Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1928
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19280214
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192802147
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19280214
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-14
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1304 38, 14. Februar 1928. Fertige Bücher. Die Veröffentlichung des nachfolgenden Artikels erfolgt als Anzeige, weil die Redaktion des Börsenblattes die Veröffent lichung im Sprechsaal ablehnte.') Der Verfasser. was nun? Erholt sich der Buchhandel oder geht er weiter zurück? Hat das Weihnachtsgeschäft so reichlich Verdienst gebracht, daß die kommenden stillen Monate überwunden werden können oder nicht? Bet manchem Buchhändler vielleicht, bei sehr vielen kaum. Das neue Jahr bringt diesen vielen Nichtzuisviedenen neue Sorgen und Befürchtungen. Wir leben in einer Zeit größter Umwälzung auf allen Gebieten. Eine neue, riesengroße Entwicklung und Neugestaltung ist im Werke, um die großen schwebenden Probleme sowohl des gesamten wirtschaft lichen Lebens wie des politischen und sogar des religiösen Lebens zur Lösung zu bringen, entweder gewaltsam oder friedlich-sachlich, je nachdem die großen Volksmassen sich selbst einstellen oder von ihren Führern geführt und eingestellt werden. Wehe, wenn die Volks massen falsch geführt werden! Wohin eine falsche Führung führt, zeigte in entsetzlicher Weise der Weltkrieg und zeigen uns täglich die unsinnigen politischen und wirtschaftlichen Kämpfe. Gar viele religiöse, politische und Wirtschafts-Arzte sind an der Arbeit, die zahllosen Krankheiten der Menschheit zu heilen. Auch im Buchhandel sind sie tätig, und das ist erklärlich und berechtigt. Wir Buchhändler haben alle Ursache, uns besonders in der jetzt beginnen den stillen Geschäftszeit mit unserem Berufe und uns selbst zu be schäftigen, und da möchte ich als ein Berufsgenosse, der sich neben seinem Berufe jahrzehntelang mit den Problemen der Volkswirt schaft, der Religion und der Politik befaßte, neue Anregungen geben und bestimmte Vorschläge machen, wie nicht nur uns Buchhändlern, sondern auch allen Volksgenossen und Mitmenschen gründlich und bauernd geholfen werden kann. Das ist bekanntlich ein undankbares Beginnen, denn im allgemeinen werdsn solche Leute als »Volksbe glücker« angesehen, die nicht ernst zu nehmen, sondern als Phantasten anzusehen sind. Und doch gibt es Ausnahmen, was meine Herren Kollegen ver anlassen sollte, mir Gehör zu schenken. Ich weiß, daß es überall Leute gibt, die gern Neues hören, über bas Neue Nachdenken, es mit anderen besprechen und, wenn es gut erscheint, zur Ausführung bringen helfen. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß trotz allen Redens, Schreibens und vermehrten Werdens die Buchhandelskrisis, die vielen Sorgen und Nöte der Buchhändler, einseitig buchhandelstech nisch nicht beseitigt werden können. Zu dieser Einsicht haben die Buchhändler sich allmählich durchgerungen. Das Buch handelsproblem ist unlöslich mit dem gesamten Wirtschaftsproblem verbunden. Nicht allein der Buchhandel krankt. Alle Berufe leiden Not. Nur die Rechtsanwälte, Gerichte und Gerichtsvollzieher haben glänzend zu tun: ein charakteristisches Zeichen der überall herrschen den trostlosen Zustände. Diese Tatsachen sollten die Buchhändler veranlassen, ihre Hilfs- und Bessergestaltungsmaßnahmen auf eine ganz andere Grundlage zu stellen, sie von ganz neuen Gesichtspunkten aus aufzufassen als bisher. Vergegenwärtigen wir uns zunächst noch einmal die jedem bekannten Ursachen der jetzigen Buchhandelskrisis. Sie lauten: 1. Allgemeine Volksverarmung: 2. Unerschwingliche Steuern; 3. Ungeheure Reparationszahlungen; 4. Geldknappheit und Wucherzinsen; Ausbeutung des Volkes durch die nationale und internationale Hochfinanz; 5. Planlosigkeit der Bücherer-eugung; infolgedessen große, viel Geld und Arbeit vergeudende Überproduktion; 6. Erdrückung vieler Kleinbetriebe durch die kapitalstarken, unbe schränkt ausdehnungssüchtigen Großbetriebe; 7. Verschlechterung des Bücherabsatzes durch Radio, Kino, Auto, Sport usw. Diese schwerwiegenden Ursachen der Buchhanbelskrisis zeigen uns, baß die Krisis ebenso gründlich und dauernd ist und bleiben wirb, wie die der gesamten Wirtschaft. Eintretende Besserungen sind, *1 Anmerkung der Schriftleitung: Eine Veröffent lichung im Sprechsaal konnte nach den für die Verwaltung des Bör senblattes geltenden Bestimmungen nicht erfolgen, da nach 8 16, 3 von der Aufnahme auszuschließen sind Angelegenheiten, die dem Buch handel und dem Buchgewerbe sernliegen oder geeigneter anderwärts Behandlung finden. Außerdem gehört die in der Einsendung ent haltene Empfehlung bestimmter Werke des Harz Verlages natur gemäß in den Anzeigenteil. solange die Ursachen der Krisis bestehen bleiben, nur vorüber gehend. Die allmähliche Vernichtung sehr vieler Kleinbetriebe durch die kapitalstarken, rationalisiert arbeitenden Großbetriebe läßt sich auch im Buchhandel nicht aufhalten. Die Existenzvernichtung der Betroffenen ist außerordentlich hart und bedauerlich. Es nützt nichts, daß der Börsenverein der Deutschen Buchhändler sich anders organi siert, und daß die Werbetätigkeit vergrößert wird. Häufig deckt der Erfolg kaum die Kosten. Es nützt ferner nichts, daß die Jungbuch händler anders und vermeintlich besser ausgebildet werden als bis her, und daß auf Sommer- und Winterakademien ein paar ältere und junge Buchhändler gutgemeinte Reden halten und mehr oder weniger richtige Meinungen austauschen. Das bringt keinen neuen Käufer, denn ein verarmtes Volk kauft lieber Brot als Bücher. Alle diese Maßnahmen sind Versuche des Ausbesserns und Flickens an einem durch die wirtschaftliche und politische Entwicklung und die Not der Nachkriegszeit krank gewordenen und allmählich zu sammenbrechenden Berufe. Und krank und überlebt zum Zusammen brechen ist gegenwärtig alles in Wirtschaft, Politik und Religion. Der Weltkrieg und seine entsetzlichen Folgen, insbesondere auch die ungeheure Stärkung der nationalen und internationalen Hoch finanz mit ihrem erbarmungslosen Ausplllnberungswillen werten unaufhaltsam alle Werte um. Es zeigt sich unerbittlich die Wert losigkeit der alten Werte. Die alten geistigen, religiösen und kultu rellen Werte der Menschheit konnten nicht Kriege, nicht den Welt krieg, nicht die entsetzliche Not der großen Volksmassen beseitigen, und deshalb müssen und werden neue, bessere Werte an die Stelle der alten, überlebten und unbrauchbaren Werte treten müssen. Alle Berufe, ja alle Völker und die ganze Menschheit stehen jetzt vor ihrer größten und schwierigsten Aufgabe als Folge des Welt kriegs, einer verkehrten Wirtschaftsordnung und der unsinnigen Füh rung der bisherigen Führer. Diese Aufgabe heißt: Der Kampf ums Dasein, der Kampf aller gegen alle, wie er bisher überall zwischen Berufen, Berufsgenossen, Parteien, Klassen, Völkern und selb st zwischen den Religionen geführt wurde, muß jetzt unabänderlich, wenn nicht alle Menschen und Völker dauernd in Not und Elend verharren und langsam zugrunde gehen sollen, Arbeit ums Da sein, gemeinsame wohldurchdachte Arbeit aller für alle werden. Das ist der Kern des Buchhandelsproblems und ist auch der Kern aller Entwicklungs- und Ncugestaltungsprobleme des gesamten reli giösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens der Völker und Menschheit. Wie dies riesengroße und so außerordentlich wichtige Werk, sagen wir richtig »S e l b st e r l ö s u n g s w e r k« , ausgeführt werden muß, kann an dieser Stelle nicht ausetnanbergesetzt werden. Ich habe die Einzelheiten so kurz und klar wie möglich in meinem Anfang 1027 erschienenen Buche: »Die Erlösung vom religiösen, politischen und wirtschaftlichen Übel. Ein Selbst- erlöfungsplan« und dies ergänzend in einem weiteren, Ende 1627 er schienenen Buche, betitelt: »Sozialisten und Kommuni st en, verbrüdert Euch! Ein friedlich-sachliches Verbrüderungs- und Arbeitsprogramm« lftehe Anzeige) zu erläutern versucht. In diesen beiden Büchern bemühte ich mich, über den Parteien und hergebrach ten Anschauungen stehend, offen und ehrlich über Religion, Politik und Volkswirtschaft die Wahrheit zu sagen und die absolut notwendigen, einschneidenden Reformen vorzuschlagen. Die beiden Bücher fanden als Bücher eines kleinen Verlags und unbekannten Verfassers bisher keine Beachtung. Meine mehr als 40jährigen Bemühungen hinsicht lich eines zeitgemäßen religiösen, politischen und wirtschaftlichen Zu sammenschlusses und verständigen beruflichen Zusammenarbeitens aller Menschen und die Opferung großer Mittel waren bislang er folglos. Trotzdem verliere ich als jetzt Wjähriger nicht den Mut. Es muß doch eines Tages MenschheitSfrühling werden und ein neuer friedlich-sachlicher Menschheitserlösungsgedanke zur Herrschaft kom men, ein Gedanke, der imstande ist, im Geiste der Vernunft und Menschlichkeit jedem Volke und der Gcsamtmenschhsit dauernd und gründlich zu helfen. Die Menschheilsentwicklung strebt unaufhaltsam vorwärts. Sie ist stärker als alle religiösen, politischen und wirtschaftlichen Hem mungen und Widerstände. Auch der Buchhandel ist dieser unaufhalt samen Entwicklung unterworfen und muß sich wohl oder Übel gründ-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder