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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1927
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- 1927-04-23
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1927
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X: 94, 23. April 1927. Redaktioneller Teil. 'Sürlenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Selbst den vom Statistischen Reichsamt ermittelten Zahlen über die Ausfuhr kommt lediglich symptomatische Bedeutung zu. An den statistischen Versuchen unserer Geschäftsstelle be teiligen sich bislang — es bleibe dahingestellt, ob aus Be quemlichkeit oder aus Abneigung — nur wenig Firmen, sodaß durch die Feststellungen ein allgemein gültiges Ergebnis noch nicht erzielt wird. Immerhin verdient festgehalten zu werden, daß die für das Jahr 1926 gewonnenen Zahlen mit den uns von verschiedenen Seiten zugegangenen Berichten übereinstimmen. Danach hat 1926 für keine Sparte des Buchhandels eine Absatzbesserung gebracht. Der Umsatz wird etwa dem des Jahres 1925 gleichgestellt, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß aus verschiedenen Gründen eine weitere Spesenerhöhung gegen die Vorjahre zu verzeichnen ist. Die Ursachen dafür, daß trotz aller Anstrengungen keine besseren Ergebnisse zu erzielen sind, liegen sowohl in der anhaltenden Abkehr von geistigen Dingen als auch in der dauernden geschwächten Kaufkraft ge rade derjenigen Kreise, die früher zu den besten Kunden zählten. Der Bücherfreund der früheren Zeit ist immer seltener geworden; die Masse des Volkes bedient sich anderer Vermittler zu geistigen Dingen wie gerade des Buches. Wo aber das Bedürfnis darnach besteht, reichen vielfach die Mittel nicht aus, um den Willen zum Besitz in die Tat umzusetzen. Im Zusammenhang dieser Dinge stand die Preisfrage immer wieder zur Diskussion. Selbst aus Kreisen, bei denen man die wirtschaftlich richtige Erkenntnis voraussetzen müßte, kehren die Klagen über das »zu teure« Buch immer wieder. Es wird über sehen, daß es sich dabei um eine völlig subjektive Einstellung han delt, bei welcher die Frage nur von der eigenen Leistungsfähig keit aus beurteilt wird. Unzweifelhaft ist für den mit schmalem Gehalt bedachten Dozenten, für den minderbemittelten Studieren den das Buch relativ zu teuer. Es ist es aber nicht absolut. Bei allen Untersuchungen kommen wir zu dem Ergebnis, daß im Durchschnitt die Erhöhung des Buchpreises gegenüber Friedens- Verhältnissen etwa 50—60?? beträgt. Das bedeutet bei einem Vergleich zu der Steigerung der Herstellungskosten eine erstaun liche Beschränkung in der Gewinnquote. Diese Preissteigerung er gibt sich auch aus dem Vergleich des Einheitswertes für den Doppelzentner in der Ausfuhr. Er beträgt 1913 405.— Mark, 1925 aber 622.— Mark, mithin eine prozentuale Erhöhung von 55^. Dessen ungeachtet muß natürlich alles geschehen, um der ge schwächten Kaufkraft Rechnung zu tragen und die Preise denkbar nied rig zu halten. Dabei spielt als Mittel zur Ilmfatzsteige- rung der Reinigungsprozeß im Verlag und im Sortiment eine bedeutsame Rolle, wobei wir nicht nur an die zahlreichen Jn- slationsgründungen denken, sondern auch an die mancherlei Vereins gründungen, die vielfach auf gemeinnütziger Basis arbeiten und schon dadurch in die Lage versetzt sind, das reguläre Gewerbe in den Hintergrund zu drängen, sowie an die Konkurrenz durch behördliche Betriebe. Der Buchhandel, namentlich das Sorti ment, bildete in der Nachkriegszeit einen gewaltigen Magnet für viele arbeitslos gewordene Existenzen; die Konjunktur der Jn- flationsjahre half ihnen durch. Jetzt sterben sie wohl zum großen Teil nach und nach ab, da ihnen der feste, solide Grund fehlt, wenn sich auch dieser Vorgang nach außen weniger bemerkbar abspielt. Amtlich sind für 1926 nur 106 Konkurse und 53 Ge schäftsaufsichten im Buchhandel gemeldet, ein im Vergleich zur Gesamtzahl des Jahres verschwindend kleiner Prozentsatz. Nicht ersaßt wird die zweifellos in großem Umfang eingetretene stille Liquidation. Wesentlich erscheint uns im Interesse einer Umsatz steigerung sachgemäße korporative und individuelle Werbung. Dabei verstehen wir unter korporativer Werbung alle Maßnahmen, die, von der Organisation ausgehend, der Förderung des Buch- absatzes zu dienen geeignet find, beispielsweise die Fühlungnahme mit der Tagespresse und dergleichen. Das Jahr 1926 ist in dieser Beziehung nicht ungenutzt verstrichen. Manche meinen, die Tat sache, daß das Weihnachtsgeschäft, anfänglichen Befürchtungen zum Trotz, kein Mißerfolg war, solchen Maßnahmen mit zu- schrciben zu sollen. Bor allem sind diese Bestrebungen auch auf 450 das Ausland anzuwenden. Leider hat 1926 ini Auslandsabsatz einen weiteren Rückschlag gebracht, sotveit die amtlichen Zifsern erkennen lassen. Einer Gesamtausfuhr in den Positionen 674a und o sowie 676a und b (Bücher, Musikalien und Kunst) des Zolltarifs in Höhe von 89 375 Doppelzentnern im Jahre 1925 stehen 1926 nur 84 100 Doppelzentner gegenüber. Im Vergleich zum Frieden beträgt sie nicht einmal mehr die Hälste (1913: 197 786 Doppel zentner). Jedoch geben diese Zahlen nur einen schwachen An haltspunkt, da der gesamte Kreuzbandverkehr fehlt. Weniger im Interesse einer Umsatzsörderung als vielmehr einer Steigerung der Rentabilität wäre es gelegen, wenn die Produktionszissern weiterhin nachließen. 1925 hatte seltsamer weise gegenüber 1924 ein gewaltiges Emporschnellen der Pro duktion gebracht; es war eine Erhöhung von 23 082 aus 31595 Neuauflagen und Neuerscheinungen zu verzeichnen. Im Jahre 1926 ebbte die Flut wieder etwas zurück, und zwar um 5^ auf 30 064. Bemerkenswert ist dabei, daß den stärksten Rückgang der Kunst verlag mit 31,5^ und nach ihm der schöngeistige Verlag mit 27?? aufweisen. Immerhin sind aber diese Zifsern noch reichlich hoch, wobei ruhig mit in Betracht gezogen werden kann, daß 40?? der ausgezählten Werke noch nicht 100 Seiten stark sind und 60?? davon nur die Preisgrenze von 3.— Mark erreichen. Im letzten Friedensjahr weist die Statistik 28 182 Nummern auf; damals aber fußten wir aus einer gesunden deutschen Wirt schaft und auf dem Ansehen Deutschlands in der gesamten Welt, das nicht zuletzt dem deutschen Geistesgut zum Vorteil gereichte. Jetzt sind weite Teile vom Reich losgerissen und unterstehen frem dem Einfluß; das deutsche Volk kämpft um seine Wiedcrgcltung im Völkerkonzern und in der internationalen Wissenschaft; weite Bevölkerungskrvise aller Länder sind verarmt; die Abkehr vom Geistesgut ist nicht nur eine innerdeutsche Erscheinung. Es wäre nur zu begrüßen, wenn es der Produktion möglich wäre, sich allmählich auf die hieraus erwachsenden Notwendigkeiten cinzu- stellen. Wir sind überzeugt, daß sich der kluge Verleger längst nach diesen Tatsachen richtet; aber auch hier sorgen die ver schiedensten wirtschaftlichen Ursachen dafür, daß der Prozeß nur langsam vonstatten geht. Es darf überhaupt bei Betrachtung wirtschaftlicher Fragen nicht übersehen werden, wie langsam nur der Umstellungsprozeß und die Anpassung an die durch den Kriegsverlust geschaffene Wandlung und Änderung aus der politischen Bühne vor sich gehen kann. Wir glauben nicht, daß sich in dieser Beziehung schon von vollzogenen Tatsachen reden läßt. Dunkel und mit allerlei Fragezeichen versehen liegt die Zukunft vor uns. Wie wird sich, um das hauptsächlichste der ungelösten Probleme Heraus zugreisen, dis Frage der Reparationszahlungen regeln? Das zurückliegende Jahr gehörte zu den Schonjahren; die deutsche Wirt schaft hatte in ihm schon 1,2 Milliarden aufzubringen. Trotzdem sind bei höchstem Steuerdruck die Einnahmen des Reichs ver braucht und keine Reserven mehr vorhanden. Wie soll sich die wirtschaftliche Lage im nächsten Jahre gestalten, das eine Steige rung der Last um 550 Millionen bringt, und gar erst im Jahre 1928, in dem die regulären Jahresleistungen mit 2,5 Milliarden einsetzen? Wirtschaftliche Einsicht und Klugheit auch aus Seiten der Gläubigerstaaten wird wohl zu einer Änderung führen; sie wird jedoch schwere Kämpfe kosten. So werden der deutschen Wirtschaft und mit ihr dem deut schen Buchhandel ruhige Zeiten nicht beschert sein; der Kampf des Einzelnen um die Erhaltung der Existenz und der Gesamt heit um die Wiedererlangung geordneter und gesicherter Ver hältnisse wird sortdauern. Wir dürfen aber hoffen, daß es bei mutiger Ausdauer und zielbewußter Arbeit allmählich doch lichter und leichter werden wird, und daß kraftvollem Willen der Weg zum Ausstieg durch keine Macht dauernd versperrt werden kann. Aus den einzelnen Zweigen des Buchhandels sei folgendes noch hervorgehoben: Mag auch im wissenschaftlichen und schöngei stigen Verlag der Absatz im Vergleich zum Vorjahre nur unwesentlich zurückgegangen sein, so ist doch infolge Spesen erhöhung die Lage viel gespannter geworden. Das berechtigt zu
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