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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1926
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- 1926-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1926
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X- 250, 26. Oktober 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Zeitbild betrachtet, stehen könnte, den Satz: »Auch wird Mancher ein Opfer dieser Maßregeln werden, ehe inan in nötigen Kunst griffen geübt ist und die Gewissen ausgeweitet wurden». Die erste Notiz über die 88 (von den Briesfchreibern ge brauchte Abkürzung") für Börnes Briefe) von Jacob ist vom 14. August 1833. Teil 5 und 6 sollen in der Picrerschen Hos- buchdruckerei gedruckt werden unter der Bedingung, daß sie nicht in Altenburg, sondern in Leipzig geheftet würden. (»Weil wir nur einen treuen Buchbinder sdem auch Heines Reisebilder und Salon anvertraut wurden), einen Plauderer und die übrigen Polizeiklätscher haben.») In den folgenden Briefen hatte sich Jacob damit abgefunden, daß er auch noch über das Heften wegkoinmen werde. Als Kommissionär nahm Jacob in Aussicht Friedrich Volckmar, während Pierer für geeigneter Otto Wigand hielt, den Jacob anfangs überhaupt nicht wünschte. Wigand war für Jacob ein »Problem» und ein »Komödiant»""). Später wünschte er Volckmar das Austragen, Wigand das Heften und di« Verpackung zu übertragen; obwohl Wigand ein Problem sei, habe er Zutrauen zu ihm mehr noch wie zu Volckmar in solchen Angelegenheiten. Persönlich entsprach Volckmar nicht Jacobs Ge schmack. »Volckmar ist nicht mein persönlicher Freund.» Er spricht gern mit einer leichten Ironie von ihm: der teure Volckmar, unser gemeinschaftlicher Freund Volckmar u. dgl., machte ihm auch seine Aussprache nach (Sgund für Schund; Volckmar nannte die Literatur von der Art der Heineschen Vorrede zu den Fran zösischen Zuständen so). Auf der Grenze des Persönlichen und Sachlichen lag es, wenn er Volckmar als einen einschätze, der sich »leicht ins Bockshorn jagen ließ». Er kannte aber auch seine »Eitelkeit auf seine Klugheit», und darin sah er die Gewähr dafür, ihn im gegebenen Falle richtig lenken zu können. Grundsätzlich ähnlich war Jacobs Stellung dem Ches, Pierer, gegenüber. Jacob n>ar der überlegene, der Pierers dauernde und vorübergehende Schwächen ruhig einschätzte, nach außen in begütigend er klärender Weise seine Persönlichkeit deckend, seine schriftlichen Äußerungen mit vorsichtig zurechtrückendem Kommentar hinter der Bühne begleitend. Einzelheiten, von dem er wünscht, daß sie nicht von ihm, Jacob, angeregt seien, pflegte er von Campe Per sönlich aus (nicht bei Jacob, sondern) bei der Hofbuchdruckcrei anbringen zu lassen. Solche Weisungen sind das nächste, was die Briefe über die öS enthalten. Campe sollte nach Anleitung der Notizen, die ihm Jacob im Briefe vom 14. August gegeben hatte, an Pierer oder die Druckerei schreiben, zugleich die durch die falsche Firma begründete Gefahrlosigkeit melden und die Anwei sung geben, Volckmar solle »nichts Klares erfahren». Jacob würde dann die Ballen (mit den bei Pierer gedruckten Bogen der 88) an Volckmar mit falschem Frachtbrief leiten, sodaß Volckmar den Ort der Absendnng Altenburg nicht ahne. Jacob war für solche Fälle ausgerüstet. Er hatte zum Ausschreiben der Fakturen einen zuverlässigen Mann, dessen Hand »kein Teufel kannte und die nicht ausgeschrieben, obwohl deutlich» war. Diese vorbereitende Maßregel wurde von Jacob getroffen, während der Herr Major, d. i. Pierer, sich noch nicht zu dem Entschlüsse, die 88 zu drucken, durchgcrungen oder Jacob und Campe sie ihm abgerungen hatten, und -als es der Fall -war, noch gedachte, die Konimission Wigand zu übertragen. Jacob beurteilte Pierer als ermangelnd der nötigen Energie und Furchtlosigkeit. Er verliere zuiveilen den Kopf, aber das dürfe der Adressat nicht zu schwer nehmen, es dauere gewöhnlich nicht lange. Jacobs Briefe sind in Schrift und Inhalt von nie gestörter Ebenmäßigkeit, Ruhe und Sicherheit. Wenn er dagegen über Pierers Briefe das eine Mal schreibt, er bedauere, daß er den Brief für Campe nicht um schreiben könne, oder ein andermal, Campe werde -daran zu studieren haben, der Brief sei ein Muster von Kalligraphie, so hat er nur allzu sehr recht damit. Pierer schreibt in langen, un ruhigen Ergüssen. Seine Briefe sind dadurch von großer Iln- Auch die Eigennamen sind abgekürzt: B., Bö., Bne — Börne; Bt — Brünett V -- Volckmar; W — Wigand. "*> Einmal schreibt Jacob: »Fällt aber Wsl-gands einmal, so gtebt es einen bedeutenden Banguerott, -der die Buchhändler in numerischer Beziehung bei den Leuten einmal zu Ehren brächte, denn unsere zeit- herigen Falliments sind nicht i» großem Styl gewesen«. 1274 Mittelbarkeit und Anschaulichkeit. In Jacobs Brief vom 24. Au gust 1833 heißt es: »Schreiben Sie nur alles Beruhigende im Brief an die Druckerei und verlangen di« Sache determiniert, ohne daß Sie ahnen lassen, daß ich vorher darum gewußt. Heine und 68 werden en carriere kommen.» Am 31. August, Pierer war aus der Hühnerjagd, ging gut versiegelt das Manuskript der 88 an -die Druckerei «in. »Die Geschichte selbst kommt in den rich tigen Zug« (Jacob). Am 4. September 1833 teilte Pierer in einem Briefe, den Camp« vernichten sollte, seinen nach vierund- zwanzigstündiger reiflicher Erwägung schtver erkämpften Entschluß mit, das Manuskript zu drucken. Er entschloß sich dazu, das große Wagnis zu bestehen, nur, tveil Elle nötig Ivar, sofern und da Campe das Manuskript, das Pierer als das »übersendete Werk, 2 Bde.» umschreibt, noch in alte Rechnung versenden wollte. Er schildert die besonders -gefährdete Lage, in der gerade er sich für die Übernahm« eines so bedenklichen Druckaustrags befinde. Er war mit den Altenburger Behörden seit Ostern 1833 auss äußerste gespannt. Sie waren schon früher, durch das Geschrei und er müdet durch die unsichern Requisitionen"), gegen ihn kalt gewor den, erließen strengere Zensurbesehle, verboten, die Firma Hof buchdruckerei, als Berlagshandlung, ferner zu führen. Der Frankfurter grüne Donnerstag (Sturm aus die Frankfurter Hauptwache, 3. April) stieß dem Faß den Boden aus. Hageldicht fielen die Nasen von dem Bundestag. Posttäglich kamen Vor schriften. Gleichzeitig -benutzte Preußen dem altenburgischen Mi nister gegenüber, der am Bundestag verhandelte, das Aszendant (Übergewicht), das es über Altenburg (durch dessen Anschluß an den Zollverein gewonnen hatte, machte zur conditio sin« qua uou für die Gewährung vorteilhafter Bedingungen die Beschränkung der Druckfreiheit und drohte Einwürsen gegenüber mit Schließung der Druckerei. Glücklicherweise war bei der Beratung ein alter -be währter Freund Pierers zugegen; so ging der Sturm vorüber; dem gequälten Altenburger -Minister aber drohte nun der Gedulds faden zu reißen, und er zerriß, als bei dem WIgandschen Manu skript ohne Zensur und den beiden Jacobyschen Schriften der Nasenhagel von Wien, Berlin und Frankfurt wieder auf das dichteste herbeistürmte. Man verteidigte sich nun gar nicht mehr. Desto derbere Reskripte, ohne alle Kenntnisse vom Buchhandel und von den Zensurvcrhältnissen anderer Staaten versaßt, wetterten auf Pierers ein. Nach einem Reskript sollte Pierer auch für 'die zensurierten Schriften verantwortlich gemacht werden, nach einem -andern, wenn er fortsühre, so gegen Deutschlands Wohl, Für die Requisitionen komme» auch in Jacobs Briefen an mutige Beispiele vor. »Neulich kommt ein Brief unseres Präsidenten an Pierer mit der Bitte, die laut Requisition der Großhcrzogl. Hess. Regierung in Darmstadt dem Literatur-Comptoir in Altenburg ein- grsandteu 12 Exemplare dieses Buches (Testament des Volksbotenj abzu-liefern oder — da wir ohnehin zu Sortiment nicht berechtigt wären — nachzuweisen, an welche Personen sie verkauft worden wären; er schlüge diesen vertraulichen Weg dcr Mittheilung ein, um ihm das Unangenehme einer sein Lager revidierenden Commission (sic!!) zu ersparen. Unglücklicher Welse platzt unser Freund Helbig damit heraus, daß die Dinger da wären und P. opfert sie dem Moloch, wofür er viele schöne Worte vom Präsidenten und wir einen legalen Abliefe rungsschein empfingen. Brauchen Sie Exemplare noch von dem Dinge? Ich besitze deren circa 30, die ich von hier für die Handlung Brede expedire, um wahrscheinlich den guten Mittler in Leipzig nicht in Verlegenheit zu bringen, senden Sie mir daher Zettel unter Couvert.« (1833, VIII. 14.) »Vorgestern war unsere Polizei im Hause und suchte (Heine:) frang. Zustände, das Ccnsur-Exemplar und das Manuscript, auf Veranlassung einer Reclam. des prcuß. Gesandten in Dresden; verbot übrigens den Debit bei 10 Nthlr. Strafe (geschärft; das ein fache Verbot Ist Rthlr. 8.—>. Wir erklärten: Exemplare seien nicht hier, sondern gerade seit einem Kahre abgeliefert, wir selbst besäßen keines — was in Wahrheit begründet ist. Das Manuskript des Buches sei vom Setzer zu Wursteinivickeln pp. verwendet, das der Vorrede aber an den Vf. remittirt der Wahrheit treu — bas Ccnsur-Exemplar gaben wir ab, die Stärke der Aufl. woraus inqnirirt wurde, gaben wir zu 1800 an. Sollten Sie auch vernommen worden seyn n. namentl. -die Ausl, anders angegeben haben, so melden Sie dies uns gleich, damit wir unter irgend einem Vorwand diesen passus berichtigen.« <1833, XI. 28.)
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