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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1927
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- 1927-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1927
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- Deutsch
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Xi 14«, 18. Juni 1927. Rada-klionollc-r TrII. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Sokolom. 6orüarck: lriklioxrgpktia kukkinlis^icu. Vei-^iebnix montai 6. 1927. I^eipriA: vv. vruSuIin, 0. m. b. II. 226 8. Oek. 19.— ; 86b. IM. 21.-. Der Begriff »Kabbala« gehört, auch für den Bibliographen, zn den interessantesten der Kulturgeschichte des Wortes, das anfänglich sowohl die nichtmosaischen heiligen Bücher wie die mündlich über lieferte Lehre bczcichnetc, die sich allmählich zu einer eigenen Geheim- lchre der Juden mit einem eigenen Schrifttum und einer eigenen Schule ansbildcte, zu einer mystischen Neligionsphilosophie, zu einer Erklärung des geheimen Sinns der Heiligen Schrift und ihrer Auslegungen, der Hagadas, zur Verwendung göttlicher Namen und heiliger Sprüche in einem Wortzauber, einem Wnndertnm. Damit entstand ein europäi scher Oberbegriff des Wortes; der Kabbalist, dessen Gegnerschaft auch unter den jüdischen Philosophen und Theologen groß war, wurde zum Magier, zum schwarzen Zauberer, der geheime Anschläge zur Ver wirklichung böser Absichten machte, geheime Verbindungen schloss. Zum Intriganten, zum Ränkeschmied, den uns Schillers »Kabale und Liebe« zeigt. In der Aufklärungszeit, im Rokoko, ist Kabbala, be sonders als Buchstaben- und Zahlenspiel, eine Mode, die sich fast mit den Kreuzworträtseln der Gegenwart vergleichen lässt. Die Aben teurer verdienen mit ihr Geld, wie Casanovas Memoiren munter erzählen, doch auch Mathematiker und Philosophen beschäftigen sich mit ihr. Das originale kabbalistische Schrifttum ist, vielfach mit ano nymen und pseudonymen, dazu berühmten Namen untergeschobenen Werken, schon reichhaltig genug. Wir begegnen hier, fälschlicherweise, für das erste kabbalistische, kosmogcnische Buch, »Jezirah«, einem Manne, der meist zitiert wird, Akiba. Doch auch christliche Gelehrte beschäftigten sich gern mit der jüdischen Kabbala. Schon der erste deutsche Hebräist der Humanisten, Neuchlin, tat das; vom Kölner Judenbücherstreit im Anfänge des 16. Jahrhunderts bis zur moder nen antisemitischen Literatur verzweigt sich die Kabbala in den euro päischen Literaturen, teils noch in ihren originalen Beziehungen, mehr im Okknltismirs, in dem Kabbala nichts mehr mit der jüdischen Mystik zn tun hat, sondern einfach eine Benennung für Magie ist, auch für Magie in ihren antiken orientalischen Prägungen, die insoweit mit Ursprüngen der jüdischen Mystik wieder zusammenführt. Dar aus ergibt sich ein lehrreiches Beispiel für die Bücherknnde. Eine all gemeine Bibliographie, die lediglich Drucke verzeichnet, je nachdem, ob das Wort Kabbala ans deren Titelblatte steht oder nicht, würde zum buntesten Durcheinander werden. Bestenfalls zu einer ganz unkritischen Materialsammlung in der Art von Hayns »kidliotdeea ^rmavimun ero- liea«. Es versteht sich von selbst, das; das angezeigte, einem bekannten Kenner der jüdischen Mystik verdankte Werk mit wissenschaftlichen Aus messungen gearbeitet ist. Es beschränkt sich auf die eigentliche jüdische mystische Literatur und für diese wiederum auf die über sie gedruckten Aufsätze und Bücher. Dagegen werden die kabbalistischen und chassidi scheu Schriften selbst nicht verzeichnet, weil einstweilen ihre einiger maßen vollständige Bibliographie hier nicht zu erreichen ist. Ein Fall, der sich häufiger in der orientalischen Bibliographie wiederholt, wo manches namhafte Werk nicht seinem Text, nur seinem Titel nach be kannt ist, ohne daß sich bestimmt sagen läßt, ob cs erhalten ist oder nicht. Die Art der Ausbreitung und Ausübung der hebräischen Typo graphie seit dem 15. Jahrhundert bedingt weiterhin, daß zahlreiche Drucke nicht erreichbar sind. So verzichtet der Herr Verfasser einst weilen, hoffen wir nicht endgültig, ans deren Zusammenstellung und begnügt sich im Anhang mit einer wohlgelnngenen Probe aus dieser Ouellcnbiographie, einer Liste der »Zohar«-Ausgaben und -Kom mentare. Für die Benutzung der Bibliographie durch den Buchhandel ist das praktisch weniger wichtig, da die Orientalin in Spezialkala- logen fachwissenschaftlich registriert zn werden pflegen, während die all gemeinen knltnr- und literarhistorischen Antiqnariatskataloge in der Regel mit den älteren hierhergehvrigen Büchern in einer europäischen Sprache nicht viel anzufangen wissen. Ta wird ihnen diese Biblio graphie ein brauchbares Hilfsmittel sein. Zunächst einmal zur Orien tierung über die jüdische Mystik überhaupt und über deren Verzwei gungen in die europäische Mystik. Es wäre sehr viel nützlicher, wenn man das Kulturphänomen der Mystik als solches systematisch in den Katalogen aufzeichnen würde, wie man es mit der Philosophie und Theologie tut, anstatt alles in dem großen Topf sogenannter Geheim- wissenschaftcn dnrcheinanderzurühren. Sodann, weil die Bibliographie kritisch über den Unwert oder auch Wert vieler Übersetzungen und Werke, die den jüdischen Kabbalismus darstellen, unterrichtet. Beige fügte Kollationen, Titclübersetzungen, Scltenheits- und Standortsver- mcrke, Nezensionsnotizen erleichtern auch dem hier Ungeübten das Zurechtfindcn. Die Abgrenzung derartiger Anmerkungen ist selbstver ständlich individuell, und sie sollen nicht über die dem Werke gezogenen 756 Grenzen hinausreichcn. Aber da und dort wäre vielleicht dem Sammler eine weiterreichendc bibliographische und biographisch-literarhisto rische Notiz noch wünschenswert gewesen, z. B. bei Eisenmenger ans die merkwürdige Buchgeschichtc dieses Werkes, bei Jacob Emden ans Heinrich Heine usw. Man darf einwcnden, daß dergleichen vielleicht nicht mehr zum Thema des Werkes gehört. Andererseits ist cs gerade durch seine kritischen kurzen Inhaltsangaben auch für den Benutzer zu einem brauchbaren Nachschlagewerk geworden, der nicht von dem Quellenstudium herkommt, sondern von der entgegengesetzten Seite, der der Auswirkungen der kabbalistischen Literatur in der europäischen der ersten Truckjahrhunderte. Damit soll jedoch durchaus kein Tadel ausgesprochen sein. Das von Drugulin sorgfältig gedruckte Werk be deutet jedenfalls eine begrüßenswerte Bereicherung unserer biblio graphischen Literatur. Es märe zu wünschen, daß ähnliche Arbeiten auch für die deutsche Mystik, überhaupt für die Verzweigungen der mystischen Strömungen seit dem Mittelalter unternommen würden. Sie würden sich zu einem europäischen Kulturbilde, das noch in unserer Gegenwart lebendig ist, ja gerade in ihr wieder lebendiger wird, zu- sammenruudcu zu einer Bibliographie der den Deukwisscnschastcn sich entgegensetzenden Gefühls- und Glaubenswissenschasten. G. A. E. Bogeug. Kleine Mitteilungen. Ausstellung »Das schöne Thüringen« in Gotha. — Diese für das Land Thüringen und das preußische Thüringen außerordentlich wich tige Ausstellung, die die Thüringer Beratungsstelle für Heimatschutz und Denkmalspflege in Weimar gemein sam mit dem Thüringer V e r k c h r s v e r b a n d c. V. in Got h a veranstaltet, wird vom Sonntag, dem 19. Juni, nachmittags 2 Uhr ab jedermann bei freiem Eintritt offen stehen. Sie gibt zum erstenmal in einigen Hundert großen, ausgesucht schönen Photographien (Durch- schnittssormat 40X50 em) und einer Fülle von Gemälden, unter denen die besten Meister vertreten sind, einen Überblick über das schöne Thü ringen. Weiter geben Sonderausstellungen der Herzog!. Biblio thek, des Staatsarchivs, des Herzog!. Münzkabinetts und des Her zog!. Museums einen Überblick über interessante Handschriften, Drucke und U rkunde u, über Thüringer Ansichten auf Münzen und Medaillen und über ältere Thüringer Ansichten auf Stichen usw. Vcrstcigerungskalcndcr. — 24. u. 25. Juni: Max Perl in Berlin. Auktion 118: Bücher und Graphik aus deutschen und österreichischen Sammlungen. 984 Nrn. 28. u. 29. Juni: S. Martin Fraenkel in Berlin. Versteige rung 74: Die Bibliothek Goldschmidt-Gabrielli. I. Teil: Deutsche Literatur und Übersetzungen. 785 Nrn. Auktion Köpcke bei Paul Graupe, Berlin: 25.-27. April. — Die Bibliothek enthielt in einer bisher kaum dagewcsenen Fülle die gesamten guten deutschen und ausländischen Produktionen an modernen Luxus- uud Presseudrucken und in enger Verbindung mit diesen typischen Erzeugnissen der modernen Buchkunst fast vollständig die Erstausgaben der deutschen Moderne, vom Naturalismus bis zum Expressionismus. Neben der erwähnten Vollständigkeit der Bibliothek ist vor allem ihre Gepflegtheit zu betonen. Außer kostbaren Originalbäuden fandest sich darin vor allein schöne Halb- und Ganzlederbände des Ham burger Meisters Johannes Gerbers, ferner Einbände sämtlicher be deutenden deutschen, französischen und englischen Buchbinder. Die Be teiligung an der Auktion war sehr lebhaft. Das Publikum setzte sich glcichermaszen aus prominenten Händlern wie aus prominenten Samm lern zusammen. Die größten Preise brachten naturgemäß die Drucke der Doves Preß, die noch niemals auf einer deutschen Auktion so reichlich und in so gepflegten Exemplaren vertreten waren. Fast alle Drucke lagen in den nur in ganz geringer Auslage gedruckten Pergament drucken vor, der größte Teil in kostbaren Maroquinbändcn, von Cobdcn- Sanderfon gebunden. Brownings »klen anck ^Vomen« brachte 3400 Mark, die lras« von Cobden-Sanderson 3900 Mark, die zwei Bände des Faust 4600 Mark, Mackail, »William Morris« 1150 Mark, Milton, ^reopaFitica 1050 Mark, Milton, ?aracki86 1.08t 600 Mark, Shakespeares »Julius Caesar« 2200 Mark, Shelley, Poems, 2300 Mark. Den Höhepunkt erreichte die Leidenschaft der Käufer bei Druck der Doves Preß, der 6100 Mark brachte. Erstaunlich begehrt waren auch die Avalun-Drucke. — Bierbaums »Irrgarten der Liebe« in der ersten Ausgabe in einem Vorzugsexemplar mit Signatur und
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