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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1926
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- 1926-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1926
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ssy? 214, 14, September 1926. Redaktioneller Teil. der Stofsauswahl zu gleichen Teilen gefragt. In Damenmänteln Ist ein« durchschnittlich gute Vorsaison bereits fühlbar, und zwar sind Rheinland und Westfalen diesmal besonders als Kunden her- vorgeireten, eine Folge des dortigen Konjuntturansschwungs in folge des englischen Bergarbeiterstrelks. Auch der Osten ist als Käufer stärker als im Vorjahr in Erscheinung getreten, was aus die landwirtschastüchen Kredite zurückzusühren sein dürste. In Schuhen war das Geschäft aus der Königsberger Messe halb wegs zufriedenstellend. Die Bestrebungen zu einem Modeamt ver dichten sich in dieser Branche immer mehr, da gerade hier über den schnellen Modewcchsei besonders geklagt wird. In Snddcutsch- land zeigt der Schuhkicinhandei ein durchaus günstiges Bild dank des guten Wetters und des zunehmenden Fremdenverkehrs. Der Markt für Rohhäute belebt sich und zeigt ein« geradezu stürmische Auswärtsbeweguug, während der Giacöledermarkt zum Teil größere Umsätze ausioeist. In Bekleiduugs- und Porleseuilieleder zeigt sich gegenüber dem bisher fast toten Geschäft ein« schwache Belebung. In Rauchwaren hat das Geschäft befriedigend begonnen, be sonders in Kaninartikeln läßt sich der Markt besser an, als man im allgemeinen erwartet hatte; die höchst unangenehme franzö sische Konkurrenz beginnt sich mehr und mehr zu mildern, da der französische Markt sich der festen Währung angcpaßt hat. Der Hamburger Kolonialwarenmarkt verkehrt in recht lebhafter Haltung. Die inländischen Verbraucher zeigen ein weitgehendes Deckungsbvdürsnis. Für Käse ist der Handel in Berlin, Bremen, Essen und Ham burg weiter befriedigend. Kür Eier war teilweise ruhige Stimmung, teilweise eine etwas festere Tendenz, während in Wild und Geflügel bei genügender Zu fuhr ein ruhiges Geschäft und zum Teil etwas nachgebend« Preis« in Berlin zu verzeichnen waren. Auch unmittelbar in der Wirtschaftssront spürt man also wohl teilweise einige Besserung der Lage; im ganzen aber ist man hier noch mehr.ans Pessimismus eingestellt. Erklärlicherweise; über den kleinen Fortschritten kann man ja noch lange nicht die Verluste und Ausfälle der letzten Zeit vergessen. Erst must noch sehr viel eingeholt werden, ehe an wirkliche Gewinne gedacht werden kann. Deswegen vermutlich hat man auch in der Wirtschaft die ausge sprochen optimistischen Darlegungen nicht verständen, die Mitte August seitens des Reichsfinanzministeriums der Presse gemacht worden sind. Reichs mini st er Reinhold führte dabe! aus, daß trotz der Steucrmilderungen der fiskalische Ausfall durch steigende Er trägnisse mehr als wettgemacht werde. Entscheidend habe hier die Besserung der Wirtschaftslage mitgewirlt. Die Entwicklung der Steuererträge aus dem Lohnabzug zeige, daß die Einschränkung der Arbeitsstunden die Erträgnisse trotzdem nicht ungünstig beein flußt habe, indem diese von 81,4 im Februar auf 93,3 im Juli Millionen RM.) gestiegen seien. Die Einkommensteuer aus freiem Einkommen ergäbe vermutlich nicht unwesentlich höhere Beträge, als man sie geschätzt Habei Eingänge 143 Millionen RM. im Juli gegen 120 im April. Auch die Umsatzsteuer zeige steigende Tendenz: man schätzte für den Juli einen Eingang von 75 Millionen RM.; 80,65 gingen ein. Ein typisches Zeichen dafür, daß man nicht rein fiskalisch mit hohen Steuersätzen operieren könne, sondern sich auf den Ertrag einstellen müsse, sei die Ent wicklung der Börsenumsatzsteuer (2,1 im Januar 1926, 6,2 im Juli trotz Halbierung der Steuer). Den geringen Wechseleingang be weisen die Mai- und Julizifsern für die Wechselsteuer: 2,7 bzw. 2,8 Millionen RM. Ganz besonders günstig habe sich der Eingang der Zölle weiter gestaltet, indem die Reichseinnahmen aus Zöllen mit 113 für den Juli den Etatsvoranschlag fast um das Doppelte überschritten haben (Vorversorgung mit Getreide, Eingang von Abrechnungszöllen aus Stundungsverfahren). Für das Etats jahr werden die Zölle voraussichtlich 200 Millionen RM. mehr erbringen, als im Voranschlag eingesetzt wurde, über Erwarten günstig seien ferner, wie der Minister weiter ausfllhrte, die Ein gänge aus den verpfändeten Einnahmen, indem im Juli mit 227 Millionen RM. gegenüber den bisherigen Eingängen eine Höchstzahl erreicht wurde. Einen gewissen Rückgang zeigt nur die Biersteuer. Demnach ist am 31. Juli der Etat voranschlag des Neichsfinanzministeriums für die ersten vier Monate durch die bisherigen Steuereingänge um einige Millionen 1118 übertrofsen, gegenüber einem bisherigen proratarischen Defizit. Vermutlich ergebe sich auch für das ganze Etatjahr eine Mehrcin- nahme aus Steuern gegenüber dem Voranschlag. Dieser ausgesprochen optimistischen Beurteilung der Lage muß zunächst objektiv zu gute gehalten werden, daß auch hier die abstrakten Zahlen der Statistik in der Tat ein günstiges Bild geben. Die darin zum Ausdruck kommende Widerstandskraft und Anpas sungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist staunenswert und bewun derungswürdig. Freilich ist zu bedenken, daß die im wesentlichen ja nur Quantitatives aussagenden Ziffern noch lange nicht bewei sen, daß den erhöhten Umsätzen auch irgendwelche Gewinne oder überhaupt ein Nutzeffekt für die Wirtschaft selbst entsprechen, und insofern widersprechen sie dem Pessimismus der Praxis keincslvegs. Außerdem aber ist zu berücksichtigen, daß der Reichsfinanzminister natürlich mit seinen Darlegungen bestimmte Absichten verfolgte. Wenn an die Ausnahme einer neuen Ausländsanleihe gedacht wird, wie es heißt, so muß naturgemäß das Vertrauen des Auslandes gestärkt werden. Wenn etwa insbesondere an die Auslegung einer Markanlcihc im Ausland gedacht wird, so ist das noch in erhöhtem Maße notwendig. Aber auch wenn Rcinhold eine weitere wirt schaftsschonende Steuerreform beabsichtigt — in Hamburg auf der Tagung des Gewerkschaftsbundes der Angestellten sprach er eben jetzt von einer Ermäßigung der Einkommensteuertarife, wie sie hier als im Gegensatz zum Ilmsatzsteuerabbau allein erst die Wirtschaft wirklich entlastende und dis Kapitalbildung erleichternde Maß nahme längst gefordert wurde —, ist der Hinweis daraus erklärlich und vorteilhaft, daß der scheinbare fiskalische Ausfall solcher die Wirtschaft belebenden Steuermilderungen durch steigcndeErträgnisse mehr als wett gemacht werde. Unter diesem Gesichtspunkt betrach tet, löst sich also vielleicht der zunächst auffallende Widerspruch in der Beurteilung der Lag« seitens der Regierung und der Wirt schaft. Ein sehr starker Pessimismus in der Auffassung von unserer wirtschaftlichen Lage kam zuletzt vor allem auf der Dresdener Tagung des Reichsverbandcs der deutschen In dustrie zum Ausdruck. Der verantwortungsbewußte Unter nehmer spürt ja auch am allermeisten den Ernst der Dinge. Hier wird man vor allem die Sorge nicht los, daß bei dem leisesten Zeichen beginnender Erholung der Wirtschaft lediglich neue soziale Lasten aufgebürdet werden würden, die das keimende Leben sofort erdrosseln müßten, während doch nichts wichtiger ist, als daß die Wirtschaft erst wirklich wieder zu Kräften komme. Eine tatsächlich erstarkt« Wirtschaft wird dann auch wieder sozial leistungsfähig sein; ja, in einer gesundenden Wirtschaft wird überhaupt ein sehr großer Teil der sozialen Nöte ganz von selbst verschwinden. Das gilt insbesondere für die Frage der Arbeitslosigkeit. Ob das Hilss- programm der Regierung tatsächlich eine dauernde Erleichterung zu sichern vermag, kann starken Zweifeln begegnen. Mit Recht hat das Institut für Konjunkturforschung darauf aufmerksam gemacht, daß eine der wesentlichsten Ursachen unsrer Arbeitslosigkeit durch die Industrialisierung der Überseegebiete gegeben ist. Das ist eine für die Dauer wirkende Strukturveränderung, der nur durch unpas sende grundsätzliche Umstellung unsrerseits begegnet werden kann. An der Hand der miteinander vergleichbaren Zahlen aus einer genauen Analyse der deutschen Außenhandelsbilanz von 1913 und 1925 zeigt die letzte Veröffentlichung des genannten Instituts auf dem Gebiete des Fertigfabrikat-Exports eine hochbedeutsame Er scheinung. Während die Einfuhr von Fertigfabrikaten die gleiche blieb, sank der Wert der Ausfuhr von Fertigfabrikaten von 6,7 auf 4,7 Milliarden Mark. Es ist klar, daß in dieser Verminderung der Fertigfabrikat-Ausfuhr ein erheblicher Teil der Ursache für die Arbeitslosigkeit steckt. Das Institut berechnet, daß bei einer Stei gerung der Ausfuhr unter gleichbleibendcn Preisen von nur 2 Mil liarden Mark unter Berücksichtigung eines bestimmten Lohn satzes etwa Million (unter Abzug der Arbeitskräfte für Sachleistungen der Reparation) Erwerbslos« in Tätig keit gesetzt werden könnten. Daran kann man die Be deutung des Exports ermessen, zumal da die reinen Export industrien ja zahlreiche andere Industriezweige in Gang setzen. Um so ernster muß man unter diesen Umständen die Ausführungen des Vorsitzenden des Reichsverbandes der Industrie vr. Duisbcrg
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