert, lernte der Verleger vom Sortimenter und umgekehrt. Propagandafragcn, Aus bildung des Nachwuchses/Auchbuchhandel, vor allem aber das Zu sammenarbeiten von Sortiment und Verlag im inneren buchhändle- rischcn Betrieb wie bei gemeinsamen Werbemaßnahmen wurden immer wieder erörtert. Auch das Vortragswesen nahm einen breiten Raum ein, ebenso wie das Verhältnis des Buchhändlers zur großen und zur Lokalpresse. Daß daneben auch allgemein-wirtschaftliche Fragen ge streift und die Nöte und Wünsche sowie Eigenarten der Bevölkerung, in der jeder lebte, dem andern nähergcbracht wurden, liegt ans der Hand. So stellte also unsere gemeinsame Wanderfahrt eine »Sommer akademie auf Reisen« dar, die beiden Teilen unendlich viel An regung brachte. Und es ist nur zu wünschen, daß unser Börsen blatt in diesem Jahr recht viele solcher »Neisegefährtengesuche« im Anzeigenteil bringen möge. Wenn sich dann immer ein Sortiments kollege und ein Verleger zusammenfänden, möglichst noch aus ver schiedenen Teilen unseres Vaterlandes, dann ja dann gäbe es fortan nur noch prompte Abrechnungen, pünktliche Lieferungen, so fortige Auskünfte und gar keine Grobheiten auf Zetteln und Fak turen. Uber eins waren wir sogleich einig: wie notwendig die Schaffung der Werbestelle war, was sie bisher in der verhältnismäßig kurzen Zeit leistete und — wie wenig ausgiebig ihre vielfachen Anregungen bedauerlicherweise von manchem Unentwegten benutzt werden. Nur einen Punkt möchte ich, da er gerade in den letzten Wochen wiederholt im- Sprechsaal des Börsenblattes angeschnitten wurde, herausgreifen: Rundfunk und Buchwerbung. Die Werbestelle hat in sofortiger und richtiger Erkenntnis des Wertes des gesprochenen Wortes dem Buch durch Verhandlungen mit den einzelnen Sendern den Weg geebnet. Man sollte meinen, daß sich wenigstens in jeder Mittelstadt ein, in jeder Großstadt ein Dutzend Sortimenter finden, die neben den Rund funkzeitungen und Textbüchern auch die besprochene Literatur min destens in einem Exemplar — in den meisten Fällen gern mit Nemissionsrecht geliefert — ausliegen haben, und zwar die Werke, die ihr Sender bespricht, aus denen ihr Sender vortragen läßt. Die Programme sind ja rechtzeitig genug bekannt, und das Börsenblatt weist ebenfalls frühzeitig genug darauf hin. Hat sich das Publikum erst daran gewöhnt, in einem bestimmten Kasten des Buchhändlers oder an einer bestimmten Stelle seines Fensters »Die Runds«nkbücher dieser Woche« zu finden, so wird es, unter dem frischen Eindruck der Nundfunkbesprechnng oder der Darbietungen aus dem einen oder dem anderen Werke oder des Autors selbst, sicherlich leichter zum Kauf bereit sein, als wenn es nichts davon hört und sieht oder gar auf seine Nachfrage in der Buchhandlung ein bedauerndes Achselzucken oder fieberhaftes Katalogwälzen zu sehen bekommt. Ein paar Fälle aus der eigenen Praxis: Vor einem Jahre brachte einer der größten Sender mit vielen hunderttausend Hörern Proben aus meinem Novellenband »Von Bach bis Strauß«. Alle Sortimenter des betreffenden Sendebezirks waren durch Postkarten von der Darbietung benachrichtigt worden. Resultat: einige Kol legen, die das Buch mit Remissionsrecht bezogen und auf Anraten des Verlags das Auslage-Exemplar mit einem Hinweis ans die Nundsunkdarbietung versahen, setzten gut ab und beziehen noch heute, nach Jahresfrist, nach. Außerdem traf eine größere Anzahl Einzel bestellungen ein, aber, und das ist das Bezeichnende, nicht unter dem obigen Titel, sondern unter der Nundfunkankündigung »Musik novellen und -Skizzen«. Die betreffenden Buchhändler hatten also der Postkarte vom Verlag überhaupt keine Beachtung geschenkt, denn diese enthielt sowohl den Haupt- wie auch den Untertitel, führten lediglich auf Nachfrage des Publikums die Bestellungen aus, und wie viele der Hörer nach bedauerndem »Haben mir leider nicht« abzogen, läßt sich nicht kontrollieren. Daß dies reichlich der Fall war, beweist die Tatsache, daß dem betreffenden Rundfunksender eine große Zahl von Anfragen zuging: Wo ist das Buch erschienen und wo ist es zu haben? Eine ähnliche Erfahrung machte ich dieser Tage, als ich die No vellen, umkleidet von entsprechenden musikalischen Darbietungen des Orchesters, vor einem Seuder der Provinz vortrug. Wieder waren rechtzeitig vorher Postkarten an die Sortimcntskollegen des be treffenden Bezirks hinausgegangen. In einigen Auslagen fand sich das Buch mit entsprechendem Hinweis ans den Nundsunkabend, in anderen ohne jede Notiz, in sehr vielen gar nicht. Die ersteren setzten gut ab, und der einmal durch den Rundfunk gewonnene Käufer wird auch bei anderen ihn interessierenden Darbietungen durch den Sender eher die Buchhandlung aufsuchen, die ihn beim ersten Male sofort prompt bediente, als ein Sortiment, in dem man von nichts mußte. Was hier vom Rundfunk als Werbemittel gesagt wurde, gilt auch von Vortragsveranstaltungen, Pressepropaganda des Verlags oder sonstigen aktuellen literarischen Zeitungsmitteilungen. Es wird 919
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