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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1923
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- 1923-02-26
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- 26.02.1923
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48, 26. Februar 1923. Redaktioneller Teil. den anfassen, sie würden zerbrechen. Beinah« Ungesagtes zu übersetzen ist unmöglich, und deshalb Pflegen Übersetzungen dieser gefälligen Verslunst zu versagen. Es gehörte schon Ludwig Fuldas Talent, die Pointe im Reim zu stilisieren, dazu, um nicht allen Blutenstaub bei dem Wagnis verloren gehen zu lassen, einen deutschen Strauß aus den Blumen jener poetischen Treib- Häuser zu binden, deren Duft im achtzehnten Jahrhundert die eleganten Salons erfüllte, und die noch nicht vertrocknet sind. Die gepuderte Muse. Französische Verserzäh- lungen des Rokoko. In deutscher Übertragung von LudwigFulda. Propyläen-Verlag, Berlin, t922, heißt der Kleinquartant, der die noblen Allüren seiner Buchvorfahren einer andersgearteten Zeit anmutig anpatzt. Alte Buchkupfer, die in vortrefflicher Wiedergabe wiederholt wurden, sind geschickt eingefügt worden, auch der häufig übersehene Holz- schniitvigneltenschmuck französischer Liebhaberausgaben des acht zehnten Jahrhunderts hat eine wohlverstandene Erneuerung er fahren, kurz, diese galante Anthologie hat sich um die Anerken nung der Leser wirklich und mit Erfolg bemüht, sich nicht damit begnügt, ein paar in alten Übersetzungen aufgefundene Stücke recht und schlecht in einem neuen Bande zusammenzuflicken, son dern ist eine bedachte Auswahl, die sogar Len Kenner der Origi nal« erfreuen wird. Im achtzehnten Jahrhundert bezeichncte das Pariser Rokoko den Höhepunkt eines nationalen Zeitgeschmackes. Gewandt in seinem Sinne brauchten dessen Meister Feder und Griffel, um mit charmanter Sinnlichkeit und eleganter technischer Virtuosität eine Formbcherrschung zu erreichen, deren galante Grazie der Augenblicksleistung, dem Im promptu und der geringen Nichtigkeit, Werte gab, die in aus- reifenden großen Kunstwerken zu bergen nur selten einmal ge lang. Darüber darf alle Bewunderung des geistigen und künst lerischen Reichtums, den wir jenen Bleistern verdanken und die wir nicht hehlen wollen, nicht hinwegtäuschen. Der scharfe Trennungsstrich, den Edmund Hildebrandt, Antoine Watteau. P r o p h l ä c n - V e r l a g, Berlin, 1922, für diesen großen Maler gegen die Repräsentanten des Rokoko zieht, steht nicht zu Unrecht da. Denn Watteau gehört noch einer anderen Welt an, was Modetendeuzen, die in seinem Oeuvre sich zeigten, nicht zu ändern vermögen. Gern ausgesprochener Dank enrpfängt diese Monographie eines Dichters mit der Palette und genialen Farbenmusikers, es ist, wie mir scheinen möchte, seit der Arbeit der Brüder Goncourt die erste künstlerische und dazu eigent lich überhaupt di« erste kunstwissenschaftliche, die ihm gewidmet wurde. Aber die Kritik des Zr-mä siscle dürfte einigen Wider spruch erfahren, im französischen Schrifttum wenigstens hat cs sehr tiefe Spuren zurückgelassen. <Und uni auch noch für eine Einzelheit einen Einwand zu erheben: die Interpretation des Gerfalntschen Laidenschtldes läßt auch eine andere Ausdeutung zu: das Lokal, das es zeichnete, gehörte als Arkadenbau in Paris immerhin zu den Möglichkeiten, Watteau wies auf eine Jdenl- konstruktion hin, die nicht ganz der Realität entbehrte, wie ja auch Le Sages hinkender Teufel — dessen eben erschienene deutsche Erneuerung durch Curt Moreck sA. L. Le Sage, Der hinkende Teufel. München, Georg Ed. Sanders, 1 9 2 2j die schönen Buchkupfer Marilliers in guten Nach bildungen wiedergibt — die Häuser nur gerade soweit aufdeckt, als es nötig wird. Le Sage und Watteau beachteten dabei ein wenig die Bühnenpcrspektive.) Als ein besonderes Verdienst der Hildcbrandtschen Wattbaumonographie ist ihr Bemühen hcrvor- zuheben, die richtigen Bildtitel wiederzugewinnen, da die fal schen allzuoft den gewollten Sinn auch bekannterer Bilder verfälschten, und die Brücken zu dem noch unbekannten und Wohl nicht ganz und gar verlorenen Werk Watteaus zu schlagen, über die vielleicht noch erfolgreiche Kunstexpeditionen führen können. In dem Bereich der Galantisten liegen die berühmten Buchkupfer des Pariser Rokokobuches, dessen emporsprühende Entwicklung in seiner überschnellen modischen Ausbreitung bald zu einer den Überdruß erregenden Verflachung wurde. Es ist ein echter Rokoko witz, in den sich die gelungenste Karikatur dieser Luxuscditionen und ihrer .Nachwirkungen kleidete. Denn die ikonographischc Parodie, die sie mit den Feen und sonstigen Wundergeschichten verhöhnte, wurde selbst, mit ihrem Texte, eine der besten Zauber novellen, Cazottes viabts -mivuroux. In der neuen deutschen Be arbeitung (von Curt Moreck) des häufiger übersetzten Werkes (Jacques Cazotte, Der L i e b e s - T e u s e l. Mit Wiedergabe der Kupfer von Moreau le Jeunc und Marillier. Georg Ed. Sanders, München, 19 22) sind bis aus eines die Buchkupfer der Originalausgabe wiederholt worden. Das Nachwort erinnert nicht an die sati rischen Tendenzen der Originaledition, obschon die Künstlernamen auf dem Titelblatte sie ebenfalls zu betonen scheinen. Daraus hinzuweisen ist indessen schon deshalb nicht überflüssig, weil auch bet uns das »illustrierte« Buch zu einer Ausstattungsgewohnheit geworden ist, di« dann und wann schon einen zweiten Eazott« heraussordern könnte. Hämmerle, Albert: Die Augsburger Künstler familie Kilian. Augsburg: Augsburger Buch- und Kunstanliquarial 1922. 52 S. mit Abb. 4". 150.— Mk. Im Selbstverläge des Verfassers, Besitzers des Augsburger Buch ung Kuustantiquariats, ist diese mit Lust und Liebe geschriebene, vor züglich- ausgestattete Monographie erschienen, die viel Beachtung ver dient. Stets hatten die Kupferstecher Augsburgs einen guten Namen. Wenv wir alte Pvrträtsammlnngen dnrchblättern, stoßen wir ans viele Augsburger Künstler. Es gab 1750 in Augsburg 61 Kupfer stecher» 1791 waren es noch 4t, und für sie arbeiteten 25 Verleger und zwei Läden, die französische und englische Stiche führten. Da war Melchior Kusel (ch 1683), ein Schüler und Schwiegersohn des alten Matthaeus Merian, der nebst Brüdern und Kindern viel ge stochen hat, dann die Heinzelmann, Heckmann und Wolfgang, die be sonders die Schwarzknnst pflegten. Auch Johann Balth. Probst war ein bekannter Stecher, ebenso die Gebrüder Klauber, deren Stiche noch jetzt viel ver-breitet sind. Noch viel zu wenig bekannt und gewürdigt ist Johann Esaias Nilson, der als Sohn des geschickten Miniatur malers Andreas Nilson 1721 zu Augsburg geboren wurde und 1788 daselbst starb. Er war anfänglich auch Miniaturmaler, wandte sich aber dann fast ausschließlich dem Kupferstich zu und hatte auch einen eigenen Kunstverlag. Er wurde Direktor der Zeichnungsakademie zu Augsburg und hatte den Titel eines kaiserlichen und knrpfälzischcn HofknpferstecherS. Nilson hat sich an den französischen Nokokokünstlern gebildet und ist ein Hauptvertreter dieser Kunst in Deutschland. Die vielen reizvollen Porträts, die er nach Pesne, Grass u. a. ge stochen und d-ie fast sämtliche Fürsten damaliger Zeit darstellen, bilden jetzt eine Hauptzierde mancher illustrierten Werke über das 18. Jahr hundert; sie sind von reizvollen Umrahmungen umgeben, die vielfach Motive ans dem Leben der Zeit enthalten; spätere Schöpfungen huldigen dem Zeitgeschmack zu Ansgang des 18. Jahrhunderts nnd geben uns gute Vorbilder für den Stil Ludwigs XVI. oder für die Zopfzeit. Bedeutungsvoller als diese Porträts und die Stiche, welche Nilson nach den Freskomalereien des Augs-bnrger Holzer stach, sind die Arbeiten des Künstlers eigener Erfindung, so die zahlreichen alle gorischen Blätter, Grotesken, die zwölf Monate, Kartuschen nsw.; sie sind oft reizend radiert nnd bieten einen interessanten Einblick in das Treiben des Nokokozeitalters. Ein« Monographie über diesen liebenswürdigen Künstler wäre sehr zu begrüßen. Vor allem aber spielten unter den Kupferstechern die Kiliane eine große Nolle. Uber sie unterrichtet uns Hämmcrle in seiner fleißigen Arbeit. Zwei Jahrhunderte lang haben die Kilian in Augsburg ge arbeitet, nnd diese künstlerische Familientradition verbindet ihr Schaffen naturgemäß aufs engste mit der Augsburger Kunstgeschichte und- geht daher auch weit über den Nahmen einer einzelnen Familien geschichte hinaus. Der älteste Kilian, Bartholomäus Kilian (1548 —1583), der uns in Augsburg begegnet, kam als ivandernder Go-Id- schmicdgeselle ans Schlesien nach Augsburg. 1578 heiratete er die Augsburger Goldschmiedtochter Maria Pfeistelmann, wurde aber schon nach fünf Jahren seiner Frau, und seinen drei Söhnen durch den Tod entrissen. Ein Jahr nach seinem Tode, 1581, heiratete seine Witwe den Antwerp-ener Stecher Dominicns Cnstos, der in Augsburg einen Kunstverlag betrieb. LHgleich er selbst drei Söhne hatte, die später namhaften Kupferstecher Naphael, David nnd Jacob Cnstos, nahm er sich seiner drei Stiefsöhne Kilian mit herzlicher Liebe an und ließ ihnen eine gute nnd gediegene Ausbildung zuteil werden. Sie lohnten dem Stiefvater seine Hmgabe und seine Liebe durch regen Fleiß nnd Eifer. Von dem jüngsten, Magnus, missen wir nicht genau, ob er künstlerisch tätig war; wir kennen Porträtstiche von Magnus Kilian, können aber nicht Nachweisen, ob dieser tatsächlich ein Sohn
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