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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1904
- Sprache
- Deutsch
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1580 Nichtamtlicher Teil- ^ 39, 17. Februar 1904. wicklung Ihnen zu schildern, führe ich Sie im Geiste wieder in das Haus des Leipziger Kommissionärs zurück. Wenn ein solcher Kommissionär zwei-, vier-, ja sechs hundert Kommittenten hat, von denen vor Weihnachten die meisten täglich mehrmals an ihn Bestellungen schicken, so können Sie sich den Haufen dort von Briefen, Postkarten, Bücherzetteln und Telegrammen vorstellen- Aber der Haufen mag sein wie groß er will: die Morgenpost muß binnen einer Stunde und früher verteilt sein- In fliegender Eile werden vor allem abgesondert die empfohlenen Be stellungen, d- h- solche, deren Gegenstand noch am selben Tage hinausgehen soll Auch unsere Bestellzettel sind, wie unser ganzes Schreibwesen, von denkbar einfachster Form. Vorgedruckt auf den Zettelchen ist die Bestellformel, die Firma des Bestellers und seines Kommissionärs; ausgefüllt wird die Firma des Verlegers und der Titel des bestellten Buchs- Die empfohlenen Zettel werden nach Verlegern in offene kleine Mappen sortiert, und diese Mappen werden bald nach 9 Uhr, eine zweite Folge nach 10 Uhr, zur Bestell anstalt gebracht. Die Buchhändler-Bestellanstalt ist eine Sortier anstalt zum Austausch offener Geschäftspapiere des Leipziger Platzes, selbstverständlich mit den Postgesetzen im Einklang und der Postbchörde wohlbekannt- Jeder in Leipzig an sässige Buchhändler hat dort sein Fach- Ein Aufseher mit fünf Sortierern und neun Hilfsbeamten und Austrägern verteilen jährlich etwa 35 Millionen einzelner Papiere, also beinahe 120 000 Stück täglich- — Die Bestellanstalt hat auch ihre Geschichte- Früher mußten die Markthelfer all die Papiere in den Leipziger Buchhandlungen herumtragen- Die Markthelfer fanden aber, daß es beim Frühschoppen ange nehmer sei, als auf der Straße- Sie kamen daher in einer bestimmten Kneipe zusammen und tauschten dort bei der Gose ihre Zettel aus- Das war der Anfang der Bestell anstalt, der zeigt, daß ein ernstgemeinter Frühschoppen eine wackere Einrichiung sein kann- Den Wildling hat der Verein der Buchhändler zu Leipzig später organistert- Die Bestcllanstalt ordnet die Mappen mit den empfoh lenen Bestellzetteln nach Adressaten; diese lassen sie entweder bis I l>/i Uhr abholen, oder bekommen sie von da an durch Eilboten der Anstalt ins Haus- Die Adressaten sind entweder die andern Kommissionäre in ihrer Eigen schaft als Vertreter der auswärtigen Verleger, oder es sind die in Leipzig ansässigen Verleger- In beiden Fällen sollen die Adressaten die ihnen derart von 11 Uhr an bestellten Bücher »nach Tisch-, d- h- von 2 Uhr an in ihren Geschäftsräumen zur Abholung bereit halten. Binnen drei Stunden müssen also die Rechnungen geschrieben gebucht, die Bücher vom Lager geholt, die Pakete gepackt sein- In lebhaften Zeiten, z- B- zur Schulbücherzeit, handelt es sich für einzelne große Firmen um tausende von Paketen, aber auch für mittlere um Hunderte- Von 2 Uhr an kommen die Markthelfer- Jeder hat seinen Abholbezirk und führt für die Barpakete Geld bei sich- Um etwa 5 Uhr ist die Abholung beendet- Dann werden bei den Kommissionären die Eilballcn und Postpakete gepackt; von 8 Uhr an kommen die Rollwagen der Spediteure, und um 8 Uhr ist Schlußzeit für Postpakete- Vor Weihnachten ist um diese Zeit ein Postamt im Buchhändlerviertel, z- B- das Postamt Nr- 8 am Täubchenwcg, ein kleiner Kriegsschauplatz- Abends ist dort nur nach Wartezeit anzukommen- Darum fassen Markthelfer der großen Geschäfte vor der Paketaufgabe festen Posten, den sie vor 8 Uhr nicht verlassen- Fast wie früher beim Löschen die Feuereimer von Hand zu Hand flogen, so wandern hier von den draußen stehenden Buchhändler wagen der Firma die Pakete zu dem Mann da vorn. Je näher der Zeiger auf 8 Uhr rückt, desto fieberhafter gehts zu. In Kiepen und Körben werden die letzten Zu fuhren herbeigeschafft; die Pakete fliegen wie ein Granat feuer in den Laderaum- Dann schlägts 8 Uhr; was nicht drinnen ist, bleibt draußen; was aber den Anschluß erreicht hat, wird von der gelben Wagen langer Reihe zu den Nacht zügen gefahren. Das Bild, das ich Ihnen von dem Bücherverkehr auf feste Rechnung zu skizzieren versucht habe, würde unvoll ständig sein, wenn ich nicht einer in neurer Zeit besonders bedeutsam gewordenen Eigenart des Buchhandels gedenken wollte: des Barsortiments. Ein Barsortiment ist ein Geschäft, das die gangbareren Werte vieler Verleger für eigne Rechnung kauft, um sie gebunden und zu Verleger preisen den Sortimentsbuchhändlern zu verkaufen- Der Gewinn des Barsortimenters besteht aus Vorteilen, die ihm die Verleger bei partieweisem Einkauf gewähren. Bar sortiment heißt es, weil ursprünglich nur gegen Barzahlung verkauft wurde; das hat sich aber sehr geändert- Den Ge danken des Barsortiments verwirklichten zuerst in den vier ziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts die Leipziger Buchhändler Carl Voerster (Firma F- Volckmar) und Louis Zander- Dieser verkaufte 1861 sein Geschäft an die Firma F. Volckmar- Diese hat längere Zeit als die bedeutendste Barsortimentsfirma diesen Geschäftszweig betrieben, jedoch nur solche Werke führend, die wirklich Massenabsatz hatten. Im Jahre 1888 aber gründete die Firma K- F- Koehler ein neues Barsortiment und insofern in neuer Weise, als sie nach Wissenschaften geordnete Lager-Verzeichnisse herausgab und als Vertriebsmittel den Sortimentern zur Verfügung stellte- Wenn diese Fachkataloge nutzen sollten, mußten sie annähernd vollständig sein; Koehler mußte daher eine Menge von Werken aufnehmen, die zu bedeutend waren, uni zu fehlen, aber doch nicht Massenartikel- Die Firma F. Volckmar folgte damit, und so sind die Lagerverzeichnisse beider Firmen auf je etwa 50 000 Titel gewachsen- Jeder Titel ist aber auf dem Lager durch mehrere, oft durch viele oder sehr viele Exemplare vertreten- Die 3,60 ,v hohen Gestelle, an denen bei F- Volckmar dieses Riesenlager eingeordnet ist, sind zusammen 1 stz Irm lang- Ein Einzelner kann natürlich ein aus allen Teilen dieses Lagers zu bildendes größeres Paket nicht mehr zusammenbringen; die Pakete entstehen daher durch Zusammenwirken Mehrerer aus einer Wanderung durch alle Abteilungen, bei Volckmar auf Schienenwagen, für die 220 w Geleise liegen. Solche Ge schäfte, wie die drei Leipziger Barsortimente — das dritte ist das der Firma L- Staackmann — gibt es in der ganzen Welt nicht mehr- Ähnliche Unternehmen in Berlin und Stuttgart hat neuerdings die Firma F. Volckmar angekaust- Wenn in den Verlagsgeschäften über Mittag Hunderte und tausende von Paketen fertig werden müssen, so muß das Barsortiment das vielfache leisten. Das ist nur möglich, wenn jede Stunde, jeden Tag aufgearbeitet wird, was diese Stunde und dieser Tag gebracht hat; ein Stocken, eine Häufung, und es wäre kein Durchkommen mehr. Welche Pünktlichkeit, welche Gewissenhaftigkeit der Angestellten, welche orga nisatorische Kraft der Leiter dazu gehören, um solche Be triebe zu schaffen und in Gang zu halten, das werden Sie nun selbst ermessen. Die Barsortimente bieten den Sortimentern den Vor teil, einen großen Teil ihres festen Bedarfes aus einer Hand beziehen zu können. Dadurch aber lockert sich das Verhältnis der Sortimenter zu den Verlegern; diese verlieren an Fühlung mit den Sortimentern, und die jungen Sortimenter läßt die Bequemlichkeit des Bestellwesens leicht nicht mehr die reiche Bücherkenntnis erwerben, zu der früher der Zwang, jedes Werk von seinem Verleger zu bestellen, eine vor treffliche Schule war. So gestalten unstreitig die Barsorti-
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