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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1926
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- 1926-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1926
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/X? 178, 3l. Juli 1926. Redaktioneller Teil. Joseph Meyers größeren und umfassenderen Aufgaben zu. Er rief eine ganze Reihe von Kohlengrubcnunternehmungen ins Leben, wandte sich dem Erzbergbau zu, gründete in Neuhaus eine »Deutsche Eiscnbahn-Schienen-Compagnie», durch deren Produk tion er den deutschen Markt von der Abhängigkeit von der eng lischen Eisenbahnschicnenindustrie zu befreien gedachte. Dann ent warf er großzügige Eisenbahnpläne, die auch sämtlich zur.Aus führung gelangten — nur wesentlich später und nicht durch ihn, da es ihm nicht gelang, von allen Regierungen die notwendigen Konzessionen zu erlangen. Auch auf einem anderen Wege — näm lich durch Gründung einer Privatbank nach dem Borbild des Llöckit modilier — gelang es ihm nicht, das erforderliche Kapital zu erlangen, da die meiningische Regierung ihm die Konzessio- nicrung seines Planes versagte. Hauptgrund der ablehnenden Haltung war die politische Anrüchigkeit Meyers, der zu den führen den Demokraten Deutschlands gehörte. Zwar trat er niemals mit politischer Praktischer Betätigung hervor, aber er gehörte zu den hervorragendsten politischen Publizisten seiner Zeit, dessen geist volle und scharfsinnige Kritik der Zustände in seinem »Universum« von Zehntausendcn gelesen wurde. Auch mehrfache Verurtei lungen zu Gefängnisstrafen konnten den Mannesstolz dieses »Bürgers« im besten Sinne nicht erschüttern — wohl aber litt unter solchen Aufregungen feine Gesundheit schwer. Inmitten einer schweren Krise seiner Unternehmungen machte ein Schlag anfall dem Leben des kaum Scchzigjährigen ein frühes Ende. Herrmann Julius Meyer (1826—1908), der einzige Sohn Joseph Meyers, hat das Bibliographische Institut in den 28 Jah ren, die es seiner Leitung unterstand, ganz zu dem gemacht, was es seiner ursprünglichen Anlage nach werden mußte: zu einem populärwissenschaftlichen enzyklopädischen Verlag. Er gab dem Unternehmen jene imponierende geschlossene Einheitlichkeit seiner Produktion, die seinen Charakter bestimmte, und war bestrebt, die Werke durch exakteste Zuverlässigkeit konkurrenzlos zu machen, vor allem auch durch handliche Brauchbarkeit von Umfang und For mat ihnen Eingang bei den Massen zu verschaffen. So wurde aus der Wbändigen Enzyklopädie des Vaters das lbbändige Kon versationslexikon des Sohnes, so entwickelte sich die alte Kabinetts bibliothek zu den historisch-kritischen Klassikcrausgabcn, so entstan den Meyers Rciscbüchcr und Meyers Sprachführer. In der Vcr- triebsform bediente sich Herrmann Meyer mit Vorliebe der Hilfe des aufblühcnden Rciscbuchhandcls, den er nach Kräften förderte und stützte. Schon bald nach Übernahme der Gcschäftsleitung faßte er den Gedanken, den »Verlag nach Leipzig zu verlegen; es vergingen aber mehrere Jahre, bis in Reudnitz, Ecke Gerichts- und Täubchenwcg, das geeignete Grundstück gefunden war. Hier wurde 1874 das neue Jnstitutsgebäudc, ein damals nach dem Täubchen weg zu offenes Viereck, als Rohziegelbau mit einem Kostenaufwand von lk Millionen Mark errichtet. Zehn Jahre noch leitete Herrmann Meyer das Haus im neuen Heim, dann übergab er die Führung des Verlages an feine beiden ältesten Söhne klr. Hans Meyer und Arndt Meyer, von denen der crstcrc die wissenschaftliche, der letztere die buchhänd- lerisch-techn-ische Leitung übernahm. Herrmann Meyer widmete sich in dem langen Lebensabend, der ihm noch beschieden war, ganz der sozialen Aufgabe, deren Förderung und Lösung er als eine Existenzfrage für die Zukunft -von Volk und Staat erkannte: der Wohnungsfrage. Seiner Initiative und seinem Opfcrsinn verdanken die »Weyerschen Häuser« in Leipzig ihre Entstehung. Die »Offene Handelsgesellschaft Bibliographisches Institut Meyer«, -wie das Institut von 1884 bis 1914 firmierte, war die höchste Blütezeit des Instituts. Das Lexikon, dessen 6. Auflage mit den Supplementen auf 24 Bände anwuchs, erlebte Riesen auflagen, die -Rekordziffern im Buchhandel darstellten. Die Klas sikerausgaben -wuchsen aus über 200 Bände an und wurden zu einem Vorbild populärwissenschaftlicher Edievungskunst. Die »Rcisebücher« standen gleichgeachtet neben der älteren Sammlung von Baedeker. Die besondere Leistung dieser Epoche waren die umfassenden Sammlungen von populärwissenschaftlichen Werken, die, nach einheitlichen Grundsätzen aufgebaut, ganze Wissenschafts gebiete umfaßten. Das -Ausgangswerk dieses Verlagszweiges -war »Brehms Tierleben«, das auf Herrmann Meyers Anregung erst- 954 Mals 1864—69 in sechs Bänden herauskam. Dieses Standard werk des Instituts bildete den Grundstock einer »Allgemeinen Na turkunde«, zu der Rankes »Der Mensch«, Neumayrs »Erdgeschichte«, Ratzels »Völkerkunde« und Kerners »Pflanzenleben- hinzutraten. Nachdem 1888—90 alle diese Werke herausgebracht -worden waren, wurde sofort ihre Neuauflage und die -Ergänzung der Sammlung durch weitere grundlegende, ganze Wissensgebiete umfassende Dar stellungen ins Auge gefaßt. Zunächst traten M. W. Meyers Werke »Weltgebäude« und »Naturkräste«, bei der 3. Auflage 19ll—12 Marburgs »Pflanzenwelt« hinzu. Als Parallclwevk auf geisteswissenschaftlichem Gebiet wurde 1896—1900 die »Sammlung illustrierter Literaturgeschichten- und auf geographischem Gebiet 1891—95 unter W. -Sievers' Leitung eine »Allgemeine Länderkunde« in 5 Teilen ins Leben gerufen. Weiter schloß sich eine Sammlung historischer und kulturgeschicht licher Werke an: Helmolts »Weltgeschichte« in 9 Bänden, Hans Meyers »Deutsches Volkstum«, Steinhauscns »Kulturgeschichte«, -Schultz' »Urgeschichte der Kultur- usw. Eine ganz außerordentliche Ausbreitung erfuhr das Institut in dieser Zeit, besonders feit der Jahrhundertwende auf organi satorischem Gebiete. Neben Filialen in Wien und Berlin ent standen in Petersburg ein selbständiges Verlagsunternehmen »Proswestschenie«, ferner die Vertriebsgesellschaft »Kultura» und der Verlag »Dejatel«. Durch den Kriegsausbruch 1914 gingen diese Unternehmungen, von denen nur »Proswestschenie« bereits vorher aus den Unternehmungen des Instituts ausgeschiedcn war, verloren. Sie wurden von der russischen Regierung beschlagnahmt und verstaatlicht. Innere und äußere Gründe veranlaßten Anfang 1915 die Umwandlung der bisherigen »Offenen Handelsgesellschaft Biblio graphisches Institut- in eine Aktiengesellschaft, deren Leitung heute in den Händen der jüngeren Enkel Joseph Meyers, vr. Herrmann Meyer und -Alfred Born-müller, liegt. Nach dem Kriege wurde der umfangreiche technische Betrieb unter Direktor Hermann Leh mann modernisiert und umgestaltet, die Verlagswcrkc wurden unter der Oberleitung Or. Herrmann Meyers neu aufgelegt und zum Teil völlig neu bearbeitet. Vor -allem sind zu erwähnen das auf 12 Bände berechnete »Meyers Lexikon«, dessen 4. Bänd kürzlich bereits erschienen ist, ferner die von Robert Petsch besorgte I8bändige Fcstausgabc von Goethes Werken, die Neuauflagen von »Meyers Handatlas«, die »Geschichte der Russischen Literatur» von A. Luther, aus dem Reisc-büchcrverlag die Neuauflagen der Alpcn- führer und der dreibändige Jtaliensührer (1925/26) usw. So ist in den wenigen Jahren, die seit dem Ende von Krieg und Inflation vergangen sind, das Bibliographische Institut neu erblüht, und es kann den Tag seines hundertjährigen -Bestehens in dem frohen -Bewußtsein begehen, daß es zu den stolzesten Häu sern des deutschen Bcrlagsbuchhandels gehört, daß sein Name ruhmvoll durch die Welt gedrungen ist, daß es aber vor allem stets die Aufgabe erfüllt hat, die ihm sein Gründer in seiner Devise stellte: »Bildung macht frei!« Gegen den Schundliteratur-Gesetzentwurf. Auf Einladung des »Jungmünchener Kulturbundes« fand am 12. Juli in München im Vortragssaal der Buchhandlung Georg C. Stcinicke eine Versammlung von Schriftstellern, Vertretern der Wissen schaft, Verlegern und Buchhändlern statt, um gegen das geplante Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzliteratur Stellung zu nehmen. Unter anderen waren erschienen Ricarda Huch, Thomas Mann, Mar: Halbe u. a. m. Jnstizrat vr. Seidenberger legte die Grundlagen des Gesetzes dar. Die kulturelle und soziologische Seite behandelte der Schriftsteller O s c a r M a r i a G r a f. Er fragte unter anderem, warum nicht mit Reichsmitteln die Schaffung einer guten Jugendliteratur unterstützt würde. Thomas Mann er klärte es als eine Ehrensache für München, diese neuerliche Zumutung an freies Empfinden und Recht abzulehnen. Das Gesetz bedeute ein Wiederaufleben der Inquisition. Die Ursache sei eine geistige Atmo sphäre, die Ideelles unterdrücke. Der Gedanke der Freiheit könne nicht unterdrückt werden. Weiter sprachen Herr E r n st Reinhardt und Herr G. K. S t e i n i ck c. Sie betonten besonders, das; durch die Zensur nur der anständige Verleger getroffen werde, nicht jene, die wirklichen Schund und Schmutz vertreiben. Eine einstimmig angenommene
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