1000 2^ 30, 4. Februar 1928. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Neue Llrteile über Kirbirck „Anton Wildgans, der österreichische Dichter, hat mit diesem Buch ein Werk geschaffen, das der National-Literatur heute schon an- gehört. Der Stoff dieses im elegischen Versmaß gegebenen Werkes erinnert an nichts vorher Gestaltetes: er ist erlebt. Das letzte Jahr des Krieges, in dem die Gesichter der Menschen die schlechteste Maske verbrauchten, wird hier so geschildert, wie es dämonisches Walten erheischt. „Übelbach ist ja die Welt"' — das Pandämonium der Menschen, die sich selbst ihre Hölle zeugen, erscheint in den zwölf Gesängen furchtbar glaubhaft, aber reine Ge stalten wie die Magd Cordula, der einfältige Vitus, der alte gute Pfarrherr, wie des ferneren die herrlichen Landschaften de» Alpenlandes und des Himmels selber halten den Widerpart eines Optimismus, der den endgültigen Trost ausspricht. Musik ist es, was diesem Dichter zu innerst einwohnt; sie gibt sich in der Durchführung der Komposition, die einer symphonischen Form angenähert wurde, und im Melos der Hexameter kund, fraglos der schönsten, die unserer Zeit zu vollbringen noch vergönnt war. Das Lob der Blumenwiesen und des ausgestirnten Himmels würden allein zureichen, um zu bekräftigen, daß es sich wohl verlohnte, so de« Menschen die Leyer zu rühren." (Felix Braun.) „Seit 1920 hat dieser Dichter fast ganz ge. schwiegen, dessen Dramen von „Armut" bis „Kain" die Bühnen rasch erobert hatten. Heute sagt man: es war nicht die Ruhe der Ohnmacht, der Erschöpfung; in ihm schuf es indes weiter, das große Erlebnis brauchte aber Zeit, sich in dichterische Form «mzuschmelzen, und nun richtet es sich, einer ausgeruhten Kraft von nicht gewöhnlichen Maßen abgerungen, in so makelloser Schöne vor uns auf, daß wir sagen dürfen, Wildgans habe in diesen gelenk- und klangstarke» Hexametern seinen persönlichsten Ausdruck gefunden. — Ironie durchsetzt auch dieses Schuldbuch seelischer Dolksverwilderung aus dem letzten Kriegs» fahre so sehr, daß sie nicht nur den Sin» der Sprache ergreift, sondern in die Bezirke des Klangs eintritt. — In süßeren Akkorden der Sprache kann Mörike nicht phantasieren. — Aus dem Kriege von 1870 hat die deutsche Dichtung „Huttens letzte Tage" als Ver mächtnis bekommen; ich stehe nicht an, das erste Epos von Anton Wildgans mit ähnlicher Bewunderung anzusehen: dort das Deutschtum, wie es sein wollte; hier, wie es ist, nach dem Weltkriege ist." (Ferdinand Gregor!.) Hnton Vilelgsn»: Kirbisck oder Der Gendarm, die Schande und das Glück Brosch. M. ö.SO, in Leine« mit Schutzkarton M. 8.—. Einmalige signierte Borzugsauagabe M. 40.— L. Staackmann Verlag, Leipzig