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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1926
- Strukturtyp
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- 1926-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1926
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- Deutsch
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jX? 240, 14. Oktober 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. lunbi«, der internationalen Bereinigung gegen Pornographie, zu sammengestellt. Dort wird auf großen Wandkarten besonders gezeigt, welchen Weg solche Publikationen ans Deutschland heraus (die Hauptsitze der Vertreibe! sollen hier Berlin, Leipzig und Frankfurt a. M. sein) oder nach Deutschland hinein (im Auslande sind die Hauptvertriebsplätze: Paris, Wien, Barcelona, Prag, Bu dapest) nehmen. Di« Objekt« selbst hat das Polizeipräsidium Mün chen in der Geschlossenen Abteilung (Halle III, Galerie rechts) aus gestellt. Nur hier in der Geschlossenen Abteilung findet man auch eine Auswahl Bücher, die aus politischen Gründen verboten wur den, mit einer erläuternden Statistik über Herkunft der Schriften, Zahl der Verbote u. a. ni. Nur mittelbar zu diesem Thema gehört die Frage der bunten Hefte. In Halle l, rückwärtsliegend von den Ständen der Verleger kriminalwissenschaftlicher Literatur, hat man eine Bude voll alter bunter Hefte und einiger Kolportageromane aufgebaut. Es sind meist Artikel der Vorkriegszeit, die man hier betrachten kann. Eine andere Zeit bringt naturgemäß auch andere Artikel des Straßenhandels, sodaß diese bunte Bude wohl in die historische Ausstellung zu rechnen ist. (Vom Straßenhandel berich tet, nebenbei bemerkt, die Münchner und Mannheimer Polizei in Halle I, Stand 60.) Im losen Zusammenhang mit Gebieten, die den Buchhandel berühren, steht ferner das Kapitel von den Fälschungen von Kunstwerken. Eine große Ausstellung solcher Stücke, worunter sich Gemälde, Stiche und andere Graphiken befinden, findet sich in der Halle HI aus der linken Galerie an die Basis der Halle angelehnt, während die Fälschung eines alten Lutherdruckes der Geschlossenen Abteilung zugewiesen ist. (Das Kapitel der Fäl schungen, soweit es den Geschäftsmann im allgemeinen angeht, des Diebstahls an und von Geldbriefcn usw. ist in der Halle der Post zu besichtigen, die sich hinter der Ehrenhalle nahe dem Haupt eingang befindet.) Schließlich sei noch erwähnt, daß eine Anzahl unserer be kannten Verleger von Gesetzessammlungen und Krimi nalliteratur nahe am Ausgang der Halle I zur Halle II ihre Tische aufgeschlagen hat und dort eine kleine Büchermesse auf den erwähnten Spezialgebieten veranstaltet. Ihnen gegenüber hat sich die Tagespresse mit einigen Vertretern angegliedert. Erwähnenswert ist auch die Anwesenheit der-i l l u str i e r- ten Zeitschriften. Sie haben besonders die Vertreter von Humor und Satire in die Ausstellung entsandt und ^ich geschlossen an der Basis der Halle I angesiedelt. Aus ihren alten und neuen Bänden hat Fritz Hellwag eine kleine, besondere Ausstellungs abteilung (daneben gelegen) zusammengetragen, die das Thema »Die Polizei in der Karikatur« behandelt. Von deut schen Zeitschriften sind Graphiken aus dem »Simplicissimus«, den »Lustigen Blättern«, den »Fliegenden Blättern- und dem »Klad deradatsch- darin reichlich vertreten.*) Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß neben fachwissen schaftlichen Zeitschriften guch die Organe der verschiedensten Beamten Vereinigungen in deren Kojen und die amt lichen P o li zei b l ä t ter in den Repräsentationsräumen der einzelnen' Staaten ausliegen. Fremdsprachliche, kriminalistische Fachliteratur stellen Ungarn, Polen und Holland in größerem Maßstabe aus. Polizei und Zensur. Die Zensur und namentlich ihre Geschichte gehört mit in den Rahmen der Polizei-Ausstellung, weil sie bis Ende des 19. Jahr hunderts zum größten Teil in den Händen der Polizeigcwalt lag. Im folgenden soll nun ein kurzer Abriß über ihre allmähliche Ent stehung und ihren späteren Ausbau gegeben werden, der sich vor trefflich an Hand der von der Preußischen Staatsbibliothek zur Ver fügung gestellten und von Professor vr. H. H. Houben erläuternd zusammengestellten Dokumente machen läßt. Die Dokumente, die zum großen Teil im Original, teilweise aber auch in photographischer *) Auch diese Ausstellung hat den Stoff zu einem Bande -er Sammlung »Die Polizei in Einzeldarstellungen« gegeben. Fritz Hell- wag: »Die Polizei in der Karikatur«. (125 S.) Berlin 1926. 8°. Wiedergabe zur Einsicht ausliegen, sind chronologisch geordnet, sodaß man sich das stufenmäßige Bild trefflich vor Augen führen kann. Die Entstehung der Zensur fällt in das Zeitalter der ersten auf? kommenden periodischen Zeitung. Allerdings gab es auch schon im 16. Jahrhundert eine Zensur, deren Hauptaufgabe aber darin bestand, auf die damals nach dem 3Vjährigen Kriege blühenden »Schmähschriften« usw. zu achten. Somit fällt die Entstehung der Zensur im Mutigen Sinne in die Anfänge des 17. Jahrhunderts. Die Dokumente ans der ersten Zeit sind nur noch spärlich vorhanden. Im folgenden sollen nun diese reden. Das älteste ausgestellte Schriftstück ist ein vom 14. Mai 1703 stammender Erlaß König Friedrich Wilhelms l., in dem dieser eine scharfe Kontrolle der Zeitungen bestimmt, um zu verhindern, daß sie etwas über die spanischen Erbfolgekriege bringen. Alles, was diese Angelegenheiten betraf, mußte vor dem Druck dem Zensor unterbreitet werden. Schon diese erste Urkunde veranschau licht uns, welche wichtige politische Nolle man schon damals der Zei tung zusprach. Am 11. April 1708, also fünf Jahre später, betraut der nämliche König die Preußische Societät der Wissenschaften mit der teilweisen Ausübung der Zensur. Aus dem Jahre 1709 stammt das älteste und bekannte Dokument der praktischen Anwendung der Zen sur. Es «liegt ein Exemplar des Berliner Relations-Postillon von 1709 aus, auf dessen letzter Seite man die Arbeit des damaligen Zensors Cuno sehen kann. Interessant ist hier, daß sich von dem ganzen Jahrgange nur dieses eine Blatt erhalten hat, das jetzt Eigentum des Vereins für die Geschichte Berlins ist. Mit der Zeit erhält die Zensur ihren Stempel. Ein vom 29. August 1711 datiertes Verbot bestimmt, daß die Zei tungen nichts bringen durften, was die Handwerker und Gewerbe treibenden veranlassen könnte, auszuwandern. Zwanzig Jahre später sehen wir das Preußische Generaldirek torium als Schützer der freien Presse auftrcten und gegen das von dem Minister Cocceji beabsichtigte und bereits zum Druck gegebene Zensuredikt Stellung nehmen. Dieses Edikt kam darauf nicht zur Anwendung. Am 30. November 1742 aber ergeht eine Order an die Berliner Drucker, nach welcher diese keine Werke ohne vorherige Ge nehmigung der Zensur in Auftrag zu nehmen haben. Am 23. Juni 1744 beklagt sich der Verleger Haube bei Friedrich dem Großen über die strenge Zensur des Kriogsrates von Ilgen. Im Jahre 1748 bestellt der König die Akademie der Wissenschaften zur Zensurbevoll mächtigten. Ihr damaliger Präsident war Maupertuis. Der auf diesen Erlaß erfolgte Widerspruch von allen Seiten veranlaßte den König, am 11. Mai 1749 die erste preußische Zensurkommission ein zuberufen, zu der er sein allgemeines Zensuredikt erließ. Aus dem Jahre 1752 wird uns ein Fall bekannt, in welchem der König auch gegen die Buchliteratur energisch einschreitet. Im März nämlichen Jahres hatte Voltaire unter dem Pseudonym vr. Akakia die Schmäh schrift »l^a vlatribe« verfaßt, die sich gegen den ihm verhaßten Mau pertuis richtet. Am 24. Dezember 1752 läßt der König das Buch auf den Märkten Berlins verbrennen. Er schreibt selbst die Notizen für die beiden damaligen Berliner Zeitungen. So berichtet die »Vossische Zeitung« vom 26. Dezember: Am Sonntag des Mittags wurde eine schändliche Schmähschrift »b>a viatribe« betitelt durch die Hand des Scharfrichters an verschiedenen Orten öffentlich verbrannt. Man sagt, daß der Herr von Voltaire Verfasser von fey. Sie ist wider den Herrn Maupertuis Präsidenten der hiesigen Königlichen Akademie der Wissenschaften. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts beginnt nun der Kampf gegen die Aufklärung. Das berühmte Religions- und Zenfuredikt des Kanzlers Wöllner aus dem Jahre 1788 macht allen zu schaffen. Es beginnt eine schwere Zeit für die Philosophen jener Tage. Auch, Kant gerät in Konflikt mit der Zensur. Das Jahr 1791 bringt die Kabinettsorder, die eine besondere geistliche Kommission mit der Beaufsichtigung der Literatur beauf tragt. Am 19. Oktober desselben Jahres bestimmt der König den Geh. Konsistorialrat Hillmer zur besonderen Zensur aller Zeitschriften. Aus dieser Zeit werden uns auch die Maßnahmen des Zensors Hermes in Briefen bekannt. So folgt schließlich am 14. September 1794 das Verbot der damals führenden Zeitschrift »Allgemeine deutsche Biblio thek« von Friedrich Nicolai, Berlin. Ein Jahr später, am 1. April 1795, wird dieses Verbot wieder aufgehdben. Charakteristisch für die damalige Strenge der Zensur ist das Wöllnersche Ministerialrescript aus dem Jahre 1798, das Kant zum Schweigen bringt. Schwere Zeiten für Literatur und Presse bringen die Napoleonischen Kriege. Je strenger aber die Zensur, desto findiger wurden die Verleger. So blühten zu dieser Zeit die Bücher mit fingierten Angaben. Vcr- lagsorte wie: Deutschland, Philadelphia und Holiopolis usw. waren 1231
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