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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1926
- Sprache
- Deutsch
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X- 222, 23. September 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Von dem Erwerb als Kriegsbeute und durch Kon fiskation in der Vergangenheit sprach ich schon oben. Der Kauf (acquisition) spielt eine bescheidenere Rolle. Die Haus haltsmittel dafür waren schon vor dem Kriege sehr bescheiden. Durch die Jnslation sind sie völlig zusammengcschrumpft. Zahl reich und zum Teil großartig waren die Schenkungen idous) und Vermächtnisse flags). Beim internationalen Aus tausch spielt Amerika die größte Rolle. Von den vielen, vielen geschlossenen Sammlungen, die die hier behandelten Abteilungen der Nationalbibliothek im Laufe eines halben Jahrtausends erwarben, seien nur einige der bedeutend sten genannt. Die von Pierre und Jacques Dupuy, Bibliothekaren der Nationalbibliothek, mit 9060 Bänden Drucksachen und 200 Handschriften 1652. Die samiliengeschichtliche von Charles d'Hozier 1717. Die Musiksammluug von Sebasticn de Brossard 1726, der Grundstock der heutigen Bestände dieser Art. Die Sammlung des Arztes Falconet mit 50 000 Bänden 1733. Die Bibliothek Labsdoyore über die Revolution, mehr als 100 000 Bände 1863, die Sammlung Angrand über Alt-Amerika 1889. Die mehr als 30 000 Bände, die der Generaldirektor Delisle bei seiner Amtsniederlegung 1905 stiftete, dem großen Beispiel seiner Amtsvorgänger, der Brüder Dupuy folgend. Die Schenkung Pclliot 1909, 5- bis 6000 chinesische Bücher und Handschriften. Die prächtige Bibliothek des großen Pariser Bibliophilen Lesousf 1913, 20 000 Bände Drucksachen, 200 Handschriften, 250 000 Fr. usw., ein Geschenk der Erben. über das Wachsender Bestände geben ein paar Zahlen Aufschluß: 1373 1200 Handschriften, 1425 0. 1510 etwa 1000 Bände Drucksachen, 1645 1329, 1683 40000, 1715 mehr als 70000, 1789 etwa 300 000, 1907 3 200 000. 1925 waren vorhanden 4 200 000 Bände Drucksachen, 40 352 Zeitungen und Zeitschriften, 201 040 Karten und Pläne und 122 000 Handschriften. Mehr als 93 Kilometer Bücherbretter (ruxons) sind besetzt. Die eingehenden Bücher kommen zunächst in dieEingang s- stelle (Luroau dss Lntrdes). Hier werden sie verglichen, ge stempelt <estawpi>Iä> und ins Zugangsbuch eingetragen (enregistrS). Sind sie in Ordnung, so gehen sie an das Lureau cka Latnlvgue. Sind sie beschädigt, so laufen sie vorher noch über die Abteilung Bucheinband. Die Verzeichnung erfolgt nach dem Alphabet der Verfasser und nach dem der Titelschlagworte. Die äußere Form der laufenden Kataloge ist altmodisch. Es sind in einem Bande vier Reihen Zettel (nicht Karten) herausnehmbar zusam mengestellt. Es wird damit weder die Übersichtlichkeit des reinen Bandkatalogs noch die Beweglichkeit und Frische der Kartei er reicht. Den Abschluß der Bearbeitung des Bandes bildet das Auf- klebenderStand ortsmarke <Is roodage) und die Auf stellung im Bücherspeicher (mngasiu). Der Betrieb ist neuer dings von Roland-Marcel sehr beschleunigt worden. Die Bücher werden in großen Systemgruppen und innerhalb dieser mechanisch aufgestellt. Geographie und Geschichte, nach Gebieten gegliedert, nehmen dabei den Löwenanteil für sich in An spruch. Das in der Katalogabteilung festgestellte Standorts- zcichcn <colo) oben am Buchrücken angebracht, setzt sich zusam men aus der Formatbezeichnung (Gr. Fol., Fol., 4" und 8"), aus der Benennung der systematischen oder historischen Büchergruppc und der laufenden Nummer in der Gruppe. Die Formatbczeich- nung wird nicht immer gegeben. Das Gruppenzeichen ist gewöhn lich ein Buchstabe öder eine Buchstabenfolge mit oder ohne eine Ziffer als Exponent, manchmal auch mit einem Namen oder sonstigen Wort als Zusatz. Die Geschichte der Bibliothek spiegelt sich in diesen vielfältigen Zeichen wider. Auch die Buchstaben für das System sind nicht logisch und planmäßig ausgewählt, sondern auf alter Überlieferung begründet. Ich gebe einen kurzen Auszug. L—v verschiedene theologische Fächer. 8 Natur- und Völkerrecht, b Rechtswissenschaft. 6-1"- Geschichte, cj Bibliographie und Buch- händlcrkataloge. 8 Sciences pbilosopkiques, morales kt pb^siques. 8 Naturwissenschaften. H Medizin. V Sciences et Lrts. Vm Mu sik. X Sprachwissenschaft und Redekunst. X Dichtung. 2 Poly graphie und Vermischtes. Die Büchcrspeicher sind nach älteren Systemen einge richtet. Man findet einfache Holzregals und Frühformcn des Eisenbaues, wie sie die Bibliotheken aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts zeigen*). Die Raumverschwendung auch in dem neuesten Speicher, dem magssiu central, ist nach heutigen Begriffen außerordentlich. Künstliche Beleuchtung ist nicht vorhanden, sodaß je nach der Jahreszeit die Speicher und damit die Bücher ausgabe früher oder später geschlossen werden. Die besonders kost baren und durch ihr Alter, ihre 'Seltenheit, ihren Zustand oder ihren Einband bemerkenswerten Werke und alle Drucke auf Per gament (3000, von Van Praet katalogisiert) werden in einem Ehrenspeicher, der »Üösorve», aufbewahrt. Hier befindet sich auch der -Gistschrank» (frz. -8o!or--Hölle) mit den unsittlichen Büchern. Es sind einige Hunderte. Gewisse besonders kostbare oder unsittliche Bücher dürfen nur mit Genehmigung des Direk tors, andere mit der des Generaldirektors benutzt werden. Der beginnenden Raumnot will man durch Einrichtung eines Zweig speichers in Versailles abhelfen. Der Bucheinband (In rsliure) hat unter Heinrich II., dem Gatten Katharinas von Medici, seine besondere Pflege gesunden. Sein verbundenes 80 and die ineinander verschränkten Halb monde sind bezeichnende Zierstempel auf den für ihn gefertigten Einbänden. Aber auch vor ihm und nach ihm war die Einband kunst keineswegs vernachlässigt. Ich hoffe, an anderer Stelle Nähe res sagen zu können. Heute besteht eine mit sieben Buchbindern besetzte Werkstatt, der eilige Ausbesserungen und besonders kunst volle Wiederherstellungen obliegen. Das Einbinden der neuen Eingänge wird von ständig beschäftigten Privatbuchbindern be sorgt. Die Zeiten des Glanzes sind wie überall vorüber. Für Kunsteinbände reichen die Mittel nicht. Wenn sie nicht von Mäcenen gestiftet werden, kommen sie nicht herein. Sogar der Halbleinen band (ckemi-rcliurs) ist selten. Der Pappband (cartonuaxc) über wiegt. 1925 standen 93 250 enüvertete Franken für den Buchein band zur Verfügung. Die Nationalbibliothek ist eine Präsenzbibliothek und verleiht nur in ganz engen Grenzen nach außerhalb. Die Zu lassung erfolgt aus schriftlichen Antrag durch das Sekretariat. Zugclassen werden nur Personen mit höherer Vorbildung (Pcr- ques« oder mit »dipiomo d'eusoigusmeot supcrieur«). Ausländer bedürfen einer Empfehlung ihrer Botschaft oder ihres Konsulates. Sehr scharf ist die Überwachung des Einganges zum Lesesaal (sali« d« travail) für Drucksachen. Sie sängt schon in der Garderobe an. Nur Schirme und Stöcke werden abgenommen. Der Hut ist eine Art Pfand. Man muß ihn mit nehmen. Ohne ihn darf man jederzeit hinausgehen, mit ihm nur bedingungsweise. Beim Eintritt erhält man nämlich bei Vor zeigung der Zulassungskarte von dem Saalpsörtner eine Art Tagcs- paß (dullstin personnel). Dieser ist mit Namen, Anschrift und Platz nummer auszusüllen und dem Bibliothekar vom Dienst zu über geben. Man bekommt ihn nur zurück, wenn man sämtliche ent liehenen Bücher abgegeben hat, und nur gegen Abgabe des abge stempelten Tagesausweises darf man den Saal verlassen. Da neben wird beim Ausgang die auch in Deutschland übliche Prüfung der Aktenmappe streng gehandhabt. Es ist die schärfste Saal- Polizei, die ich in einer Bibliothek kennen gelernt habe. Früher gab es noch einen kleineren Lesesaal (sslls publique). Er war dazu bestimmt, das unerwünschte Publikum der bloßen Schmö- kerer, im Winter der Wärmebedürftigen abzufangen. Er ist von Roland-Marcel aufgcgeben worden. Der Lesesaal der Druckschriftenabteilung bil det ein Rechteck, dessen einer Schmalseite eine Apsis angefügt ist, der sog. bömicyclo. In dem Halbkreis befinden sich auf einer hohen Bühne die Arbeitsplätze der Konservatoren und Bibliothe kare vom Dienst, der Bearbeiter des großen Autorenkatalogs und der Beamten vom Suchdienst (sorvico des recksicbss), sowie die Schrankrcihen mit dem handschriftlichen Zettelkatalog (2 000 000 Zettel) und die Ausleihe (sorvics du prst). Der Saal hat 344 Sitze an zwei Reihen von langen Tischen. Die beiden Tische vor *) Siehe den Aussatz über die Bibliothek des Britischen Museums. 1155
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