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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1928
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- 1928-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1928
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X 34, 9. Februar 1928. Redaktioneller Teil. druck und zur Herstellung von gedruckten Büchern in größerer An zahl. Von den chinesischen Druckerzeugnissen aus dein Anfang des achten Jahrhunderts sind Stücke bis zum heutigen Tage erhalten ge blieben. Die Frankfurter Ausstellung birgt einige solcher Druck werke aus dieser Frühzcit der chinesischen Buchdruckcrkunst. Als be sondere Seltenheiten sind die ausgestellten »Sung-Druckc« zu bewerten. Die im Zeitalter der Suug-Dynastie hergestcllten Bücher sind auf einem recht schlechten Papier gedruckt und wurden daher leicht zur Beute von Würmern. Das im Jahre 1041 von dem Schmied Pi Scheng erfundene Druckverfahren mit beweglichen Lettern, die zu nächst aus Ton hergcstcllt wurden, fand in China wenig Auklang, da sich mit gegossenen Lettern eine individuelle Gestaltung der Schriftlichen nicht so gut erreichen ließ wie durch das Schueiden auf Holzplatten. Noch Ende des 17. Jahrhunderts verhielten sich die Chinesen gegenüber den von den Jesuiten gemachten Versuchen, den Typendruck mit Metalltypcn zu belebe», ablehnend. Die Ein bürgerung des Lctterndruckes erfolgte in China erst in neuerer Zeit als Folge der inzwischen entstandenen periodischen Tagcslitcratur. Dem starren Festhalten an der Überlieferung ist es zuzuschreiben, daß das chinesische Buch von hellte, obwohl cs modernere Formen angenommen hat, noch viel von seiner ursprünglichen traditionellen Form und Gestalt aufwcist. Die Bücher sind meist einseitig gedruckt, aber nicht etwa nur aus Rücksicht ans das meist zur Verwendung kommende dünne Papier, sondern vielmehr, weil cs eben zur Tra dition des chinesischen Buches gehört, die Seiten nur einseitig zu be drucken. Die Zeilenanordnung auch des neuen chinesischen Buches beginnt rechts und läuft nach links. Die Seitcnanordnung ist wie beim hebräischen Buche und sängt nach unseren Begriffen hinten an. Selbst die ältere Form des Buches, die Buchrolle, hat sich bis auf unsere Zeit erhalten und wurde noch für kaiserliche Edikte ange wandt. Als Bucheinband diente früher der Holzkastcn, dem dann der Einband aus zwei Holzdecken folgte. Letztere finden bei größeren Werken noch heute Verwendung. An Stelle der Holzdecken ist beinahe allgemein der verschließbare, mit blauem Stoff überzogene Papp- dcckelkasten getreten, in dem die einzelnen broschierten Bücher liegen. Die Bücher werden nicht in Bibliotheken nebcneinandergestellt, son dern in Holz- oder Pappkästcn, die neben- und aufcinanderstehen, und deren Inhalt durch Beschriftung oder hcraushängcnde Zettel gekenn zeichnet sind, verwahrt. Beispiele solcher eigenartigen Bücherschränke sind ebenfalls auf der Frankfurter Altsstellung zu sehen. Die Abtei lung »Das Buch in China« der Ausstellung vermittelt ein äußerst getreues, lebendiges und lückenloses Bild der sehr interessanten Ent wicklung des chinesischen Buches. Einzelne Stücke der reichhaltigen Ausstellung aufzuführcn und näher zu beschreiben, ist im Nahmen dieses Referats leider nicht möglich, und so müssen wir uns damit begnügen, wenigstens auf ein Stück, bas die Bewunderung der meisten Besucher Hervorrust, besonders hinzuwcisen, nämlich auf eine Pracht- Reproduktion des Ssu Kn chüan shu, das auf Befehl des Kaisers Kien lung zusammengestellt wurde. Der zweite Teil der Ausstellung zeigt in sehr geschickter und guter Auswahl das Buch über China. Die westliche Literatur über China setzt mit Marco Polo, der im dreizehnten Jahrhundert das damalige Mongolenreich besuchte und uns zum ersten Male die richtige Vorstellung von China erschlossen hat, ein. Darnach waren cs in erster Linie die Jesuiten, die uns genauere Kenntnisse über den fernen Osten vermittelten. Heute ist die westliche Literatur über China nicht gering, vor allem auch nicht die deutsche Literatur, die nach einer in der Ausstellung gezeigten graphischen Darstellung zah lenmäßig sogar mit an erster Stelle steht. Sehr reichhaltig ist auf der Ausstellung auch die internationale sinologischc Literatur vertreten. Besondere Anziehungskraft hat die im Nahmen der Ausstellung gezeigte Sonderschau »Goethe und China«. Das Weimarer und Frankfurter Goethe-Museum haben aus ihren kostbaren Schätzen eine reiche Fülle auserlesener Stücke, die Goethes persönliche Hin neigung zur chinesischen Geistcsart beleuchten, zusammengestcllt: alte Werke über China, die Goethe las, Übersetzungen chinesischer Litera- turwerkc, die Goethe besonders schätzte, von Goethe selbst nieder- geschriebcne Manuskripte, die östliche Dinge zum Thema haben, usw. Drei Tagebücher Goethes, die gezeigt werden, enthalten aus den ver- schiebensten Perioden seines Lebens Aufzeichnungen des Dichters über seine Beschäftigung mit chinesischen Literaturerzcugnisfen. Goethes Jnteresfr für die östliche Literatur ging sogar so weit, daß er sich Druckstöcke mit chinesischen Schriftzeichen zu verschaffen wußte, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden. Besondere Beachtung findet auch die ausgestellte Ausgabe von »Werthers Leiden« in chine sischer Sprache, die in zehnter Auflage in Schanghai gedruckt mor den ist. Es ist sicherlich ein großes und dankenswertes Verdienst der Veranstalter dieser Ausstellung, einmal einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen und in Erinnerung zu bringen, daß China nicht nur das 148 Land der sich gegenseitig bekämpfenden Generale, wie es heute bei nahe scheinen möchte, sondern das Land der ältesten Kultur ist, dem die Menschheit vier große Erfindungen: den Buchdruck, das Papier, den Kompaß und das Schießpulver zu verdanken hat. In Verbin düng mit der Ausstellung finden mehrere Veranstaltungen statt, bei denen prominente China-Kenner zu den verschiedensten Fragen des fernöstlichen Kultur- und Geisteslebens Stellung nehmen werden. Stefan Wangart, Frankfurt a. M. liumpk, Or. Kind unck Jucst. Vak, viedlinfisbueb clor kercklnanck vümmlers Verlag. 164 8. Wc. 4.80. Die heutige Struktur-Psychologie sucht nicht allein die Gesamt heit des kindlichen Geisteslebens zu erfassen, sondern auch die ein zelnen kindlichen Entwicklungsstufen in ihrer Eigenart und ihrem Eigenwert scharf herauszuarbeitcn. Diese neue psychologische Betrach tnng hat mit großer Wucht alle Gebiete der Erziehung und des Unter richts beeinflußt, seit einigen Jahren auch die Theorie der Jugend lektüre. Gerade in der Literarpädagogik haben die kindlichen Ent wicklungsstufen eine besondere Ausprägung erhalten. Die Jugend schriftenkritik arbeitet heute alltäglich mit den Begriffen »Struwwel peteralter« (1.—1. Lebensjahr), »Märchenalter« (4.—11. Jahr), »Robinson-Alter« (10.—15. Jahr), »Ncifcalter« (16.-18. Jahr). Es hat sich heransgcstellt, daß das Verhalten des Kindes auf diese» Stufen äußerst verschieden ist, daß jedem Alter ein ganz bestimmt ge artetes Seelenleben eigen ist, es also gänzlich vergeblich ist, ihm Bücher, die ein von seinen Wahrnehmungskategorien abweichendes geistiges Gefüge zeigen, aufzwingen zu wollen. Als hervorragendstes Mittel, das seelische Gefüge der einzelnen Entwicklungsstufen und das besondere Verhalten eines Kindes zum Buch scstzustellen, hat man neuerdings die planmäßige Erhebung über das Lieblingsbuch der Jugend erkannt. Auch das Schülerpreisausschreiben, von dem an anderer Stelle des Börsenblattes berichtet wird, liegt in dieser Nich tung. vr. Nllmpf, der General-Sekretär des Borromäus-Vcreins in Bonn, veranstaltete eine Umfrage unter den 4500 in ganz Westdeutsch land verstreuten Volksbüchereien seines Vereins, welche Bücher die jugendlichen Lesegäste bestimmter Altersstufen, 9.—16. Jahr, am meisten bevorzugten. Auf diese Weise wurden die Lieblingsbücher von etwa 06000 Kindern erfaßt. Allerdings ist das Material nicht ganz zuverlässig. Es war vergessen worden, die besonderen Lieb habereien der Mädchen allgemein zu erfragen, bestimmte Literatur gruppen, vor allem das große Gebiet der realistischen Jugendschrist, fehlte in den Bibliotheken des Borromäus-Vcreins fast ganz, die von der Volksdichtung herkommendcn Gruppen der dichterischen Jugend litcratur sind schwach vertreten, überhaupt ist ein ttberwicgen der katholischen spezifischen Kinderschrift gegenüber dem heutigen allge mein verbreiteten literarisch vollwertigen Jugendbuch zu erkennen. 1)r. Rumpf suchte diesen Mangel seines Materials durch Klassifikation der erfaßten Literatur auszuglcichcn. Ganz gelang ihm das nicht, denn es bleibt natürlich ein grober Fehler der Statistik, wenn etwa das realistische Erlebnisbuch, das im Abenteueralter sehr stark bevor zugt wird, mit der Ziffer 3, die spezifische katholische Kinderschrist aber mit Ziffer 30 in der Tabelle steht. Ein anderes literarisches Milieu hätte unbedingt etwa die umgekehrten Ziffern gebracht, wie das Beispiel der von Walter Hofmann eingerichteten Bibliotheken be weist. Trotzdem gelingt es dem Verfasser, die Buchinteressen der Vor- pubcrtätszcit bis zu einem gewissen Grade zu klären. Er findet auch teilweise recht glückliche allgemeine Formeln. Aber schon in der ersten Auflage war einmal eine besondere Vorliebe fiir die spezifische Kinder schrift zu erkennen, andererseits betonte er mit besonderer Hartnäckig keit die wissenschaftliche Bedeutung seiner induktiven Forschungs- methode. Rumpf glaubt allen Ernstes, das Problem der Jugend- lcktürc auf erfahrungswissenschaftlichem Wege lösen zu können. Hier beginnt sein verhängnisvoller Irrtum. Man kann natürlich wohl feststcllen, welches Buch das Kind liebt, man kann sogar bei günstigen Verhältnissen die zahlreichen Fehlerquellen vr. Rumpfs fast ganz ausschaltcn, aber das Ende wird immer die Feststellung des eigen artigen geistigen Gefüges einer bestimmten kindlichen Entwicklungs stufe sein. Welches Buch zu dieser Geistesverfassung paßt, läßt sich bei der ungeheuren Verschiedenheit des literarischen Milieus und bei den stark schwankenden Neigungen des Kindes niemals sicher sagen. Man hat nicht auf allen Stufen, wie etwa im Märchenaltcr, deckende literarische Typen, und es ist unwirkliche Theorie, ihre Schaffung zu verlangen. Vor allem im Abentcueralter laufen soviel Jntercssen- linicn nebeneinander her, sind so viele individuelle Neigungen zu be rücksichtigen, daß allgemeine Richtlinien völlig unmöglich sein dürsten. Als letzter Gesichtspunkt aber fällt entscheidend ins Gewicht, daß keine
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