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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1904
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- Deutsch
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1578 Nichtamtlicher Teil /V 39, 17. Februar 1904. der Erfolg jener Schriftsteller, die selbständig die Gedanken der Zeit erfaßt und in die zündende Form gebracht haben. Als Beispiele solcher Verlegertätigkeit nenne ich aus vielen andern aus der Gegenwart das bei Richard Bong in Berlin erscheinende Werk »Weltall und Menschheit», dessen fünf Bände gebunden bei einem Gesamtpreis von 80 Mark jetzt schon in mehr als 100 000 Exemplaren verbreitet sein sollen; aus früherer Zeit den bekannten Handatlas von Richard Andres, dessen Plan der verstorbene geniale Otto Klasing entworfen hat; oder die bekannten Konversations lexiken. Aber noch mehr. Auch an solchen Verlegern hat es nie gefehlt, deren überragende Persönlichkeit zum Mittel punkt wurde von Kreisen bedeutender Menschen. Eines solchen Mannes Wirken wächst über das Geschäftliche hinaus, und er kann mit Salomon Hirzel von sich sagen: Ich verlege nicht Bücher, sondern Menschen. Nun zum einzelnen Buch. Wie wird es in die Welt gesetzt? Nehmen wir an, die Niederschrift liege druckfertig beim Verleger. Der Verlagsvertrag mit seinen Gegenwarts bestimmungen Uber das Honorar und mit seinen oft nur den schönen Ausputz bildenden Zukunftsbestimmungen über neue Auflagen sei abgeschlossen. Der Druck kann beginnen. Der Druckherstellung wird häufig genug keine besondere Fürsorge zugewandt. Man sorgt für das Papier, vertraut sich einer leistungsfähigen Druckerei an und kann dann mit ziemlicher Sicherheit auf eine anständige Durchschnittleistung rechnen. Aber immer mehr Verlegern genügt dies Dnrchschnittmaß nicht mehr in einer Zeit, in der die Kunst im wachsendem Umfang das tägliche Leben durchdringt und die Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs zu veredeln strebt. Wer ver gleichend und prüfend die Erzeugnisse der verschiedenen Ver lagsfirmen mustert, wird bei vielen zum mindesten eine gewisse Einheitlichkeit, oft aber eine bewußt künstlerische Präge bemerken. Ich gehe hierauf nicht näher ein, da über die Buchherstellung morgen Herr vr. Ludwig Vvlkmann zu Ihnen sprechen wird. Das Buch also sei fertig; es fehlt nur noch die Preis bestimmung. Freilich wird diese in Wirklichkeit selten bis zum letzten Augenblick hinausgeschoben. Im Gegenteil: oft genug wird zuerst der Preis gemacht und von Grund auf alles so eingerichtet, daß dieser Preis innegehalten werden kann. Es gibt in der Regel für ein Buch nur einen richtigen Preis, und das ist derjenige, der innerhalb des ge gebenen Leserkreises nicht kaufhindernd wirken kann und doch den Verlegergcwinn sichert. Zur richtigen Ansetzung des Preises ist Erfahrung nötig und glückliche Hand. Der Preis allein ist oft für den Erfolg entscheidend. Wird er zu hoch gegriffen, so wirkt er kaufhemmend; zu niedrig, ver eitelt er den Erfolg des Verlegers, sofern das Buch nicht derart ist, daß ein niedriger Preis die Käuferzahl entsprechend vermehrt. Das ist aber durchaus nicht immer der Fall. Im allgemeinen kauft doch ein jeder nur die Bücher, die er brauchen kann, die ihm gefallen, die er lesen will; dafür aber zahlt man innerhalb vernünftiger Grenzen willig den verlang ten Preis, sogar einen hohen. Dagegen mag oder liest man ein Buch, das einen nichts angeht, überhaupt nicht, und wenn man es geschenkt bekäme. Durch den Preis allein läßt sich niemand zur Liebe zwingen. So bin ich mit vielen andern der Meinung, daß z. B. der Absatz des Jörn Uhl nur um Unwesentliches gefördert worden wäre, wenn das Buch etwa die Hälfte kostete. Wenigstens jetzt noch nicht. Allerdings, falls die Zugkraft des Jörn Uhl vorhält, so würde in einigen Jahren vielleicht durch eine billige Aus gabe ein ganz neuer Leserkreis erobert werden können, wie das z. B. mit Häckels Welträtseln kürzlich geschehen ist. In solchen besondern Fällen wirkt freilich das »Billige Buch» wie ein Zauber. Aber znm Zaubern gehört Vorsicht. Es ist ein Fehlschluß, wenn manche Volksbeglücker sagen, man dürfe nur alle Bücher recht billig machen, um einen un erhörten Aufschwung des Bllcherabsatzes zu erleben. Das ist schon deswegen falsch, weil das billige Buch nur dann als billig empfunden wird, die Billigkeit also nur dann zum Kaufe reizt, wenn als Maßstab daneben die gewöhnlichen Bücherpreise bestehen, und nur dann ist auf Erfolg zu rechnen, wenn der Inhalt zur Hoffnung auf Mafsenabsatz berechtigt. Dafür ist die Ausgabe zu gewöhnlichem Preise die Probe. Also der Preis unsers Buches, dessen Wegen wir nun folgen, ist vom Verleger bestimmt; die Versendung beginnt. Wie es dabei zugeht, ist hier täglich in den Straßen der Buchhändlergegend zu sehen. Die von ein oder zwei Markt helfern geführten Handwagen, besetzt mit ein bis vier mit Bücherpaketen gefüllten Körben, das sind die Vehikel der Literatur. Die Markthelfer, die sie führen, verdienen ein besonderes Wort; sie sind ein wichtiges Glied des Leipziger Buchhandels. Zunächst müssen wir von ihnen Treue ver langen, denn es ist unvermeidlich, nicht nur den Barpaket- Markthelfern, sondern schon den Laufburschen alltäglich größere Beträge anzuvertrauen. Außer der Zuverlässigkeit und andern guten allgemeinen Eigenschaften muß aber der Leipziger Buchhändler-Markthelfer eine bedeutende Firmen kenntnis besitzen, denn er soll etwa 1500—2000 auswärtige Buchhändlerfirmcn im Kopfe haben und nicht nur diese, sondern obendrein den Leipziger Kommissionär einer jeden. Bei seiner Arbeit hat er wenig Zeit zum Nachschlagen in unserm Adreßbuch. Mit Hilfe dieser Firmenkenntnis, die er sich als Lauf bursche zu erwerben begann, hat der Ihnen in den Straßen begegnende Markthelfer des Leipziger Verlegers die auf dem Wagen befindlichen Pakete bereits nach den Kommissionären der Empfänger geordnet. Er kommt am Hause des Kom missionärs an; dort befindet sich an der Außenwand oder an sonst leicht erreichbarer Stelle ein Einwurf, die Pakete werden dahinein abgeworfen, und nun beginnt die Arbeit des Kommissionärs. Der buchhändlerische Kommissionär ist etwas ganz Besondres. Mit dem Kommissionär im Sinne des Handelsgesetzbuches hat er begrifflich nichts gemein. Er handelt nicht mit Waren seiner Auftraggeber für deren Rechnung im eignen Namen, sondern er ist lediglich der Vertreter, Vertrauensmann, Spediteur und Bankier des außerhalb Leipzigs sässigen Buchhändlers. Das führt mich zu einigen Worten über die Organisation des Buchhandels und die Stellung Leipzigs darin. Grund- und Eckpfeiler dieser Organisation sind das Konditionsgeschäft und die Frachtfreiheit Leipzigs. Beides hat sich aus dem alten Meßverkehr entwickelt. Bis gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts hatte sich ein großer Teil des Verkehrs zwischen Verleger und Sortimenter in den Formen des Tauschgeschäfts bewegt. Das war möglich, wenn der Verleger auch Sortimenter, der Sortimenter auch Verleger war. Man tauschte auf den Messen — »stechen, nannte man das — den eignen Verlag gegen andern, und bezahlte bar nur die Spitze. Da die Zahl der Sortiments buchhandlungen natürlich mehr zunahm, als die der Ver leger, so sahen sich die Sortimenter nicht mehr im Besitze genügender Tauschmittel, d. h. eignen Verlags. Dis Gegen leistung in Geld wurde immer häufiger. Dafür gaben ihnen die Verleger ihre Neuigkeiten a condition — jetzt sagen wir meistens -bedingt« —, d. h. mit dem Recht, Un verkauftes zur nächsten Ostermesse zurückzugeben (remittieren), oder auch noch weiter zu behalten (disponieren). Da aber der buchhändlerische Verkehr sich damals fast nur auf den Meßplätzen vollzog, vom Ende der Frankfurter Büchermesse (1764) an in Leipzig, so gab es sich auf natürliche Weise,
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