X: 222, 23. September 1926. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt t. d. Dtschn. Buchhandel. 8633 Karl Lieblich Das proletarische Brautpaar Ein Volksbuch in Prosa Einband von Wilhelm Heise. Broschiert M. 3.—, gebunden M. 5.— Dieses neue Prosawerk des Schwaben Karl Lieblich erinnert in seiner tragischen Schönheit und Erlebniskrast an Gestalten Gottfried Kcllcrscher Novellen. In realistisch getreuer Dar stellung ersteht vor uns das kurze, aber tiefe Liebesglück eines proletarischen Brautpaares, das durch das unerbittliche Schicksal schon nach seiner halben Tagcsblüte während eines sozialen Aufstandes zerstört wird. Bemerkenswert ist die erstmalige dichterische Behandlung des schwä bischen Volksfestes, das sich plastisch vor dem Leser ausbreicet. Trotz des politischen Hinter grundes, der mit seinen dunklen Fragen und harten Anklagen mitten aus der Gegenwart ge griffen ist, ist das Buch so fernab jeder Tendenz geschrieben, daß es sich in seiner packenden Menschlichkeit ein Volkslied in Prosa nennen darf. Novellen. Broschiert M. 2.75, gebunden M. 4.— Inhalt: Die Magd / Die Genesung / Im Garten des Flcischcrmeisters Die Schwester / Panier. Die Bergsonatc / Amazonas. Die Waldsonatc. Rheinisch-westfälische Zeitung: Hier ist der einfach große, aus der Anekdote geborene Etil der strengen Novelle wie wir st- bei Kleist und C. F. Meyer, von neuen Dichtern etwa noch bei W. Schäfer und in einigen Stücken des Han« Franck finden: hier ist jene scheinbare großartige Nüchternheit und Sachlichkeit de« Berichtenden, die nur dem Un- geschulten Kühle und Mangel an innerer Anteilnahme vortäuscht; hier ist der schnurgerade zum „Kalken" zielende Pfeil der Handlung, abgeschnellt von der Sehne einer meisterlichen Wort- und Sprachkultur. Feind aller großen Worte, möchte ich doch diese wenigen Novellen al« Glanzpunkte neueren Schrifttum« bezeichnen. Lcce Portal Zwei Erzählungen. Broschiert M. 2.50, gebunden M. 3.50 Berliner Tageblatt: Zwei Erzählungen mit dem Hintergrund seltsamen historischen Geschehen« im Stil -ine« verzückten Chronisten dargestellt. Die erste schildert un« Thoma« Münzer« und seiner Bauern unglücklichen Krieg gegen di- Landgrafen und da« unselige Ende de« Befreier«. Der „Kinderkreuzzug" ist ein Gemälde, erfüllt von lieblichem Grauen, von der Süßigkeit religiösen Wahn«, «in Qrgelrauschen al« Begleitmelodie zum Untergang der Kinderheere«. Beide Erzählungen sind besonder« bildhaft von eindringlicher Schönheit. Man spürt in ihnen den Zauber de« hingebreiteten deutschen Lande« und steht vor sich den unendlichen Zug innerlich bewegter Menschen. (D Eugen Diedertchs Verlag in Jena N