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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1926
- Strukturtyp
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- 1926-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1926
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- Deutsch
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170. 24. Juli 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. besonders geartet. In der Ausrechterhaltung des Ladenpreises erkennen wir einen Hauptschutz gegen das Eindringen der schrankenlosen Kon kurrenz und der damit verbundenen kapitalistischen Zusammenziehung, die keine Gewähr mehr geben kann fiir das Ausleben oer schöpferischen Verleger- und verantwortungsbewußten Sortimentcrpersönlichkeit. Wir fassen nunmehr zusammen: W i r t s ch a f t u n 5 G e i st s i n d zwei verschiedene Erscheinungsformen an ein und demselben B e r u f s o r g a n i s m u s. Hier laßt sich nichts ab- lrennen und isolieren. Als das Problem der Berufsethik erscheint nns die Aufrechterhaltung des richtigen Verhältnisses zwischen diesen beiden Erscheinungsformen. Berufsverantwortung verpflichtet uns schon aus diesem Grunde zu bestmöglicher wirtschaftlicher Bildung. So wie der isolierte Mensch der Wirtschaft ein absterbender Typus sein wird, so wird auch die nur auf Weltanschauung einseitig begründete Berufs arbeit letzten Endes erfolglos bleiben. Mit diesen Erkenntnissen schlossen wir unsere wirtschaftlichen Nnndgespräche sdie ausgearbcitet im Druck erscheinen sollenj ab. Die Anteilnahme und Mitarbeit war groß. Sehr lebhaft waren die Fra gen nach Literatur und nach Wegen zur Weiterbildung. Ich kann daher wohl sagen, daß der erstmalige Versuch, im Nahmen einer S.-A. wirtschaftliche Fragen in größerem Zusammenhang ausführlich zu be handeln, geglückt ist und für die Ausgestaltung künftiger Akademien wegweisend wirken kann. Gerhard Schönfelder. 5. Der Jungbuchhändler. Die zehn Tage Sommerakademie in Prerow, dem schönen Fleck Erde an der Ostsee, während welcher sich 19 Jungbuchhändler zu gemeinsamem Leben und Schaffen zusammengefunden haben, gehören der Vergangenheit an. Die engen kahlen vier Wände meines Büros haben mich wieder liebevoll ausgenommen. Wenn ich nun zurttckdenke und die Tage nochmals an mir vorüber ziehen lasse, stelle ich fest, daß sie mir in jeder Beziehung sehr viel gebracht und meine Erwartungen weit übertroffen haben. Ursprünglich stand ich den Sommerakademien sehr skeptisch gegen über, weil ich mir nicht denken konnte, daß es möglich sein sollte, planmäßige Erholung und zielbewußtes Arbeiten — also zwei nach allgemein gültiger Ansicht grundverschiedene Dinge — harmonisch und glücklich miteinander zu verbinden. Diese Aufgabe wurde in Prerow von den Leitern der Akademie auf eine Art und Weise gelöst, die uns alle anfs angenehmste überraschte. Morgens, früh wenn die Hähne krähten, Gymnastik unter Anlei tung einer Loheländerin am Strande. Da wurden die Lungen aus gestaubt und geweitet, die steifen Rücken gekrümmt und die krummen gesteift, daß sogar die lachende Sonne ihre Freude an uns hatte, was man deutlich daraus ersehen kann, daß sie nie mit ihren Strahlen geizte. Anschließend war Frühstück, und etwa um 19 Uhr begann der Kurs, und zwar im Freien, entweder in einem Wellental der weißen Dünen oder im warmen Sande des Strandes. Wer da aber glaubt, das Rauschen der Brandung oder das Spiel der Wellen hätte die Aufmerksamkeit gestört, hat sich geirrt. Es lag sowohl an der Wahl der Themen als auch an der anregen den und interessant gestalteten Art ihrer Behandlung, daß dies nicht geschehen konnte. Im Spiel von Frage und Antwort — einer Methode, die ich für sehr glücklich halte — wurde den schwierigsten Fragen zu Leibe gerückt. An den Kurs anschließend war Baden, und etwa um 1 Uhr ver einigte uns das Heim wieder zur gemeinsamen Mahlzeit. Hierauf war Bettruhe bis 4 Uhr, dann Vesper und anschließend gewöhnlich auf einer windstillen Waldwiese Kurs bis 7 Uhr. Den Rest des Tages konnte jeder je nach Lust, Laune und Wetter entweder im Heim oder am Strand bei Musik und Tanz oder beim Segeln auf hoher See verbringen. Nachdem ich nun den äußeren Rahmen und den Hintergrund kurz skizziert habe, zum Kurs selbst: Wir Zungbuchhändler waren, als wir nach Prerow gingen, uns wohl alle darüber klar, in einer Sommerakadcmie nicht den Nürn berger Trichter zu finden. Wir waren uns auch wohl bewußt, daß cs sich nicht darum handeln konnte, reines Fachwissen vermittelt zu er halten. Dazu haben wir die Buchhändlerlehranstalt in Leipzig, die Lehre und die ersten Gehilfenjahre. Wir wollten vielmehr einen Blick aus unserer Ladentür hinaus werfen, wollten sehen, was vorgeht draußen in der Welt der Wirtschaft und der Welt des Geistes, wollten vor allem wissen, welche Stellung wir Buchhändler in dieser Welt einnehmcn, damit mir daraus unsere ethischen Aufgaben und wirt schaftlichen Notwendigkeiten erkennen können. Und diesen Blick, den uns die Herren vr. Klatt als Geisteswissenschaftler, Marcus als Buch händler, Schönfclder als Volkswirt und Frl. vr. Lambert als Kunst- Historikerin durch ihre Ausführungen von hoher Warte aus werfen ließen, war wohl für alle Teilnehmer unerwartet interessant und lehrreich. Alle Fragen, die behandelt wurden, seien es die geistigen Strömungen der Gegenwart, seien es die Grundlagen der Weltwirt schaft und Volkswirtschaft, die Wahrheit in der Propaganda oder die Ethik des Buchhändlers, wurden vom Standpunkt des Buchhändlers aus untersucht. Die Stellung des Buches und Buchhandels zu diesen Fragen stand immer im Mittelpunkt der Diskussion. Es wurde in allen Arbeitsgemeinschaften, ich betone das ganz besonders, durchaus praktische Arbeit geleistet. Der besondere Charakter des Buches als geistige Ware, die ihren Wert erst in der Hand des richtigen Käufers erhält, wurde immer und immer wieder betont. Es wurde darauf hingewiesen, daß der Buchabsatz nicht nur von wirtschaftlichen, sondern auch von geistigen Konjunkturschwankungen abhängig ist, daß es sich also sowohl für den Verleger als auch für den Sortimenter darum handelt, nicht nnr die wirtschaftlichen Notwendigkeiten, sondern auch diese geistigen Strö mungen und Schwankungen rechtzeitig zu erkennen. Um dazu aber in der Lage zu sein, muß der Buchhändler sich dauernd fort- und weiter bilden, und dazu wollen ihm neben anderen Wegen die Sommcr- akademien den Weg weisen. In Prerow wurde diese Aufgabe glänzend gelöst. Al brecht Alber. 6. Schlußfolgerung. Ist es nun vermessen, zu behaupten, 'daß wir in Prerow der Lösung der uns gestellten Aufgabe ein beträchtliches Stück näher gekommen sind? Ist nicht aus allen drei Berichten ersichtlich, daß, wo auch der Berichterstatter stehen mag, er anerkennt, daß die Einheit durch die Fragestellung vom Be rufsstande aus gewährleistet war? Sommerakademien oder Freizeiten wollen, wie ich oben aus führte, Anregungen vermitteln zur späteren Selbstbeschäftigung. Die Prerow-Freizeit läßt mich Schlußfolgerungen ziehen, die ich hiermit «dem >Gesamtbuchhandel zur Diskussion unterbreite. Jede 7- oder 14tägige Freizeit 'kann natürlich nur der Ausschließung dienen. Es läge nahe, die Sommerakademien in der Weise aus zubauen, daß neben diesen Anregungsfreizeiten Kurse von etwa sechswöchiger Dauer geschaffen werden, die 'das dort Begonnene in der Weise vollenden, daß der einzelne Teilnehmer voll nnd ganz von dem gestellten Thema durchdrungen wird. Ich weiß, daß dieser Idee neben der Frage der Lehrenden auch die anderen wirtschaftlichen Nöte der Jetztzeit hemmend entgegenstehen. Wenn wir aber daran denken, daß vermutlich die Akademien der Filter sein werden, um den Nachwuchs herauszusieben, der die buchhändlerische Handelshochschullaufbahn einschlagen kann, dann werden wir nach Schaffung des Lehrstuhles alles tun müssen, um diesem stets die besten Kräfte zuzuführen. Ferner ist zu be denken, daß wir durch diese zweistufigen Kurse, die zunächst wohl an ein bestehendes Volkshochschulheim anzugliedern wären, mit unserer Fortbildungsfrage auch M-das Fahrwasser der gesamten modernen Lehrer- und Volkshochschulbewegung einmünden konn ten. Wenn auch nicht verkannt werden soll, daß wir durch die starke Inangriffnahme der Erziehungsfragen für viele Berufe im Augenblick u>egweisend sind, so muß doch alles geschehen, um eine Isolierung unsererseits zu vermeiden. Endlich eröffnet die auf berufs ständischer Arbeit aufgebaute Freizeit auch im Hinblick auf den Aufbau Deutschlands neue Bahnen und unpoli tische Ausblicke. Doch entfernen wir uns nicht zu sehr von «der Gegenn>art. Ein Versuch ist geglückt. Lag es an den Leitern, lag es an den Teilnehmern? Wenn Interesse ist, wollen Dr. Klatt und ich in einer siebentägigen zweiten Prerow-Woche vom 2 9. A u gu st bi s 4. Se p te m be r das eben Gewonnene in noch straffere Formen zu gießen versuchen. Eine besondere Freude für uns wäre es, wenn die Skeptiker unter den Chefs sowohl wie auch unter der Gehilfenschaft diesem unserem Aufruf durch aktive Teil nahme folgen würden. 927
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