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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1926
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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204, 2. September 1926. Redaktioneller Teil. Der Absatz deutscher Bücher leidet in diesem Lande an einem Lircutus vitiosus. Da keine Nachfrage nach deutschen Werken bestand, räumten die Sortimenter diese Bücher, die sie noch von früher her besaßen, in den hintersten Winkel ihrer Magazine. Und da deshalb die Deutschen und die hier öfter anwesenden deutsch- sprechenden Mitteleuropäer nirgends, weder im Laden noch etwa gar im Schaufenster, auch nur ein einziges deutsches Buch sehen, kommen sie gar nicht aus den Gedanken, den Verkäufer danach zu fragen. Sie verlangen nur französische oder auch englische und italienische Werke. Also hat der Buchhändler wiederum keinen Anlaß, seine verborgenen und veralteten deutschen Schätze her- vorzuholcn. Es wäre des Schweißes der Edlen wert, die An gelegenheit über diesen toten Punkt hinwegzubringcn, an dem sie scheinbar rettungslos für alle Zeiten sestgesahrcn ist! In Tunis befinden sich die beiden Verlagshäuser Guönard K Franchi und Jvossa nebst einigen kleinen Verlegern. Guönard besitzt eine leistungsfähige Druckerei. Mehrere Pariser Verleger geben sogar ihre Werke hierher in Druck, da die afrika nische Arbeitskraft wesentlich billiger ist als die europäische. Die offiziellen Schristen der sranzösischen Verwaltung werden teils auch bei Guenard, teils in der gleichfalls hübsch arbeitenden Imxrimeris Leutralo Oeorges 6uinle hergestellt. Für den Sortimenter sind aber diese Unternehmen nur von geringem Belang. Sein Lieferant ist, soweit es sich um franzö sische Werke handelt, natürlich der Pariser Verleger. Die Firma Hachette ist in Tunis durch die größte Buchhandlung der Stadt vertreten, welche auch in der Provinz reisen läßt, allerdings mit schwachem Erfolg, da ja, wie erwähnt, das Provinzgeschäft sehr unbedeutend ist. Der Sortimenter erhält an Rabatt nicht mehr als 20 bis 33)4 Prozent, wobei er auch alle Spesen tragen muß. Nur bei Neuheiten, die nicht verlangt sind, vergütet ihm der Verleger noch 3 Prozent für Porto. Ich sage absichtlich nicht »Unverlangte Neuheiten-, um Mißverständnisse zu vermeiden. Es handelt sich nämlich bei diesen N e u h c i t e u l i e f e r u n g e n um laufende Vereinbarungen, wobei der Sortimenter dem Verleger den Auf trag gegeben hat, ihm von jeder Neuerscheinung seines Verlags sogleich nach Erscheinen eine bestimmte Anzahl, meist nur ein oder wenige Exemplare, ohne besondere Bestellung zu liefern. Diese Übereinkunft betreffs laufender Belieferung mit Neuheiten findet man ja in all jenen Ländern als ständige Einrichtung des Buch handels, in welchen ein Nachrichtendienst, wie ihn unser Börsen blatt besorgt, fehlt, oder doch zumindest nur schlecht funktioniert. Es ist für den Sortimenter die einzige Möglichkeit, über Neu erscheinungen auf dem laufenden zu bleiben (während er bei uns ja nur das Börsenblatt zu lesen braucht!), gleichzeitig aber bildet diese Einrichtung eine ungemein wertvolle Stütze für den Verleger, da er ja mit der Abnahme einer gewissen Anzahl von Exemplaren aus diese Art sicher rechnen kann. Es besteht keine bindende Verpflichtung, den vom französischen Verleger angesctzten Ordinärpreis einzuhalten. Aber durch den meist ersolgcnden Aufdruck des Preises wird ja ein gewisser moralischer Druck auf den Sortimenter ausgcübt. Anderseits wiederum steigen die Preise, sodaß derzeit der Ausdruck viel von seiner Bedeutung verloren hat. Wie dem auch sei, die Buch händler in Tunis halten usancengemäß den vom Verleger fest gesetzten Ladenpreis ein. Die Provinzbuchhändler aber lieben es, auf den Preis aufzuschlagen. Sie betreiben diesen Vorgang ganz unberechtigterweise, da sie in der Regel nicht um einen Cen time höhere Spesen haben als der städtische Kollege. Denn sic beziehen nur ganz weniges über Tunis, das meiste direkt aus Paris, ebenso wie der Sortimenter in Tunis. Ihr Beweg grund ist ein anderer: Die Provinzbuchhändler in Tunesien sind am Platze fast immer konkurrenzlos; wer kaufen will, findet im Orte nur eine einzige Buchhandlung. Daher die Möglichkeit zur Willkür. Die arabische Literatur für Eingeborene wird nur in geringster Menge durch das europäisch-tunesische Sortiment ver kauft. Es gibt eine Anzahl arabischer Berlagshäuser, die von der französischen Verwaltung nicht nur genau kontrolliert, sondern 1078 leilweise auch gcsördert werden. Sie bringen eine verhältnis mäßig erhebliche Anzahl von Neuheiten und Neudrucken populärer und wissenschajtlichcr Art heraus, vor allem auch Lehrbücher. Die kleinen, in Basargasscn verstreuten Handlungen führen auch recht viel Antiquaria, französisches und arabisches Kunterbunt. Einen wesentlichen Bestandteil des Umsatzes der europäisch organisierten Buchhandlungen bilden die erwähnten Ansichten, Photos und Lichtdrucke. Die deutsche Firma Lehnert Q Landrock, die vor dem Kriege ihren Sitz in Tunis gehabt hat und inzwischen nach Kairo übergcsiedelt ist, hat auf diesem Gebiete Außer ordentliches geleistet. (Ich habe darüber an dieser Stelle bereits aus Tripolis kurz berichtet.) Seitdem die erwähnte Firma nicht mehr in Tunis arbeitet, liegt die Herstellung der Ansichten von Land und Leuten hier sehr im argen. Die Buchhändler müssen sich im allgemeinen darauf beschränken, die Restbeständc der ge waltigen Produktion von Lehnert L Landrock zu verkaufen. Der Zeitungs- und Zeitschriftenhandel ist zwischen Buchladcn und Straßcnkolportage derart geteilt, daß zwar Tagesblätter und Zeitschriften an beiden Stellen verkauft werden, jedoch die Tagesblätter mehr durch die Kolportage, die Zeitschriften mehr im Buchladen. In Tunis erscheinen zahlreiche Blätter. Zwei französische Morgcnblätter, drei französische, ein italienisches und zwei arabische Abendblätter (ein arabisches Blatt wird von der Regierung subventioniert), eine täglich erscheinende hebräische Zeitung und drei französische Wochenschriften, von denen zwei die Organe der eingeborenen Juden sind. Ferner erscheinen Fachzeitschriften für Ärzte und Rechtsanwälte und noch einige arabische Zeitschriften, von denen die meisten aber nur kurzen Bestand haben. Die schönen Pariser Revuen und Wochenschriften werden in den Buchhandlungen viel verlangt. Außer französischen und italienischen Tageszeitungen gehen, besonders in der Winter saison, die englischen Blätter recht gut. Bon deutsch geschriebenen Zeitungen finden je ein Basler und ein Straßburger Blatt Absatz; hat man Glück, so kann man auch den »Berliner Lokalanzeiger« oder das »Berliner Tageblatt« zu Gesicht bekommen. Wie gering hier auch die Zahl der Besucher aus Deutschland ist, so steht doch das Fehlen des deutschen Buches in gar keinem Ver hältnis zu der Zahl der aus deutschen Gebieten stammenden oder doch dcutschsprechenden Fremden. Die Angehörigen der öster reichischen Nachfolgestaaten sind hier wieder recht häufige Besucher geworden, die vielen Deutschschweizer, Holländer, Dänen »sw. würden Unterhaltungsliteralur für die Reise und beschreibende Werke über Land und Leute gerne in deutscher Sprache kaufen. Aber nichts erscheint ihnen so phantastisch und unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, hier ein deutsches Buch zu finden. Daß in zwischen im verborgensten Magazin des Sortimenters deutsche Werke schlummern, das können jic natürlich nicht ahnen! Von der Leipziger Herbstmesse. Warm und freundlich leuchtet die Spätspmmersonne iiber dem bunten Bild der Leipziger Herbstmesse. Schon tagelang vorher warf sie ihre Schatten voraus durch e^ne merkliche Steigerung des Straßen verkehrs und jene fieberhafte Geschäftigkeit, die um jeden Preis mit den Dingen bis zum festgesetzten Termin fertig sein wollte. Wie Uber Nacht waren die farbigen Reklameaufbauten auf den Plätzen fertig geworden, tausend Reklame- und Firmenschilder reckten sich aus den Fenstern der inneren Stadt, Fahnen und Wimpel wehten. Der Kraft wagen, ohnehin Beherrscher des Verkehrs, ward zu seinem Tyrann und ununterbrochenes Hupengetön erinnerte den bedauernswerten Fuß gänger au die Gefährlichkeit des Überganges Uber den Straßendamm. Freilich war ein Unterschied zwischen dieser und den seligen Jn- flationsmessen. Nicht jedermann ist mehr imstande, einen beliebigen Handel anzufangen und in den Leipziger Metzhäusern daflir Anregung in suchen. Man konnte wohl annehmeu, daß die im Vergleiche zu jener Zeit zusammengeschrumpfte, aber natürlich immer noch sehr ansehnliche Einkäuferschaft wieder aus ernsthaften Kaufleuten bestand, die genau wußten, warum sic weder Geld noch Miihe scheuten, um die große Herbstwarenschau zu besuchen. Unstreitig vollzieht sich trotz oder ge rade wegen der noch immer ungünstigen Wirtschaftslage auch weiterhin eine Konsolidierung und Reinigung der Leipziger Mustermesse, die all seitig nur begrüßt werden kann. Das Meßamt hatte sich um Erleich lerungen und Abstellung von übelstänöen mit Erfolg bemüht und fast
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