Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270319
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192703199
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270319
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-03
- Tag1927-03-19
- Monat1927-03
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
x° 66, 19. März 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtsrbn. vuLbandel. und wie der Gottgesegnete sich sodann selbst zum berühmtesten Tondichter seiner Zeit und der Nachwelt entfaltete, lesen wir in der von Otto Ernst Hesse unter dem Titel »Furioso« be sorgten Neuauflage des Wolsgang Müllerschen Buches (Berlin, Hoffmann L Campe 1921). Wichtige Kulturkreise rhei nischer Städte, wie »Karl Jmmermann und sein Kreis« und »Aus Jacobis Garten«, werden darin gleichfalls geschildert und über haupt Züge aus dem Kindheits- und Jünglingsalter des großen Musikers überliefert, die sonst vielleicht verloren gegangen wären, da Müller noch die Jugendfreunde Beethovens gekannt hatte, die ihm vieles mündlich zutrugen, und darum eine Erzählung schreiben konnte, »deren Geist eben aus mündlicher Tradition herausgewach- sen war und über das Anekdotische hinaus das Vergangene leben dig bewahrt hat«. . . . Eine Feststellung ist wichtig bei der Lek türe dieses Büchleins: wenn wir dabei den Genuß Becthovenscher Kompositionen aus dieser ersten Zeit der Künstlerschaft auf uns einwirken lassen, so erkennen wir deutlich in den Arbeiten der Jugend den formalen Charakter, der noch wenig Persönliches auf weist, vielmehr die reine Freude am Musizieren offenbart. Das selbe beweist auch Felix Huchs neuester Roman »Der junge Beethoven- (Ebenhausen bei München, Wilhelm Langewiesche-Brandt 1927). Auf 352 Seiten erzählt der Enkel Friedrich Gerstäckers auf Grund jahrelanger Studien Ludwig van Beethovens Jugend in Bonn »lebendig und anschau lich, ungekünstelt und ohne Verhimmelung der Autorität«. — Sein Genie und warme Fürsprachen von Freunden und kunstbeflissenen Gönnern ebneten dem abermals in die frivole Kaiserstadt ent flohenen Jüngling schnell auch die Wege in jene adeligen Kreise, die in jener Zeit das Wiener Musikleben beherrschten. Wien wurde.nunmehr seine zweite Heimat; überall, wo er konzertierte, erregte er Aufsehen, seine Werke wurden gut bezahlt, sein Ruhm stieg, und Freude und Frohsinn waren damals noch bei ihm zu Gast. Bald aber sollte es anders werden. Schon um das Jahr 1800 krallte sich ein Leiden in dem Körper des Künstlers fest, um ihn nie mehr loszulassen. — Der Körper siech — die Ohren taub — Musiker und nicht hören können! Das ist mehr als Tod .... Verzweifelt und betrübt eilt der Arme oft in die Einsamkeit der Natur, um sich dort trösten und aussöhnen zu lassen, wird schließ lich geduldig und demütig und bleibt des großen unabwendbaren Leids gewärtig. Zuweilen aber verschließt er sich mit seinem Instrument, ist unnahbar und gereizt -und gibt durch sein Gebaren den Menschen Anlaß zu mancherlei Gerede«. Manchmal aber überfiel den durch seine Taubheit und sonstiges Leid schwer Be drückten eine wehmutsvolle Stimmung; dann klagte er wohl, wie es im denkwürdigen Heiligenstädter Testament so schön geschrieben steht, mit den Worten: »O ihr Menschen, die ihr mich für feind selig, störrisch oder misanthropisch haltet, wie unrecht tut ihr mir!« — »Für dich, armer Beethoven», so schreibt er ein anderes Mal ins Tagebuch, »gibt es kein Glück von außen, du mußt dir alles in dir selbst erschaffen; nur in der idealen Welt findest du Freunde». Und in diejer seiner Erkenntnis wirkte das schwere Leid bestimmend auf seinen ferneren Lebensgang, indem die Tätig keit als schöpferischer Künstler von nun an immer ausschließlicher sein Dasein aussüllte. Er wurde zum Meister, errang mehr und mehr künstlerische Selbständigkeit. »Der bewußt durchgearbeiteten, ästhetisch vollendeten Form entspricht der gewaltige seelische In halt. Sein Werk wird überwältigend, bleibend — ewig!« — Von dem Beginn dieser schweren Leidenszeit im Leben des Genius be richten Novellen und Skizzen in erheblicher Zahl; zwei von diesen mögen die Leser andachtsvoll in Händen halten: »Josef Friedrich Perkonig, Das Leid des van Beet hoven« in der Novellensammlung »Maria am Rain- (B erliu, Egon Fleische! 1919) und »Jda Boy-Ed, Beethovens Taubheit», in den Werken der Dichterin und im »Roten Tag« 19 19. — Es mußte wohl sein, daß der große Komponist durch soviel Trübsal hindurchschritt — dennoch wurde er nicht dem Untergange geweiht; es lebt vielmehr alles Menschliche in ihm auf und reifte allgemach zur Vollendung .... Gelegentlich der 150. Wiederkehr von Beethovens Geburtstag er freute der Verlag Pflüger (Emilie Braach) in Duis burg uns durch die Veröffentlichung der unvergleichlich schönen Skizzen »Beethoven der Mensch« von Johannes 310 Heinrich Braach, dem selbst »Einzig Einsamen«. Und jetzt zur Todesgedenkfeier schenkt der greise Dichter Wilhelm Fischer-Graz allen Beethovenverehrern mit seinem in der Deutschen Musikbücherei (Gustav Bosse Verlag in Regensburg) erschienenen Bändchen »Beethoven als Mensch» ein Werk, das »abseits von rein wissenschaftlicher Be trachtung aus rein seelischem Unterbewußtsein heraus sich in das menschliche Erleben des großen Tonkünstlers und noch edleren Dulders hineinversetzt» und uns deshalb weihevolle Stunden der Aufrichtung geben kann. Trotz aller Körperkrankheit und herber Seelenpein liebte Lud wig van Beethoven das Leben. »Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen: ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht. O, es ist so schön, das Leben tausendmal zu leben«, schrieb er 1800 oder 1801, in der Zeit der ersten Krise seines Ohrdnleidens. Und da er ein Seelenmensch war und ein Herz voll überquellender Liebe hatte, war er unaufhörlich sterblich verliebt. »Die Frauen sind«, sagt Karl Kobald in seiner köstlichen Biographie (Beethoven. Seine Beziehungen zu Wiens Kunst und Kultur, Gesellschaft und Land schaft. Wien, Amalthea-Berlag 1927), »die Musen der Dichter, der Musiker, der Künstler; sie berauschen durch Anmut und Schönheit ihre Sinne, führen den Genius zu den lichten Höhen der Begeiste rung und erfüllen seine Seele zuweilen mit Tragik, graben tiefe Spuren des Leides in sein Herz und verklären durch den Aus druck wehmutsvoller Entsagung das schöpferische Werk». Auch in Beethovens Leben und Schaffen spielen die Frauen eine nicht un bedeutende Rolle, und die Bücher der erzählenden Literatur, die inhaltlich davon ausgesüllt sind, berichten von den Frauen um den Künstler, »die durch ihre Schönheit und die Kraft ihrer Liebe sein Herz in Fesseln schlugen, und wieder andere, die durch selbst lose Freundschaft, durch Aufopferung und unwandelbare Treue sein Leben zu verschönen suchten«. Fast alle Romane aber gipfeln wohl darin, darzutun, wer die »Unsterbliche Geliebte« des Genius gewesen sein mag. Sie lassen ferner erkennen, daß auch hinsichtlich der Liebe des Meisters die gleichen Charakterzüge, die der Musik des Schöpfers der »Neunten Symphonie- ihr gewaltiges Gepräge geben, zutage treten: »Kämpfen, Sich-erheben, Sehnsucht und innigste Hingabe«. Daneben zieht vielfach das Leben in den Wiener Salons an unseren Blicken vorüber. Kaum zehn Jahre nach Beethovens Tode (18 3 6) erschien der Roman »Ludwig van Beethoven« von Ern st Ort- lepp, welcher in gedrängterer Weise als der vierbändige kultur historische Roman »Beethoven- von Heribert Rau (1 859); 5. Ausl. 1921, bei Mahlau L Waldschmidt in Frankfurt a. M., das wenig löbliche Verhältnis Beethovens zu seinen Geschwistern, insbesondere zu seinem Neffen Karl schil derte. Natürlich ist auch in diesen Romanen schon das Liebes- leben des Mnstlers gestreift, und namentlich dem Buche des Pfarrers Rau kann nachgerühmt werden, daß es uns seinen Helden nicht ohne ein lebhaftes Kolorit unter geschickter Verwendung der Anekdote nahebringt. — In großzügiger Weise unternahm es ein Vierteljahrhundert später Ferdinand Hiller in seinem längst vergriffenen und zur Reuherausgabe auch an dieser Stelle empfohlenen Roman »Künstlerleben- (Köln, Du Mont Schauberg 1 8 8 0), die Fäden bloßzulegen zwischen Beethovens Leben, Können und seinem Lieben. — Den vorhin erwähnten Ernst Or4lepp, gemeinsam mit Peter Lyser, hat der Verlag Johannes Knoblauch in Berlin-Wilmers dorf 1924 durch Veröffentlichung zweier Beethoven-Novellen der Nachwelt wiedergegeben. Sie erzählen von des Meisters un ermüdlichem Schassen in der Wiener Dachkammer und von seinem Lieben in jungen und alten Tagen. Dieser von Paul Bülow ein geleitete Band gehört zu den Kleinodien der musikalischen No vellenliteratur. — Ein anschauliches Bild der Wiener Beethoven-- zeit zeichnete auch M. Brussotin seinem Roman »DieStadt der Lieder« (Leipzig, -kenienverlag 1913). Auch hier steht Beethoven neben Schubert, Haydn, dem Dichter Grill parzer u. a. im Mittelpunkt des gesellschaftlichen und sozialen Lebens der Donaustadt, und mit sicherer Hand ist das Milieu- gezeichnet, in dem der Komponist soviel Herrliches vollbrachte. — Das Büchelchen »Mona Lisa«, eine Novellen-Suite
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder