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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1926
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- Deutsch
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X- 245, 2V. Oktober 1926. Mitteilungen aus dem Antiquariat. Wer der Redakteur dieser Zeitschrift war, ist nicht genau anzu geben; im Blatt selbst befindet sich tein Hinweis. Es i-st behauptet') worden, daß sie von Mich. Gottl. Hantsch und I. C. Neun redi giert worden sei. Aber alle bisherigen Nachrichten und Bespre chungen dieses Blattes, das uns in mehreren vollständigen Exem plaren erhalten ist, sind so voll von Jrrtümern und falschen An gaben, daß ich auch diese Behauptung stark bezweifle. Ich glaube vielmehr, daß Or. Heinrich Kabdebo") das Richtige traf, als er schon 1878 aunahm, daß Newen selbst — den er freilich nur als Dichter und nicht als Buchhändler kannte — nicht nur der Ver leger, sondern auch der Herausgeber und Redakteur war"). Das Unternehmen hatte kein Glück. Schon die Unregelmäßig keit im Erscheinen zeigt uns, daß die Kinderkrankheiten arg oder das Interesse des Publikums gering waren. Tatsächlich dürfte beides vorliegen. Wenn man auch die Ausstattung als verhältnis mäßig recht gut bezeichnen muß und wenn man auch annehmen kann, daß das damalige Publikum keinen Anstoß an dem furchtbar schwerfälligen, verschnörkelten und verzopften Stil nahm, so kann man doch viele Fehler konstatieren. Mehr als die erwähnten drei .Hefte sind nicht gedruckt worden. Sie bilden zusammen einen statt lichen Quartband von über 230 Seiten und 15 Tafeln. Sie müssen in Newens Buchhandlung viele Jahre als Ladenhüter gelegen haben oder war — was kaum anzunehmen ist — die Auslage allzu groß gewesen, jedenfalls gab es ihrer so viele, daß der Buchhändler Johann Pauk Kmuß, der am Kohlmarkt in Wien und in Frank furt, von wo er stammte, ein Geschäft hatte, di« Restbestände im Ramsch zusammeukaufte und 1744 daraus eine — bloß mit einem -neuen Titelblatt versehene — Neuausgabe veranstaltete. Mcses geschäftliche Fiasko der ersten Wiener illustrierten Zei tung war leider ein böses Omen für die Zukunft. Das »Merkwür dige Wienn« fand/eine Nachahmung. Erst am Anfang des neun zehnten Jahrhunderts erschien eine neue illustrierte Zeitung in Wien, es war Bäuerles Theaterzeitung, die heut« noch eine reiche Fundgrube für theater- und kostümgeschichtlichc Forschungen bil det und von der jüngst in Wien «in sehr schönes fast komplettes Exemplar aus der Sammlung Eckst") versteigert wurde. Zum 200. Geburtstage Chodowieckis. Das Kunstantiquariat hat ununterbrochene Fühlung mit Chodowiecki behalten. In den entschwundenen Zeiten ist das osurrs des Künstlers bald mehr, bald minder gesammelt worden, aber seine Stiche sind dauernd Sammelobjekt gewesen und ge blieben, und die Gegenwart sammelt seine Werk« jetzt mehr als je. Die Preise für die kleinen Blätter sind bedeutend gestiegen; noch vor zwanzig Jahren waren sie sehr wohlfeil. Blätter wie das »Familienbild« oder »Ziethen sitzend vor seinem König«, die jetzt mit 300 Mark und höher gewertet werden, konnte man für 25 bis 30 Mark kaufen. Während die Mode wechselte, Grabstichelblätter im Preis« sanken, Farbstiche hochkamen, Dürer- und Rembrandt- stiche zu Angemessenen Höhen an Wert stiegen, floß das Bächlein Ehodowieckischer Kunst ruhig seinen Lauf. Eine aufgelöste Samm- ") Soviel ich feststellen konnte, zuerst im »Allgem. Sachregister«, hcrausgeg. v. I. H. Christ. Beutler und I. Chr. F. Gutsmuths. Leip zig 1796, von wo die Bemerkung kritiklos immer wieder direkt und indirekt übernommen wurde. °> Österreichische Kunstchronik. Nr. 1. Bien 1878. "> Newen von Newenstein starb, wie ich jetzt erst feststellen konnte, in Wien am 3. September 1787. ") Vgl. den 1. Teil des vom Wiener Buch- und Kunstantlquariat Ignaz Schwarz herausgegebenen Auktionskatalogs, Wien 1SLS. lung diente nur dazu, einen neuen Sammler erstehen zu lassen. Und nicht nur die Mappensammler kamen in Bettacht, sondern auch aus anderen Kreisen rekrutierten sich di« Interessenten. Die Sammler deutscher Literatur schätzten Chodowiecki als Illustra tor der Erstausgaben, die Historiker suchten seine Blätter als zeit genössischen Schilderers der Sitten des achtzehnten Jahrhunderts, und mancher Liebhaber außerdem hing gern dieses oder jenes Blatt in Rokokorahmen an die Wand. Für die -Heranwachsende Jugend, die überhaupt Sinn für derartiges hakte, gestaltete sich das Ver hältnis zum Künstler wie zu -einem Onkel, und -sein Porträt mit der abgenommenen Brille paßt auch sehr gut sür diese Rolle. Für Berolinensien-Sammler erschloß der Künstler die Zeit Friedrichs des Großen und hielt das Interesse fest an der Zcitepoche, in der sich das sparsame preußische Leben widerspiegelte. Wie die Tradition hier wirkte, möchte ich an einem Beispiel erzählen, an Selbsterlebtes auknüpfend, -das wohl nicht vereinzelt geblieben sein wird und bezeugt, wie lebendig sortwirkend Chodowieckisches Schaffen -Verständnis gesunden hat. Anfang der siebziger Jahre waren in Berlin populäre Kon zerte mit klassischem Programm sonntäglich an der Tagesordnung, von Liebig gegründet, später unter Brenners Direktion. Sie be gannen km Sommer um vier Uhr nachmittags in einem Bier- garten der Potsdamer Straße. Bei Bier und Kasse« hörte man die Symphonien Haydns, Mozarts, Beethovens sür fünfzig Pfen nig -Eintrittsgeld. Die Ausübenden waren außer Fachmusikern vielfach musikalisch gebildete preußische Subalternbeamte, die ihr Gehalt zu erhöhen suchten durch Mitwirkung an diesen Konzerten. In den Pausen setzten sich die Mtspielenden ins Publikum, und aus diese Weise machte ich die Bekanntschaft eines Kalkulators, der ein Fagott im Orchester blies. Im Lauf« der Saison -wurden wir näher bekannt, und da kn -der Unterhaltung einmal der Name Chodowiecki von mir genannt wurde, lud mich der Fagottist ein, ihn zu besuchen, da er sehr viele Blätter des Meisters besitze. Ich suchte ihn -in seiner Wohnung, die sich im Hintergebäude eines Hauses der Französischen Straße befand, auf und war überrascht, di« Wände seiner Zimmer mit gerahmten Chodowiecki-Stichen bedeckt zu sehen. Er erzählte mir, daß er diese Blätter in dem selben Zustand schon als Knabe bettachtet und von seinem Onkel geerbt habe, einem Geigenbauer Wolf, der einen Teil dieser Stiche noch direkt von der Chodowieckischen Familie seinerzeit erworben habe, weshalb es auch fast durchgehend sehr frühe Ab drucke waren, di« hier versammelt hingen. Der alte Wolf hatte sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem Chodowiecki-Sammler aus gewachsen; wenn er di« Augen von den Geigenreparaturen, den Leim- und Firnistöpfen erhob, -hatten sie mit innigem Vergnügen auf -den Chodowieckischen Gestalten geruht, und als er hochbetagt als Junggeselle starb, vermachte er -die Sammlung seinem Neffen, der nun ebenfalls unverheiratet und über die Sechzig hinaus das gleiche Interesse sür Chodowiecki besaß und die Sammlung noch ergänzte. So wie in diesem Falle Chodowiecki die Erholung für zwei allein durchs Leben gegangene Existenzen zweier Genera tionen gebildet hatte, ähnlich mag es sich in mancher -Berliner Familie ereignet haben; ein Zeugnis dafür, wie verwachsen Chodowiecki mit seiner Zeit gewesen sein muß, daß sein Nach- w-irken darüber hinaus auf die folgenden Geschlechter sich erstreckte. Dieses Lebendigsein und Fortleben ist wohl der schönste Lohn, den sich die fleißige Künstlerhand errungen hat. Mit besonderem Interesse habe ich auf mancher Auktion beobachtet, wie sich immer wieder ein junger Sammler für Chodowiecki-Blätter entwickelte und ein Absterben des Interesses für den deutschen Meister des Rokoko nicht zu befürchten ist. Möge auch dieses Erinnerungs- blatt dazu beittagen! Max Ziegert. Von üen Versteigerungen. Jnkunabeln-Bersteigerung bei Baer L Co. -Ein Ereignis auf dem Büchermarkt wie die Versteigerung der Jnkunabeln-Sammlung Kurt Wolfs durch Joseph Baer L Co. in Frankfurt a. M. hat -auch in der großen Presse genügend Beachtung gefunden, sodaß die bemerkenswertesten Er gebnisse bereits überall bekannt sein dürften. Der Gesamterlös für die 824 Nummern belief sich auf 431 786 Mark. Die Be teiligung war außerordentlich rege. Außer vielen deutschen Sammlern und Antiquaren waren Sammler, Gelehrte und Buch händler aus Amerika, England, Italien, den Niederlanden und der Schweiz anwesend. Trotz dieses großen Wettbewerbs war es deutschen öffentlichen Sammlungen, darunter der Augsburger und 61
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