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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1927
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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92, 2l. April 1927. Redaktioneller Teil. klub »Xlub LllMsra-. An eine Vereinigung zu einer gesamt staatlichen Organisation ist allem Anschein nach bis auf weiteres nicht zu denken. Der kroatische Klub gibt, wie erwähnt, ein Fach blatt »LujiLarstvo« heraus, der serbische Verein, der übrigens die Absicht hat, in irgendeiner Form sich an unseren Börsenverein enger anzulehnen, beabsichtigt auch die Herausgabe einer als Mit teilungen an den Buchhandel gedachten Monatsschrift. Die »XnjiüLrslio ti-niMUM« besitzt wohl in ganz Jugoslawien Mitglie der; aber die Zersplitterung des Buchhandels wird dadurch nicht geringer. Dazu kommt die private Konkurrenz, durch die Ver leger und Sortimenter ständig an ihrem Lebensnerv bedroht werden. In manchen Mittelschulen erhalten die Lehrer die Schulbücher mit hohem Rabatt. An verschiedensten Schulen betreiben Lehrer und Schuldiener schwunghaften Handel. Die Verleger liefern die Schulbücher für die ganze Klasse an den Lehrer mit vollem Rabatt, die Lehrer verkaufen die Bücher an die Schüler zum Ladenpreis und gewinnen auf diese Art den Rabatt. Ja, es gibt Fälle, in denen Verleger, welche dem Sorti menter den ihm gebührenden Zwischengewinn nicht aus diese Art entziehen wollen, von den Lehrern vor die Wahl gestellt werden: Entweder ihr liefert uns zum Buchhandelsrabatt, oder wir führen in unserer Schule die Bücher eines anderen Verlegers ein, der so arbeitet, wie wir es wünschen! Die Schuldiener folgen vielfach diesem bösen Beispiel und errichten in ihrem Amtszimmer regel rechte Papierhandlungen, wieder zum Schaden des Sortimenters, der ja hier zumeist auch Schulhefte und Schreibwaren führt. Noch weiter gehen jene Lehrer, die kurzerhand Schulbücher selbst verlegen. Die von ihnen hergestellten Lehrbücher übergeben sie gar nicht oder nur verspätet dem legitimen Buchhandel und verschleißen sie direkt an ihre Schüler. Den letzteren, die sich der Autorität des Lehrers beugen müssen, bleibt natürlich keine Wahl, und sic kaufen in solchen Fällen eben nur beim Lehrer. Es gibt Schnldiencr, die sich geradezu als »Auslieferer» der Werke dieser »Lehrer-Verleger« spezialisiert haben. Besonders bedauerlich ist es, daß sich selbst politische Behörden, statt derartigen Unfug zu bekämpfen, an der Ausschaltung des Buchhandels beteiligen. Diese Behörden geben sogar an die ihnen unterstehenden Ämter Bei ordnungen heraus, worin die Schulen veranlaßt werden, Bücher bei irgendeiner Druckerei, einem Verein oder dergleichen zu be ziehen, obwohl diese weder Konzession zum Buchhandel noch auch Gewerbeschein für Papierhandel besitzen. Überdies hat sich in der Nachkriegszeit die Unsitte entwickelt, daß Kolonialwaren- und Tabakhändler Bücher verschleißen, natürlich ohne die Berechtigung zum Buchhandel zu besitzen und ohne dafür Steuer zu zahlen. In Agram und in anderen Städten kann man fast in jedem Tabakladen Bücher kaufen. Me Zeitungskolporteure sind ebenfalls infolge lässiger Handhabung der bestehenden Gesetze zu Buchhändlern, richtiger gesagt, zu Buchhausierern geworden. In den größeren Kaffeehäusern, auf den belebten Straßen und Marktplätzen be treiben sie ohne jede Berechtigung schwunghaften Handel mit Büchern. Eine Angelegenheit, die ich als besonders wichtig bezeichnen muß, ist das Verhalten mancher ausländischen Vertrc- t e r. Um zu verhindern, daß in Hinkunft auch deutsche Firmen in dieser Sache Unannehmlichkeiten erfahren, möchte ich dieses Thema der allgemeinen Beachtung empfehlen: Vertreter aus ländischer Verleger bereisen Jugoslawien, besuchen aber nicht die Sortimenter, sondern wenden sich nur an Private und an Ämter und entziehen auf diese Art dem Buchhandel den ihm gebührenden Verdienst. Diese Vertreter und ihre Firmen zahlen natürlich in Jugoslawien keine Steuern, erzielen aber nach über einstimmender Aussage der geschädigten Sortimenter höhere Um sätze als die ansässigen, unverhältnismäßig hoch besteuerten Buch händler. Der Buchhändlerklub in Agram hat alle die vorstehend ge nannten Fälle unlauteren Wettbewerbs vor einiger Zeit dem Handels- und dem Unterrichtsministerium unter Protest gemeldet und gründliche Abhilfe gefordert. Die Antwort des Handelsministeriums, die kürzlich erfolgt ist, besagt: »Jedweder Verkauf von Büchern in Schulen, welche diesem Ministerium (also nur dem Handelsministerium! Anm. vr. W.) unterstehen, ist untersagt. Hausieren mit Büchern ist gesetzlich verboten. Hinsichtlich der ausländischen Vertreter wird bekanntgegcbcn, daß diese lediglich das Recht haben, Buchhändler und nicht auch Privatpersonen um Bestellungen anzugchen«. Diese keineswegs erschöpfende und wirklich sehr dürftige Äußerung hat die Buchhändler nicht befriedigt. Sie sind ent schlossen, der Konkurrenz mit aller Energie aus den Leib zu rücken. Was die ausländischen Vertreter betrifft, hat das Fachblatt »XujiLarstvo« allen Kollegen zur Pflicht gemacht, joden Fall des privaten Handels sofort mit den erforderlichen Angaben über den Vertreter, den Namen der vertretenen Auslandssi r m a usw. zur Anzeige zu bringen, damit die Schuldtragenden der Polizei übergeben und über die Grenze abgehoben werden können. Wenn die Anzeichen nicht trügen, bewegt sich das Interesse für das deutsche Buch wiederum in ansteigender Linie. Das deutsche Buch hat in allen Teilen des Reiches viele Freunde, man ist — sei es in Kroatien, fei es in Serbien — vielfach deutlich deutsch orientiert. Unser Auslandbuchhandcl könnte unter Umständen heute hier am Beginn eines wahrhaftigen Siegeszuges stehen. Die sinngemäße und geschmackvolle Propa ganda des deutschen Verlags hat ein Gutteil zu dem verhältnis mäßig günstigen Stand der Dinge beigetragen. Der deutsche Ver lag unterstützt ja auch den Auslandsortimentcr durch Propa ganda, der französische tut das nicht im gleichen Maße; er überläßt die Förderung des Absatzes in der Regel ganz und gar dem Buchhändler. Dem französischen Buch schadet hierzulande auch der Umstand, daß die Preise denn doch allmählich korrigiert werden. Diese relative Verteuerung, die ja bei der deutschen Produktion ausgeschaltet ist, hat ihre psychologischen Nachteile. Immerhin ist das französische Buch noch sehr billig, der broschierte Roman kostet heute im allgemeinen 27 Dinar. Nach wie vor verlangt ein Großteil des Publikums geheftete Ausgaben, um so mehr, als Einbände noch durch den Zoll verteuert werden. Aber es muß gesagt werden, daß die viel angeseindete wertvolle Aus stattung der neuen deutschen Produktion allmählich manche Sym pathien erobert. Gewiß ist der Kunde nach wie vor von den Preisunterschieden zwischen deutschen und anderssprachigen Wer ken unangenehm berührt. Aber wenn ihn der Sortimenter aus die mustergültige Ausstattung der deutschen Bücher aufmerksam macht, so führt dieses Argument heute — trotz der Geldkrise — häufiger zum Ziel als noch vor Jahresfrist. Nichts destoweniger bildet im großen und ganzen der hohe Preisstand, der durch eine wertvolle Ausstattung bedingt ist, eines der ge fährlichsten Hemmnisse für die Verbreitung des deutschen Buches in Jugoslawien. Eine sinnreiche Anregung, die ich vom jugo slawischen Sortiment erhalten habe, gipfelt in dem Vorschlag, der deutsche Verlag möge nach dem erfolgreichen englischen Vor bild der gut ausgestatteten ersten Auflage von Neuheiten später Auflagen in ganz wohlfeiler Ausstattung folgen lassen. Ich ver kenne nicht die Schwierigkeiten, die der Durchführung dieser An regung im Wege stehen. Aber in gewissen Fällen wird es ohne weiteres möglich sein, das weniger zahlungskräftige Publikum auf diese Art zu erfassen. Leider zeigen sich im Verhältnis zwischen dem deutschen Aus fuhrbuchhandel und dem jugoslawischen Käufer hie und da noch immer ernste Trübungen, obwohl es denn doch nicht allzu schwer wäre, diese aus der Welt zu schaffen. Der goldene Mittelweg zwischen Vorsicht und Großzügigkeit ist nicht überall gefunden — nebenbei gesagt, ein Umstand, der heute in vielen Ländern den deutschen Handel, und nicht nur den Buchhandel, erschwert. Es ereignet sich, daß deutsch« Verleger und Grossi sten schlechten jugoslawischen Firmen allzu großzügig Kre dit geben; und wenn sich dann die bösen Folgen zeigen, sind die deutschen Lieferanten vom jugoslawischen Geschäft derart abge schreckt, daß sie auch guten Firmen den notwendigen Kredit ver weigern. Man müßte immer wieder den Grundsatz betonen: Vor sicht und Zurückhaltung gegen zweiselhaste, größte Rücksicht auf gute Firmen! Die geradezu unhaltbaren Zahlungstermine, die 439
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