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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 39, 17, Februar 1S04, Nichtamtlicher Teil, 1579 -^daß der Verleger seine Ware auf seine Kosten nach dem Meßplatz, der Sortimenter sie vom Meßplatz nach seinem Wohnsitz schaffen mußte. So ist es geblieben bis auf den heutigen Tag, Da aber der jährlich zweimalige Meßverkehr mittlerweile zu täglichem Versandverkehr geworden ist, so muß jeder Buchhändler der Erde, sofern er mit dem deut schen Buchhandel regelmäßig verkehren will, in Leipzig einen Vertreter haben, der die dort für die Auswärtigen ein gehenden Sendungen sammelt und weiterbefördert, auch, wenn nötig, für ihre Rechnung zahlt. Dieser Vertreter ist der Kommissionär im buchhändlerischen Sinne, Ihrer gibt es auch in Berlin oder Stuttgart, Diese sind zwar, je nach der geographischen Lage des Kommittenten, diesen sehr nütz lich; notwendig aber ist nur der Kommissionär in Leipzig, Also, die Pakete mit dem neuen Buche des Verlegers sind im Hause des Kommissionärs abgeworfen worden, werden von dessen Markthelfern in die an den Wänden errichteten Fächer seiner Sortimenter-Kommittenten sortiert, und dann gehen sie, meist viele kleinere Pakete zu einem Ballen vereinigt, an dis Sortimenter hinaus. Dazu ist noch zu bemerke», daß solche Sendungen vom Sortimenter nicht etwa mit dem Kommissionär verrechnet werden, sondern nur mit dem Verleger, Der Kommissionär ist nur der Beförderer, Er tritt ans eigne Rechnung ein nur bei Nachnahmesen dungen der Verleger, aber auch da nur scheinbar. Denn er legt den Betrag nur aus; Erörterungen über die Richtigkeit der Nachnahme finden unmittelbar zwischen Verleger und Sortimenter statt. Unser neues Buch kommt nun draußen in der Sortimentsbuchhandlung an. Wie man es dort zur Ansicht versendet, im Schaufenster ausstellt oder sonst an den Mann zu bringen sucht, ist allbekannt. Aber das ist mehr äußerlich; es reicht nicht ganz. Zur vollen Wirksamkeit muß auch der Sortimenter, so gut wie der Verleger und der Verfasser, eine Persönlichkeit sein, Und das ist er auch noch vielfach, dieser heute als saumseliger, rückständiger Ver- teurer des Buchs verschriene Sortimenter, Aber gehen Sie doch hin in die kleine Stadt, und sehen Sie ihn dort am Werk, den treuen, fleißigen Mann, das fast unentbehrliche Faktotum der gemeinnützigen oder geselligen Bestrebungen, ohne den kaum ein Vortrag oder Konzert möglich ist, der die jetzigen Väter und Mütter schon als Schüler und höhere Töchter gekannt hat und ihnen immerdar der freundliche und ge fällige literarische Berater war und ist, Oder lernen Sie den Sortimenter kennen, der sich, ohne Rücksicht auf den Profit, als verantwortlich betrachtet für das Buch, das er verkauft, der nach seiner Tagesarbeit bis Mitternacht liest, um selbst kennen zu lernen, was er empfehlen soll. Das sind Persönlichkeiten, denen auch der Gebildete sich an vertraut, Aber freilich, sie werden seltener; natürlich, weil ihr Mühen sich immer weniger lohnt. Wenn jemand sagen kann, sein Leben sei Mühe und Arbeit, dann kann's der deutsche Sortimentsbuchhändler, Jeder, der die Verhältnisse kennt, wird bestätigen können, daß eine mäßige Lebensführung seinen ganzen Erwerb verschlingt, und nur in günstigsten Fällen eine Rücklage für das Alter gesammelt werden kann. Die Mehrzahl aller Buchsortimente hat 20—SO 000 jährlichen Umsatzes; 40—50 000 gelten schon als gut, 60—80 000 ^ als sehr gut. Höhere Umsätze sind selten und dann meistens Ausnahmen, ermöglicht durch besonders günstige Verhältnisse, durch Nebenbetriebe oder durch beson ders geniale Besitzer, Die Arbeitskraft eines Sortimentsleiters ist in der Regel durch einen Umsatz von 80 000 voll in An spruch genommen; natürlich, denn seine Kunden kommen zu ihm persönlich und nicht zu seinen Gehilfen oder Lehrlingen, Ein Großhandel ist kaum möglich; es ist ein fortwährendes Treiben um kleine Beträge, und wie oft muß Ihr Sorti menter, trotz seiner reichen persönlichen Bücherkenntnis, eine viertel oder halbe Stunde in Katalogen suchen, um Ihnen eine entlegene Broschüre für einige Groschen besorgen zu können. Also allein die Grenze der Arbeitskraft des Be sitzers steckt die Grenzen des möglichen Umsatzes, daneben natürlich die Ergiebigkeit seines Orts und die Mitbewerber, Was kann einer da viel gewinnen? Es ist so: bei gleichen Leistungen ist in andern kaufmännischen Be rufen mehr zu erreichen; was Wunder, daß tüchtige Männer sich vom Stand des Sortimentsbuchhändlers immer mehr abwenden! Das ist unsere große Sorge der Gegen wart für die Zukunft, meine Herren: Wie sichern wir dem Buchhandel, wie den hinter ihm stehenden geistigen Interessen auch fernerhin Persönlichkeiten, wie sie uns als Sortimentshändler nottun? Gewiß nicht, indem wir deren kärgliches Dasein noch kärglicher machen! Daraus können Sie ermessen, mit welcher Achtung wir jene uns jetzt gepredigte Weisheit ausnehmcn, daß das nationale Geistes leben gefährdet sei, wenn für ein Buch, das drei Mark kostet, auch drei Mark bezahlt werden; daß es aber gerettet sei, wenn man dem Sortimenter fünf oder zehn Prozent abzwacken darf. Sie werfen mir ein: Aber tut denn der Verleger nichts für seme Bücher? Gewiß tut er das, sogar sehr viel. Er sorgt für die Besprechungen in der Presse, für Reklamen, für Anzeigen, schickt Drucksachen in alle Welt, Aber das sind kleine Mittel, obwohl sie viel Geld kosten, und nur mechanische. Sie sind auch nur der Antrieb; die dauernde Triebkraft des Absatzes muß das Buch selbst in sich haben. Wer ein Buch kauft, will davon Nutzen oder Freude haben; ein nutzloses oder langweiliges Buch mag niemand; keine Reklame, keine Anzeige Hilst ihm ans die Beine, Ich kehre wieder zu unserm Buch zurück. Es ist dem Sortimenter gelungen, im Lauf des Jahres von, sagen wir sechs empfangenen Exemplaren zwei oder drei zu verkaufen; die andern schickt er kraft des ihm aus dem Konditions geschäft zustehenden Rechts an den Verleger zurück. Dieser Absatz von zwei oder drei aus sechs Exemplaren ist nicht ungünstig; es ist infolge der nun geweckten Nachstage mög lich oder wahrscheinlich, daß nach und nach die Auflage ausverkauft wird. Der Verleger muß eben, um zunächst 2—3 Exemplare zu verkaufen, sechs versenden; das gehört zu den Vertriebskosten, Also zur Ostermesse strömt ein großer Teil des aus geschickten Konditiongutes in gewaltigen Ballen an den Verlagsort oder an den Kommissionär des Verlegers zurück. Die Rechnungsarbeit wird schriftlich in scheinbar formloser, aber erprobter und einfacher Weise erledigt. Seine so er mittelte Jahresschuld zahlt der Sortimenter den Verlegern entweder durch die Post oder die Reichsbank, oder er schickt seinem Leipziger Kommissionär das Geld nebst einer Zahlungsliste und dem Aufträge, jedem einzelnen Verleger das Seine auszuzahlen. Das geschieht am Kantatemontag, Dann sind hier alle drei Säle des Buchhändlerhauses mit Tischen bestellt; jeder Kommissionär hat einen. Die gefüllten Geldtaschen der Kassierer sind offen. Der Verleger tritt reihum an die Tische heran, und mit der Quittung, die er dem Kommissionär über die empfangene Summe zurllckläßt, stellt er sich selbst eine Quittung darüber aus, was er im ver flossenen Jahre erstrebt, erreicht oder verfehlt hat. So wickelt sich das dem deutschen Buchhandel eigen tümliche Konditionsgeschäft ab. Ein »Geschäft«, an dem zunächst Verleger und Sortimenter Geld zusetzen! Es geht aber nicht anders. Die geschäftliche Hauptsache sind selbstverständlich die festen Bestellungen, Um deren Ab- 208'
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