Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19270614
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192706146
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19270614
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-14
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
136. 14. Juni 1927. Redaktioneller Teil. AuS Österreich. — In der hier bereits erwähnten, im Messepalast stattsindenden Ausstellung »W i c n u n d d i e W i e n e r«, die sich eines überaus starken Besuches erfreut, erregt besonders lebhaftes Interesse die Abteilung »Graphik und Presse«. Korporativ hat sich eine große Anzahl Fachblätter im Wege der Organisation: »Zcntralverein der Zeitungs-Unternehmungen« beteiligt, Einzelausstellungen sieht man von den Firmen: Eckart-Verlag, Moritz Perles, Heinrich Schwarz, Ju lius Springer. An diese schließen sich in großer Aufmachung die nam haften Wiener Tageszeitungen und Wochenblätter an, so die Neue Freie Presse, das Neue Wiener Tagblatt, Volkszeitung, Wiener Zeitung, Reichspost, Stunde, Bühne, Börse, Sphinx, Radio Wien, Ostcrr. Jllustr. Zeitung, Das Interessante Blatt, Wiener Bilder. Die Tagcsblätter haben auf das historische Moment Wert gelegt und Nummern aus gestellt, die von großen weltgeschichtlichen oder mindestens lokalgeschicht lichen Ereignissen Kunde geben; so hat die »Neue Freie Presse« ein vom 12. November 1918, 6 Uhr nachmittag, datiertes Blatt ausgestellt, in welchem die Besetzung des Rcdaktionsgebändes durch die rote Garde mitgetcilt wird, wie auch, daß die Neue Freie Presse bis auf weiteres unter der Kontrolle kommunistischer Redakteure erscheinen werde. Auch die zwei Stunden später erschienene Sonderausgabe (12. November 1918, 8 Uhr abends) mit einer Ansprache an die Arbeiter und Soldaten Wiens ist ausgestellt. Die sämtliche) »Wiener Zeitung« läßt nebst verschiedenen interessanten Blättern auch die Nummer vom 11. Novem ber 1918, die die Kundgebung des Kaisers Karl über die Niederlegung seiner Herrschergewalt enthält, sehen. Das »Neue Wiener Tagblatt« und die im gleichen Verlage erscheinende »Volkszcitung« bringen Sta tistiken aus ihren Betrieben, und cs ist gewiß nicht ohne Interesse, zu erfahren, daß ans die 150 000 Chiffreanzeigen des Neuen Wiener Tag blatts im Jahre 1926 2 500 000 Zuschriften bei der Anzeigenver waltung einlicfcn. Von Gelehrten und Bücherfreunden wird die Aus stellung der Nationalbibliothck, die einige Wiegendrucke enthält, eifrig studiert und bestaunt, die Vitrinen der Nationalbibliothek sind in die sem Saale wohl die einzigen, die ständig von einem eigenen Wächter beaufsichtigt werden. Man sagt, daß der Wert der von der Nativnal- bibliothek ausgestellten Schätze rund 8 Millionen Schilling beträgt; auf eine Wcrtversicherung hiuzielende Wünsche wollten, wie es heißt, die Versicherungsanstalten nicht erfüllen. Die Mitte des Raumes nimmt die Herstellung einer täglich erschei nenden Zeitung: »Wien und die Wiener. Offizielle Ausstellungs- zcitung« in Anspruch. Hier sieht also das Publikum den Redakteur der Zeitung, einen Mitarbeiter und ein Maschinenschreib- fräulcin an mehreren Tischen in voller Tätigkeit begriffen. Es sieht auch den Metteur, der die Manuskripte an die bei den Setzmaschinen tätigen Setzer verteilt, sieht, wie die gegossenen Zeilen geformt und der Satz umbrochen wird. Es bewundert ferner die Herstellung der Druck form und den Druck selber auf einer modernen, schönen Flachpresse. An dieser Stelle (Bbl. Nr. 90) wurde bereits berichtet, daß s. Zt. die »Navag« (die Wiener Rundfunk-Gesellschaft) eine Vorlesung aus Rudolf Baumbachs »Sommermärchen« veranstaltet hatte, ohne sich vor her mit den Erben des im Jahre 1905 verstorbenen Dichters, dessen Werke noch den llrhcberrechtsschutz genießen, ins Einvernehmen gesetzt zu haben. Die Erben verklagten die Navag auf Zahlung eines Betrages von 620 Mark, den sie unter Berücksichtigung der Zeitdauer der Vor lesung als Zeilenhonorar berechneten. In erster Instanz wurde die »Navag« dem Grunde nach zur Zahlung verurteilt, die Höhe des Be trages wurde einem Endurteile Vorbehalten. In zweiter Instanz wurde die Klage abgewiesen. Begründung: Nadiovorträge kann man nur als gewöhnliche Vorträge ausfassen. Der Vortrag bereits erschie nener Werke ist urheberrechtlich nicht geschützt. Das Gesetz spricht nicht von einer Verbreitung, sondern von einem Vertreiben lite rarischer Werke. Unter Vertrieb versteht man aber die Übergabe einer Sache gegen Entgelt ins Eigentum. Davon könne aber bei einem Nadiovortrag nicht die Rede sein, sodaß die Voraussetzungen des Ur heberschutzes nicht vorlicgen. Die Feststellung ist sicher interessant, daß die erste Instanz die Tätigkeit des Vertriebes gleichstellt der Verbrei tung, wogegen die zweite Instanz diese beiden Begriffe auseinander gehalten wissen will. Die auch für Verleger schönwisscnschaftlicher Lite ratur sehr wichtige Angelegenheit dürste wohl auch noch die dritte, oberste Instanz beschäftigen. Wien, Juni 1927. Friedrich Schiller. Moderne Buchausstattung. — Einer der jüngsten französischen »Unsterblichen« ist der auch bei uns bekannte ohne Zweifel mit Recht geschätzte Dichter Paul Val6ry, der sich aber auch auf anderen Gebieten auszeichnct, so etwa aus dem der Buchausstattung. Unter seiner Lei tung werden ständig neue und in der Auslage sehr beschränkte Luxus ausgaben seiner Werke hergestellt, zum Teil bei einem berühmten holländischen Verleger. Beachtenswert dürften die von Val6ry über die moderne Buchausstattung gemachten Ausführungen sein, sie seien in ihren Hauptpunkten hier wiedcrgegeben. 738 »In meiner Jugend empfand ich für die schönen Ausgaben eine gewisse Verachtung, es kam mir nur auf den Inhalt des Buches an. Mit dem Altern wird man Feinschmecker, und dann, wer, wie ich, die Architektur liebt, der wird auch das Buch und dessen Seite lieben. Man beachte die Ähnlichkeit zwischen den Titelblättern der Bücher des sechzehnten Jahrhunderts und den Portalen der Paläste und Häuser der gleichen Zeit — man wird manchmal glauben, daß man zur Her stellung eines Titelblattes die Zeichnung eines Portals verwendet hat und umgekehrt. Aber auch abgesehen von diesen rein dekorativen Pro blemen stellt das Buch, berücksichtigt man nur den Text, ein Ganzes dar, das durch Probleme der Harmonie und der Anpassung an die Lektüre bedingt ist. Denn jedes Geschriebene oder Gedruckte stellt uns vor folgende Alternative des Sehens: einerseits lädt der Text unsre Augen zu einer Bewegung ein, die Wort für Wort den Zeilen entlang weiterschreitet und jeden Augenblick psychische Wirkungen auslöst, etwa Erinnerungen weckt, geistige Vergleiche Hervorruf usw.; anderseits gibt es neben dieser Lektüre, für die das gute Buch eine vollkommene »Lese maschine« ist, den Gesamteindruck des Geschriebenen oder Gedruckte». Eine Seite ist ein Bild. Sie ist ein Ganzes gleichzeitiger Eindrücke, das unfern Augen mißfallen kann oder nicht. Diese beiden Arten von Wahrnehmung schließen sich alle Augen- blicke gegenseitig aus, folgen sich aufeinander. Die dem gesehenen Text gewidmete Aufmerksamkeit folgt derjenigen, die dem g c l e je ne n T e x t gewidmet war, das Interesse des Lesers geht von dem einen zum anderen Text. Es gibt sehr schöne Bücher, die nicht zur Lektüre einladen. Ihre Seiten sind schöne, schwarze Massen auf weißem Feld, in die das Auge nicht gerne cindringt. Die moderne Literatur harmoniert nicht besonders mit diesen massiven und mit Lettern über füllten Formen, denn die moderne Literatur ist vor allem eine impres sionistische, eine Literatur der Beschreibung. Sie verlangt nur in ge ringem Maße diese Verkettung der Gedanken, wie sie von der abstrakten Literatur der vorhergehenden Jahrhunderte erheischt worden war. Bei einer Beschreibung ist die Anordnung der beschriebenen Dinge unbe stimmt, man kann mit dem oder mit jenem beginnen. Es liegt keinerlei Notwendigkeit vor, die Lektüre einer bestimmten Reihenfolge zu unter werfen. Die Folge hiervon ist, daß das frühere ,Wort für Wort' nicht mehr- absolut notwendig ist, die moderne Lektüre besteht sehr oft aus einer Gesamtheit von Blicken. Der Leser schreitet nicht mehr im gleichen Maße progressiv in der Lektüre fort wie früher, sondern weit unregel mäßiger, mehr dem Affekt, den Augenblicken gehorchend. Infolgedessen hat das moderne Buch, um dieser Leichtigkeit und Schnelligkeit des Blickes zu genügen, ein sehr klares, ein sehr Helles, ein gewissermaßen ,gelüftetes' Buch zu sein. Voltaire, der von unsrer Zeit ist, darf nicht ebenso herausgegeben werden wie Descartes.« —r. Paris. Aus den Niederlanden. — In der allgemeinen Sitzung des nieder ländischen Verlegervereins am 14. März wurde die Frage des nieder ländischen ttbersetzungsrechtes angeschnitten. Als die Niederlande end lich im Jahre 1912 der Berner Übereinkunft beitreten wollten, waren die Widerstände im Lande so groß, daß in irgendeiner Form ein Zugeständnis gemacht werden mußte, und darum behielt man sich eine Sonderregelung der Übersetzungen vor. Dadurch sollte den Geg nern der Tleitritt versüßt werden. llr. Snyder, der niederländische Vertreter in der ^88oeiation littöraire et nrti8tigue, beantragte, diesen Vorbehalt fallen zu lassen, und drückte die Hoffnung aus, daß er auf der nächsten Tagung der Association in Nom Mitteilen könne, daß die Niederlande auf dies Sonderrecht verzichten. In der Aussprache war ein bedeutender Verleger durchaus für Beibehaltung des augenblick lichen Ubersetzungsrechtes. Andere Redner sagten, daß man es gut fallen lassen könne, denn erstmal wären die Forderungen der Ver fasser nicht mehr so unerschwinglich, und dann würden so viele Über setzungen herausgebracht, bei denen die Verleger, wie in jedem anderen Land, übcrsetzungsgebührcn an die Verfasser bezahlten, ohne sich das Geschäft zu verderben, und sogar bei in den Niederlanden freien Werken (eben nach dem Sonderrecht) freiwillig an die Verfasser bezahlten. An der Versammlung nahmen 40 Verleger teil, man kam zu keinem Entschluß, und der Vorstand wurde beauftragt, alle fehlenden Mit glieder des Verlegervereins schriftlich um ihre Meinung zu befragen. Im llitxever wurde der im Aufträge der deutschen Verleger philo sophischen Schrifttums von Felix Meiner Verlag herausgegebene Philo sophische Handkatalog lobend erwähnt. Es heißt dort: »Daß man wirklich in Deutschland einen Katalog von Werken auf philosophischem Gebiete zusammcnstellcn kann, dafür ist diese Ausgabe ein respektabler Beweis. Beinahe anderthalb Hundert Verleger haben dazu beigetragen; die systematische Einteilung dieses ebenso nützlichen wie praktischen und gründlichen Werkes wurde von vr. Werner Sching-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder