7S20 X- 210. 9. Sevtember Fertige Bücher. Börsenblatt f. t>. Dtschn. Buchhandel. Der Arzt , unö seine Henöung Versenden Sie dieses Buch zur Ansicht Jeder Arzt ist Käufer Wir bitten das Buch nur Ärzten vorzulegen Geöanken eines Ketzers von Dr. meö. L. Liek/ Danzig IZ7 Seiten. Kart. M. 4.—, geb. M. ;.— Diese Schrift hat der bekannte Chirurg und Frauenarzt, der treffliche Verfasser der „Danziger Briefe" der Münchner Medizinischen Wochen schrift mit feinem Herzblut geschrieben. Ihre erschütternden, aus reinstem Streben nach Rcinerhaltung des Ärztestandes und Hebung der ärztlichen Kunst entspringenden Feststellungen bilden einen die Herzen aufrüttelnden Aufruf an öas Gewissen üer öeutschen Arzte. Textproben: Rentenhysterie Seit vielen Jahren kenne ich eine Lehrerin, die mich früher in recht großen Zwischenräumen aufsuchte. Seit einiger Zeit gehört sie einer freiwilligen Kaffe an. An Bei trägen zahlt sie, bei einem Jahresgehalt von 6000.— Gulden, monatlich 22.50 Gulden. Also 260.— Gulden jährlich. Ich glaube, daß sie 260 Gulden im Jahre früher nie mals für Arzt und Arzneien ausgegeben hat. Während die Dame früher zu mir nur dann kam, wenn sie wirk lich etwas hatte, achtet sie jetzt peinlichst auf jeden körper lichen Vorgang und entdeckt immer wieder etwas Neues, wofür sich nicht der geringste objektive Anhalt findet. Wenn ich ablehne, läuft sie zu anderen Ärzten. Bon Mal zu Mal kann man die unvermeidliche Entwicklung einer Neurasthenie verfolgen, einer Krankheitszüchtung -in schönster Form. Der Menschenkenner Die Frau eines im Felde stehenden Kollegen zeigte mir ihr erstes Kind, ein Töchterchen von 7 Monaten, mit allen Zeichen der Rachitis. Ich sagte: „Gnädige Frau, das Kind leidet an englischer Krankheit; geben Sie ihm Lebertran und wechseln Sic die Nahrung." Die Mutter war entsetzt darüber, daß ausgerechnet ihr Kind an Ra chitis leiden sollte. Nach etwa 14 Tagen berichtet sie mir glückstrahlend, die Sorge für ihr einziges Kind habe sie zu einem bekannten Kinderarzt in der Provinzialhaupt stadt getrieben. Dieser habe sie vollkommen beruhigt: „Keine Spur von Rachitis, gnädige Frau! Ihr Kind hat lediglich eine Knochenerweichung, die Scotts Emulsion, Kandiolintabletten und eine leichte Änderung der Diät schnell beseitigen werden." Wie man sieht, war mir der Kollege nicht als Diagnostiker, wohl aber als Arzt und Menschenkenner überlegen. A. K. Lehmanns Verlag/ München sW 4