Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270405
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192704059
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270405
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-05
- Monat1927-04
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X: 80, 5, April 1927. Redaktioneller Teil. Die »Buchfabriken«, wenn man sie so nennen will, haben nicht nur den glotzen Hunger unseres Volkes erkannt, sondern auch die Lust am Büchcrkaus geweckt und weite, weite Kreise überhaupt erst veranlatzt, sich »Dichter« anzuschafsen. Herr Rosner möge doch einmal untersuchen, welche Autoren die Buchfabriken bringen! Fast alle di« gleichen Namen und fast genau dieselben, die auch unsere Verleger in billigen Ausgaben herausgebracht haben. Nur haben sie, nämlich die Buchfabriken, sich spezialisiert und sind dadurch in der Lage, rationeller zu arbeiten; ihr« Bücher sind allerdings fabrikmätzig, aber sauber und geschmackvoll hergestellt. Sie haben sich den weiten Kreisen des Volkes angcpatzt und der Kaufkraft der heutigen Zeit entsprechend Glänzendes geboten. — Datz von den »Dichtern« sehr gute Ausgaben existieren, die gewiß nicht billig sind und doch viel gekauft werden, wird jeder Sortimenter Herrn Rosner bestätigen, denn diejenigen, die Geld haben, kaufen auch heute noch diese in schönen Ausgaben für ihren Bücherschrank. Ob die billige Literatur, in die ja auch moderne, noch nicht freie Autoren hineinbezogcn werden, wie es sicherlich bald kommen wird, ein mate rieller Segen für das Sortiment sein wird, ist eine andere Frage. Doch darüber haben wir nicht zu streiten, wir müssen uns den Zeiten anpassen, aber sie nicht künstlich aufzu halten suchen. »Das Volk der Dichter und Denker- ist leider schon allzusehr ein materielles Volk geworden. Gott behüte uns, daß auch unsere Dichter sich nur von materiellen Interessen in solchen Fragen leiten lassen und daß die Furcht eines einzelnen ihnen den Blick trübt für die große Aufgabe, die gerade heute der Dichter für sein deutsches Volk hat. Nicht die Gefahr liegt vor, daß die »Modernen« verschüttet werden, sondern die viel größere Gefahr, daß «in Dichter, der wirklich seinem deutschen Volk noch etwas zu sagen hat, durch die Modernen künstlich noch einmal getötet werden soll, indem sie ihn so lange den Warten den fernhalten, bis er wirklich ganz vergessen ist. Herr Rosner muß sich doch nur einmal die älteren Lebenden vornehmen. Viele haben in ihren Erstlingswerken Großes versprochen und gegeben, weil sie aus dem Innersten, Tiefsten schöpften und das Werk ein fach aus der Notwendigkeit «des inneren Schaffensdranges ge boren wuvde. Dann aber kam der Erfolg, und nun folgte Jahres band auf Jahresband, und mit immer zahlreicher werdenden Bän den die Abwendung des Volkes von >dem Dichter, weil dieser Schriftsteller wurde, nicht mehr Lebendiges schuf, sondern tote Buchstaben an Stelle des Lebenden setzte. Dieses soll gewiß kein Vorwurf sein, denn die Not wird viele veranlaßt haben, und die Zeitschriften verschlingen ja solche Unmengen, daß es selbstverständ lich ist, 'daß das Unkraut neben dem Weizen blüht und auch diesen mit der Zeit überwuchert. Wäre es nicht vielleicht für manchen Lebenden von großem Vorteil, wenn seine ersten Bücher jetzt in billigen Ausgaben erscheinen würden? Noch einmal würde er den Pulsschlag des Lebens fühlen, nach 30—00 Jahren wird nie mand mehr danach fragen. — Ich sehe überhaupt in den Zeit schriften mit ihren Fortsetzungen und den Lesezirkeln die größte Macht, die sich gegen die lebenden Autoren wendet. Der Roman, der in Fortsetzungen in einer namhaften Zeitschrift erscheint, wird von vielen Tausenden gelesen, diese Tausende werden aber ver vielfacht durch die Lesezirkel, in denen die Zeitschrift mit vielen anderen zusammen den Lesern geboten wird. Dieses bruchstück weise »Vcrschlingenmüsscn« von Romanen, Woche für Woche — stellenweise die Fortsetzungen mit vier Wochen Wartezeit — ist meiner Meinung nach das größte Gespenst, welches sich unseren modernen Autoren entgcgenstellt, denn durch die Menge und durch die Zerrissenheit wird die Oberflächlichkeit gezüchtet, und die Menschen haben keine Ruhe mehr, ein »Buch« wirklich mit Genuß zu lesen. Soll aber darum das Gute noch mehr in Ver gessenheit geraten? Wenn es heißt: Der Buchhandel darf nur Diener des deutschen Volkes sein, weil er dem Geiste dient, so sollte es erst recht so von dem Dichter heißen! Und darum noch einmal: Noch so blendende Rhetorik darf wirklich die Furcht nicht verbreiten. Trotz allem bricht sich das gute Moderne Bahn, hat es immer getan und wird cs weiter tun; das haben uns besonders die letzten Monate gelehrt, wo gerade die teuren guten Bücher .376 am meisten begehrt worden sind. Ist es aber möglich, neues Leben zu schassen, so soll man nicht wehren, sondern helfen, daß dieses zur vollen Auswirkung gelangt für viele Tausende, die darauf warten. W. Hermann. Die verkannte Wahrheit. Eine Erwiderung auf Herrn vr. b. c. Gustav Kirsteins Artikel »Der Wahrheit «ine Gasse!« in Nr. 70 des Bbl. vom 24. März 1927 von Karl Rosner. In seinem Artikel -Der Wahrheit eine Gasse!-, der sich scharf polemisch ausschließlich mit meinem in der Hauptversammlung der Vereinigung schönwissenschaftlicher Verleger gehaltenen und im Börsenblatt Nr. 63 vom 16. März 1927 abgedrucktrn Vortrag »Bedingungslos für 50 Jahre- beschäftigt, glaubt Herr vr. b- c. Gustav Kirstein mir vorwerfen zu dürfen, daß ich Tatsachen der art entstellt wiedergegeben hätte, daß er im Interesse der All gemeinheit dazu nicht schweigen könne. Seine ebenso heftig vor gebrachten wie unberechtigten Behauptungen zwingen mich, aus die drei Punkte, die Herr vr. Kirstein mir im besonderen vor wirst, näher einzugehen, um einem objektiven Urteil die Möglich keit zu geben, zu sehen, wo hier die Wahrheit liegt und wem, um mit Herrn vr. Kirstein zu sprechen, »milde gesagt ein Irr tum« unterlaufen ist. Herr vr. Kirstein wendet sich in seinem ersten Einwurf gegen meine Bemerkung, daß die von den 30 Jahr-Kämpfern heraus gebrachte Namenliste von Vertretern dieser Auffassung von einer ganzen Anzahl von Herren unterschrieben worden ist, -die zum guten Teil nichts von der Sache verstehen oder die die Sache auch gar nichts angeht«. Wen geht die Frage einer verlängerten Schutz frist praktisch an? Doch vor allen Dingen jene Autorenkreise und jene Verlegcrgruppc, die, sei es 'an der Verwertung des geistigen Erbes nach dem Tode des Autors, sei es an der Be freiung des Marktes von übermäßigem Nachdrucksmaterial inter essiert sind. Das sind in erster Linie die schön- wissenschaftlichen Autoren und die schön- wissenschaftlichen Verleger. Dieser Ansicht ist auch das von Herrn vr. Kirstein so gern zitierte Gutachten des Herrn Justizmt Heimann, in dem es aus Seite 15 heißt: -. . . das Hauptinteresse für die Frage liegt bei Werken der schönen Literatur . . .-. Für fachwissenschaftlichc Autoren scheidet infolge des raschen llberholtwerdcns jedes fachwissenschoftlichen For schungsergebnisses die Bedeutung einer Verlängerung der Schutz- spannc praktisch aus. Die große Liste der 30 Jahve-Kämpfer, auf die sich meine eingangs zitierten Worte beziehen, enthält aus den interessierten Gruppen nur relativ ganz wenige Namen. Die meisten der dort zustimmenden Herren sind Männer aus dem Kreise der Wissenschaften und der akademischen Berufe, Männer also, die wohl eine Publikumsmeinung zu der Frage haben können, die aber der strittige Komplex unter keinen Umständen in gleicher Weise aus lebenswichtigen Gründen »etwas angehl» wie die oben genannten Gruppen der schönwissenschaftlichcn Autoren und Ver leger. Um den Beweis zu erbringen, nenne ich hier aufs Gerate wohl die ersten zehn Namen der für di« 30 Jahre kämpfenden Herren: v. vr. Achelis, Professor der Kirchcngcschichte und Archäo logie, Universität Leipzig W. Ackermann, Landgerichtsrat, Weimar vr. Emanucl Adler, Sektionschef und Professor an der Uni versität Wien vr. Altaner, Professor der Kirchcngcschichte, Universität Breslau vr. Anschütz, Justizrat, Leipzig. Otto Anthes, Professor, Lübeck vr. Paul Arndt, Professor der Staatswisscnschaften, Universi tät Frankfurt Prof. vr. PH. Aronstein, Studicnrat, Berlin Prof. vr. Gustav Aschasfenburg, Direktor der psychiatrischen Klinik an der Universität Köln vr. H. Aschheim, Augenarzt, Frankfurt a. M.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder