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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1926
- Strukturtyp
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- 1926-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1926
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- Deutsch
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Xi 245, 20. Oktober 1926. Mitteilungen ans dem Antiquariat. 64 Seiten eine eingehend« Beschreibung der einzelnen Nummern bringt. Der Führer ist dadurch nicht nur für die Dauer der Ausstellung, sondern auch darüber hinaus von großem Nutzen für alle die Kreise, die sich für die Druckschrift und ihre Geschichte interessieren. Gustav Mori. Wiens erste illustrierte Zeitung. Bon Carl Junker. Anläßlich der Herbsttagung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel in Baden bei Wien wurden die Teilnehmer vom Präsidenten der österreichischen Bundesrepu blik vr. Michael Hainisch im Prunksaal 'der Nationalbibliothck empfangen. Dieser Saal, der unbestritten der schönste Bibliothek- jaal der Welt ist, wurde bekanntlich gerade vor zweihundert Jah ren vollendet. Wenige ahnen nun, daß die Errichtung der damals neuen Hofbibliothek zur schwersten Krise des Zeituugswesens im alten Wien geführt hat, in dem schon zu jener Zeit die Überspan nung der Steuerschraube, der behördliche Unverstand, durch über triebene Lasten das Steuerobjekt selbst zugrunde zu richten, zu be klagen war. Erstaunlicherwcise war die Kaiserstadt an der Donau, obwohl in ihr höchstwahrscheinlich die älteste unter den uns bekannten so genannten »Relationen»'), diesen Vorgängerinnen der periodischen Zeitung, gedruckt worden war, nicht auch die Geburtsstätte der ersten deutschen Zeitung im heutigen Sinne des Wortes. Während Frankfurt am Main schon 1609 ein wöchentlich einmal erscheinen des Blatt hatte, stammen die ältesten uns bekannten Exemplare in Wien regelmäßig erscheinender Zeitungen') erst aus den zwanziger Jahren des siebzehnten Jahrhunderts, und die ältest« uns erhal tene fortlaufende Serie einer solchen beginnt erst 1671, wenn es auch sicher ist, daß es schon während der ganzen zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts regelmäßig erscheinende gedruckte Zeitungen in Wien gab. Seit dem Jahre 1703 hatte Wien deren sogar drei: den »Post täglichen Mercurius«, gegründet von dem Buchhändler Sedlmayer, das »Wienerische Diarium» (die heutige »Wiener Zeitung») und den von dem Buchdrucker I. B. Hacque anfangs der siebziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts gegründeten, von seinem Nachfolger, dem berühmten aus Antwerpen stammenden Wiener Drucker und Verleger Johann »an Ghelen fortgeführten -»Lorrtere oräinario» (in italienischer Sprache)'). Da kam 1721 die zur Errichtung der neuen Hofbibliothek ein gesetzte Hofkommission auf die groteske Idee, auf Zeitungen und Kalender einen Stempel zu beantragen, um einen Teil der Kosten des Neubaues aufzubringen. Der Hosbuchhändler Johann Baptist Schönwetter, der Gründer, Verleger und Drucker des Diariums, weigerte sich, diese Steuer zu zahlen, und auch Schilgen, der da malige Inhaber des Mercurius, behauptete, sie nicht leisten zu kön nen. Nur der reiche van Ghelen kam der Kommission entgegen, und schlau und geschäftstüchtig, wie er war, brachte er hierdurch das Wiener Diarium und den Mercurius in seine Hand'). Nun hatte er faktisch ein Zeitungsmonopol, und so wurde van Ghelen der erste Zeitungsmagnat vielleicht in ganz Deutschland, sicherlich in Wien. Das erste, was er tat, war, daß er das Erscheinen des Mer- rurius 1724 einstellte, da, wie er sich ausdrückte, die Kaiserstadt noch nicht für zwei deutsche Zeitungen genug Leser hatte. Bald darauf ließ er aber auch den Lorrtere eingehen, und das Wiener Diarium blieb von nun ab, abgesehen von der von 1757 bis 1788 ') Vgl. Zenker, E. V.: Geschichte der Wiener Journalistik von den Anfängen bis zum Jahre 1848. Wien 1892. ') Vgl. meine Schrift: Die Aufhebung des Zeitungsstempels und die österr. Presse, Wien 1991, und die darin ausgeführte Literatur. — Dazu noch: I. O. Apel, !m »Archiv für Geschichte des dtschen. Buch handels». III. Leipzig 1879, und Vancsa in der »Geschichte der Stadt Wie». Herausgegeb. vom Altertumsverein». Wien. (Band IV.) ') Eine geschlossene Serie vom 23. Oktober 1677 bis Dezember 1721 in der Wiener Nationalbibliothek. ') Vgl. insbesondere den Faszikel 899 (IV. v. 7) im Staats archiv für Inneres und Justiz In Wien. 60 erschienenen Oarotts cks Vienne, die einzige sozusagen politische Zeitung Wiens bis zu der großen Reform der Preßverhältnisse unter Joses II. Van Ghelens Lorbeeren — aus Johann van Ghelen war in zwischen sein Sohn Johann Peter gesolgt, der in der Redaktion des Lorriore sich seine Sporen verdient hatte — ließen den streb samen gekrönten Hospoeten Carl I. Newen, der seit 1722 eine Buchhandlung in der Annagasse besaß und 1726 Universitäts buchhändler geworden war, nicht ruhen. Newen, der später mit dem Prädikat von Nelvenstein von Karl VI. in den Adelsstand erhoben wurde und über dessen Wirken ich vor kurzem die erste aktenmäßigc Darstellung') veröffentlicht habe, war ein so vielseitiger Mann, daß ernste Forscher sogar glaubten, daß der Dichter und der Buchhändler dieses Namens unmöglich ein und dieselbe Person sein konnten. Er stand jedenfalls mitten im literarischen und künst lerischen Leben, und sein Laden »Zum goldenen Vlies« — später am Judenplatz und dann aus der hohen Brücke — war ein Treffpunkt der Gelehrten, Literaten nnd Künstler bis in die Mitte der There sianischen Zeit. Nach längeren Vorbereitungen gründete Newen anfangs 1727 ein neues Perivdicnm in Wien, die erste deutsche Monatsschrift für Wissenschaft und Kunst, die erste illustrierte deutsche Zeitung über haupt, der er den für die damalig« Zeit sehr kurzen und einfachen Titel »Das Merckwürdige Wienn oder Monathliche Unter redungen von verschiedenen daselbst befindlichen Merckwürdig- keiten der Natur und Kunst» gab. Das Januarheft erschien erst im Februar. Es trug eine schwülstige Widmung an den Kaiser, dessen Porträt in Kupferstich sich neben dem Titelblatt befand. Die ses war mit einer sehr hübschen Ansicht von Wien geziert. In der Vorrede wird der Göttliche Beistand angerusen. Der weitere Inhalt war in die Form einer lausenden Unterredung zlveier Freunde gekleidet. Diese Form entsprach dem Geschmack der da maligen Zeit, sie war eingeführt worden durch den »ersten deut schen Journalisten» Thomasius. Das Muster, das er mit seinen -Monatsgesprächen» gegeben, beherrschte das gesamte deutsche Zei tungswesen jener Zeit. Die beiden Freund« Polydorus und Amyn- tas, die in Begleitung ihres Hofmeisters Candidus Wien besuchten, um dessen Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, unterhalten sich im ersten Hest über einen großen Kaktus (Lereus 8plnc«I), der da mals im Garten des Kaiserlichen Lustschlosses »Favorita» zu sehen war, dann über die astronomische Maschine des Prinzen Eugen, über ägyptische Mumien und über eine lateinische Bibel-Hand schrift aus dem zwölften Jahrhundert, die sich in der Bibliothek des Reichshosrates von Schmerling befand. Das Februarheft erschien erst im Juli. Es war mit einem Porträt der Kaiserin Elisabeth Christine, einem vortrefflichen Kupferstich von A. I. Schmutzer nach einem Gemälde von I. G. Aurbach, geschmückt und der »schönsten Kaiserin- gewidmet. In diesem Heft unterhielten sich die Freunde über ein« neuerfundene Wafserhebemaschine und über ein« Feuermaschine (es war dies die erste deutsche Dampf maschine), dann über die malabarische Theologie, über die Vor sorge des Königs von Dänemark für die Bekehrung der Heiden und über einen Sammelband von alten Druckschriften, deren Prove nienz aber leider nicht festgestellt werden kann. Das Märzheft, dessen Fertigstellung im Wiener Diarium erst am 27. September angekündigt wird, enthielt außer einem Gespräch über das Alter der Menschen drei ganz interessante kunsthistorische Erörterungen über eine Diana-Statue, über römische Münzen und über römische Inschriften, di« mau kurz vorher in Wien entdeckt hatte. Wie man sieht, entbehrte die Zeitschrift') nicht einer gewissen Aktualität, und sie besprach sogar Dinge, die man immerhin für das damalige Wien als Sensationen betrachten konnte. Sie hatte aber doch einen ausgesprochen gelehrten Charakter, der Text war mit vielen Anmerkungen versehen, und die Illustrationen — auf die im Text allerdings hingewiesen wurde — befanden sich am Schluß eines jeden Heftes aus besonderen Tafeln. °1 Das Haus Gerold in Wien. Wien 1925. Seite 14 u. folg., sowie die Anmerkungen dazu. °> Sie ist ebenso wie die Ausgabe von 1744 in der Wiener National bibliothek.
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