Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1926
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224, 25. September 1926. Redaktioneller Teil. qnan ja doch nie genau weis;, ob sie wirklich schädlicher sind als die sogenannte Erbauungsliteratur. Und um ängstliche Gemüter zu be ruhigen, sei darauf hingewiesen, daß diejenigen Bücher, die kaum zu existieren verdienen, in Wirklichkeit auch uicht alt werden, daß sie, pervers oder nicht, kaum ein Jahr brauchen, um dem tödlichen Staub Hu verfallen.« Henri Barbusse betont die Verantwortung des Schriftstellers. »Ich glaube prinzipiell, daß gewisse Werke dem Auf schwung und dem Glück der Menschheit schaden können, indem sie Illusionen, Jrrtümcr und Lügen verbreiten. Ein Kunstwerk, und vor allem ein Buch oder ein Theaterstück, hat selbstverständlich einen Ein fluß auf die öffentliche Meinung. Dieser Einfluß kann gut oder schlecht sein. Und so glaube ich, daß der Schriftsteller, wie all jene, die aus ihrem individuellen Schicksal heraustreten, um eine öffentliche Rolle Hu spielen, also eine soziale Nolle, eine nicht zu bestreitende Verant wortung zu tragen hat. Eine unbegrenzte Freiheit des Schriftstellers und Künstlers gebe ich nicht zu.« F. I e a n - D e st h i e u x , der literarische Leiter des »llomme libre«, weist darauf hin, daß die wirklichen Folgen bestimmter Werke oft nur sehr spät erkannt werden können; eines schönen Tages zum Beispiel wurde man der Tatsache gewahr, daß eine bestimmte Mischung von Tolstoi und Marx die Umwandlung des größten Staates von Europa und Asien bedingte. Aber mörderischer als die eigentliche Literatur ist die Wissenschaft, sie hat die vollendetsten Mittel erfunden, um zu töten. Im übrigen ist diese Rundfrage gefährlich, sie verleitet uns dazu, am Buch zu einer Zeit zu zweifeln, zu der uns gerade das Buch über die Übeln Zustände htnwegzuhelfcn hat. La Rochefoucauld sagte mit Recht: Nie hatte ich etuen Kummer, den eine Stunde Lektüre nicht verscheucht hätte. Das Buch hat also seinen Nutzen. — Gae- tan - Sanvoisin zählt, streng vom katholischen Standpunkt aus, -einige Wirkungen berühmter Werke und Autoren auf. Robespierre ist nicht ohne Rousseau denkbar; die Göttin Vernunft hätte ohne Voltaire nicht existiert; die Anarchisten Navachol usw. beriefen sich alle auf Jules Simon; und ohne die Augsburgische Konfession hätte uns der Katholizismus des Mittelalters vielleicht diese abscheuliche menschliche Mißordnung und diese Abhängigkeit vom Gold erspart, die in Europa und der anderen Welt vorherrschen, deren Ursprung man nicht ver steht, und die man deshalb auch nicht beseitigen kann. — Louis Marsolleau schätzt den Einfluß literarischer Werke ebenfalls ge ring ein: »Kein einziges Werk war jemals imstande, irgendetwas zu schaffen oder zu zerstören. Die Bücher fassen zusammen, sie illustrie ren oder sie verbreiten eine Idee, aber sie erfinden sie nicht. Man mißt der Literatur eine zu große Bedeutung bei. Die Literatur ist eine unterhaltende Annehmlichkeit, manchmal ist sie auch langweilig; rrber sie ist keine Notwendigkeit. An Opfer der Literatur glaube ich nicht.« Schließlich sei noch die Ansicht von Michel Corday wicber- gegeben: »Wenn ich ein bestimmtes literarisches Werk auch zerstören könnte, so würde ich es doch nicht tun. Alle Ideen haben das Recht, das Licht der Welt zu erblicken. Und es ist gut, diese Ideen von allen Seiten zu prüfen und sie in aller Freiheit zu studieren. Der Gegen satz der Meinungen ist heilsam, er stellt den Puls und den Rhythmus des Lebens dar. Wir haben nicht das Recht, irgendeine Idee zu unterdrücken.« Wie man aus dieser Auslese ersieht, herrscht eine vollkommene Meinungsverschiedenheit auch hinsichtlich dieses Problems in Frank reich, und sie ist für das geistige Frankreich von heute kennzeichnend. Um aber das sehr Aktuelle dieser Rundfrage zu belegen, sei noch auf einige Tatsachen unsrer Zeit hingewtescn. So wurde die erste Aus gabe der »Leute von Dublin« des irischen Schriftstellers James Joyce erst vor wenigen Jahren durch einen anonymen Inquisitor verbrann. Im Mai dieses Jahres wurde auf den Balearen unter großem Pomp von der dortigen Geistlichkeit eine Reihe ketzerischer Bücher ebenfalls verbrannt, unter diesen die Werke der spanischen Autoren Blasco Jbaüez und Unamuno. Die italienischen Futuristen verlangen die Vernichtung nicht nur aller Museen, sondern auch aller Bibliotheken. Und Paul Koval, ein sehr verbreiteter französischer Autor, Hai sich dadurch ruiniert, daß er sein ganzes Werk, das er als schlecht erachtete, selbst vernichtete. -r. 8tückti8cke kückerkullen k88en, Naupt8lel!e. Küctier-Verreicli- n>8. 8cliöne Literatur I. ^bAesoKIogssv I. 1926. XIX, 353 u. 20 8. 8". krogoüiert 5 NIr. Während früher die Städtische Bücherhalle in Essen neben der Kruppschen Bücherhalle eine sehr bescheidene Nolle spielte, hat sie sich in neuerer Zeit ganz erheblich entwickelt. Ein Beweis dafür ist der vorliegende reichhaltige Katalog, der nur die schöne Literatur um faßt. Bei der Auswahl der Bücher ist die Leitung der Bücherei durch aus nicht engherzig verfahren; neben dem üblichen Bestand der 1164 meisten Volksbibliotheken findet man auch viele Werke, die man an-' derswo wohl vergeblich suchen würde. Allerdings entdeckt der Lite raturkenner auch Lücken, über die man gerade in einer so reichhaltigen Bücherei erstaunt sein wird. Der Katalog selbst verdient an dieser Stelle eine Erwähnung, weil er eine völlig neue Gestaltung aufweist. Daß die früher üb lichen Kataloge, in denen bloß die Titel der Werke entweder alpha betisch nach den Autoren oder auch systematisch in großen Gruppen eingeteilt waren, dem Bedürfnis der Leser einer Volksbücherei nicht genügten, war wohl jedermann klar. Am wünschenswertesten wäre natürlich zu jedem Titel ein erklärender Zusatz über den wesentlichen Inhalt mit Angabe der Leserklasse sd. h. des Bildungsgrades), an die sich das Werk in erster Linie wendet. Aber auch wenn man diese Zusätze auf je fünf bis zehn Zeilen beschränken würde, entstände dadurch ein dicker Katalog, dessen Preis für die meisten Benutzer zu hoch wäre. Und es ist doch gerade wünschenswert, daß der Katalog auch von möglichst vielen Lesern gekauft wird, damit sie ihn zu Hause in aller Ruhe zu Rate ziehen können. Die Leitung der Essener Bücherhallen hat deshalb ein anderes Verfahren gewählt, indem sie die Gesamtheit der schönen Literatur- organisch nach Stoff- und Problemgruppen eingeteilt hat. Diese syste matische Einteilung findet man ja auch schon in anderen Nachschlage werken, so in dem Volckmarschen Katalog der schönen Literatur, aber das Verzeichnis der Essener Städtischen Bllcherhallen geht in der Einteilung viel weiter. Es begnügt sich z. B. nicht etwa bloß, Frauen romane zusammenzustellen, sondern es teilt sie nach den einzelnen weiblichen Charakteren in 25 Gruppen ein: die ätherische, lebens- untüchtige Frau, die naturverbundene, die leidgeprüfte, die betrogene, die unverstandene, enttäuschte, die reife, die starke, die resolute, ziel- bewußte, die schwache, passive, die anschmiegsame, hingebende, die auf opfernde, verzeihende, die idealistische Frau, der jungfräuliche Typ, die Mutter, die Witwe, die angefochtene, die moralisch gesunkene, die ober flächliche, genußsüchtige, die kalt-berechnende, die seltsame, dämonische, die schuldbeladene Frau usw. Dazu kommen dann noch die Romane, die sich auf die Frauenbewegung, die Frau im Beruf usw. beziehen, ebenfalls mit einer Reihe Unterabteilungen. So sind auch Weltan schauungsromane, soziale Romane, Standes- und Berufsromane und all die übrigen großen Gruppen in eine Menge Untergruppen einge teilt. Ferner ist eine geographische und eine historische Übersicht vorhan den, sodaß man ersehen kann, in welchen Ländern und in welchen Zeiten einzelne Romane spielen. Man braucht also nur einen flüchtigen Blick vorn im Katalog auf die Inhaltsübersicht zu werfen, um zu sehen, ob irgendein Stoff überhaupt darin vertreten ist. Zudem folgt auf die Inhaltsübersicht ein auf grünes Papier gedrucktes Schlagwortver zeichnis, das das Auffinden eines bestimmten Stoffes noch mehr er leichtert. Will man aber wissen, was von irgendeinem Autor vor handen ist, so gibt darüber das auf rosa Papier gedruckte Verfasser verzeichnis am Schluß des Katalogs Auskunft. Betreffs der Einteilung ist noch zu bemerken: Einfache Stoff gebiete, wie z. B. Abenteuergeschichten, haben keine weitere Gliederung erfahren. Bei bestimmten Gebieten, wie Biographische Romane sowie Epen und Dramen nach Stoffgruppen geordnet, sind die Schlagworte aus praktischen Gründen nicht systematisch, sondern alphabetisch ge ordnet. Stoffe, bei denen der literarische Maßstab schon eine gewisse Nolle spielt, sind durch Striche in drei Wertgruppen zerlegt: 1. Bücher für einfache Ansprüche; 2. mittelwertige Literatur; 3. literarisch wert volle Werke. Schon aus diesen kurzen Andeutungen ersieht man, daß hier ein ganz neuer, eigenartiger Versuch vorliegt. Die ganze Anordnung bringt es natürlich mit sich, daß viele Werke unter mehreren Grup pen aufgeführt werden müssen, sofern sie nach Stoff und Problem vielgestaltig sind. Diese Beanspruchung eines vermehrten Raumes fällt aber gegenüber den Vorteilen des Systems nicht ins Gewicht. Da gegen wird das Verfahren sich bei anderen Büchereien, die nicht über das nötige Personal verfügen, kaum durchführen lassen, denn es setzt nicht bloß voraus, daß der Bibliothekar, der den Katalog anfertigt, die nötige Vorbildung hat, sondern auch über die nötige Zeit ver fügt, um die Bücher zu lesen und inhaltlich auf die so weit spezifizierten Gruppen und Unterabteilungen zu verteilen. Daß dab-ei Jrrtümcr nicht ausgeschlossen sind, beweist dieser Katalog, in dem nachträglich schon eine Anzahl Titel überklebt worden ist. Der Titel der Gruppe Heimat- und Baucrnerzählungen ist nicht zutreffend; er müßte Heimat literatur lauten, denn darunter sind auch Gedichte, Sagen, Anthologien, Plaudereien usw. enthalten. Es ist aber hier nicht der Ort, um Einzelheiten zu kritisieren und weitere Wünsche zu äußern. Ich wollte nur die Aufmerksamkeit all derjenigen, die sich mit Anfertigung von
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