Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18801117
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188011173
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18801117
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-17
- Monat1880-11
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
268, 17. November. Nichtamtlicher Theil. 4895 Romandichter. Bei uns besteht noch der Modus, der in Frank reich schon überwunden ist: daß nämlich in den meisten Fällen der Verleger dem Autor für ein Manuscript eine bestimmte Summe zahlt, so und so viel für die erste Auflage von tausend, zweitausend, dreitausend Exemplaren, so und so viel für jede folgende. In Frankreich bezieht der Autor von jedem abgesetzten Exemplar eine bestimmte Summe, gewöhnlich fünfzig Centimes pro Exemplar. Wenn ein Buch einen guten Absatz hat, so wird es in etwa viertausend Exemplaren verkauft; das würde also nur zweitausend Franken pro Band machen, — wie man sieht, ein sehr bescheidenes Honorar, mit dem sich selbst ein mittelmäßiger deutscher Romandichler nicht zu frieden geben würde. Der Roman ist also auch in Frank reich heutzutage noch für den Verfasser eine nur mäßig er giebige Einnahmequelle. Ungleich günstiger ist der dramatische Autor bestellt. Ein guter Erfolg bedeutet in Paris hundert Vorstellungen mit etwa viertausend Franken Tageseinnahme; von diesen kommen zehn Procent dem dramatischen Autor zu gut; das macht also an Tantieme für Paris allein vierzig tausend Franken. Um zu dieser Summe zu gelangen, müßte der Romandichter von seinem Werke achtzigtausend Exemplare absetzen, und dieser Absatz ist ein so ungewöhnlicher, daß nach Zola's Mittheilung in den letzten fünfzig Jahren höchstens vier oder fünf Beispiele für einen so außerordentlichen Ersolg auf geführt werden können. Es ist aber auch die Bemerkung nicht zu unterdrücken, die Zola gar nicht gemacht zu haben scheint, daß die Zahl der glücklichen dramatischen Autoren auch in Frank reich eine ungleich geringere ist als die der epischen Dichter. An den verschiedenen Theatern können eben im Jahre nur eine bestimmte Anzahl von Stücken gegeben werden und nur eine bestimmte Anzahl von Autoren die Stücke zur Aufführung bringen, während der Buchhandel im Stande ist, alle Romane und No vellen, die Ersolg versprechen, und wenn es sein müßte, sogar zur selben Zeit an die Oessentlichkeit zu bringen. Eugen Sue, George Sand und besonders Alexander Dumas der Vater haben mit ihren Romanen sehr bedeutende Summen verdient, in neuerer Zeit sind die Gebrüder Goncourt, Daudet, Zola u. A. durch ihre buchhändlerischen Erfolge wohlhabende, ja reiche Leute geworden. Die Bühne hat vor Allen dem unglaublich frucht baren Scribe und in neuerer Zeit Augier, Dumas, Sardou, Labiche, Meilhac, Halövy u. A. kolossale Summen zugeführt. Diese Thatsache wird oft bekrittelt und bemängelt. Es fehlt nicht an Leuten, die es nicht richtig finden, daß gerade der Schriftsteller Geld verdient. Dem Maler, der sein Bild, dem Bildhauer, der seine Statue für einen hohen Preis ver kauft, wird das nicht weiter verargt; aber den Schriftsteller denkt sich der Philister noch immer am liebsten in einem Dach stübchen unter den kümmerlichsten Verhältnissen des Daseins. Nun ist es ja ganz richtig, daß auch in den Dachstübchen Meister werke entstanden sind. Einen jeden empfindsamen Menschen überiommt ein Gefühl der Rührung, wenn er in Gohlis, Weimar, Jena, Rudolstadt u. s. w. die Stübchen betritt, in denen Schiller Unsterbliches gedichtet hat; ob aber Schiller's Gedichte weniger bedeutend geworden wären, wenn ihm ein glänzenderes Dasein beschieden gewesen wäre, das müßte doch erst bewiesen werden; und es ist ganz unbegreiflich, aus welchen Gründen gerade dem Schriftsteller das Anrecht aus eine sorgenfreie und glückliche materielle Existenz bestritten werden muß. Wenn der Schrift steller, namentlich in Frankreich und England eine hohe und geachtete gesellschaftliche Stellung einnimmt, was ist der Grund davon? sragt Zola. Und er antwortet: „das Geld". „Es ist eine Dummheit", fährt er fort, „gegen das Geld zu eifern, das eine wesentliche sociale Gewalt bildet. Den jungen Leuten allein sollte man es überlassen, die Gemeinplätze nachzuschwatzen über die Erniedrigung der Literatur, die dem goldenen Kalbe opfert; denn diese verstehen nichts von der Gerechtigkeit und Ehrbarkeit des Geldes. Man vergleiche doch nur einen Augenblick die Situation eines Schriftstellers unter Ludwig XIV. mit der eines Schriftstellers unsrer Tage. Auf welcher Seite ist die wahre Würdigkeit? Auf welcher Seite die größere Summe von Arbeit und die geachtetere Existenz? Offenbar aus Seiten des Schrift stellers unsrer Tage. Und wem verdankt er diese angesehenere Stellung, diesen Respect? Lediglich dem Gelde! Das Geld ist es, der ehrliche Gewinn aus seinen Arbeiten, die ihn von aller demüthigenden Gönnerschaft befreiten, die aus dem früheren königlichen Spaßmacher und aus dem Antichambre-Narren einen freien Bürger, einen nur von sich selbst abhängigen Mann gemacht haben." Die „Hebung des Standes" ist das Losungswort, das alle jene Schriststellervereine, die in den letzten Jahrzehenden in Deutsch land gegründet worden sind, als einen Hauptpunkt in ihrem Programm ausgestellt haben. In den Versammlungen, die diese Vereine abhalten, werden gewöhnlich einige auf dieses Ziel hinweisende Resolutionen gefaßt. Man träumt von einem Ehren- rathe, der die guten journalistischen Sitten zu überwachen hätte und dergleichen. Nun, die Wiener „Concordia", die die mate rielle Existenz der Schriftsteller zu bessern, die die Schriftsteller der Sorge für das Alter und sür die Familie zu entheben trachtet, thut nach meiner Ansicht mehr sür die „Hebung des Standes" als alle Resolutionen je erreichen können. Es ist ein Glück, daß es auch in Deutschland allmählich dahin kommt, daß jeder productive und talentvolle Schriftsteller wie ehedem Scribe die Feder als Wappenbild nehmen und die Devise beisügen darf: Inäs tortuua st libsrtns. „Der Feder verdanke ich ein behagliches Dasein und die Freiheit." Paul Lindau. MiSrellen. Bücher-Angebote. — Im Interesse unseres Standes, sowie im Interesse des Ansehens, welches unser Fachorgan, das Börsen blatt genießt, wäre es sehr wünschenswerth, wenn sich die Inseren ten bei Bücher-Offerten der Mühe unterziehen wollten, wenigstens halbwegs consequent durchgesührte, bibliographisch richtige Titel zum Druck zu geben, zumal der Leserkreis des Börsenblattes durch aus nicht aus die Angehörigen des Buchhandels beschränkt bleibt, sondern bekanntlich auch von Gelehrten, besonders Bibliothekaren benutzt wird. Welche Begriffe müssen solche Leute bekommen, wenn sie z. B. das Bücher-Angebot einer hochangesehenen Firma in Nr. 247 lesen! Fraglicher Firma ist natürlich das Manuscript von einem Kunden zugestellt und dasselbe alsdann ohne weitere Prüfung abgesandt worden. Welche Jnconsequenzen jenes Inserat enthält, mögen wenige Beispiele zeigen. Bald wird hinsichtlich des Einbandes „Original-Einband", bald „Originalband" gesagt; bei der „Thaer- Bibliothek" wird (im Gegensätze zu allen anderen offerirten Büchern) ein Verleger genannt, aber ein falscher. Mehrfach kommt statt genauer Mittheilung der Auflage das allgemein gehaltene „neueste Auflage" vor; bei „Schockier, Buch der Natur" befindet sich keine Bezeichnung der Auflage, sondern nur die Jahreszahl 1867, und überdies fehlt die Bändezahl; Reuter's Werke enthalten das sonder bare Beiwort „große Ausgabe". Und so befinden sich unter ca. 30 offerirten Werken kaum einige Titel, welche Anspruch auf biblio graphische Richtigkeit erheben können. Eine kurze Durchsicht seitens der Handlung, welche solche Offerten vermittelt, würde genügen, derartigen Inseraten eine sachgemäße Fassung zu geben. Bremen, im November 1880. ^.. 2. s 672*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder