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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1927
- Strukturtyp
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- 1927-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1927
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- Deutsch
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X! 142, 21, Juni 1927, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Aber auch der Snobbismus und eine gewisse Großstadtdekadenz blühten gleichzeitig. Auch auf dem Gebiete des Buchwesens. Der Stand der Bibliophilen und Sammler wuchs, es begann eine schwungvolle Produktion von Büchern, die man des Namens und des äußeren Aussehens-wegen haben mußte, sonst galt man in ge wissen Kreisen nicht als voll. Die Söhne von reichen Eltern waren schon ein Stand geworden. Ihren Höhepunkt nach dieser Seite hin erreichte die »Bibliophilie« in den Inflationszeiten. Es 'würde zu weit führen, auch die folgenden Abschnitte, die das Bild der Lage während des Krieges und seitdem in ähnlicher Weise zeichnen, hier noch wiederzugeben. Überall handelt es sich dabei nichf nur um Persönliches und Firmengeschichtliches im üblichen Sinne, immer vielmehr in bester Weise um einen Spiegel Äer gesamten geistigen Lage, und gerade das macht die Lektüre des Ganzen so interessant. Wir schließen deshalb diese zugleich als Geburtstagsgruß an den Verfasser gedachte Ankündigung des Heftes, das hoffentlich ebenso wie der erste Band recht weite Ver breitung finden möge, mit den Thesen, in die iin Herbst 1925 Diederichs gelegentlich einer Vortragsreihe in den Hansestädten seine Anschauungen über den Verlegerberuf zusammenfaßte; er sagt selbst davon, die Zukunft müsse entscheiden, ob er richtig sehe. Sie lauten: These 1 »Nicht in einer einseitigen Entwicklung zur Technik oder im ame rikanischen Mammonismus liegt unsere deutsche Aufgabe, sondern wir haben in unsere Berufsarbeit eineil metaphysischen Sinn zu legen.« Technik bringen auch Amerikaner, Engländer, Franzosen und Ita liener fertig, metaphysisch veranlagt ist nur das deutsche Volk. Fn- solge seines nordischen Blutes ist der Deutsche idecnhaft, infolge seiner Blntmischungen aber aktiver als die anderen europäischen Völker. Die Aktivität ist bei ihm so stark, daß er die Arbeit erforderlich für die Formung der Lebensbindnngen hält, sie wird ihm daher eine über persönliche Forderung zur Entfaltung des Ich. These 2 »Die augenblickliche Aufgabe Deutschlands liegt negativ in der Abkehr vom Materialismus, positiv liegt sie ans religiösem Gebiete wie zur Zeit der Reformation in der Ausgabe einer religiösen Neu bildung.« Es handelt sich aber nicht darum, das Urchristentum wieder neu zu beleben, sondern im Sinne Goethes eine vertiefte Anschauung zum Kosmischen zu gewinnen und den Gott-Begriff von seiner Vermensch lichung zu lösen. Wir stehen gewissermaßen vor der Aufgabe, das geistige Urphänomen zu erkennen, indem wir die Wachstumsgesetze des geistigen Lebens vom Körpergefühl bzw. der Körperkultur aus er fassen. These 3 »Die Grundlagen des zukünftigen religiösen Lebens beruhen in einem tragischen Lebensgefühl und in dem Schicksalsgedanken.« Tragisches Lebensgefühl hat nichts mit der Weltanschauung des Pessimismus zu tun, es ist gewissermaßen das Bcgleitgefühl zum Kristallisationsvorgang der Persönlichkeit. Nur zwei Völker besitzen es in ihrem religiösen Mythos, die alten Griechen und die alten Germanen. Der Schicksalsgedanke geht gleichfalls bei beiden Völkern parallel, in ihm kristallisiert sich das Gefühl der Abhängigkeit von kosmischen Mächten. These 4 »Daraus ergibt sich, daß nicht das starre Gesetz: ,Du sollst!' herrschen darf, sondern daß als religiöses Urphänomen die geistige Spannung zwischen Materie und Geist gilt. Es fußt ans der Erkennt nis der Polarität als kosmisches Gesetz.« Also eine Abkehr von traditionellen Moralbegriffen zugunsten der Dynamik des aus dem Unmittelbaren heraus und in der Spannung lebenden Menschen. Das Wort Idealismus ist abgewirtschaftet, weil seine Einstellung logozentrisch und daher nicht in der Spannung der beiden menschlichen Wesenheiten beruht. Jede menschliche Individua lität ist in der Anlage naturbedingt unvollkommen. Die Kultur aber der einseitig ans sich gestellten Einzelpersönlichkelt oder einzelner Schichten führt daher immer zu Scheinkultur, sie ist nie universal. Eine Kultur des Ganzmenschentnms ist nur durch die Beziehung der Individualität auf die Volksgemeinschaft und weiterhin ans die Welt gemeinschaft möglich. Aber alles Handeln und Erkennen wurzelt in der »Erdkraft«, denn man baut nicht ein Hans von oben, sondern von unten. Es kommt mehr ans die innere Haltung an als ans Wissen. These 5 »Tritt das Leben und Denken aus der Unmittelbarkeit des Le bensprozesses heraus, führt es über das symbolische Erleben des Typi schen zu einem neuen Mythos.« Der Gottbegriff dieses neuen Mythos ist die Verpflichtung zum geistigen Leben. Wir überwinden die anlhropomorphe Vorstellung des persönlichen Gottes durch die Verpflichtung zum geistigen Leben und begründen diese durch das Spannnngsgcsetz der Polarität. Der Gegenspieler des Grundprinzips unseres Planeten, der Anziehung der Schwerkraft zur Erde, ist der geistige Austrieb zum Kosmos hin. Feuer bedingt allein die menschliche Würde, die Gottcsvcrwandtschaft des Menschen. These 0 »Die Form des neuen Mythos bedeutet ein organisches Erleben kosmischer Gesetze.« Sein Inhalt nähert sich nicht der Form des altgermanischcn Wal halla-Glaubens oder des griechischen Olymp, sondern geht in der Richtung der Goetheschen Entelechie und fordert ein weiteres Tätig keitserleben über die Erdentätigkeit hinaus. Erinnern wir uns auch Goethes orphischer Worte und seines Glaubens der SchicksalSverbnn- denheit mit'der Sonne und ihren Planeten. Damit wird der Tod zu einer weiteren Wandlung des Lebens, er ist nicht Vernichtung. These 7 »Die Grnndsordernng alles neuen Werdens ist daher: Fange bei dir selbst an, stelle an dich selbst die höchsten Anforderungen, ehe du welche an andere stellst.« Die Urzelle aller menschlichen Kultur ist die menschliche Fndividna- lität. Der nächste Schritt ist Zellenbildung und Grnppenbildung. Kultur entwickelt sich nie durch Organisation. So wird derSinn des Lebens durch Denken, dem Tun voraüsgeht, ge funden; denn D i e s s e i t s w i r k e n und Ideenwelt müssen in Spannung stehen. Metaphysisches Den ken erfordert als Gegenpol soziales Handeln. Reichspreßgesetz und die übrigen preßrechtlichen Vorschriften des Reichs und der Länder. Kommentar. Von vr. jur. Kurt Häntzschel, Ministerialrat im Reichsministerium des Fn- nern. Berlin: Carl Heymanns Verlag 1927. (Tascheu-Ge setzsammlung 122.) 8" 313 S. Lwbd. Mk. 14.—. Seit dem vor sieben Fahren erschienenen Kommentar von Kitzingcr fehlt es an einem Werk, in dem die zahlreichen Gesetzesändernngen der letzten Jahre berücksichtigt sind, wie denn die Literatur über das Preßrecht an sich überhaupt etwas spärlich ist. Der Kommentar von Häntzschel kommt daher einem wirklichen Bedürfnis entgegen, denn gerade aus dem Gebiet des Preßrechtes herrschen, wie in der Praxis immer wieder zu beobachten ist, Unklarheit und Unsicherheit. Die einander oft widersprechenden Urteile von Gerichten lassen das deut lich genug erkennen. Dem vorliegenden Kommentar kommt aber noch eine besondere Bedeutung zu, da der Verfasser als Referent für das zu entwerfende neue Reichspreßgesetz im Neichsministerinm des Innern tätig und an den Vorarbeiten zu diesem Entwurf in hervorragendem Maße beteiligt ist. Er steht daher mit dem Gebiet des Preßrechtes in engster Fühlung. In seinem Vorwort weist der Verfasser auch darauf hin, daß der Kommentar neben diesen gesetzgeberischen Vorarbeiten und gewissermaßen ans ihnen heraus entstanden ist. Man geht also kaum fehl, wenn man in den kritischen Ausführungen des Kommentars die Grundeinstellnng für -den in Vorbereitung befindlichen Entwurf zum neuen Reichspreßgesetz erblickt. Mit Recht führt der Verfasser aus, daß das Neichsgesctz über die Presse lange Jahre hindurch ziemlich stiefmütterlich in der rechtswissen schaftlichen Literatur behandelt worden ist. Der Kommentar von Kitzenger, der vor sieben Jahren erschien, war eigentlich die erste um fassende wissenschaftliche Darstellung, obwohl das Reichspreßgesetz doch schon im Jahre 1874 erlassen wurde. So herrschen auch heute noch in Pressekreisen selbst viele Unklarheiten, z. B. darüber, was denn von den früheren Landcspreßgesetzen in Kraft geblieben ist. Gründet sich doch, um nur einen in Preußen alltäglichen Fall zu erwähnen, die Lieferung von Pflichtexemplaren an die Preußische Staatsbibliothek in Berlin auf eine Kabinettsorder aus dem Jahre 1824, die später in das Preußische Preßgesetz übernommen und bei Erlaß des Neichs- preßgesetzes als Vorbehaltsrecht für Preußen in Kraft geblieben ist. Ähnlich so in anderen Einzelstaaten. Diese und eine Reihe anderer Bestimmungen der preßrechtlichen Vorschriften der Länder find, so überraschend das klingen mag, in den Kreisen der Presse ihrem Ur sprünge nach nur wenig bekannt, und diese Abweichungen in den ein zelnen Ländern, trotz des »einheitlichen Neichspreßgesctzes«, haben nicht selten Veranlassung zu Jrrtiimern gegeben. Es ist daher als Vor mg des Buches anzuerkennen, daß es die preßrechtlichen Vorschriften des Reiches und der Länder in einer Vollständigkeit bringt, wie sie bisher noch nicht zu verzeichnen war. 763
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