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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1927
- Strukturtyp
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- 1927-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1927
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- Deutsch
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X» 140, 18. Jrmi 1927. Redaktioneller Teil. in Augsburg wohl 1508 gedruckte »Eopia der newen zeytung ausz Presillg (Brasilien) Landt«, die aus dem Italienischen übersetzt ist, könnte bereits einem gedruckten Blatte nachgedruckt sein. Ein 1537 ohne Ortsangabe deutsch gedruckter 4 Blatt starker »Briefwechsel zwischen der Türkei und Venedig« mit einigen weiteren Nachrichten gibt als Quelle einen vcnetianischen Druck an, und bald darauf werden italienische und französische Zeitungen in großer Zahl an verschiedenen Orten Deutschlands nachgcdruckt, ebenso einige holländische und eng lische sowie umgekehrt viele deutsche in Italien und Frankreich. Unter den 877 Nummern gedruckter Einzelzeitungen von 1505—1509, die Emil Weller in seiner Bibliographie »Die ersten deutschen Zei tungen« angeführt hat, vermerken 21 Zeitungen eigens, daß sie der Nachdruck anderwärts, zum Teil im Ausland gedruckter Einzelzeitun gen sind, und manche anderen werden es gleichfalls sein, ohne daß sie es besonders angeben. Besonders rege gewesen ist der Nachdruck zwischen Augsburg und Nürnberg, Prag und Nürnberg, Wien und Augsburg, Straßburg, Köln und Augsburg, Nürnberg sowie zwischen Venedig und Augsburg, Paris, Lyon und Straßbnrg, Köln, Wien und Venedig, Venedig und Nom, Venedig und Mailand, Venedig und Bologna und umgekehrt. Für den Austausch gedruckter Einzel zeitungen zwischen diesen Orten bildete die Postverbindung nur das 'Verkehrsmittel, der Austausch selbst aber fand im Zusammenhang mit dem Buchhandel statt, der zwischen diesen Orten schon blühte. Auf den gedruckten Einzelzeitungen ist die Art ihres Verkaufes zwar nicht eben häufig vermerkt, daß aber der Buchhandel daran stark beteiligt war, läßt sich aus mehreren Umständen sicher erschließen. In der Frühzeit sind die Buchdrucker sehr oft zugleich Buchhändler gewe sen; dafür, daß sie sich auch gegenseitig gedruckte Einzelzeitungen zu- sandtcn, liegen zahlreiche Beispiele vor, und daß die von ihnen gedruck ten Zeitungen auch bei ihnen zu kaufen waren, wird nicht selten auf den Zeitungen ausdrücklich angegeben. In den deutschen gedruckten Einzelzeitungen sind die Anhaltspunkte für ihren Vertrieb durch den Buchhandel nicht so zahlreich wie etwa in den italienischen, doch sind auch in ihnen einige zu finden. So hat in Basel 1566 Samuel Apiarius, ein sehr rühriger Buch- und Zeitungsdrucker, einen 47 Blatt starken Sammclband »Aller Hand neuwer zeytungen, von Niderlendischen Ne- ligionssachcn. Wie sie zu Frankfurt in der Mesz, diszmal feil gehabt, zusammen getruckt«. Ferner läßt sich der Nachdruck in Wien erschiene ner gedruckter Zeitungen in Augsburg und Nürnberg, der Nachdruck dieser wieder in Straßburg, Frankfurt und Basel in mehreren Fällen Nachweisen. Wenn außerdem solche nachgedruckten Zeitungen in Straß burg und Basel 1566 bereits bis 7. und 8. numeriert wurden, so läßt das ebenfalls aus einen geregelten Bezug dieser Zcitungsblätter schließen. Es trifft nicht zu, wenn Karl Schottenloher in seinem großen Werke »Flugblatt und Zeitung« (Berlin 1022) über die Numerie rung gedruckter Einzelzeitungen schreibt: »In allen diesen Spielarten sind ohne Zweifel Vervielfältigungen von handschriftlichen Zcitungs- reihen zu suchen, wie sie an Orten, wo ein reicher Zusammenfluß von Neuigkeiten stattfand, bereits längst gang und gäbe waren«. Tie unter den Nummern 306, 308, 313, 315, 652, 762 und 776 von Weller ange führten, in verschiedenen Städten gedruckten und numerierten Zeitun gen lassen wenn nicht in allen, so doch in den meisten Fällen erkennen, daß es sich um den Abdruck gedruckter und nicht geschriebener Zei tungen an mehreren Orten handelt, und für die Verbreitung der Erstdrucke kommt nur der Buchhandel in Frage. Zur Gewißheit aber wird diese Annahme, wenn man die italienischen Einzelzeitungen be rücksichtigt, die in sehr vielen Fällen nicht nur den Druckort des Originals angeben, sondern auch den Namen des Erstdruckers. Ja, eine ganze Reihe italienischer Einzelzeitungen ist mehrmals nachge- druckt worden: 1504 z. B. eine in Rom gedruckte in Bologna und diese wieder in Verona, 1683 eine in Venedig zuerst erschienene -in Brescia und diese wieder in Cremona, sehr viele zuerst in Venedig, dann in Mailand, Bologna, Ferrara, Todi, Foligno, andererseits in Rom, die römischen wieder in Neapel usw. Ferner kommt der Nachdruck Wiener Zeitungen in Venedig, Bologna und Foligno des öfteren vor, ja in Wien selbst sind mehrere Zeitungen auf italienisch gedruckt worden, was keinen Zweck gehabt haben würde, wenn man sie nicht durch de« Buchhandel hätte in Italien vertreiben können. Das gleiche gilt von den mindestens 18 englischen Zeitungen über den 30jährigen Krieg, die 1620 und 1621 in Amsterdam und im Haag gedruckt wurden und die neben ihrem Drucker auch den Verkäufer angeben, von dem man annehmen darf, daß er ein Buchhändler war. Auf einigen deutschen Einzelzeitungen ist der Name des Ver käufers angegeben, doch sind es meistens die Drucker selbst oder Form schneider nnd Briefmaler und Leute, die nicht als Buchhändler an- gesprochen werden können. Eine Breslauer Zeitung von 1653 ver merkt, daß sie im Persertschen Buchladen zu finden sei. Ebenso acht Breslauer Einzelzeitungen von 1678—1686, daß sie bei Gottfried Ioni schen zu kaufen sind, der sich als Buchhändler und privilegierten Zei tungsschreiber bezeichnet. Es sei hierbei daran erinnert, daß eine nicht 752 geringe Zahl von Bnchhändlern auch als Gründer von periodischen Zeitungen hervorgetretcn ist. Immerhin ist der Vermerk ans deut schen Einzelzeitungen, daß sie bei Buchhändlern zu kaufen waren, nicht sehr oft zu finden. Dagegen werden auf italienischen Zei tungen einige Male ausdrücklich Buchhändler als Verkäufer genannt. In dem Städtchen Bracciano hat der herzogliche Drucker Andreas Fei 1622 eine aus dem Französischen übersetzte Zeitung gedruckt, die bei dem Buchhändler Markanton Bcnvenuti zu kaufen war; in Rom haben 1683 Michael Ercole zwei und 1691 Franz Bnagni eine Zeitung gedruckt, die im Laden des Buchhändlers (Libraro) Franz Leone ans dem Platz Madama verkauft wurden. Bnagni hat übrigens 1680 mindestens drei Zeitungen gedruckt, die vcnetianischen gedruckten Zei tungen nachgedruckt waren, was auf einen regelmäßigen Bezug dieser vcnetianischen Blätter hindeutet. Ebenso sind unter den mindestens 51 Zeitungen, die Jakob Monti in Bologna von 1673 bis 1680 gedruckt hat, 17 Zweitdrucke, die meisten davon Nachdrucke venetianischer Zei tungen. In Venedig selbst hat der Buchdrucker Johann Battt 1686 mindestens fünf Zeitungen gedruckt, 1686, 1687, 1680 und 1601 aber heißt es auch auf je einer von Prodocimo gedruckten Zeitung, daß sie bei Johann Batti auf dem Markusplatz zu kaufen ist; ferner gaben neun andere zwischen 1686 und 1691 gedruckte Zeitungen an, daß sie bei Batti zu kaufen sind. Wie Batti war auch Hieronymus Albrizzi auf dem Campo della Guerra bei San Giulian zugleich Drucker und Verkäufer von Zeitungen, außerdem gehörte er zu den bedeutendsten Buchhändlern Venedigs und gab als solcher auch eine gelehrte Zeitschrift heraus, in der er hauptsächlich die bei ihm gedruckten und käuflichen Werke anpries. Trotz der Arbeiten von Paul Roth und Karl Schottcnloher ist unsere Kenntnis der frühen gedruckten Zeitungen in mehreren Punkten noch lückenhaft. Den Beziehungen der Zeitungen zum Buchhandel sind beide Forscher nicht nachgcgangen, sonst wäre Schottenloher auch nicht zu der erwähnten irrtümlichen Auffassung von den numerierten Zeitungen gelangt. Es kommt hinzu, daß beide nur die deutschen Zeitungen berücksichtigt haben, während in manchem ausländische auf schlußreicher? sind als die deutschen. Eine Schwierigkeit ergibt sich zu dem dadurch, daß wir von sehr vielen Zeitungen nur durch Anti- guariatskataloge erfahren, die meist d»S nicht angeben, was für die Zeitungswissenschaft am wichtigsten wäre. Allzu häufig sind die An gaben über die Verkaussart auf den gedruckten Einzelzeitungen zwar nicht — auch unsere Tageszeitungen vermerken sie gewöhnlich nicht, da sie allgemein bekannt ist —, trotzdem aber läßt sich aus ihnen und den hier behandelten Anhaltspunkten schließen, daß die gedruckten Einzel zeitungen teilweise durch den Buchhandel vertrieben worden sind, und zwar besonders zwischen entfernten Städten und ins Ausland. Ferner deutet auf den Buchhandel noch das frühe Aufkommen des Verlagswesens bei den gedruckten Einzelzeitungen hin. In der Biblio graphie Wellers finden sich bereits 16 Zeitungen, besonders in Nürn berg, Augsburg und Basel, die den Namen ihres Verlegers an- geben, 5 davon nennen Johann Haselberg von Reichenau, der in mehreren Städten Zeitungen hat drucken lassen. Auch auf einigen frühen italienischen Zeitungen werden Verleger genannt. Endlich sei noch an die hier früher (1927, Nr. 68) schon berichtete Tatsache erinnert, daß sich auf mindestens neun italienischen Einzelzeitungen von 1686—1691 Bücheranzeigen finden, was wohl nicht der Fall ge wesen wäre, wenn nicht auch die Zeitungen selbst im Buchhandel zu haben waren. Erst mit dem Aufkommen regelmäßig erscheinender Zeitungen ist ihr Bezug durch die Post üblich geworden, bis dahin hat der Buch handel für ihre Verbreitung, zum wenigsten auf größere Entfernun gen und ins Ausland, in nicht geringem Maße mit beigetragen, was ja in beschränktem Umfange auch heute noch für ausländische Zei tungen der Fall ist. Und so hat denn neben anderen Faktoren auch der Buchhandel in der Frühzeit der Presse sein Teil zu der ge waltigen Entwicklung des Nachrichtenwesens mit beigetragcn, die dieser seither in den wichtigsten Ländern der Erde erfahren hat. München. A. Dresler. Französische Druckstätten von 1470—17VV. ui. <11 s. Bbl. 192«, Nr, 29S,)
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