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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1926
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- 1926-09-14
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- 14.09.1926
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X: 214, 14. September 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. in Dresden bewerten, in denen er auf Grund der Eindrücke seiner eben abgeschlossenen Weltreise die Hindernisse unserer Exportförde rung schilderte. Hier gilt es auch, erneut an die Zweischneidigkcit der Ausländsanleihen zu erinnern. Die darin zum Ausdruck iom- mendc Kaufkrastübertragung von Land zu Land kann sich, da ja nicht Geld, sondern nur Werte übertragen werden können, nicht anders als in gesteigerter Fremdwareneinfuhr äußern. Mittelbar bekommt das auch der Buchhandel zu spüren, und er sogar ganz besonders; denn die durch die Anleihen zwangsläufig auf Aus landsbezüge abgelenkte Kaufkraft fehlt nun natürlich vor allen Dingen solch ausgesprochenem Jnlandsangebot wie dem Buch gegenüber als Nachfrage. Das Ausland, namentlich Amerika, beurteilt unsre Lage im übrigen offensichtlich optimistischer als wir selbst. Das Erfreu lichste dabei ist, daß trotz dieser Einstellung die Stimmung im Aus lande einer Reform des Dawesplanes ebenfalls immer günstiger wird. Eine kleine, noch nicht sehr wesentliche Änderung ist ja gerade in den letzten Wochen bereits Wirklichkeit geworden. Man spricht aber schon sehr deutlich davon, daß eine umfassende, grundlegende Reform unausbleiblich sei. Dabei darf man sich daran erinnern, daß der Vater des ganzen Planes, General Dawes, schon im März 1924 erklärt hat: »Das Gutachten ist auf die Dauer nicht gut. Es ist aber das beste, was im Moment zu erreichen war. Und cs ist entschieden besser als gar nichts. Die Zeit wird jedoch kommen, wo es im Interesse der Alliierten sowie Deutschlands abgcändert werden muß«. Diese Zeit rückt nun in der Tat eben näher. Wir haben seinerzeit an dieser Stelle bei der Annahme des Planes durch Deutschland betont, daß er in erster Linie als politisches Instrument zu werten sei, daß deswegen über seine unleugbaren wirtschaftlichen Schattenseiten und Gefahren im Augenblick hinweggesehen werden müsse, zumal da sich seine poli tische Wirksamkeit gerade in der Offenbarung des Widersinns seiner wirtschaftlichen Grundlagen zeigen werde. Wenn heute ge rade Frankreich unverkennbar zu feinem eigenen Schaden noch der unabwendbaren Revision widerstrebt, so liegt das nicht zuletzt daran, daß es eben seine Niederlage schließlich nicht gern selber anerkennen will. Selbstverständlich ist die Revision nur im Rah men einer Gesamtbereinigung des wirtschaftlichen Unsinns von Versailles möglich. Wenn nicht alles trügt, steht dabei auch nicht so sehr oder wenigstens nicht allein die internationale Schulden frage im Vordergrund, sondern die Herstellung wirklich des euro päischen Wirtschaftsfriedens. Darauf kommt es vor allem den Vereinigten Staaten an. Der amerikanische Schatzminister Mellon, vielleicht der kommende Herr des Weißen Hauses in Washington, hat das kürzlich sehr deutlich so gekennzeichnet: Die amerikanische Regierung und die amerikanisch« Wirtschaft haben das größte Interesse daran, daß die durch Krieg und In flation so arg mitgenommenen europäischen Staaten wieder ge sunden, denn die Prosperität Amerikas ist unzertrennlich mit dem wirtschaftlichen und finanziellen Wiederausbau in Europa verbunden. Europa ist von jeher Amerikas bester Abnehmer gewesen, und ein Nachlassen der Fähigkeit Europas, amerikanische Lebensmittel, Baum wolle, Tabak und Automobile zu absorbieren, würde einen direkt katastrophalen Einfluß aus di« amerikanische Wirtschaft haben. An zeichen eins solchen Nachlassens sind nun in den letzten Monaten vorhanden gewesen und sind sogar in den amerikanischen Ausfuhr- zifser» nach Europa praktisch zum Ausdruck gekonimen, eine Tatsache, dt« die amerikanische Regierung, Industrie und Landwirtschaft mit Besorgnis erfüllt hat. Im November dieses Jahres finden in den Vereinigten Staa ten Köngreßwahlen statt. Dieser Umstand ist von ausschlaggeben der Bedeutung. Da man heute noch nicht weiß, welche Mehrheit der neue Kongreß aufweisen wird, ist vorläufig jede Entscheidung vertagt, vor allem in der ausschlaggebenden Frage der ameri kanisch-französischen Schuldenregelung. Coolidge und seine Re gierung lehnen im Augenblick jedes Entgegenkommen ab, da un bestimmt ist, ob der neue Kongreß sie nicht desavouieren würde, der alte Kongreß aber auch nicht mehr die Verantwortung für ein entsprechendes Mandat übernehmen will. Umgekehrt will sich auch Poincarö erst entscheiden, wenn er weiß, daß es der neue Kongreß nicht billiger macht. Wir müssen wahrscheinlich also bis zum Winter warten. Daß die Frage der Schuldenregelung in der Tat sür die amerikanischen Wahlen ausschlaggebend wird, zeigte eben eine Meldung der Industrie- und Handelszeitung. Danach hat der ehemalige Gouverneur von Ohio, James M. Cox, der 1920 demokratischer Präsidentschaftskandidat gegen Harding war, in einer Unterredung mit dem Pariser Mitarbeiter der Jnd.- u. Hand.-Ztg. das Resultat seiner Beobachtungen in Europa, welches, wie er sagte, dem Programm der demokratischen Partei bei den kom menden Köngreßwahlen einvcrleibt werden wird, kurz dahin zu- sammcngefaßt: »Amerika sollte in seinem eigenen besten Interesse die Schulden der europäischen Staaten entweder ganz streichen oder erheblich herabsetzcn und ferner sofortige Schritte unternehmen, den bestehenden Zolltarif einer Revision nach unten zu unterziehen.« Genauer führte er aus: »Was HI« Kriegsschulden ungehl, so ist es klar, daß Europa diese nicht tu ihrer bestehenden Form bezahlen und dabei wirtschaft lich gedeihen kann. Amerika würde also gut tun, um sich Europa als dauerndes Absatzgebiet zu sichern, diese Schulden ganz zu strei chen. Da dieses jedoch bei der heutigen Stimmung des amerikani sche» Volkes nicht möglich ist, werde ich, als zweitbestes Miitel, meiner Partei empfehlen, den Plan einer sofortigen und nicht un erheblichen Herabsetzung dieser Schulden ihrem Programm sür die Hcrbstwahlen beizufügen. Wie ich aus Washington zu diesem Ge danken ersahren habe, sind auch viele Mitglieder der Re gierung und Führer der republikanischen Partei der Idee einer internationalen Konserenz zur allgemeinen Herab setzung der Kriegsschulden nicht abgeneigt. Jedenfalls wird die demokratische Partei gerade in dieser Richtung alles tun, was sic kann, da sie einen solchen Schritt für Amerikas Gedeihen und Prestige im Ausland als unerläßlich ansicht.« Diese Stellungnahme des demokratischen Führers erinnert stark an die oben angezogenen Äußerungen des Republikaners Mellon. Auch die Frage der Zolltarisrevision ist für die euro päische Wirtschaft von höchster Bedeutung, und die Kommission, die bereits in diesem Frühjahr zum Studium des Zolltarifs von der Regierung eingesetzt wurde, hat kürzlich einen Bericht erstattet, in dem eine allgemeine Herabsetzung des jetzigen Tarifs um 25?L empfohlen wird. Dieser Bericht ist ln gewissen Kreisen der ameri kanischen Industrie und Wirtschaft aus starken Widerstand ge stoßen, hat aber bei den Warenhausbesitzern, den Importeuren, vielen Banken und einem großen Teil des Publikums Unter stützung gesunden. Eine Entscheidung der Regierung liegt noch nicht vor, da man in Washington eben offensichtlich auf den Aus gang der Hcrbstwahlen als Barometer für die amerikanische Stim mung auch über diesen Punkt wartet. Kommt es zu einem Abbau des amerikanischen Hochzollschutzes, so wäre das vermutlich der An stoß zu einer Erschütterung der Zollmauern auch in den anderen Staaten und eine starke Unterstützung der Forderung der Internatio nalen Handelskammer, die längst für allgemeine Handelserleichte rung plädiert. Sicherlich müßte das zu einer allgemeinen Ge- schästsbslebung führen. Für die herrschende republikanische Partei in Amerika wäre es aber vielleicht wertvoller, 'wenn sic im No vember den von ihr umworbenen Wählern nicht nur Zukunfts- Wechsel zu präsentieren, sondern wirklich greifbare Vorteile und Erfolge vorzuweisen vermöchte. Ihren Sieg bei den letzten Präsi dentenwahlen verdankte sie nicht zuletzt dem Umstand, daß sie damals den Farmern im rechten Augenblick steigende Weizenpreise zu schaffen verstand. Wird jetzt vielleicht doch noch ein entsprechen des Geschäft mit Frankreich zustande kommen? Mellon hat noch fast zwei Monate Zeit. Wird Poincars so lange aushalten? Wird Genf das Geschäft erleichtern? Washington hat immer wieder betont, daß eine isolierte Sanierung allein Frankreichs nicht seinen Plänen entspreche, daß vielmehr nur eine Gcneralsanierung Ge samteuropas in Frage komme. Dabei zieht es auch Rußland mit in seine Rechnung ein. Mitte August weilte eine amerikanische Industrie- und Finanz-Kommission, bestehend aus 2b Sachver ständigen auf allen wichtigen Gebieten des Wirtschaft?- und Geld wesens, in Moskau, um eingehende Studien der wirtschaftlichen Lage in Sowjelrußland im Interesse der Ausdehnung des ameri- IIIS
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