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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1926
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- 1926-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1926
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Die Hauptstadt selbst und die österreichischen Länder sind überreich an allgemeinen wissenschaftlichen, an Behörden- und Spezialbibliotheken, während sich das Volksbüchereiwesen fast ganz in privaten Händen befindet. Schon wer das alte, im Jahre 1900 erschienene »Adreßbuch der Bibliotheken der Österreichisch-ungari schen Monarchie«, dessen Bearbeiter Johann Bohatta und Michael Holz mann jedem Buchhändler als die Verfasser der Deutschen Anonymen- und Pseudonymenlexika bekannt sind, flüchtig durchblättert, wird über die große Zahl der verschiedensten Bibliotheken mit wirklich wertvollem Inhalt erstaunt sein, und eine Auswahl der wichtigsten findet man im letzten Jahrgang 17 des »Jahrbuchs der Deutschen Bibliotheken« (Leipzig: Otto Har- rassowitz 1926) mit allerlei nützlichen Angaben. In diesem Jahre erhielt auch Wien allein einen ausgezeichneten Bibliotheken- Führer von Robert Teichl'), der, außerordentlich praktisch angelegt, 247 verschiedene Bibliotheken verzeichnet und ihre Ver teilung im Stadtbilds überdies auf einem großen Plane erkennen läßt. Der gewaltige Bücherreichtum Wiens ist nächst Berlin der größte auf deutschem Boden, wie man auf der Karte der Ver breitung der deutschen und österreichischen Bibliotheken sehen kann, die dem vorjährigen »Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken« (Jg. 16, 1926) beigegeben war. Leider fehlt hier der Raum, die wichtigsten Bibliotheken Österreichs zu schildern, ihre Bestände zu charakterisieren sowie statistische Angaben in größerem Umfange zu machen. An der Spitze steht heute zweifellos die Nationalbibliothek (frühere k, u, k, Hofbibliothek) in Wien mit rund 1 200 000 Bänden Druckschriften (davon 9000 Inkunabeln), 34 000 Handschriften und 60 000 Auto- graphcn, ferner berühmten Musik-, Karten-, Papyrus-, Porträt- und Thcatersammlungen, für die in den letzten Jahren teilweise neue Räume der ehemaligen Residenz zur Verfügung gestellt wur den, Sie hat den größten Vermehrungsetat (102 000 8,) und das Recht auf Pflichtexemplare von allen in Österreich erscheinen den Druckwerken, In den drei Universitätsstädten Wien, Graz und Innsbruck befinden sich Universitätsbibliotheken, in den Lan deshauptstädten Linz, Salzburg und Klagensurt sog, Studien bibliotheken, Diese spielen die Rolle kleiner Landesbibliothekcn für das betreffende Bundesland, Ihnen wie den Universitäts bibliotheken gebühren in gleicher Weise wie der Nationalbibliothek Pflichtexemplare der in dem betreffenden Lande erscheinenden Zeitungen und Bücher, An wissenschaftlicher Bedeutung steht neben der Nationalbibliothek unmittelbar die Universitätsbiblio thek in Wien mit 1 050 000 Bänden und einem Etat von 24 000 8, Weitere wichtige Hochschulbibliotheken besitzen die Technischen Hoch schulen in Wien (165 000 Bände) und Graz (325 000 Bände), die Hochschule für Bodenkultur (58 000 Bände), für Welthandel (56 000 Bände), die Tierärztliche Hochschule (19 000 Bände), die Akademie der bildenden Künste (30 000 Bände) usw, Niederöster- rcich und Steiermark erhalten Landesbibliotheken in Wien (40 000 Bände) und in Graz (231 000 Bände), die Stadt Wien, die alle Rechte eines Bundeslandes besitzt, unterhält eine Stadtbibliothei (71 000 Bände), der eine Städtische Volksbibliothek angcgliedert ist. Groß ist die Zahl der Behörden- und Spezialbibliotheken in Wien, und berühmt sind, mit ihren Schätzen bis in die ältesten Zeiten zurückgehend, die österreichischen Kloster- und Stiftsbiblio- theken mit ihren stimmungsvollen und reichgeschmückten Saal bauten; es sei nur an Admont, Göttwcig, Heiligenlreuz, Kloster neuburg, Lambach, Melk odex St, Paul erinnert. Die Not der Nachkriegszeit ließ auch in Österreich Hilfsorgani sationen für die geistige Arbeit entstehen. Ähnlich wie die »Not- gemcinschafi der Deutschen Wissenschaft» im Reiche, deren Biblio theksausschuß zahlreiche Bücherspenden vermittelt, wo staatliche Mittel dafür nicht ausreichen, arbeitete in Österreich, Ivenn auch nicht im gleichen Umfange, ein »Arbcitsmittelbeschaffungsausschuß» (Amba), und ausländische Institutionen, besonders in Nordame rika, ermöglichten die Anschaffung ausländischer Bücher, Mehr noch drängten die Wiener Bibliotheken selbst auf eine straffere ') Die Wiener Bibliotheken. Führer und Plan, Vorabdruck aus dem »Gesamtverzeichnis der in österreichischen Bibliotheken, Instituten usw. laufend gehaltenen Zeitschriften«. Wien: Inst, f, miss, Hilfz- arbcit (1826). (VIII, 88 S, », 1 Kt.) 4° Oft, Sch, S,—, Organisation ihrer Bücherbeschafsung und -benutzung und auf eine zweckmäßigere Verwendung ihrer an sich kärglichen Etats, So ist besonders die »Büchernachweisstelle der österreichischen Bibliothe ken« an der Rationalbibliothek zu nennen, die am 15, Oktober 1920 ins Leben trat, und um deren Arbeiten sich vor allem ihr Vorsteher Reg,Rat Or, Robert Teichl größte Verdienste erworben hat. Das im Jahre 1904 geschaffene bekannte »Auskunftsbüro der Deutschen Bibliotheken« in Berlin hatte schon bald nachher de» Wunsch aufkommen lassen, in Wien ctnms Ähnliches zu schassen, doch blieben die zuerst von Eichler-Graz 1908') und Fick- Göttingen 1909") ausgesprochenen Anregungen und noch 1913 der Antrag Grienbergers im damaligen »Österreichischen Ver ein für Bibliothekswesen» unerfüllt. Erst nach dem Kriege zwang dis Not der Zeit zur Einrichtung'—), und Robert Teichl bezeich- nete als ihre Aufgaben, die Bücherschätze Österreichs durch Such tätigkeit zusammenzufassen und ihre Erschließung zu erleichtern, durch zentrale Katalogisierung ihrer Neuerwerbungen eine wirt schaftliche Regelung der Ankäufe herbeizuführen und durch die Büchervermittlung dem Fragesteller das nachgewiesene Buch in die Hand zu legen. 83 Bibliotheken erklärten sich zur Beantwortung der Suchlisten bereit und 43 stellten ihre Zuwachsverzeichnisse in Aussicht'—), Die zweite, im März 1922 erschienene Suchliste konnte Mitteilen, daß von den in Suchliste Nr 1 enthaltenen Wer ken bisher 63 A in österreichischen und deutschen Bibliotheken fest gestellt wurden. Mit dem Berliner Auskunftsbüro findet enge Zusammenarbeit statt. Von anderen wichtigen Organisationen seien die seit 1. Ja nuar 1923 von der Direktion der Nationalbibliothek herausgege- benen Zuwachsverzeichnisse dieses Instituts erwähnt, die sich später einmal zu Gesamtzuwachsverzeichnisscn ausbauen lassen. Als ein Teil des Gcsamtkatalogs befindet sich zurzeit ein Ver zeichnis aller, von über 300 österreichischen Bibliotheken, Insti tuten, gelehrten Gesellschaften, Unternehmungen usw, laufend ge haltenen Zeitschriften (rund 10 000) im Druck, Zur Ersparung von kostspieligen Doppelanschafsungcn sind auch zwei Arbeits gemeinschaften bemerkenswert, die sich bewährt haben: die von 20 Wiener Kunstbibliotheken und die der Behördenbibliothekcn, Störend für die Behandlung von Organisationssragen macht sich in Österreich das Fehlen eines eigenen Fachvcreins bemerk bar, und leider besteht auch kein eigenes Bibliotheksorgan mehr, nachdem mit Kricgsbcginn die vorzüglich redigierte »Österreichische Zeitschrift für Bibliothekswesen« eingegangen war, für die jedoch das oben schon zitierte »Archiv für Bibliographie, Buch- und Bi bliothekswesen« (Hrsg, von Moriz -Grolig, Franz Winkler-Verlag in Linz) einen gewissen Ersah bedeutet. Nachteilig für die Ent wicklung des österreichischen Bibliothekswesens ist auch, daß es noch keinen »mittleren Dienst« gibt wie im Reiche, Die Arbeiten der Mittelbeamten werden zurzeit von einer Gruppe von Ange stellten versehen, deren Stellung noch ungeklärt ist und die bald als Kanzlei-, bald als Berwaltungsbeamte geführt werden. Auch fehlen in Österreich noch Bibliothekarschulen und -kurse, sodaß die rein bibliothekarische Ausbildung an den Anstalten selbst er folgen muß, und daher gibt es auch für den höheren und mittleren Dienst noch keine Prüfungen, Alle diese Dinge, die in den meisten Ländern des Deutschen Reiches längst selbstverständlich sind, sind auch für Österreich seit Jahren geplant und beantragt, aber leider hält die Regierung aus unbekannten Gründen mit der Einführung zurück. So wird die Angleichung an die reichsdeutschen Verhält nisse immer mehr fortschreiten, und die enge Zusammengehörigkeit der reichsdeutschen und österreichischen Bibliotheken ist auch äußer lich schon dadurch zum Ausdruck gekommen, daß Bibliotheken ') F. Eichler: Zentralkatalogtsterung, Auskunftertellung und Leihverkehr in Österreich, In: Zeniralblatt f. Bibi, Jg, LS, 1888, S. 415—488, "> R, Fick : über Bibliotheks-Zentralen und ihre Aufgaben, In: Mltt. d. österr. Vereins f. Bibl. Jg. 13, 1909. S. S5—74. —) Vgl, auch E. Ertl : Buch in Not! In: Neues Wiener Abend blatt. Nr 08, 8, März 1921, —> N. Teich! : Zur Organisation des österreichischen Biblio thekswesens, Gewolltes und Erreichtes, In: Archiv f. Bibliographie, Buch- und Bibliothekswesen, Jg, 1, 1928, Heft 1. S. 18—28, 1089
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