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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1928
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- 1928-02-25
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- 25.02.1928
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X« 48, 25, Februar 1928, Redaktioneller Teil. beanspruchte durch Nennung seines Namens den Ruhm und das Verdienst, und die Mitwelt zollte sie ihm mit teilweiser Ein schränkung, Aber die ganz große Popularität der Lichtwerschen Fabeln wurde erst hervorgerufen durch Ramlcr, der im Jahre I76l, ohne seinen Namen zu nennen, herausgab: Herrn M, G, Lichtwers, König!, Preußischen Hof- und Regierungsraths im Fürstcnthumc Halberstad!, auserlesene verbesserte Fabeln und Erzählungen in zweyen Büchern, Mit König!. Poln, und Chur- fürstl, Sächßl, (!) allergn, Freyheit, Greisswalde und Leipzig, bey Johann Jacob Weitbrecht, 1761, Die Entstehungsgeschichte dieses Buches ist in einiges Dunkel gehüllt, weil sich kein Beteiligter darüber direkt hat vernehmen lassen, Ramler hat im Berlinischen Musenalmanach fürs Jahr 1791 erklärt, ein ungenannter Herr G, habe ihn zu dem Buche veranlaßt, und Eichholz, Lichtwers Zeitgenosse und Biograph, spricht von einem Halberstädtischen Gelehrten, Nun wohnte seit 1747 Gleim als Domsekretär und Kanonikus in Halberstadt, der 1749, also dem Jahr der Übersiedlung des mit ihm gleich altrigen Lichtwer dorthin, einen literarischen Donnerstagsklub gegründet hatte. Zwischen beiden Männern muß eine Spannung bestanden haben, die auf einer aus der Verschiedenheit der Na turen entspringenden Abneigung, besonders von seiten Lichtwers, basierte, Gleim pflegte sein ganzes Leben literarische Betrieb samkeit und dichterische Freundschaften, Mit Klopstock (der ihn 1759 längere Zeit in Halberstadt besuchte), mit Lessing (seit 1754), Wieland, Kleist, Ramler war er befreundet, Stiftsangelegen heiten führten ihn häufig nach Berlin, wo er mit den Freunden, besonders mit Ramler, der ähnlich betriebsam war, persönlich zusammenkam, (Lichtwer ist niemals in seinem Leben in Berlin gewesen.) Auf Gleims Veranlassung, dürfen wir schließen, und nicht ohne Beteiligung Lessings (wovon später zu sprechen sein wird) unternahm es nun Ramler, Lichtwers Fabeln zu ver bessern, In dem Borbericht des anonymen Buches sagt er: »Hier übergeben wir den Liebhabern der Poesie die Fabeln des Herrn Lichtwers, Wir liefern sic aber in einer etwas ver änderten Gestalt, Wir haben nämlich diejenigen weggelassen, von denen wir glaubten, daß sie seine übrigen Meisterstücke ver unzieren möchten; und selbst von diesen haben wir einige kleine Flecken abzuwischcn gewagt, die ihn seine jetzigen Geschäffte viel leicht gehindert haben, selbst hinwegzunehmen , , . Werden jetzt diese Fabeln auch von denen wohl ausgenommen werden, deren Geschmack durch dergleichen niedrige Stellen beleidigt worden war, so begehren wir gar keine Ehre davon; unser Verdienst ist allzu klein. Alle Ehre kömmt dem Herrn Lichtwer zu, der seine meisten Gemälde so weit gebracht hat, daß nur wenige Pinscl- züge für eine fremde Hand übrig gelassen waren». Und nun folgen von Lichtwers 100 Fabeln 65 (in 2 Bücher, 31 und 34 Fabeln, geteilt), dazu 3 Fragmente und das Lichtwersche Nachwort an den Leser, Diese Unverschämtheit, mit der sich Ramler in selbstgefälliger und schulmeisterlicher Naivität an dem individuell-literarischen Eigentum eines andern vergriff, stand bekanntlich nicht einzeln da. Wie Lichtwer, ist es auch andern gegangen, z, B, L, H, von Nicolay, I. N, Götz und M, E, Kuh, welch beide letzteren uns nur in Ramlerscher Verkleidung überkommen sind, Goethe hat diesen Hang Ramlers im siebenten Buch von Dichtung und Wahrheit sicher charakterisiert: »Ramlcr ist eigentlich mehr Kri tiker als Poet, Er fängt an, was Deutsche im Lyrischen ge leistet, zu sammeln. Nun findet er, daß ihm kaum ein Gedicht völlig genug tut. Er muß auslassen, redigieren, verändern, damit die Dinge nur einige Gestalt bekommen. Hierdurch macht er sich fast so viel Feinde, als es Dichter und Liebhaber giebt, da sich jeder eigentlich nur an seinen Mängeln wiedererkennt und das Publikum sich eher sür ein fehlerhaft Individuelles interessiert als sür das, was nach einer allgemeinen Geschmacks regel hervorgebracht oder verbessert wird-. Im Neuesten aus Plundersweilen hat Goethe köstlich Ramler als einen Barbier verhöhnt, »der zwar gratis, aber wider Willen rastert und bei dessen ungebetenem Schnitte auch wohl Haut und Nase mit gehen-, Und in den Temen wird vor Ramler gewarnt in dem Distichon: Zeichen des Krebses, 206 Geht mir dem Krebs in B(erlin) aus dem Weg! Manch lyrisches Blümchen, Schwellend in üppigem Wuchs, Kneipte die Schere zu Tod, So verging sich auch Ramler an Lichtwers Fabeln: 32 ließ er weg, 3 verstümmelte er (Fragmente nannte er sie dann), und die übrigen »verbesserte- er, wischte vieles Persönlich frisch Anmutende aus und machte sie in seinem Sinne salonfähig: keines wegs zu ihrem Vorteil, wenn ihm auch hier und da eine wirk liche Verbesserung glückte. Gewiß, einen gesetzlichen Urheberschutz gab es im 18, Jahr hundert nicht, und die Nachdrucker trieben um schnöden Mammon ihr Gewerbe so ungeniert und auch von der öffentlichen Meinung unbehelligt, daß der Betriebsamste unter ihnen, Trattncr in Wien, sogar vom Kaiser geadelt würde. In Goldfriedrichs Geschichte des deutschen Buchhandels, Band 3 (1740 bis 1804), 1909, ist auf S. 4—7 davon ausführlich gehandelt. Bezeichnenderweise hat sich Lichtwer auch niemals über die zahlreichen illegitimen Nachdrucke seiner Fabeln beschwert, die von 1765 an erschienen. Aber Ramlers Frevel, der ja nicht des Gewinnes wegen, sondern aus einer präzeptorhaft-bakel- schwingenden Eitelkeit heraus sich an fremdem Gut verging und sogar noch ein königlich-kurfürstliches Schutzprivileg sür sein Opus in Anspruch nahm, brachte den Dichter scharf in Harnisch, Obgleich Ramlers Berlinische Freunde im 8, Band der Bibliothek der schönen Wissenschaften im I, Stück, Nr, 9 sür ihn Partei ergrifsen, protestierte Lichtwer sofort energisch im Hamburgischen Korrespondenten, und sein eifrigster Partei gänger Gottsched legte im Arntemond 1761 seines »Neuesten aus der anmuthigen Gelehrsamkeit- und noch einmal im Lenz mond 1762 7r, III seine Lanze für seinen Liebling ein. Die von Gottsched in seinen Besprechungen der Ramlcrschen Ausgabe in Aussicht gestellte neue, vom Verfasser unternommene und als dritte bezeichnete Auflage erschien im folgenden Jahre 1762 wirklich, und zwar bei dem Verleger der zweiten Auslage: »Von dem Verfasser selbst hecausgegeben». In den XIV Seiten der Vorrede zieht nun der beleidigte Dichter Lichtwer vom Leder, anfänglich mit Mäßigung, gewisser maßen mit dem Gegner spielend, dessen Namen er nicht nennt, obwohl er ihn kennt, dann mit immer steigernder Heftigkeit ihn in die Pfanne hauend. Nach einleitenden Bemerkungen heißt cs da: »Was den ungenannten Herrn Verbesserer bewogen, diese ihm von Niemand aufgetragene Mühe zu übernehmen, und ob es erlaubt sey, solches zu thun, scheinet zu untersuchen über flüssig zu seyn. Denn das erstere sagt er uns in seiner Vorrede, und zu dem letztern hat ihn ein großer Hof, wie das Titelblatt besagt, Freyheit gegeben. Unter gesitteten Völkern ist es seit geraumer Zeit ungewöhnlich gewesen, andrer, und zwar noch lebender Verfasser Schriften, ohne deren Einwilligung zu ver ändern, oder zu verstümmeln. Sonst würde ich vielleicht den Fluch des ehrlichen Epko von Repkau (so!) aus der Vorrede seines Sachsenspiegels, meinen Fabeln als einen Schild vorgesetzt haben. Daß derjenige, der sich an einer, einem andern zuge hörigen Sache, wider sein Wissen und Willen, boshafter Weise, aus Gewinnsucht vergreift, einen Diebstahl begehe, solches lehret uns das natürliche Gesetz, Die bürgerlichen Rechte erkennen denjenigen vor einem Verfälscher und gelehrten Dieb, der fremde Werke zum Nachtheil des Verfassers, oder anderer betastet , , , Es würde also die Handlung des Herrn Verbesserers jederzeit niederträchtig und strafbar bleiben, wenn auch dasjenige, was er an meinen Fabeln geändert, noch so gut gerathen wäre. Es fehlt aber auch hieran so viel, daß er vielmehr mir ganz falsche Gedanken angedichtet, den Sinn meiner Fabeln garnicht ein gesehen, sondern denselben eine ganz unrichtige Deutung gegeben, verschiedene untadelhaste Ausdrücke ohne asten Grund geändert, auch wohl mit schlechtern Ausdrücken und bisweilen Flickwörtern ersetzt hat. Er hat bisweilen Fehler gesehen, solche verbessern wollen, und neue begangen; einige Stellen auf eine läppische Art verändert, andrer Vergehungen zu geschweige:!. Es scheint, als wenn alles, was er nur berühret, in seiner Hand sich verschlim mert habe. Ich will davon einige Exempel anführen, und der unparteyische Leser mag Richter seyn , , ,-, Nachdem er dann
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